Kanaren nach Malaga mit Hindernissen–Teil 2

Die 500 Semmeilen von Madeira nach Gibraltar gingen eigentlich ganz gemütlich los. Besonders für mich, der die Strecke ja schon diverse Male gefahren war und wuste, was uns mit Nachtwachen, dem unregelmäßigen Schlafrhythmus usw. erwartete.

Nachmittags fuhren wir los und konnten relativ schnell auf einen Kurs gehen, der sogar beinahe das direkte Anliegen von Gibraltar ermöglichte. Leider drehte der Wind dann ein gutes Ende nördlicher und teils über Nord hinaus. Das bedeutete für uns, dass wir hart am Wind fahren mussten. Später drehte der Wind dann wieder ein Stück zurück, sodass wir der Küste von Marokko nicht zu nahe kommen mussten. Nachdem ein Schiff von Segelreisen Hering vor Jahren hoer einmal auf eine Sandbank aufgelaufen und verloren gegangen war, wo die offizielle Seekarte 80 Meter Wassertiefe angab Vor Wut kochen, müssen alle Hering-Schiffe mindestens fünfzig Meilen Abstand von der Küste halten.

Natürlich ist es irgendwann mal nervig, wenn man fünfeinhalb Tage ohne jedes Manöver immer gleichmäßig schräg liegend, auf dem gleichen Bug fährt. Wettermäßig war eigentlich alles friedlich, bis wir “um die Ecke” in die Straße von Gibraltar einliefen. Plötzlich erwischte uns ein uns nicht angekündigter heftiger Wind der Stärke 7 mit widerlicher Welle genau auf die Nase. Genau so plötzlich wurde das Segeln dann plötzlich anstrengend.

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Leider mussten wir dann auf die andere Seite der Straße herüber, also auf die spanische Seite, und das genau zwischen zwei Verkehrstrennungsgebieten durch, wo ein Verkehr wie auf der Autobahn herrschte. Wir borgen dann die Segel, um auf dem kürzesten Weg unter Maschine herüberzukommen. Vor Spanien angekommen, unternahmen wir dann nochmal einen Segelversuch, den wir dann ziemlich schnell wieder beendeten, um unter Maschine unter der Küste die letzten 15 Seemeilen nach Gibraltar zu laufen, da wir endlich mal irgendwo ankommen wollten. Kreuzen in der Küstenverkehrszone hätte diese Zeit mindestens verdoppelt.

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Jedenfalls tat es plötzlich einen Riesenschlag und unsere Genua rauschte komplett aus und flatterte bei dreißig Knoten Wind wild hin und her. Die Reffleine war am Bug nicht mehr auf der Trommel, sodass wir keine Möglichkeit hatten, das Segel ordnungsgemäß wieder zu bergen und aufzurollen.Es einfach herunterzulassen und zusammenlegen ging bei der Windstärke auch nicht, da die Bewegungen des Segels jemanden hätten erschlagen können. Also haben wir es über das Wasser geborgen. Leider riss dabei das Vorliek ein und zu allem Überfluss kam dann auch noch die mittlerweile im Wasser gelandete Schot in die Schraube. Resultat: Wir waren manövrierunfähig.

Verdorri, verdammi, so’n Schiet, sagt man in Hamburg. Da Ruhe ja bekanntlich die erste Bürgerpflicht ist, hab ich erst mal ganz ruhig der Crew erklärt, was nun los ist, welche (wenn überhaupt) Optionen wir haben, als Sofortmaßnahme, die Maschine abgestellt, und dann die Option gewählt, die eigentlich alternativlos war: Die spanische Küstenwache angefunkt und um Schlepphilfe gebeten. Die Jungs waren auch in einer halben Stunde da und haben uns mit sehr viel Gefühl mit ihrem schweren PS-starken Boot in den Hafen Tarifa geschleppt, wo wir dann den Rest der Nacht neben dem Rettungsboot verbrachten.

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Am nächsten Morgen bargen wir dann die Genua, die wir ja immer noch im Wasser mitgeschleppt hatten, bestellten einen Taucher, der in kürzester Zeit (ausgerüstet mit Anzug, Brille, Gewichten, riesigen Flossen, aber ohne Flasche) die Schot aus der Schraube holte, und dann konnten wir unsere Reise mit den letzten zehn Meilen bis nach Gibraltar fortsetzen, wo wir wie gewohnt direkt in der Marina Bay hinter der Landebahn des Flughafens lagen. Darüber habe ich ja schon mehrmals berichtet.

Anzumerken bleibt nur, dass ein solches Schleppmanöver aus Manövrierunfähigkeit in Deutschland von den Booten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger kostenlos gemacht wird. Die entsprechende offizielle spanische Stelle verlangt dafür einen vierstelligen Eurobetrag, was natürlich und verständlich dem Veranstalter finanziell schwer auf den Magen drückte. Aber die Sicherheit der Menschen an Bord ist natürlich das Wichtigste und deshalb gab es drüber auch gar keine Diskussion.

Nach der Besichtigung von Gibraltar ging es dann für die letzten zwei Tagr längs der spanischen Mittelmeerküste nach Benalmádena bei Malaga, wo der Törn endete. Zunächst aber kamen wir noch an der Reede von Gibraltar vorbei, wo wir der dort an der Kette liegenden MS Deutschland vorbei kamen, jedem deutschen Fernsehzuschauer als “Das Traumschiff” wohl bekannt. Leider ist die Reederei ja insolvent und das Schiff liegt seit Monaten in Gibraltar an dee Kette. Erst vor kurzem ist es dem Insolvenzverwalter gelungen, den Kahn zu verkaufen. Wie die Bilder zeigen, muss der neue Besitzer aber wohl noch einiges hineinstecken – so traumschiffig sieht die Deutschland leider nicht mehr aus.

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Am letzten Tag wurde von der Crew dann noch die Mittelmeer-Badesaison eingeläutet, obwohl das Wasser doch noch arg kalt war.

 

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Und damit endeten zwei ereignisreiche Wochen mit insgesamt 1.116 Seemeilen.

Inzwischen setze ich die Reise fort und bin auf dem Wege nach Sardinien. Doch davon beim nächsten Mal mehr.

Bis denn dann und bleibt mir gewogen!

Euer Segelwolf

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