und weiter geht’s Richtung Karibik

Der nächste Teil der Strecke – von A Coruna über Porto nach Madeira war dann wesentlich angenehmer zu segeln. Wir mussten nur gegen heftigen Wind und Welle das Stück von A Coruna  um das Kap Finisterre herumbolzen, und danach hatten wir bis nach Madeira eigentlich nur noch gutes Wetter und Wind von hinten. Hier ist das erste Teilstück:

Coruna_Muxia 

Muxia ist mein traditioneller Zwischenstopp nach dem ersten Reisetag, weil die Marina neu und sauber ist, und es in Fußmarschnähe ein tolles Fischrestaurant gibt.

Danach kamen dann strategische Überlegungen: Für die Gesamtstrecke nach Las Palmas hatte ich diesmal deutlich weniger Zeit zur Verfügung als sonst. Also war die Frage: Hafentag in Lissabon oder auf Madeira. Mit der Crew zusammen haben wir uns dann für Madeira entschieden. Also schon mal eine Nacht durchgebrettert und direkt nach Porto gefahren – denn das ist ein MUSS auf der Strecke.

Muxia_Porto

Von Porto habe ich diesmal keine Bilder mitgebracht, davon habe ich in den vergangenen Jahren schon einiges gebracht, schaut einfach mal in die jeweiligen Oktober/November-Posts hinein.

Es gibt dort zwei Marinas: Leixões und die Ouro Marina. Leixões  ist ein Hafen, den ich nicht sehr gern mag. Die Marina ist eng und der ganze Hafen ist ein riesiger Industriehafen. Viel schöner (aber auch ein bisschen teurer) ist die Ouro Marina in der Mündung des Ouro:

Douro

Draußen steht immer ziemlich Welle, aber wenn man erstmal im Fluss ist, liegt man extrem geschützt.

In den vergangenen Jahren ging immer direkt östlich der Marina immer eine Fußgängerfähre auf die Nordseite des Flusses, und von dort fuhr dann eine uralte Straßenbahn – wie man sie auch aus Lissabon kennt – längs des Flussufers in die Stadt.  Leider durfte sie wegen Corona nicht fahren, so dass wir mit dem Taxi über die Straßenbrücke nach Porto mussten. Diesmal haben wir unter anderem zum ersten Mal eine zünftige Portwein-Weinprobe gemacht, über den Rest des Tages decken wir mal den Mantek des Schweigens – aber gut gegessen haben wir noch. Leider hat uns Porto diesmal mit viel Regen empfangen, was schade war.

Am nächsten Morgen sind wir dann ausgelaufen, um das Zeitfenster mit idealem Segelwetter perfekt auszunutzen: Wir sind bei herrlichem Wetter 600 Seemeilen vor dem Wind bis raumschots zügigst bis Madeira gerauscht, schöner geht’s in europäischen Gefilden kaum.

DSC00004

Da wir reichlich Wind hatten, fuhren wir mit voller Fock und klein gerefftem Großsegel, was das trotz der Geschwindigkeit etwas gemütlicher machte.

Porto_Lorde

Was unsere Ruhe allerdings plötzlich störte, waren die komischen Geräusche, die der Autopilot bzw. die Ruderanlage machte. Es stellte sich heraus, dass auf einer Seite der Doppelruderanlage eine Lenkstange abgeschoren war. Es hat ein bisschen gedauert, bis wir das gemerkt hatten, da das Boot ja mit der anderen Hälfte des Ruders noch gut unter Autopilot fuhr. Diese blöde Lenkstange drückte dann aber gegen die Wand zur Achterkabine, und nachdem sie dort anklopfte, hat ihr die Achterkabine dann auch aufgemacht:

DSC00008

Es sah schon arg seltsam aus, wie diese Stange je nach Steuerung durch den Autopiloten immer vor und zurück ging. Ich hab das zwar gefilmt, der Film ist aber als “boatporn” unter Verschluss.Winking smile

Stattdessen habe ich mal ein Bild von meinem Arbeitsplatz bei Nacht gemacht. In der oberen Reihe sieht man links das UKW-Funkgerät, daneben das Radio. Unter der Konsole hängen von links nach rechts das SSB-Kurzwellen-Funkgerät, das NAVTEX, der Zweit- bzw. Reserveplotter und der Lautsprecher für den Kurzwellenfunk. Darunter ist das Standard Sicherungs-Panel für Bavaria-Yachten und daneben ein Anzeigegerät für den Ladezustand meiner Batterien. dies zeigt nicht nur die Spannung an, sondern misst auch genau, wieviel Strom aus den Batterien hinaus- und hineingeht. Damit habe ich einen viel besseren Überblick über meinen Stromverbrauch an Bord.  Und auf dem Tisch steht – angebunden – mein Spezial-Laptop, über den ich die komplette Navigation und Kommunikation mache: Im Seekartenprogramm OpenCPN sind alle aktuellen amtlichen Karten der Gebiete, die ich befahre, angeschlossen ist mein eigenes GPS mit Außenantenne, per WLAN kann ich auf die Daten des Schiffsplotters zugreifen, ein eigenes passives AIS zeigt mir alle Schiffe in meiner eigenen Seekarte,  für den Verkehr im Hafen ist ein WLAN-Verstärker angeschlossen und per Bluetooth ist der Laptop mit der Kurzwellenfunke verbunden, sodass mit der entsprechenden Software Wetterkarten und Emails empfangen und Mails versendet werden können. Dazu ist das ganze Ding noch extrem stoßgesichert, sodass es vom Militär auch in Panzern eingesetzt wird. Für die Interessierten: Das Ding nennt sich Panasonic Toughbook.

Von solchen Himmelsbildern hab ich viele, die meisten sehen ziemlich kitschig aus, aber das hier gefällt mir, weil es die Abendstimmung mal ein wenig anders wiedergibt.

Wie gesagt, 600 Seemeilen vor dem Wind bei herrlichstem Segelwetter –  das habe ich auf dieser Strecke auch schon anders erlebt.

 


j

Ach ja, und diesmal habe ich nicht nur einen großen Wal gesehen, sondern durch Zufall auch gerade die Kamera in der Hand. Meistens taucht so ein Tier ja auf, wenn man nicht damit rechnet – und bis man die Kamera geholt hat, isser weg…

Das Ziel war Quinta do Lorde auf Madeira. Diese gepflegte Marina gehört zu einem Hotel und Resort Komplex, der leider pleite gegangen ist. Das einzige, was noch geöffnet ist, ist die Marina. Bei den Mädels im Büro herrschte aber ziemlich gedrückte Stimmung, weil keiner weiß, wie lange es diese Marina noch geben wird. Es wäre sehr schade drum.

Vielleicht doch noch mal ein paar Bilder von meiner üblichen Madeira-rundfahrt, weil’s so schön ist und die Unterschiedlichkeit der Landschaften in Abhängigkeit der Höhe (von Null bis 1600m) zeigt.

Die EU hat Portugal sehr bei den Infrastruktur-Investitionen auf der Insel geholfen. Ich habe selten Ein so gutes Straßensystem mit so vielen Tunnels gesehen. Vorher muss die Insel nur sehr mühsam zu befahren gewesen sein. Hier sieht man sehr schön den Unterschied zwischen alt und neu:



Madeira wird nicht umsonst die Blumeninsel genannt. Fast überall gibt es rund um’s Jahr eine Blütenpracht, die ihresgleichen sucht.

Und nach der Rundfahrt war noch eine Reparatur an der Mastspitze angesagt. Wie meist üblich, ging uns er kleinster und leichtester nach oben – was ein Glück, dass das auch noch mein bester Mann für Reparaturen und alles andere war…

Von oben hat man natürlich eine tolle Sicht.

Und dann ging es weiter nach Las Palmas. Über die letzten drei Tage direkt nach Las Palmas gibt es nicht viel zu berichten, ein ereignisloser, normaler Törn. Schade nur, dass ich meinen ursprünglichen Plan nicht durchführen konnte.  Eigentlich wollte ich meinen Seefunkfreund Federico in Tazacorte auf La Palma besuchen –  der hatte aber beim Vulkanausbruch sein Haus verloren und außerdem war Tazacorte immer noch für den Schiffsverkehr gesperrt. Also ging es direkt nach Las Palmas zur Vorbereitung auf die Transatlantiküberquerung 2021.

Doch davon später mehr.

Kommentar verfassen