Garachico – Kleinod auf Teneriffa

Heute gibt es eine kleine Episode über meinen Lieblingsplatz auf Teneriffa, den ich ja letztes Jahr schon einmal ein wenig beschrieben habe. Heute aber soll es ein klein bisschen ausführlicher zugehen.

Wir starten wie gewohnt auf der Südseite der Insel, wo sich – wie auch auf der Westseite – alle Touristenhochburgen befinden. Von der Marina San Miguel hat man einen schönen Blick über den Golfplatz auf den Teide (zur Erinnerung: Mit 3.700 Metern der höchste Berg Spaniens)

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Nach einem kurzen Stück Südseite biegen wir dann nach rechts bzw. Norden ab und fahren längs der vielen Touristenorte und sind froh dabei, an Bord zu sein und nicht in einer dieser Waben herumhängen zu müssen.

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Nach einigen Stunden wird dann die Bebauung langsam dünner und hört schließlich völlig auf, weil es dann nur noch hohe Felsen gibt, die steil zum Meer hin abfallen. Kommt man dann an die Nordwestspitze der Insel und biegt nach Osten ab, empfängt uns die Wetterseite von Teneriffa. Hier brettern die Nordostwinde und –wellen gegen die Insel und die feuchte Luft regnet sich an den Hängen ab, die deshalb viieel grüner sind. Deshalb wohnten hier eigentlich alle Insulaner vor der Ankunft der Touristen – was sollten die auch auf der Südseite, wo es kein Wasser und nur trockenen Boden gibt.

Wenn Atlantikdünung nach einigen tausend Meilen Anlauf auf eine hohe Felsenküste trifft, geht da ziemlich was ab. Das Schauspiel ist schon beeindruckend. Leider kann ich Euch nicht den Lärm vorführen, den das macht, aber die folgenden Bilder geben schon ein paar Eindrücke von den bis zu 20 Metern hohen Gischttürmen.

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An dieser eher unwirtlichen Küste gründeten die Spanier im 16. Jahrhundert die Stadt Garachico (der Name gehörte ursprünglich zu einem Dorf der Ureinwohner, die ja praktischerweise nach Ankunft der Spanier relativ schnell ausstarben).

Schnell wurde Garachico –man glaubt es heute kaum – der wichtigste Hafen Teneriffas, aus dem im 16. und 17. Jahrhundert jede Menge Frachtschiffe mit dem örtlichen Wein und Zucker nach Amerika und zum europäischen Festland fuhren. Leider gab es auch schon mal heftige Rückschläge wie z.B. 1646, als ein heftiger Erdrutsch einen Teil des Ortes und 40 Schiffe vernichtete und mehr als hundert Menschen das Leben kostete.

Dieses goldene Zeitalter endete abrupt am 5. Mai 1706, als ein Vulkanausbruch des Tevejo den Ort zum größten Teil vernichtete und den alten Hafen komplett mit einem Lavastrom zudeckte. Erstaunlicherweise gab es dabei kein einziges Todesopfer.

Übrig blieb nur ein ganz kleiner Fischerhafen und Garachico verank lange im Dornröschenschlaf.

Der größte Sohn Garachicos ist – zumindest indirekt – der südamerikanische Befreier Simon Bolívar, der zwar schon in Venzuela geboren wurde, dessen Familie aber ursprünglich aus Garachico stammte. Deshalb steht auf dem wichtigsten Platz im Ort natürlich seine Statue und bis heute gibt es enge Bande zwischen Garachico und Venezuela.

Von See sieht man einen kleinen Ort mit ca. 5.000 Einwohnern an der unstreitig malerischsten Küste der Insel, der fast völlig frei von Hochhäusern und Bausünden ist und immer noch den Charakter einer alten spanischen Kleinstadt hat.

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Über die ziemlich enge und schwierige Hafeneinfahrt will ich diesmal nicht schreiben, das könnt Ihr im Beitrag “unverhofft Kanarische Inseln” vom letzten Dezember nachlesen. Heute geht es erst einmal über den Ort selbst.

Die Stadt besteht ausschließlich aus niedrigen ein- bis zweiwstöckigen Häusern im alten spanischen Stil, denen man teilweise den alten Wohlstand noch ansieht. Hier einmal einige Beispiele:

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Zentral liegt ein wunderschöner alter und sehr gepflegter Platz zwischen zwei Kirchen, der gemeinsamer Treffpunkt der Einheimischen und der paar durchreisenden Touristen ist,

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Man sitzt gemütlich an einem runden Pavillon, trinkt sein Bier oder seinen Kaffee und anschließend geht es dann z.B. in mein absolutes Lieblingsrestaurant auf Teneriffa: El Mirador de Garachico. Das Ambiente könnte ein klein wenig gemütlicher sein, aber das Essen ist außergewöhnlich kreativ und lecker und wird von hochprofessionellen und netten Kellnern serviert. Hier mal was zum Appetitanregen, als erstes gleich mein Lieblingsgericht: Das Filet vom Schwarzen Schwein:

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Aber auch Fisch etc. wird lecker zubereitet und ansprechend serviert:

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Dazu werden ganz ausgezeichnete einheimische Weine serviert, und zum Schluss kommt eine erstaunlich preiswerte Rechnung auf den Tisch.

(Hab ich vergessen zu sagen, dass natürlich auch automatisch vorher der “Gruß aus der Küche” und zur Rechnung selbstgemachtes Konfekt kommt?)

Das Wahrzeichen des Ortes ist ein vorgelagerter Felsen namens “Roque de Garachico”, wo irgendwann mal Lava ins Meer geplumpst ist:

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Von diesem Felsen geht seltsamerweise die Sage, dass dort mal vom Nordpol eine Pinguinfamilie hingereist sei. Doppelt seltsam: Was wollten die dort – und außerdem gibt es am Nordpol gar keine Pinguine!Zwinkerndes Smiley

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Wer von Euch ein bisschen Spanisch kann, der kann auf nebenstehender Tafel diese Legende nachlesen. Zumindest ist das ein hübscher kleiner Touch an der Felsenküste.

Wenn man z.B. eine nette kleine Stadtstraße wie die nachfolgende heruntergeht, kommt man zum örtlichen Fußballplatz. Der ist mit einer großen Mauer gegen See gesichert und außerdem noch mit einer Einrichtung gegen Ballverlust im Meer versehen:

 

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Ich habe, damit das deutlicher wird, mal einen kleinen Ausschnitt rechts oben aus dem Bild herausvergrößert:

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Man sieht hier ein quer gespanntes Drahtseil, an dem ein riesiges Netz herunter hängt, dass bei Spielen zugezogen wird und dem Ball den Luftweg ins Meer verwehrt.

Gleich daneben ist ein wunderschönes altes Nonnenkloster

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und noch ein Stückchen weiter, in der gleichen Straße, die wahrhaft beeindruckende örtliche Kfz.-Werkstatt:

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Zum Schluss aber nochmals zurück zur Marina. Diese wurde mit sehr viel Geld der EU vor wenigen Jahren erbaut und sollte neben dem Tourismus auch als Fischereihafen dienen, deswegen stammte das meiste Geld vom europäischen Fischereifonds. Allein die Mole hat über 34 Millionen Euro gekostet und besteht aus über 1.700 Zementblöcken von je 60 Tonnen. (Inwischen hat man auf den Molenkopf eine Art Skulptur gesetzt, damit ist der Hafen von See aus endlich besser zu sehen)

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Im Vordergrund liegt die allseits bekannte Santa Maria, eines der drei Schiffe, mit denen ich allein im letzten Vierteljahr hier war.

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Ich kann nur immer wieder sagen: Ein zwar altes, aber wunderschönes und extrem seetüchtiges Schiff!

Schaut Euch mal dies Gebäude an: Seit drei Jahren komplett fertiggestellt, bezahlt mit EU-Fördergeldern, und bis heute noch nicht eröffnet:

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Gebaut wurde es für die örtliche Fischereikooperative. Ich weiß aber nicht, ob es überhaupt eine gibt. Jedenfalls liegen kaum Fischerboote im Hafen und das Gebäude steht leer. Dafür muss der arme Hafenmeister schon seit Jahren in einem winzigen Container hausen – und die Duschen für uns sehen auch so aus. Am ärgerlichsten sind die Toiletten in dem Container: Das Kabüffchen ist so schmal, dass man zum aufstehen und Hose zumachen die Tür öffnen muss!Vor Wut kochen

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Für den Bau wurde aber richtig Geld in die Hand genommen und sogar die Kunst am Bau wurde nicht vergessen.Alle großen Betonplatten wurden sozusagen gestempelt:

 

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Daraus wurde dann die auf den ersten blick geradezu abenteuerlich hohe Molenmauer zusammengesetzt:

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Man sollte es kaum glauben, aber dieses riesige Bauwerk ist immer noch zu klein, wenn die Atlantikbrandung mal so richtig loslegt. Die nachstehenden Bilder zeigen dies in beeindruckender Weise:

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Deutlich ist zu sehen, dass die Gewalt des Wasser große Teile des Geländers der oberen beiden Etagen bereits weggebrochen hat. Kommt der Atlantik so angerauscht, sollte man die Einfahrt in den Hafen besser verschieben…

Wenn man dann Garachico wieder verläßt und sich z.B. auf den Weg nach Madeira macht (inzwischen bin ich ja sogar schon wieder im Mittelmeer, aber davon später mehr), verabschiedet sich die Insel mit einem geradezu majestätisch schönen Ausblick auf den Teide:

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Das war’s auf den Kanaren für diese Saison. Inzwischen bin ich auf der großen Überführungsreise von Teneriffa bis nach Kroatien, aber davon dann im nächsten Blog.

So stay tuned!

und wieder die Kanarischen Inseln…

Zum dritten Mal in diesem Winter bin ich auf den Kanarischen Inseln, wie ja schon regelmäßig in den ganzen letzten Jahren seit 2011. Diesmal aber nicht auf Gran Canaria stationiert, sondern auf Teneriffa,von wo ich die altbekannte Santa Maria von Nordtörn fahre. Wie meine regelmäßigen Leser wissen, ist das ideal für hier, weil es ein aussergewöhnlich seegängiges und stabiles Schiff ist. (Kein Wunder, bei neunzehn Tonnen LeergewichtZwinkerndes Smiley.)

Im Februar war ich schon einmal eine Woche hier, bin aber weder beim Segeln noch danach dazu gekommen, etwas zu schreiben. Das hole ich aber jetzt nach, den gerade jetzt und in den nächsten zwei Monaten passiert viel berichtenswertes – versprochen!

Bevor ich aber ins Thema einsteige, noch ein Tipp für Leute, die gerne Kopfkino hören und an der Seefahrt interessiert sind:

Im Podcast auf www.opa-harald.de erzählt Opa Harald spannende Geschichten aus seinem langen Leben: Wie er vor siebzig Jahren noch als Seemann auf eine Frachtsegler über die verminte Nordsee gefahren ist, das Leben auf einem Frachter an der Küste Afrikas, Ägypten zur Zeit des Putsches der Ägypter gegen die Engländer, es geht um das Leben im Hamburger Hafen, um saftige Prügeleien auf der Reeperbahn und vieles anderes mehr. Euch erwarten viele Stunden spannende und lehrreiche Unterhaltung, wenn Ihr Euch darauf einlasst, was ich nur wärmstens empfehlen kann. Diesen Podcast solltet Ihr abonnieren, was man – wie auch hier bei mir – ja einfach tut, indem man unten rechts auf den “Follow me” Knopf drückt und seine Mailadresse eingibt.

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So, jetzt aber in die Jetztzeit und nach Teneriffa, wo ich bereits seit mehreren Wochen meine Santa Maria segele.

P1060070Inzwischen sehe ich nicht mehr ganz so aus wie auf dem nebenstehenden Bild, ich bin letzte Woche auf La Gomera zum Friseur gegangen, was auch notwendig warNach oben zeigen

Ein Bild mit den kürzeren Haaren gibt’s vielleicht auch noch irgendwann. Mal schauen.

Was natürlich ganz wichtig für uns Segler ist: Rasmus, der Gott der Winde, muss gnädig gestimmt werden. Der Kerl ist mir ja so was von sympathisch: Nur mit einem anständigen Schluck Schnaps kann das gelingen. (Und einer muss ja dann den Rest der Flasche trinken, oder?Verspotten)

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Heute möchte ich ein bisschen über La Palma berichten. Für mich eine der schönsten der Kanarischen Inseln und vor allem die grünste von allen. 40% Waldbedeckung ist schon eine ganze Menge! Wie alle Inseln hier ist sie vulkanischen Ursprungs, was man auch an allen Ecken und Enden sieht.Hier schiebt sich die afrikanische Platte über die europäische, und  an der Grenzschicht sind diese Inseln entstanden. Das ist aber schon eine Wile her und es ist unwahrscheinlich, dass es hier demnächst wieder einen Vulkanausbruch gibt. (Obwohl das, wenn auch ohne größere Schäden, schon gelegentlich einmal vorkommt) Der Unterseevulkan, aus dem La Palma gebildet wurde, erreichte ungerfähr vor 1,7 Millionen Jahren die Erdoberfläche. Danach hat’s dann noch ein paar hunderttausend Jahre gearbeitet und schwupp – war die Insel fertig.

Das fruchtbare Klima hier beschreibt Wikipedia so:

“Die Passatwolken treffen in einer Höhe zwischen 600 und 1700 Metern im Nordosten der Insel auf die mit Kiefern bewaldeten Berghänge von Barlovento, wo die bis zu 30 cm langen Nadeln der Kanarischen Kiefer die Wolken auskämmen (Nebelkondensation) und so Niederschlags-mengen von 1.000 l/m² und 1.500 l/m² im Jahr erzeugen. Die dem Boden zugeführte Wassermenge beträgt ca. das Zwei- bis Dreifache der Niederschläge, die ohne die Wirkung der Nebelkondensation anfallen würden. Das stetig zu Boden tropfende Wasser sickert durch das poröse Lavagestein und sammelt sich in großen Höhlen im Inselinnern, die als natürliche Wasserspeicher fungieren. Der große Kiefernbestand der Insel trägt damit erheblich zum Gesamtwasserhaushalt La Palmas bei.”

Deshalb gibt es – wie bei den meisten Inseln hier – einen erheblichen Klimaunterschied zwischen der Luv- und der Leeseite. Auf der dem Wind zugewandten Luvseite fällt z.B. eine jährliche Niederschlagsmenge von über 90 l/qm und auf der Leeseite dann nur noch ca. 280 l/qm im Jahr. Und jetzt ratet mal, wo die Einwohner lieber wohnen und wo die Touristen hinwollen…

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Bekannt waren die Inseln schon den Puniern und der Römern, auch wenn sie sie nie besiedelt haben. Dies taten aber vor 2000 Jahren Berberstämme aus dem heutigen Marokko und Mauretanien, die damit der Tatsache entflohen, dass durch das Wachstum der Sahara ihre Lebensumstände in Afrika immer schlechter wurden. (denkt daran, dass die Kanarischen Inseln zu Afrika gehören, und nicht zu Europa!)

Bis zur Eroberung durch die Spanier um 1400 lebten die Ureinwohner, die Guanchen, hier ein Steinzeitleben: Ohne Maschinen, ohne Schriftsprache, aber mit produktiver Landwirtschaft. Auf La Palma z.B. waren es aber nie mehr als ca. 4.000, auch auf den großen Inseln Teneriffa und Gran Canaria waren es maximal vielleicht 30.000 Einwohner.

Obwohl die Kirche es verboten hatte, landeten fast alle der Guanchen auf den Inseln in der Sklaverei. Der Rest vermischte sich irgendwann mit den Spaniern, sodass es nicht allzu lange dauerte, bis die Ureinwohner praktisch ausgestorben waren. Demzufolge sprach natürlich auch ihre Sprache irgendwann im 16. oder 17. Jahrhundert aus.

Die Hauptstadt Santa Cruz de La Palma ist eine kleine sehr hübsche und gepflegte Stadt. Natürlich spielt auch hier der Tourismus eine wichtige Rolle, aber die Effekte des Massentourismus, wie es sie auf den großen Inseln gibt, blieben hier aus; und man legt sehr großen Wert auf Naturschutz und Ökologie. Hier einige Eindrücke aus dem Stadtzentrum.

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Auch dieses kleine Musikerdenkmal gefiel mir gut:

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Richtig schön wird die Insel aber erst, wenn man hinaus aufs Land fährt. Und das heißt hier automatisch: Hoch in die Berge. Man kommt dann durch mehrere Vegetationszonen, die von tropisch bis Hochgebirgsklima reichen. Hier ein paar Impressionen:

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Schaut Euch mal das Bild rechts oben genauer an: Ihr seht dort einen Ausschnitt aus dem Observatorium Roque de los Muchachos auf knapp 2.500 Metern Höhe. Hier stehen mehr als 14 der wichtigsten Teleskope Europas und werden von einem wissenschaftlichen Institut betrieben, an dem viele europäische Länder, auch die Bundesrepublik beteiligt sind.

Auf 2.500 Metern Höhe fährt man dann teilweise durch ewigen Schnee:

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Bis zu den oben gezeigten Observatorien kommt man gut mit den Auto

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Interessant war auch dieses Teil, dass ich zuerst von hinten sah:

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Von der anderen Seite sah man dann, dass es sich um einen riesigen Parabolspiegel handelte. Schaut mal genau hin: Im Parabolspiegel ist natürlich die Welt auf dem Kopf stehend abgebildet, der Himmel ist unten!

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Aber zurück in s Flachland. Mir ist es zum Beispiel nicht gelungen herauszufinden, was z.B. dies Schwangeren-Denkmal bedeuten soll:

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Nett ist aber auch dies Meerwasser-Schwimmbad, das durchaus Sinn macht, wenn man sich die Brecher anschaut, die da ständig an das Ufer knallen. Ein Crewmitglied von uns hat das gleich mal ausprobiert.

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Das war der erste Teil meiner kanarischen Eindrücke, sobald ich wieder Zeit habe, gibt es noch mehr.

Zeit werde ich in den nächsten Tagen endlich wieder etwas mehr haben. Ich habe inzwischen das Schiff gewechselt und meine große Überführung begonnen. Morgen früh geht es erst einmal von Garachico im Norden Teneriffas hoch nach Madeira. aber darüber später mehr.

So stay tuned!

Unverhofft Kanarische Inseln

Eigentlich hatte ich ja mein Segeljahr 2015 gedanklich schon abgeschlossen und und mich auf einige Zeit zuhause mit Familie, Hund und Katze gefreut. Dann erhielt ich aber einen Anruf von Mola Yachting und eh ich mich’s versah, war ich wieder einmal drei Wochen in Puerto de Mogán auf Gran Canaria.

Diesmal auf der “Renate”, einer Bavaria 50 aus 2013, also ein hochmodernes Schiff von fünfzehn Metern Länge und geradezu abenteuerlicher Breite -  so werden halt die Schiffe heute gebaut. Der zur Verfügung stehende Innenraum ist riesig, fünf Doppelkabinen und ein ballsaalartiger Salon:

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Auch von Außen hat das Boot Maße, die Respekt erheischen. Das bewirkt nicht einmal die Länge von 15 Metern, auch nicht die reite von 4,65m an sich, sondern die Tatsache, dass diese große Breite bis an das Heck des Schiffs geht, um innen geräumige Achterkabinen zu schaffen.

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Zu allem Überfluss hatten auch noch Leute abgesagt, sodass ich dieses Schlachtschiff zwei Wochen lang mit jeweils einem einzigen Crewmitglied durch die Inseln schipperte. Das war zwar kein Problem, hielt mich aber doch bei interessanterem Wetter ziemlich vom Fotografieren ab, also gibt’s diesmal nicht sooo viele Bilder.

Wer meinen Blog schon länger liest, weiß, dass ich ungewöhnliche Schiffsnamen sammelte. Auch diesmal habe ich wieder zwei schöne Exemplare ergattert.

Der hier ist gerade zu philosophisch, ich stelle das mal einfach so ohne Kommentar hierher:

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Schon noch ein bisschen seltsamer ist das nachstehende Boot, das ich auf La Gomera entdeckte:

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So ein Schiffsname macht mich ja schon nachdenklich Zwinkerndes Smiley

Interessantes gab es diesmal auf La Gomera zu sehen. San Sebastian ist der Starthafen der Talisker Whisky Atlantic Challenge. Hier bei handelt es sich um 26 Einzelverrückte und Teams, die inzwischen dabei sind, über den Atlantik zu rudern!

Wenn Ihr zwei Zeilen höher den Link anklickt, könnt Ihr sehen, wie weit die inzwischen schon gekommen sind. Als ich Mitte Dezember dort war, war man noch am üben und vorbereiten.

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So gern ich auch auf See bin – tauschen möchte ich mit denen nicht!

A propos La Gomera: Auf den folgenden Bildern sieht man recht gut, wie eng der Hafen für größere Fähren und Schiffe ist und wie artistisch meine “Kapitänskollegen” da manchmal anlegen müssen:

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Wie immer: Die Kanaren sind ein tolles Segelrevier! Natürlich gibt es auch hier mal Flauten, wenn aber der Wind dann bläst, hat man Segeltage wie diesen hier:

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Strahlend blauer Himmel, knapp über zwanzig Grad und eine Segelbrise vom allerfeinsten! So macht Hochseesegeln Spaß. Natürlich gibt es auch Tage mit arg viel Wind (hatten wir auch – aber bei zwei Mann Besatzung keine Chance zum Fotografieren) oder gar keinem Wind, aber ein solches Wetter im trüben Dezember hellt vieles auf – auch die Seele Daumen hoch

Wenn man jetzt die Kamera senkrecht nach oben schwenkt, sieht die ganze Sache bei einem Mast von über zwanzig Metern Höhe so aus:

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Wenn mein Crew-Mitglied mich nicht auf so charmante Weise daran erinnert hätte, dass wir den dritten Advent hatten, wäre mir das bestimmt nicht eingefallen.

 

 

 

 

 

 

 

Ein paar Impressionen von unterwegs noch.

Ein Hafen, den ich im Gegensatz zu manchen meiner Kollegen gern anlaufe, ist Garachico auf der “Rückseite” von Teneriffa. Als ich in vor zwei Jahren kennen lernte, war er noch fast leer, da er gerade erst eröffnet worden war. Inzwischen hat er sich schon gut gefüllt.

Das Städtchen Garachico ist ein wunderschöner alter Ort mit einem tollen alten Stadtkern und sehr guten Restaurants, der touristisch nicht überlaufen ist. Der Hafen allerdings ist eine gewisse Herausforderung in der Ansteuerung. Nachts sollte man auf keinen Fall einlaufen – und bei sehr viel Seegang besser auch nicht. Die Hafeneinfahrt ist arg eng und wird von teilweise sehr schlecht sichtbaren Riffen bewacht. Zum Beispiel:

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Seht Ihr den weißen Strich in der Bildmitte? Das sind höchst gefährliche Unterwasserfelsen, an denen man relativ eng vorbei muss. Nicht ungefährlich das Ganze. Die weitere Einfahrt in den Hafen sieht dann so aus:

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Wenn man allerdings an diesem Wellenbrecher erstmal vorbei ist, liegt man sicher und ruhig wie in Abrahams Schoß.

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Auf La Gomera laufen ja regelmäßig die Fähren von Teneriffa mit den Tagesausflüglern aus Los Christianos ein. Sieht man das von See aus, ergibt sich eine ganz witzige Perspektive, die ich hier mal zusammengestellt habe.

 

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Zum Schluss gibt’s noch ein kleines Fotoalbum. In Puerto de Mogán gab es einen Kongress, der am letzten Samstag meiner Reise ein Folklorefest im Hafen veranstaltete. Da Folklore und Volksmusik hier nicht nur für Touristen gemacht wird, sondern lebt (Ich habe auch hier wieder eine Br gefunden, wo ich mit den Einheimischen Musik machte), ergaben sich einige nette Bilder, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

Mit diesen wunderschönen Bildern – die mich teilweise sehr an meinen geliebten Karneval in Rio de Janeiro erinnern – verabschiede ich mich mich nach einem ereignisreichen Jahr von Euch. Allen meinen Freunden wünsche ich einen Guten Rutsch und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2016. Wenn meine Gesundheit mich nicht im Stich läßt, kann ich Euch schon jetzt viele interessante Segelabentwur, zum Teil in für mich ganz neuen Revieren versprechen. Das kommende Jahr wird wieder spannend.

So stay tuned!

Die Skipperei geht weiter

Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, in Seixal vor Anker auf dem Tejo, gegenüber von Lissabon.

Am nächsten Vormittag gelang es mir dann endlich, einen Platz in einer Marina in Lissabon zu ergattern. Leider nicht in irgendeiner der drei Marinas in der Nähe der Altstadt, sondern weiter draußen, im Stadtteil Parque das Nacoes, wo 1998 die Weltausstellung stattfand. Das hatte aber den Vorteil, dass wir zweimal an der ganzen Stadtfront vorbeifahren konnten, was schon beeindruckend ist. Hier ein paar Impressionen dieser interessanten Stadt.

Das erste, was man von Lissabon selbst sieht, ist der berühmte Torre de Belem, der 1515 vom portugiesischen König in Auftrag gegeben wurde und als Sinnbild des portugiesischen See- und Handelsimperiums gilt und heute das Wahrzeichen der Stadt und Weltkulturerbe ist. Man erinnere sich: Das heute si kleine Portugal war damals eine der beiden Weltmächte und unermesslich reich.

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Nicht nur wir fuhren vor der Stadt spazieren, sondern auch die hier

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und auch die hier fuhren vor der Stadt auf und ab…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als nächstes sieht man ein imposantes Gebäude, das früher einmal das Elektrizitätswerk der Stadt war.

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Heute ist es ein bedeutendes Industriedenkmal der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in hervorragendem Zustand.  Seit 1980 beherbergt es das Elektrizitätsmuseum und Räume für Ausstellungen und Konzerte.

im Stadtteil Belem (Bethlehem) steht auch der Padrão dos Descobrimentos (Denkmal der Entdeckungen), das aber nicht sehr alt ist, sondern erst 1960, zur Zeit des Diktators Salazar, errichtet wurde.

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Vorn am Bug steht Prinz Heinrich, der Seefahrer, und hintendran weitere 32 Persönlichkeiten aus der großen Entdeckerzeit Portugals im 15. Jahrhundert, als man die Azoren, Madeira und große Teile der westafrikanischen Küstenregionen in Besitz nahm. 1960 war der 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer, der übrigens witzigerweise nie zur See gefahren ist, sondern nur alle möglichen Leute zur See geschickt hat.

Mitten in der Stadt, findet sich auch der Handelshafen, insofern erinnerte mich das schon ein bisschen an meine Heimatstadt Hamburg. Genau wie dort gibt es relativ wenig alte Gebäude. In Hamburg liegt das am “Großen Brand” von 1842 und in Lissabon an dem großen Erdbeben von 1755, das zusammen mit einem Tsunami und einer riesigen Feuersbrunst die Stadt fast vollständig zerstörte und wahrscheinlich 100.000 Menschen das Leben kostete.

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So langsam kommt man dann zum eigentlich Zentrum, das einmal der Mittelpunkt eines Weltreichs war. Die Seeseite dieses Zentrums ist der berühmte Praça do Comércio, der seine Existenz auch dem Erdbeben zu verdanken hat. Stadtmauern hatten sich ja im 18. Jahrhundert schon überlebt, sodass Lissabon die erste europäische Großstadt war, die großzügige Plätze und prachtvolle Boulevards hatte. Der Platz ist schon beeindruckend.

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Der Hafen reicht – wie man sieht -  bis mitten in die Innenstadt, das kannte ich bisher hauptsächlich aus Rio de Janeiro und meiner Heimatstadt.

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Am Ende des schiffbaren Teils des Tejo kommt man dann zum Stadtteil Parque das Nacoes, der für die Weltausstellung 1998 gebaut wurde. Er liegt direkt vor dem Ponte Vasco da Gama, der längsten Brücke Europas und einer der längsten Hängebrücken der Welt.

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Die Gebäude der ehemaligen Weltausstellung sind architektonisch sehr interessant und man hat es geschafft, das Areal vielleicht mehr am Leben zu erhalten, als es in Hannover der Fall ist.

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Von der eigentlichen Stadtbesichtigung habe ich keine Fotos – das sind Bilder und Perspektiven, die man im Internet oder bei einem Städteurlaub ja überall sehen kann.

In Lissabon hatte ich dann den letzten Crew-Wechsel, da ein Teil der Mannschaft hier ausstieg und durch neue Mitstreiter ersetzt wurde. Diese letzte Woche bis Faro war zwar seglerisch schön, aber fotografisch eher uninteressant. Südlich von Lisabon beginnt ja der touristische Teil Portugals und die Häfen der Algarve sind jetzt eher nicht so fotografierenswert.

In Faro endete dann eine siebenwöchige Reise von fast 2.200 Seemeilen, voll mit Erlebnissen, Landeseindrücken und seglerischen Herausforderungen, die viel Spaß gemacht hat.

Zuhause war ich aber dann nur eine knappe Woche. Danach ging es sofort wieder mit dem Flieger nach Split in Kroatien, wo ich für Ulli Baussmanns Pagomo.de einen Törn mit dem 12 Meter Katamaran Pagomo Vio durchführte. Es gibt wenig zu berichten, da ich über fast den gleichen Törn schon im Frühjahr berichtet habe.

Ein paar schöne Fotos gibt es aber doch vom Schiff:

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In den letzten Tagen des Törns erwischte mich eine heftige Bora mit teilweise weit über 40 Knoten Wind, gegen den ich gegenan bolzen musste. Teilweise war das segeltechnisch kaum möglich, sodass ich unter Mschine fuhr, was nicht ganz einfach war, da unglücklicherweise ein Motor ausfiel. Zeit zum Fotografieren hatte ich da eher nicht.

Was sich als sehr schwierig herausstellte, war, nachts bei über dreißig Knoten Querwind einen Katamaran anzulegen, der nur noch eine Maschine hatte. Die Marina von Kastela war gesperrt, sodass wir an der Außenseite der Mole anlegen sollten.  Da ich manövertechnisch praktisch allein an Bord war, musste ich sehr vorsichtig sein, um nicht beim Anlegen Kleinholz zu fabrizieren. Mit der Hilfe von zwei Marineros und mehreren Seglern von Nachbarschiffen klappte das aber dann doch ohne eine einzige Beule. Lustig ist aber der Track dieser Anlegeversuche auf dem Kartenplotter. Man muss dazu wissen, dass man mit einem Katamaran, in dem nur der Backbordmotor funktioniert, keine Linkskurven fahren kann.

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So, mit diesem Anlegemanöver ist dann auch meine diesjährige Segelsaison beendet. Insgesamt war ich 22 Wochen auf dem Wasser, habe den Atlantik, die Adria, die Nordsee, Ostsee,den Englischen Kanal, die Irische See und die Biskaya befahren und habe viele nette und interessante Leute kennengelernt. Einige gaanz wenige nicht so nette waren auch dabei, aber insgesamt hat mir das Zusammensein mit diesen Menschen viel Freude gemacht.

Einen Bericht gibt’s noch im nächsten Blog, aber da geht es nicht um segeln, oder doch, aber nur indirekt. Ihr dürft gespannt sein.

So stay tuned!

Vigo bis Faro–der letzte Teil der Reise

Es ist immer das gleiche, lieber Leser: Kaum bin ich nach einer Reise zu Hause,hab ich so viel um die Ohren, dass es mit der Blogschreiberei nicht mehr so recht voran geht.

Dennoch schulde ich Euch noch die letzten vierzehn Tage meines langen Hochseetörns.

In Vigo  war der letzte Crew-Wechsel. Roger, mit dem ich schon seit La Rochelle durch dick und dünn gesegelt war, blieb an Bord und übernahm eine Wache und mein Freund Werner – seines Zeichens u.a. mein Ausbilder für Astronavigation und Vernichtung von Rotweinvorräten – kam zusätzlich als Co-Skipper an Bord. Das war auch gut so, da mich in der letzten Woche zum ersten Mal seit Jahren  wieder ein Hexenschuss erwischte und mich teilweise ein wenig außer Gefecht setzte.

Vigo ist eine Großstadt, mit viel Hafen, aber ein wenig gesichtslos. Deshalb gibt’s auch keine Fotos. Wir lagen im königlichen Yachtclub an einem schönen modernen Steg. Der Club hat ein tolles riesiges Clubhaus, wie sich klein Fritzchen einen königlichen Yachtclub so vorstellt. Riesiges Treppenhaus mit wunderschöner hölzerner Freitreppe, Clubräume mit tiefen Sesseln und alten Ölgemälden usw. Leider waren die sanitären Einrichtungen nicht auf der Höhe der Zeit: Gemeinschaftsduschen mit Chlorgeruch im Hallenbad des Clubs Vor Wut kochen

Am ersten Tag machten wir einen Eingewöhnungsschlag von 45 sm in den ersten vernünftigen Hafen nach der portugiesischen Grenze, nach Viana do Castelo.

Der Ort liegt in einer Flussmündung. Draußen blies es ziemlich heftig, sodass ich schon Bedenken hatte, in den Fluss einzulaufen. Innen drin war der Wind plötzlich wie weggeblasen (schiefes Bild – aber gefällt mirZwinkerndes Smiley). Um in  die Marina einzulaufen, muss man sich per Funk anmelden, damit eine Brücke weggedreht wird.

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Nein, es ist nicht die große da hinten, sondern ein Teil des Wegs auf der linken Seite, der an dem kranartigen Mast hängt.

Für uns öffnete sich die Brücke allerdings nicht, da der kleine Hafen voll war – jedenfalls auf den Plätzen, die für unser großes Schiff tief genug waren. Also blieben wir die Nacht über draußen im Fluss am Wartesteiger, was aber auch nicht schlecht war.

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An dieser Küste gibt es so gut wie überhaupt keine Charter-Yachten. Man begegnet also nur Eigner-Schiffen von Spaniern oder Portugiesen oder Yachten, die wir wir auf großer Fahrt und auf der Durchreise sind. Da sieht man dann alles mögliche vom fahrenden Schrotthaufen bis zur absoluten Luxusyacht, wie ich nachstehend noch zeigen werde.

Jedenfalls beschlossen wir nach längerer Diskussion, uns ein wenig zu beeilen, damit wir einen zusätzlichen Tag in Lissabon einlegen können, um diese tolle Stadt ausreichend anschauen zu können.

Also nahmen wir und einen großen Übernacht-Schlag von 155 Seemeilen vor,sahen einen wunderschönen Sonnenuntergang

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und fuhren über Nacht direkt nach Peniche, einem kleinen Hafen mit einer noch kleineren Marina. Neben uns lag ein abenteuerliches französisches Gefährt, an dem laufend gebastelt, gemalt und geschraubt wurde:

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Zwei Dinge fand ich bewundernswert: Zum einen das Sammelsurium von Fendern, um das kostbare Boot vom Steg abzuhalten:

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Aber noch mehr beeindruckt hat mich diese Konstruktion am Heck des Bootes:

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Hat jemand ein Ahnung, um was es sich dabei handelt?

Hey, gut! Richtig geraten. Darin befindet sich die Propangasflasche für den Herd! Das Behältnis für diese Flasche muss ja nach den Vorschriften nach außen entlüftet werden – und das ist ja hier definitiv gegeben. Unten sieht man deutlich den Schlauch, der ins Schiff zum Herd führt.

Die Marina bestand nur aus einem einzigen Steg – und das Büro ist das rechte von den drei Zelten…

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Trotzdem wird uns der Ort in bleibender Erinnerung bleiben. Ich hatte den Grenzpolizisten, der uns abfertigte, gefragt, ob er ein gutes Restaurant empfehlen könnte, in das die Einheimischen gehen, um Fisch zu essen (Dass ich einigermaßen vernünftig portugiesisch spreche, hat da sicher nicht geschadet).

Er empfahl uns ein kleines Restaurant im Ortsinnern, weit weg vom Strand, mit nur vier oder fünf Tischen. Dem Wirt haben wir gesagt, wir wollen nichts bestellen, sondern er soll einfach was gutes für uns kochen. Der Mann strahlte und legte los – und es war fantastisch! Er war so begeistert, dass er sich sogar zu uns setzte und mit aß! Der beste Fisch, den wir seit langem gegessen haben. Wir haben uns mit viel Hallo von ihm, seiner Frau und seiner Tochter verabschiedet und versprochen, ihn wieder zu besuchen.

Am nächsten Tag fuhren wir 45 Meilen nach Cascais an den Mündung des Tejo, nur um festzustellen, dass die Marina überfüllt war und uns nicht aufnehmen konnte. Also legten wir uns zwischen dem Ort und der Reede, auf der die Frachter die Einfahrt nach Lissabon abwarteten, vor Anker

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Am nächsten Tag wollten wir dann den Tejo hoch nach Lissabon. Aber wer beschreibt meine Überraschung, als ich beim telefonischen Anmelden Marina um Marina in Lissabon abtelefonierte – und alle waren voll! Also fuhren wir erst mal den Fluß, um uns gegenüber von Lissabon einen Ankerplatz zu suchen.

Auch wenn man keinen Platz für uns hatte, hieß man uns doch wenigstens herzlich willkommen:

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Wir waren jedenfalls nicht die einzigen, die flussaufwärts Richtung Stadt fuhren. Diese Herrschaften dürften aber auf jeden Fall einen reservierten Platz haben:

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Das erste,was man sieht, wenn man vom Meer aus die Stadt erreicht, ist die gewaltige Straßen-und Eisenbahnbrücke über den Fluss Tejo.

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Wie hoch diese Brücke wirklich ist, erkennt man erst, wenn man näher kommt. Die berühmte dänische Brücke über den Großen Belt ist ja schon hoch, aber die hier ist nochmal viel höher: Offizielle Durchfahrtshöhe ist zweiundsiebzig Meter!

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Achtet mal darauf, wie winzig die Fahrzeuge hier erscheinen. Das untere Deck ist übrigens die Eisenbahnbrücke.

 

 

 

 

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Unsere Masthöhe ist immerhin zweiundzwanzig Meter über der Wasseröberfläche, aber unter dieser Brücke kamen wir uns geradezu zwergenhaft vor.

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Wer mich kennt, weiß, dass ich früher lange in Brasilien gelebt habe. Deshalb erinnert mich das hier zum Beispiel lebhaft an Rio de Janeiro:

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Diese Christusfigur hat durchaus Ähnlichkeit mit der, die in Rio auf dem Corcovado steht.

 

 

 

 

Dafür erinnert mich dieser Fahrstuhl in gewisser Weise an den, der in Salvador de Bahia die Oberstadt mit der Unterstadt am Hafen verbindet:

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Nach dieser Stelle öffnet sich der Fluss und bildet einen großen, fast seeartigen Teil aus. Am linken Ufer liegt Lissabon, aber wir bogen erst einmal nach rechts ab, um uns durch verschiedene Untiefen mit kaum noch Wasser unter dem Kiel zu einem Ankerplatz in einem kleinen Nebenfluss.

Unterwegs begegnen uns noch hochinteressante alte Boote wie dieses hier:

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Wir ließen also unser Beiboot zu Wasser, warfen das Motörchen an und dampften zum Essen in den kleinen Ort. Ich habe natürlich die Gelegenheit benutzt, mal ein paar Fotos von der Santa Maria aus anderer Perspektive zu machen.

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Danach ging es dann wieder an Bord, um diesen schönen Abend zu beschließen.

Wie es weiter ging: Lest den nächsten Blog, ich hab immer noch einiges zu erzählen.

So stay tuned!

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Nach Vigo und weiter

Nach vier Tagen des Wartens in La Rochelle konnte ich dann endlich den Startschuss geben und den Ritt über die Biskaya in Angriff nehmen.

Leider gibt es davon keine Fotos. Der Grund: Wie Ihr Euch erinnert, waren wir nur zu Dritt, also musste ich als Skipper ja ausnahmsweise mal richtig arbeiten Zwinkerndes Smiley, Zeit zum Fotos machen gab es praktisch nicht, da ich vier Tage lang alle vier Stunden vier Stunden lang Wache gehen musste – und das meistenteils allein. Die ersten drei Tage hatten wir immer noch heftig Wind, wenn auch keinen Sturm mehr. Allerdings blieb uns die große, durch den vorherigen Sturm aufgebaute Welle nich lange erhalten.

Hier mal ein Screenshot unseres Kurses, damit man sieht, wie wir gefahren sind bzw. fahren mussten:

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Man erkennt, dass wir drei Tage lang von La Rochelle bis vor die spanische Küste segeln konnten. Leider mit viel Welle und immer hart am teilweise noch stürmischen Wind. Ich wäre lieber viel mehr nach Westen gefahren, ging aber nicht.Als wir dann vor Santander Landfall hatten und zum ersten Mal Spanien sahen, ging uns dann der Wind aus, und wir mussten den kompletten Rest bis La Coruna  unter Motor zurücklegen.

Insgesamt war das auf diesem Teilstück eine Nonstop-Gesamtstrecke von 466 Seemeilen, das ist mit drei Mann und ohne Autopilot schon ganz anständig.

In La Coruna war dann erst mal erholen und kräftig duschen angesagt, davon gibt es leider auch keine Bilder Bin gleich zurück.

Mit frischen Kräften ging es dann weiter in einen kleinen spanischen Hafen “um die Ecke rum” auf der Atlantikseite namens Camarinas (oben auf der Karte ganz links noch zu sehen).

Die Marina dort ist sehr klein, aber die Leute sind außergewöhnlich nett. Ganz besonders hervorzuheben sind da der Marcos, der Kneipenwirt des Yachthafenrestaurants und seine Kellnerin Linda.

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Als ich zum Beispiel 5 Liter Öl für meine Maschine brauchte, fuhr er mich kilometerweit in eine Werkstatt zu einem Freund, wo ich einen entsprechenden Kanister mit Sonderrabatt sehr preiswert bekam. Camarinas hat leider keine Tankstelle.

 

Auf dem Rückweg hielt er plötzlich an, schloss eine alte Garage auf, und zeigte mir stolz die Ergebnisses der Hobbyarbeit von ihm und seinem Bruder, das war schon beeindruckend, wie man hier sehen kann:

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In dieser Garage bewahren die Brüder ihre libevoll restaurierten Oldtimer und Kutschen sowie noch zwei, drei weitere Fahrzeuge auf, die der Wiederherstellung noch harren.

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Alle Fahrzeuge haben eine historische Zulassung und sind fahrbereit! Erstaunlich.

Wer übrigens mein Häuschen in Nordfriesland kennt bzw. die üblichen Schwedenhäuser, wird erstaunt den Stil des Clubhauses dieses Yachtclubs zur Kenntnis nehmen:

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Das könnte auch Holzhäuser Richardsen in Langenhorn oder ein Schwede gebaut haben, oder?

Nachdem die Leute so nett waren und das Essen so gut, beschlossen wir, in Camarinas noch einen Tag zu bleiben. Dadurch konnte ich in Ruhe ein bisschen den Ort besichtigen.

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Interessant und nachahmenswert fand ich z.B. die Methode, die großen Mülltonnen auf den Straßen zu verstecken und zur Verschönerung des Ortes beizutragen:

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In Camarinas gibt es sehr wenig Jobs, also kaum junge Leute. Die meisten Einwohner sind Rentner. Viele Häuser haben liebevoll angelegte kleine Gärten, manchmal mit ganz überraschenden und seltsamen Einblicken:

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Zum Beispiel hier mal ein selbstgebasteltes Schiffsmodell im Gartenkamin.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch hier dachte ich erst, ich sehe nicht richtig:

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Genaues Hinsehen zeigte dann das nachstehende Garten-Denkmal:

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Schon finde ich auch das Haus des ehemaligen Fischdampfer-Kapitäns, der sich die Brücke seines Dampfer als Gartenhäuschen aufgestellt hat:

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Mit Wehmut und neuen Freunden im Herzen verließen wir dann am nächsten Abend Camarinas, um über Nacht zur unserer Endstation Vigo zu fahren. Die wunderschöne Bucht verabschiedete sich von uns mit einem herrlichen Sonnenuntergang.

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Über den letzten Teil meiner Reise von Vigo bis Faro dann mehr im nächsten Blog.

So stay tuned!

Belle Ile – eine Perle der Bretagne

Unsere Anreise zur Insel Belle Ile – die uns jeder als Highlight empfohlen hatte – verlief anfangs doch sehr verwirrend.:

Der Hafen ist ein Tidenhafen, dessen Tor nur bei etwa  gleichem Wasserstand außen und innen aufmacht. Wie lange und wann – darüber waren die Angaben in den verschiedenen Hafenhandbüchern unterschiedlich.  Kein Problem, dachte ich, dann rufst Du dort halt einfach an, die Nummer der Hafenmeisterei ist ja bekannt. Dort hieß es dann, dass das Tor nur mittags für eine Stunde aufmacht. Das erschien mir seltsam, weil laut Tidenkalender Hochwasser erst gegen vier Uhr sein sollte. Ich dachte schon, ich hätte da mit meinem Küchenfranzösisch was falsch verstanden und ließ ein Crewmitglied nochmal anrufen, das ausgezeichnet französisch sprach – und wieder behauptete das Mädchen steif und fest, das Tor ginge nur mittags auf. Weil ich das immer noch nicht glauben konnte, ließen wir den Hafenmeister von Lorient nochmal anrufen – und ein drittes Mal hieß es: Mittags! Der fragte dann nochmal nach, würde nicht bei Hochwasser aufgemacht? Antwort: Eben! Deshalb mittags.

Also glauben konnte ich das alles nicht. Also beschloss ich, auf Verdacht loszufahren (mittags hätten wir es nicht geschafft) und zu Hochwasser dort zu sein. Natürlich überlegt man sich dazu dann einen “Plan B” mit einem anderen Hafen.

Und siehe da: Wir erschienen gegen kurz vor vier in Le Palais auf der Belle Ile und alles wartete auf die Öffnung des Tores, die dann auch prompt zu Hochwasser erfolgte. Das Mädel in der Hafenmeisterei hatte schlicht und einfach keine Ahnung gehabt!

Wir mussten vor im Vorhafen mit vielen anderen warten.

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Dann ging das Tor auf, und eine lange Prozession setzte sich in Bewegung, um den engen Hafen zu erobern.

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Was dann stattfand, erlebt man manchmal in den engsten dänischen Häfen nicht – vor allem mit so vielen großen Yachten. Wir wurden der Reihe nach hereingelotst und von je einem zweibeinigen und einem vierbeinigen Hafenmeister einzeln in die Päckchen verpackt:

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Hier noch ein paar Impressionen, wie es denn da so zuging:

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Das Ganze war auch ein Erlebnis für die Landtouristen, die während der ganzen Aktion nicht über ihre Brücke konnten:

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Der vierbeinige Hafenmeister war wirklich ein Erlebnis. Das Kerlchen wusste genau, was es tat, bewegte sich völlig sicher auf Boot und Steg und machte – so hatte ich den Eindruck – die ganze Zeit ein überaus wichtiges Gesicht.

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Durch das ganze Gewusel hindurch lief dann noch ein Frachter aus, der eigentlich für den Hafenviel zu groß war:

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Dann verschwanden Herr und Hund´eine kleine Weile und schleppten dann noch einen Ponton für weitere Yachten herbei, der dorthin gelegt wurde, wo vorher der Frachter lag. Man ist hier offensichtlich auf diese Anstürme bestens gerüstet.

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Aber auch an Land gab es einiges zu sehen. Zum Beispiel wurde mir ganz warm ums Herz, als ich dort ein geradezu hervorragend erhaltenes Exemplar meines allerersten Autos aus dem Jahre 1969 sah:

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Mindestens so alt ist zum Beispiel dies alte Motorrad der Marke Puch:

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Besonders interessant fand ich auch das geradezu kunsthandwerkliche Nummernschild dieses Fahrzeugs, mit dem der Besitzer in Deutschland sicher nicht sehr weit gekommen wäre.

 

 

 

Belle Ile und die Hauptstadt Le Palais sind wirklich ein Highlight dieser Woche gewesen. Eine hübsche Insel, eine sehr schöne kleine Stadt, allerdings touristisch ziemlich voll. Ich möchte nicht wissen, was da im Hochsommer los ist. Schon jetzt war am Hafen und in den kleinen Straßencafés viel los.

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Wer Zeit hat und mehr von der Insel sehen will, kann sich für relativ kleines Geld ganz interessante Sightseeing-Fahrzeuge für die Inselrundfahrt mieten.

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Und hier die entsprechende Version für vier Personen:

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Hier noch einige Impressionen aus der Stadt:

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Die meisten Besucher kommen natürlich nicht mit dem Segelboot, sondern mit der Fähre, die jedes mal proppenvoll ist

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Man sieht z.B. einige interessante Wandmalereien, die mich erst an Kunst am Bau denken ließen:

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Bis ich dann weiter schaute und merkte, dass es das örtliche Kino war…

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Und obwohl ich dachte, es wäre mittlerweile ausgestorben, fand sich hier doch noch ein besonders schönes Exemplar des klassischen französischen Steh-Plumps-Klos:

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Und das sogar ziemlich sauber Bin gleich zurück

Die Geschichte von Belle Ile ist auch recht interessant. Über Jahrhunderte wurde der Hafen mit einer gewaltigen Festung verteidigt, die Vauban, der berühmte französische Festungsbaumeister zur Zeit von Ludwig XIV geplant hatte. Die Frestung ist heute in Privatbesitz, enthält ein Hotel und eine gepflegte Anlage, die man gegen entrichtung eines Obolus zur Erhaltung besichtigen kann.

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Interessant ist übrigens, dass die Insel zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Napoleonischen Kriegen von den Engländern erobert worden war. Zur gleichen Zeit hatten die Franzosen im Mittelmeer Menorca den Engländern abgenommen. Also traf man sich und beschloss im Vertrag von Paris, die Inseln auszutauschen, so wie das ja auch die Engländer und die Deutschen einmal mit Helgoland und Sansibar gemacht haben.

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Nachts haben wir dann noch an Bord ausnahmsweise ziemlich Party gemacht und es gab Oldie-Disko bis zwei Uhr morgens, obwohl wir im Dreierpäckchen lagen Cooles Smiley

Unsere Nachbarn haben aber am nächsten alle noch freundlich mit uns gesprochen – also wird ihnen meine Musik wohl gefallen haben…

So, das war diesmal lang und besonders bilderreich. Ich hoffe aber, es war auch interessant. Über Kommentare und Kritiken freue ich mich natürlich immer. Wer das nicht auf meiner website machen will, kann mir natürlich auch immer unter wolf.knipfer(at)web.de seinen Senf schicken.

Nach einem Zwischenstopp in Pornichet, einem nicht sehr interessanten Bretagnehafen ging es dann nach La Rochelle, wo diese nette Woche dann endete. Mit Crew-Wechsel bereitete ich mich dann auf die Biskaya-Überquerung vor. die ein bisschen abenteuerlich war. Aber davon mehr im nächsten Blog.

So stay tuned!

Ach, und zum Schluss noch eine kleine Anmerkung für meine Leser bei Facebook:

Überlegt doch mal, ob Ihr den Blog nicht direkt abonnieren wollt. Rechts unen ist ja ein Knopf, wo man seine Mailadresse eingeben kann, dann bekommt Ihr jeden Blog immer druckfrisch von mir direkt, ohne den Umweg über Facebook.

Von Brest nach La Rochelle–Teil 1

 

Wie schon erwähnt, hatte ich in Brest einen “Ruhetag”, weil die alte Crew von Bord ging und die “Neuen” an Bord kamen. Von Ruhe ist da meistens nichts zu spüren. Immer ist alles mögliche zu erledigen, zu besorgen oder zu reparieren – und dann kommen ja auch schon die neuen, auf die man ja auch schon gespannt ist.

Am ersten Tag fuhren wir zum eingewöhnen nur quer über die Rade de Brest nach Cameret-sur-Mer, einem kleinen Ort mit Marina, auf dessen Parkplatz erstaunlich viele deutsche Autos standen.

Der´erste große Schlag über 62 Seemeilen kam dann am nächsten Tag. Es ging nach Bénodet, einem netten kleinen Hafen in einer bretonischen Flußmündung. Er zeichnete sich eigentlich durch nichts besonderes aus, deshalb gibts auch keine Fotos. Erstaunlich war nur, dass plötzlich die französische Grenzpolizei mit einem Booterschien, und mit vier Mann eine Schiffs- und Ausweiskontrolle durchführte. Die Jungs waren eigentlich sehr nett. Ich hatte das Gefühl, dass sie eigentlich mehr auf unser Schiff neugierig waren, so einen Typ sieht man ja heutzutage selten. Als sie dann noch erfuhren, dass es ein französisches Boot ar, dass in Marans in der Nähe von La Rochelle gebaut wurde, glänzten zumindest bei einem von ihnen richtig die Augen.

Navigatorisch war dieser Tagestörn ziemlich anspruchsvoll. Man muss schon sehr genau rechnen, damit man nicht an der falschen Stelle von heftigen Strömen in der falschen Richtung erwischt wird. Wir bewegen uns ja in der Bretagne in einem Gebiet, das weltweit führend ist in Bezug auf die Unterschiede zwischen Ebbe und Flut.

Der nächste Tag führte uns dann in die alte Hafenstadt Lorient. Der Name der Stadt kommt von L’Orient, also dem Osten. da dies der Heimathafen der französischen Ostindien-Kompanie war.

Kommt man von See, sieht man als erstes ein altes Fort, dessen Bebauung mit der futuristischen neuen Hafenmeisterei einen schönen Kontrast gibt.

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Dieser Kontrast wird uns hier noch öfter begegnen.

Bei der Ansteuerung sollte man schon ein bisschen vorsichtig sein- wie hier ja eigentlich überall – denn z.B. diese Felsen direkt neben der Fahrwassertonne sind bei Flut nicht zu sehen. Das rumst dann sonst heftig.

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Das auffälligste Gebäude im Hafen ist ein Relikt aus alten Kriegszeiten, nämlich ein riesiger deutscher U-Boot-Bunker.

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Dieser Bunker sollte für das Schicksal der Stadt entscheidend sein. Die Alliierten haben im Zweiten Weltkrieg mehrfach versucht, das Ding zu bombardieren und zu beschädigen. Dank der “soliden Bauweise” ist ihnen das leider nicht gelungen. Man hat deshalb beschlossen, die Versorgungslinien zum U-Boot-Stützpunkt zu bombardieren. Das führte dazu, dass 1943 fast die gesamte Stadt zerstört wurde. Die deutsche Marine hat sich aber trotzdem hier so festgekrallt, dass nach der alliierten Invasion 1944 die Stadt von den Engländern und Amerikanern belagert wurde, die Deutschen konnten sich aber tatsächlich hier bis zum bitteren Ende, also bis zum 10. Mai 1945 halten.

Wie auch anderswo hat man nach dem Krieg versucht, diese U-Boot-Bunker zu sprengen. Ein völlig vergebliches Unterfangen. Die Wände sind so dick, dass das Ding praktisch unzerstörbar ist. inzwischen hat man sich mit den Bunkern auch abgefunden.

Neben supermodernen Anlagen und Schiffen, auch der französischen Marine, sieht man dann auch gelegentlich mal einen Kahn, an dem der Zahn der Zeit doch schon heftig genagt hat:

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Besonders schön finde ich auch diesen verlassenen Dampfer, dessen Vogelbesatz schon etwas unwirkliches wie in einem Hitchcock – oder Horrorfilm hat:

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Lorient ist eines der Zentren der französischen Hochseesegelei. Es gibt mehrere Marinas und einen netten kleinen Stadthafen, in dem wir uns ein Plätzchen suchten, nachdem wir bei Niedrigwasser gerade so eben über die Barre direkt davor geschwappt waren. Dann lagen wir aber sehr schön ruhig, und was wichtig ist: Die neugebauten sanitären Anlagen waren vorbildlich! Wer viel segelt, weiss das zu schätzen.

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Leider lagen wir direkt gegenüber einem Fähranleger, der schon morgens sehr früh wie ein Stadtbus alle paar Minuten ein Schiff brachte, dass dort auch noch geräuschvoll umdrehte.

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Ach ja, zwischendurch mal zwei, drei  Bilder, die jetzt nicht direkt mal was damit zu tun haben:

Wer schon mit mir gesegelt ist, weiß, dass ich eine Schuh-Macke habe und nach längerer Zeit auf See eine Art sockenallergie entwickle. Ich bin deshalb der einzige Skipper, den ich kenne, der an Bord als Segelschuhe seit Jahren Krankenhaus-Clogs benutzt:

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Und schön war in Lorient auch folgendes. Als wir langsam am Militärhafen vorbeifuhren, hörten wir immer so komische Geräusche, die uns aber primär unseemännisch vorkamen.  Auf Verdacht hab dann mal das nachstehende Bild geschossen:

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Ein Stückchen weiter war dann nicht nur zu hören, sondern auch besser zu sehen, was da stattfand: Ein Mensch stand vor seinem offenen Kofferraum und übte in einer französischen Militärgarnison das Blasen auf seinem Dudelsack!!

Wir haben stark vermutet, dass seine Frau ihn rausgeworfen und zum üben woanders hin geschickt hat.Verliebt

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Beim Wegfahren am nächsten Morgensahen wir dann wieder den U-Boot-Bunker und haben dann dahin noch eine Runde gedreht, um uns das alles näher zu betrachten:

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Hier kommt wieder der Kontrast ins Spiel: Vor dem Bunker liegt ein völlig verrostetes gesunkenes Schiff – und neben dem Bunker ist die modernste Marina der Bretagne, in der ausschließlich millionenteure Regattaschiffe liegen:

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Unter anderem lag dort ein Wahnsinns-Trimaran. Ich konnte leider den Namen nicht erkennen, aber wenn der abgeht, ist nicht mal fliegen schöner:

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Wir man sieht, werden diese Bunker auch heute noch genutzt. unter anderem finden dort Tauchgänge statt und es wird Seenotrettung geübt.

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Beim Auslaufen kamen uns dann einige seglerische Legenden entgegen.

Es begann mit einer wunderschönen Yacht aus alten Zeiten:

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Danach kamen dann zwei Schiffe, die beide Segelgeschichte geschrieben haben. Es waren zwei Yachten des weltberühmten französischen Hochseeseglers Eric Tabarly, der alle seine Yachten Pen Duick nannte. Nacheinander fuhren an uns die Pen Duick III und Pen Duick VI vorbei, sein vorletztes Schiff, bevor er als Einhandsegler auf der Pen Duick VII 1998 von Bord fiel und ertrank.

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Alle diese Schiffe werden hier in Lorient erhalten, liebevoll gepflegt und segeln immer noch.

Von hier aus ging es dann auf eine der schönsten bretonischen Inseln, aber davon dann beim nächsten Blog.

So stay tuned!

Next Stop: Frankreich

und weiter geht es auf der großen Reise bis in den Süden Portugals.

Nach Guernsey und Großbritannien steht jetzt für ein ganzes Stück Frankreich auf dem Programm.

Begonnen haben wir in der großen Bucht von St. Malo, die sich durch einen noch heftigeren Tidenhub als auf den englischen Kanalinseln direkt davor auszeichnet. Bis zu zwölf Meter und mehr gibt es hier bei Spring in einigen Ecken.

Ein Franzose, der auf Guernsey neben mir lag, empfahl mir als Anlaufhafen das bretonische Dorf Lézardrieux, auf das ich von selbst im Leben nicht gekommen wäre. Lézardrieux liegt diverse Meilen landeinwärts am Fluss Trieux, auf den ersten Blick weitab vom Schuss. Wenn man aber genau hinschaut, sieht man, dass dieser Fluss die acht Meilen hinauf komplett schiffbar und selbst bei Niedrigwasser ausreichend tief ist. Also haben wir das Wagnis gewagt, und sind fast bei Ebbe dort hinein gefahren. Hier mal einige Bilder von dieser Fahrt:

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Man schaue sich z.B. mal diese Seezeichen näher an:

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Das sind die Backbordtonnen der Hafeneinfahrt, etwa bei halber Fluthöhe.

Oder auch so:

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Und hier nochmal ein Vergleich “vorher – nachher”:

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Die Fotos geben das gar nicht so toll wieder, aber in natura ist das schon beeindruckend.

In der kleinen Marina haben wir dann mit Mühe einen Platz gefunden, allerdings lagen wir da eher wie ein gestrandeter Wal zwischen den kleineren Booten herum

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Ansonsten ging’s uns aber ganz gut – vor allem nachdem wir den idealen Ort für die Aufbewahrung unserer Rotweinvorräte gefunden hatten:

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Leider hatten wir nicht viel Möglichkeiten, leckeres französisches Essen zu probieren. Erstens kamen wir reisebedingt erst spät an, und zum zweiten ist das ein ganz kleines Dorf von weniger als zweitausend Einwohnern, es gab also auch nicht viel.

Am nächsten Morgen mussten wir dann bei Eintritt der Flut mit ablaufend Wasser auch schon weiter und ließen einen Ort zurück, an den ich bestimmt noch einmal mit mehr Zeit kommen möchte.

Der vorletzte Stopp auf diesem Teilabschnitt war dann der Fährhafen von Roscoff, der den meisten Sportseeschifferscheinbesitzern (wow – was für ein Wort!) aus den Navigationsaufgaben wohlbekannt ist. Zu sehen gab es da nix interessantes, deshalb auch keine Fotos, genauso wie vom letzten Schlag in die große alte Hafenstadt Brest.

Dieser letzte Törn war navigatorisch für mich eine besondere Herausforderung: Der direkte Weg führt durch eine Enge namens Raz de Sein, die als eine der kritischsten Stellen für kleine Schiffe in Europa überhaupt gilt. Dort gibt es durch Ebbe und Flut bestimmte Strudel, Meeresströme die schneller laufen als unser Schiff fahren kann und im übelsten Fall ganz gewaltige Wellen. Die Seehandbücher sagen eindeutig: Nur durchfahren, wenn man es schafft, genau dann dort zu sein, wenn der Strom von Ebbe nach Flut kippt oder umgekehrt, also keine Strömung herrscht.

Abends vorher saß ich eine halbe Stunde, umringt von Seehandbüchern, Karten und Tidentabellen, um meinen Kuss zu berechnen: Resultat: Wir schafften es auf eine Viertelstunde genau. Also war die Durchfahrt völlig harmlos.

Auf dem letzten Stück nach Brest gab es dann nochmal so eine Stelle, durch die man zu bestimmter Zeit durch musste. Auch das gelang uns – nur waren wir dann viieel zu früh vor Brest, und haben dann nachts von drei Uhr bis acht Uhr morgens in der Bucht von Brest umhergekreuzt, um dort bei Tageslicht einzulaufen.

Ein spannender Törn von über siebenhundert Seemeilen ging dort zu Ende, und mit Wehmut verabschiedete ich mich von einer Crew, mit der es ganz besonders viel Freude gemacht hat.

Aber wie immer: Neues Spiel, neues Glück, und mit Spannung erwartete ich dann die neue Mannschaft, mit der ich von Brest nach La Rochelle segeln wollte.

Doch davon mehr im nächsten Blog.

Südengland und Kanalinseln

Wo waren wir letztes Mal stehen geblieben? Ach ja, in Milford Haven in Wales. Nicht gerade der Brüller, dieser Hafen, besonders nicht der Wartesteiger, aber was will man machen. Mit einem Schiff von knapp 15 Metern Länge und 2,10 Meter Tiefgang  gibt es in diesem Revier nicht sooo viele Häfen, in die man reinpasst.

Jedenfalls verabschiedeten wir uns von einem der größten Tankerhäfen der Britischen Inseln.

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Bevor es weitergeht, vielleicht noch ein paar Anmerkungen zum Wetter. Wir hatten eine für die Jahreszeit recht ungewöhnliche Wetterlage: Ein dickes, fettes Hoch lag ewig lange sehr weit nördlich im Nordatlantik und zog nur schneckenartig nach Osten weiter. Das führte zwar lange zu einigermaßen schönem Wetter, aber leider schaufelte es an seiner Ostseite haufenweise polare Kaltluft nach Süden, so dass es zwei Wochen lang von Irland bis in die Bretagne viel zu kalt für die Jahreszeit war. Man sieht auf dem folgenden Bild, dass demzufolge blauer Himmel und Kleidung eigentlich nicht zusammen passen.

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Wie schon erwähnt, ist auch an der Waliser und der Westküste von Cornwall eigentlich kein einziger Hafen, in den wir hinein gepasst hätten.

Wir beschlossen deshalb, gleich nach dem Ausschlafen noch einen Riesenschlag hinten dran zu hängen und “um die Ecke rum” bis nach Falmouth an der Südküste Cornwalls zu segeln.

Das ging auch ganz gut, wenn auch wie üblich mit Wind aus der falschen Richtung – nämlich Osten(!) – und der schlief dann irgendwann auch noch ein.

Nachdem wir die große Bucht von Bristol gekreuzt hatten, ging es dann so langsam zur westlichsten Ecke England, nach Lands End. Dort erwischte uns dann blöderweise auch noch für zwei, drei Meilen ziemlich übles Wasser. Wenn aufgrund der Tide Wind gegen Strom steht,

entwickeln sich dort sehr kabbelige Wellen und teilweise richtige Strudel, ein hochinteressantes Phänomen. Leider kann man das auf den Fotos nur ahnen.

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Schließlich umrundeten wir dann gegen Abend Lands End und bogen in den Englischen Kanal ein:

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Morgens um drei waren wir dann nach über 43 Stunden in Falmouth angekommen, erwischten mit viel Glück noch den letzten Platz am Steg und legten uns erst einmal schlafen.

Fotos gibt’s aus Falmouth diesmal keine, obwohl es immer noch ein Städtchen ist, das ich sehr mag. Ich habe aber schon viel interessantes im vergangenen Jahr beschrieben, als ich mit der Merenneito auf dem Weg nach La Coruna hier lag und Falmouth unser Absprunghafen für den langen Schlag durch die Biskaya war.

Eine Ausnahme gibt s doch: Auch in Falmouth lag wieder so ein Verrückter, der üder den Atlantik gerudert war. Regelmäßige Blogleser erinnern sich vielleicht: Auch auf den Kanarischen Inseln gab es gleich mehrere von diesen Booten.

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Ach ja, und dann gab es immer noch die Werbefigur vor dem englischen Seenotkreuzer:

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Nach einem Tag ausruhen ging s dann noch ein Stück nach Osten weiter, weil wir uns die alte Hafenstadt Plymouth anschauen wollten, die dann auch wirklich eine Reise wert war.

Schon der Einlauf in die große Bucht und die Einfahrt in die Marina im Stadtzentrum war hochinteressant, da man sich in die Stadtmarina einschleusen musste.

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Diese Marina im Sutton Harbour war eine der besten und luxuriösesten, die ich in Nordeuropa je gesehen habe. Wir lagen gerne hier und hatten es zu Fuß nur fünf Minuten in die Altstadt von Plymouth, bzw. was davon noch übrig ist. Plymouth ist im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen arg zerbombt worden.

Neben und lag eine englische Familie mit einem außergewöhnlich netten und lustigem Kind namens Kitty. Die bewegte sich auf Booten mit einer Sicherheit, die beeindruckend war. Kitty schloss mit uns gleich Freundschaft und kam uns mehrfach besuchen. Besonders stolz war sie auf ihre ersten “richtigen” Zähne:

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Ich musste für sie deshalb davon eine Großaufnahme anfertigen.

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Kitty lieh sich meine Spiegelreflexkamera aus und erwies sich als hervorragende Fotografin! Wir alle mussten nach ihren genauen Anweisungen uns aufstellen und posieren, und dabei kamen unter anderem folgende Fotos zustande:

 

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Nicht schlecht für das kleine Mädchen, oder?

 

Zum Schluss gibt’s hier noch – für die die mögen – ein kleines Album mit Plymouth-Fotos.

Nach einem schönen Aufenthalt mit allem Drum und Dran (einschließlich Besuch einer Bar mit Live Music) bestiegen wir dann wieder unseren Dampfer, um über Guernsey nach Frankreich in die Bretagne zu fahren. Doch davon mehr im nächsten Blog.

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