Der langen Reise erster Teil

Moin Freunde,

seit Ende September bin ich wieder auf Langfahrt unterwegs. Die Reise führt mich diesmal von Rügen über Kiel, den Nordostseekanal, die Nordsee, den englischen Kanal, die Biskaya,längs der spanischen und portugiesischen Atlantikküste bis Lissabon, dann weiter über Madeira, La Palma, Teneriffa nach Gran Canaria und von dort mit der ARC wie letztes Jahr nach St. Lucia in der Karibik. Wenn alles gut geht, bin ich dann am 23. Dezember wieder  zuhause – wenn nicht, gibt’s Ärger mit meiner besseren Hälfte Flirten - FrauMüdes Smiley.

A propos bessere Hälfte: Die hat mich zum Abschied von Rostock über Kiel bis Brunsbüttel begleitet, ebenso wie meine Tochter, die schon auf Rügen zugestiegen war und mit mir allein dieses große 15m-Schiff unter Segeln die 70 Meilen nach Rostock gefahren hat. Daumen hoch

In Brunsbüttel stieg dann mein Co-Skipper Marcel zu, der mich bis Gran Canaria begleiten wird. Als erstes haben wir einmal die für so eine Reise etwas popelige Nationale durch eine anständigerer Größe ersetzt. Auf der Ostsee kann ein Charterboot sicher damit fahren, aber auf den Atlantik gehört für mich bei einem Boot dieser Größe eben etwas anderes.

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Über die ersten Etappen  bis Kiel gibt’s nicht viel zu berichten. Normales Ostseesegeln eben. Leider war das Wetter nicht allzu toll, aber meine Hoffnung ist ja, das es auf meiner Reise von Woche zu Woche wärmer wird…

Im Kiel Kanal klarte es etwas auf, sodass wir eine halbwegs schöne und ruhige Überfahrt bis zu unserer Übernachtungsstelle in Brunsbüttel hatten.

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Dort stiegen dann Frau und Tochter aus.

Aber dann…

Am nächsten Morgen kamen die ersten Ausläufer der Sturms auf uns zu, der in den nächsten Tagen für Chaos in ganz Nord- und Ostdeutschland sorgen sollte. Ich handelte mir  schon meine erste Planverspätung ein, weil ich natürlich entschied, bei dem dräuenden Sturm mit Orkanböen nicht in die Nordsee zu laufen,sondern nur einmal 17 sm quer über die Elbe nach Cuxhaven, weil wir da besser liegen und die Einkaufsmöglichkeiten besser sind.

Diese kurze Querung mit der neuen Crew von zwei Mann machte ich sicherheitshalber unter Maschine, da am ersten Tag Windstärke 8 für die Leute ja nicht so lustig ist. Um so größer war dann mein Erstaunen, als uns die “Wappen von Bremen”, eine der bekanntesten deutschen Yachten, cool unter Segel überholte und trotz gegenan kreuzens immer an unserem Bug vorbei dennoch schneller in Cuxhaven war als wir.

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Die “Wappen von Bremen IV” ist eine der bekanntesten deutschen Hochseeyachten und eine der drei Yachten der Segelkameradschaft “Das Wappen von Bremen”, die sich seit 1934 um das Hochseesegeln in Deutschland verdient machen. Die Yacht ist aus Aluminium, 16,80 m lang und hat zehn Schlafplätze. Seit Jahrzehnten machen die die Yachten tolle Reisen um die Welt, um die selbst ich als erfahrener Skipper die Kollegen beneide. Letztes Jahr ging’s zum Beispiel zur Olympiade nach Rio.

Die Jungs und Mädels sind ja eine ganze Weile vor mir her gekreuzt. Es war eine absolute Freude, die Seemannschaft an Bord z.B. in der Schleuse zu beobachten und mit welcher Präzision und Schnelligkeit die Crew bei den Wenden funktionierte. Chapeau –  und das alles bei richtig viel Wind.
Nicht dass wir uns falsch verstehen: Auf einer Bavaria mit Rollgroß und einer Dreimanncrew, die am ersten Tag zusammen ist, wollen und können wir uns damit nicht vergleichen. Aber in den nächsten Tagen bekomme ich meine Crew auch noch vernünftig hin.

In Cuxhaven war dann aber erst einmal Endstation. Der Sturm düste heftig über uns hinweg, an ein Rausfahren war nicht zu denken, das wäre lebensgefährlich geworden. Hier mal ein paar Bilder aus dem Yachthafen, als es heftig anfing zu blasen:

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Beachtet mal, wie schräg die Boote am Steg liegen!

Es ging da ziemlich über zu kehr. Im Laufe des Vormittags erschienen alle möglichen Eigner –  teilweise in ihren Büroanzügen – um zusätzliche Leinen auszubringen und alles zu sichern.

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Ich selbst hatte bei uns an Bord fünf (!) Vorleinen und Vorsprings ausgebracht (und eine Achterleine). um das Boot am Steg zu halten. So etwas in einem Hafen hab auch ich noch nicht erlebt.

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Zum Schluss einfach noch ohne Worte einfach mal am Liegeplatz den Windmesser abfotografiert:

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Und das ist der Blick aus unserem Cockpit über die Hafenmauer. Und draußen tobt die Elbe…

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Auf dem nächsten Teilstück hatte ich wieder das Problem, das mich immer trifft, wenn ich mit großem Schiff und kleiner Crew unterwegs bin: Es bleibt einfach keine Zeit zum Fotografieren. Deshalb gibt es vom üblen Wetter, das wir bezwangen, leider keine Fotos. Aber Geduld, ich arbeite an Plänen, das für die Zukunft zu ändern und Euch spannende Bilder zu liefern. Auf dem Segelwolf-Blog stehen nächstes Jahr größere Veränderungen bevor. Seid gespannt!

Am Tag darauf war der Wind soweit abgeflaut, dass ich das Auslaufen verantworten konnte, schließlich fahren wir ja ein großes und mit über 18 Tonnen auch schweres Schiff. Die Hafenmeisterin erklärte uns zwar für leichtsinnig und verrückt, aber das sind wir nicht. Ich bin schon vorsichtig und gehe für Besatzung und Schiff keine unnötigen Risiken ein. Aber mit einem gut vorbereiteten Schiff, einer vernünftigen Crew und einem erfahren Skipper kann man durchaus auch Starkwind abreiten.

Und das haben wir getan! In der deutschen Bucht erwarteten uns Winde zwischen 6 und 8 Beaufort. Schon stärker, aber mit dem großen Schiff kein Problem. Meine Crew fühlte sich zu keinem Zeitpunkt unsicher, wie sie mir bestätigte. Es bestätigte sich aber auch hier wieder der alte Spruch, dass die Schiffe mehr aushalten als die Besatzung: Einem Crewmitglied war so gründlich schlecht, dass er bis den Helder keine große Hilfe war. BlitzTrauriges Smiley

Und nach den Helder mussten wir. Bei solchem Wetter gibt es in den ganzen deutschen und holländischen friesischen Inseln praktisch keine Alternative. Das einzige wäre Borkum gewesen, aber mit viel Welle im Seegatt und ca. 30 Seemeilen Umweg lockte mich da auch nicht gerade viel. also durch.

Und jetzt sind wir schon wieder weiter – bei so einer Überführung habe ich es ja eilig. Also eine Nacht von den Helder in Holland nach Nieuwport in Belgien durchgesegelt, Dort in der zweiten Nacht gegen Mitternacht angekommen. Am nächsten Vormittag weiter nach Boulogne-sur-mer in Frankreich, Ankunft ebenfalls nachts um zwölf. Dort stieg dann unser vierter Mitstreiter Bernd ein, was mich ein wenig entlastet. Und jetzt sind wir schon wieder unterwegs auf einem Nachtschlag nach Le Havre.

Vorhin habe ich mit dem Deutschen Wetterdienst telefoniert. Damit ist meine weitere Routenplanung Makulatur, die vorsah, am kommenden Sonntag von Guernsey aus die Biskaya-Überquerung Richtung La Coruna zu starten. Leider kommt uns da ein heftiges Sturmtief in die Quere, das wohl Wellenhöhen von 7 Metern und Böen bis 11 Beaufort bringen soll. Das warten wir lieber ab. Aber alles hat seine guten Seiten: Dadurch habe ich doch noch Gelegenheit, einige meiner Lieblingsplätze in Frankreich anzulaufen. Wie es uns da erging, lest Ihr dann im nächsten Blog.

So stay tuned.

Durch den Kanal nach Hause

Von dem Ritt über den Atlantik mit ganz kleiner Mannschaft von den Azoren nach Brest gibt es leider so gut wie keine Fotos. Ich war entweder zu müde oder zu beschäftigt zum Fotografieren. Probleme hatten wir ein paar: Aufgrund eines unglücklichen Vorfalls auf den Azoren war eine unser Batterien defekt, sodass wir laufend zu wenig Strom zur Verfügung hatten. In diesem Fall kann man zwar die Maschine laufen lassen, um mittels der Lichtmaschine die Batterien zu laden, aber dann steht man vor der Frage: Hab ich lieber keinen Strom oder lieber keinen Diesel mehr?Flirten - Mann

Zusätzlich riss und bei 7 Beaufort drei Tage vor Brest noch das Großsegel, sodass wir nur noch im zweiten Reff fahren konnten. Das war eher weniger schlimm, weil wir eh genug Wind hatten.

In Brest angekommen, musste dann erst einmal anständig an Land gespachtelt werden. Ich bin ja eher sonst nicht der Hamburger-Freund, aber diese erste Mahlzeit an Land hatte schon was…

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In Brest stieg ein junger Mann aus und zwei Mädels ein, sodass ich den Rest der Tour mit sozusagen mit einem Dreimädelschiff fuhr, hat aber bestens geklappt.

Nach zwei Jahren fuhr ich auch endlich wieder einmal nach Lezardrieux, weil die Flussfahrt bei einem Tidenhub von ca. 7 Metern immer wieder spannend und landschaftlich beeindruckend ist. Besonders die Seezeichen sind eine Reise wert.

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Vorher musste frau aber erst seefest werdenZwinkerndes Smiley

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Hier ein paar Bilder der Flussfahrt bei relativ niedrigem Wasserstand. Ihr könnt Euch vorstellen, dass man schon genau im Fahrwasser bleiben muss, wenn bei Hochwasser alle diese Felsen unsichtbar unter Wasser sind, sonst rummst es ziemlich.

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Kalt war es leider auch ziemlich, da wir inzwischen wieder in nördlicheren Gefilden angekommen waren. (Sozusagen der Vorbote des Nicht-Sommers, unter dem ich den Rest der Zeit bis heute in der Ostsee leiden durfte…)

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Ca. 20 Km flussaufwärts kommt man dann zur Marina von Lezardrieux. Diese besteht aus zwei Teilen: Der äußere ist ein Tidenhafen mit Schwimmstegen, die zwischen Niedrigwasser und Hochwasser mehrere Meter auf und ab fahren:

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(Man beachte die Werbung für das Blues-Festival –leider waren wir einen Tag zu früh da)

und dem inneren Hafen, der nur bei hohem Wasserstand anzulaufen und sonst vom Fluss abgesperrt ist:

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Ihr seht unten in der Einfahrt die Stufe. Erst wenn das Wasser noch midestens drei Meter höher als auf dem Foto ist, schaltet die Ampel auf Grün und man kann zwischen diesen Stangen (die Fahrwassertonnen sind) in  den Hafen hineinfahren. Heraus kommt man natürlich auch erst wieder bei Hochwasser.

Wir  hatten es aus Zeitgründen ziemlich eilig, nach Hause zu kommen, deshalb fasse ich mich hier auch kurz. Wer über die angelaufenen Häfen mehr sehen möchte, geht einfach in meinem Blog zwei Jahre zurück und findet ausführlichere Berichte mit viel mehr Fotos.

Unser nächster Stopp war St. Peter Port, die Hauptstadt der Kanalinsel Guernsey, über die ich ja auch schon mehrfach berichtet habe. Deshalb hier auch nur ein neues Bild des Tidehafens, in den man bei ca. 10 Metern Tidenhub auch nur bei Hochwasser hineinkommt.

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Guernsey liegt ja eigentlich nicht im englischen Kanal, obwohl man sie “Channel Island” nennt, sondern ziemlich dicht vor der französischen Küste.

Deshalb ging es natürlich auch jetzt in Frankreich weiter. Wir liefen eine sehr nette französische Kleinstadt an, die ich noch nicht kannte: Fécamp. Mit einem größeren Boot als unsere gute “Paula” wäre das nicht ganz so einfach gewesen, da es dort echt eng und flach ist. Wir haben aber dort einen sehr schönen Abend verbracht und gut gegessen.

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Zwei Dinge sind mir in Fécamp besonders im Gedächtnis geblieben:

Zum einen unser Restaurant, das auf den Vorlegepapieren die Wartezeit für das Essen mit Sudokus versüßte.

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Und zum anderen ein wahrlich beeindruckendes Antiquitätengeschäft – oder wie man diesen ´Laden sonst nennen soll…

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Von dort ging es dann weiter den Kanal hinauf über Boulogne-sur-Mer nach Nieuwport in Belgien. Der Wind wurde leider immer weniger, sodass wir große Strecken motoren mussten. Außerdem kamen wir langsam zeitlich in die Bredouille, sodass wir beschlossen, von Nieuwport direkt bis zum Nord-Ostsee-Kanal durchzufahren, und nur einen kleinen Einkaufsstopp von drei Stunden in den Helder zu machen. Dadurch kamen wir dann noch in den Genuss von wunderschönen Sonnenunter- und Aufgängen auf See.

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Wie man sieht, wurde ich von den Mädels prima versorgt. Ich erinnere mich gerne an diese äußerst leckeren Pfannkuchen in größeren Mengen:

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Spannend war es, unglücklicherweise nachts um zwei genau vor der Wesermündung in dicken Nebel mit Sichtweiten von unter 100 Metern zu geraten. Ich bin da ja nicht in der sicheren Küstenverkehrszone, sondern muss die Haupt-Schifffahrtslinie kreuzen, auf der alles fährt, was in die Weser oder die Jade will oder da herauskommt. Ich habe mich per Funk bei der Verkehrszentrale “German Bight Traffic” gemeldet und laufend meine Position durchgegeben, da trotz genauer Angabe die Radar-Reflektoren (ich hatte sogar zwei davon in der Takelage hängen) es der Radarstation nicht ermöglichten, mein Boot im Radar zu sehen. Aber alles ging gut, es war gottseidank in dieser Nacht kaum Verkehr unterwegs.

Als wir dann in die deutschen Gewässer kamen, habe ich als erstes den Kegel für Maschinenfahrt unter Segel gesetzt, um nicht wieder in eine Falle zu laufen. Meine regelmäßigen Leser wissen: Letztes Jahr durfte ich auf Rügen dafür ein 35-Euro-Knöllchen bezahlenVor Wut kochen.

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So langsam kam die Elbmündung näher, damit auch der Verkehr mit dicken Pötten und die Luft roch nach zuhause.

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Da wir nach der durchfahrenen Nacht jetzt mittags bereits vor Brunsbüttel waren, beschlossen wir, doch noch durchzuschleusen, auch wenn wir wussten, wir schaffen den Kanal heute nicht mehr. Sportboote dürfen dort im dunkeln nicht fahren).

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Immerhin kamen wir noch bis zur Gieselauschleuse, fast auf halber Strecke, wo wir geradezu idyllisch übernachteten, wenn auch ohne Strom und neues Frischwasser.

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Am nächsten Morgen recht früh ging es dann weiter.

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und gegen Mittag kamen wir dann so langsam Richtung Kiel. Der Eigner (dessen Tochter ich an Bord hatte) kam uns mit dem Auto entgegen, um uns schon vorher zur Begrüßung zuzuwinken.

Für die Ankunft bereitete ich das Schiff dann nach alter Seglertradition vor: In die Backbordsaling werden alle Gastlandflaggen der besuchten Länder gehängt. Eine fehlte leider, weil ich keine spanische Flagge mehr hatte.

 

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Damit endete dann eine Reise, die mich in sieben Wochen über 3.214 Seemeilen hohe See führte. Das ist weiter als die Strecke von den Kanarischen Inseln in die Karibik, die ich im letzten Winter fuhr. Ich habe viele interessante Gegenden kennengelernt, seemännisch viel erlebt und habe nicht zugenommen (auch ein Erfolg Daumen hoch)

Den Sommer über war ich sehr viel auf der Ostsee unterwegs, teils Einwochentörns mit Gästen ab Rügen oder Kiel, und dazu diverse Kurse Sportbootführerschein und Sportküstenschifferschein, also das ganz normale Sommergeschäft, über das es nicht so viel zu berichten gibt.

Aber Ende September geht es dann wieder los auf ganz große Fahrt: Es steht der Törn Rostock – Gran Canaria – St. Lucia an, also wieder einmal reichlich Hohe See, von der ich dann rechtzeitig zu Weihnachten am 23. Dezember wieder zurück bin. Davon gibt es scher wieder viel zu berichten.

So stay tuned!”“

Wieder einmal Mitsegler gesucht

Liebe Segelfreunde,

für zwei hochinteressante Törnabschnitte suche ich wieder einmal Mitstreiter, denen ich u.U. sogar ein interessantes finanzielles Preisangebot machen kann:

  1. 07. Oktober  – 21. Oktober
    den Helder – La Coruna.
    Wir fahren durch den Englischen Kanal, erleben interessante Tidehäfen auf der französischen und englischen Seite und überqueren anschließend in einem vier- oder fünftägigen Abschnitt die Biskaya.
  2. 21. Oktober – 04. November
    der nächste Abschnitt führt uns die spanische und portugiesische Atlantikküste entlang. Neben vielen romantischen kleinen Häfen (mit den leckersten Fischrestaurants Europas!) entdecken wir den Tejo und Lissabon, bevor wir dann zu einem fünftägigen Hochseeschlag nach Madeira aufbrechen, wo dieser Törn endet.

Wer Lust hat und mehr wissen will, meldet sich bitte bei mir über die Euch bekannten Wege oder über segelwolf@gmx.de.

Ich freu mich auf Eure Kontakte!

Endlich angekommen!

Nach 1.309 Seemeilen heftigen Hochseesegelns auf dem Atlantik sind wir heute Nacht um ein Uhr von den Azoren kommend bei Windstärke 6 und strömendem Regen den ganzen Tag endlich in Brest in der Bretagne angekommen. Dann erst einmal ausgeschlafen bis elf Uhr und jetzt geht’s uns wieder gut!

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Wir hatten teilweise schon ziemlich übles Wetter, da uns im letzten Drittel der Strecke, d.h. am Ausgang der Biskaya, die Ausläufer einer anständigen Sturmtiefs erwischten, die uns bis 8 Bft. Wind und eine Wellenhöhe von bis zu fünf Metern brachten. Eine stramme Leistung für so ein kleines Schiffchen von 35 Fuß!

Leider ist uns bei einem Reffmanöver bei ziemlich viel Wind das Großsegel gerissen, sodass wir ab dann nur noch im zweiten Reff fahren konnten. Hat aber kaum gestört, da wir bei dem Wind das sowieso eingebunden hätten Bin gleich zurück.

Zum ersten Mal seit langem also mal wieder an Land gegessen. Da musste es natürlich der Maxiburger mit der doppelten Fleischportion sein.

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… und noch einen Käsekuchen mit Karamelsauce hinterher, dann ging’s mir wieder gut!

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Viel berichten werde ich leider nicht können über dies Teilstück. Bei nur drei Mann Crew und viel schlechtem Wetter gibt es naturgemäß s gut wie keine Fotos. Aber es kommt ja auch noch der letzte Teilbericht von den Azoren.

Morgen wird erst einmal das Segel repariert und das Schiff aufgeräumt, neue Verbraucherbatterien muss ich auch noch einbauen, und dann geht es weiter durch den Énglischen Kanal bis nach Kiel.

So stay tuned!

…und weiter zu den Azoren

Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, Madeira versank so langsam hinter uns und rund 500 Seemeilen offenes Meer lagen vor uns.

Losgegangen war es ja bei totaler Flaute, sodass wir entlang der ganzen Küste Madeiras motoren mussten. Am nächsten Tag kam dann aber doch etwas Wind auf. Nicht viel, aber genau richtig für unseren Spinnaker.

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Normalerweise hätte ich ja das Großsegel dabei stehengelassen. Der Wind war aber so dürftig, dass uns der Spi laufend einfiel. Deshalb hatten wir es dann zeitweise mal so probiert, wie auf dem Bild zu sehen.

Leider drehte der Wind dann immer weiter nach vorn, sodass wir ihn irgendwann herunternehmen mussten und dann auch den Rest der Reise nicht mehr herausholen konnten.

Trotzdem hatten wir zunächst schönstes Hochseesegeln.

 

 

 

 

 

Leider blieb es nicht ganz so schön, eine Nacht voller Regen, teils schwere Gewitter mit Sturmböen und ein Wind, der immer vorlicher kam, machten das Segeln zwar anstrengend, aber auch ziemlich schnell. Leider bin ich durch das Wache gehen und die sonstige Arbeit nicht mehr viel zum Fotografieren gekommen. Aber ich gelobe Besserung.

Nach dreieinhalb Tagen legten wir am Dienstag, den 17. April in Vila do Porto auf der kleinen Azoreninsel Santa Maria nach 541 Seemeilen an. Man könnte ja sagen, dass der Landfall halt so aussah, wie viele Inseln aussehen.Flirten - Mann

 

 

 

 

 

 

Santa Maria ist die südlichste der Azoreninseln und eine der kleinsten. Um die fünfeinhalb Tausend Einwohner plus einige Touristen findet man hier. Die Hauptstadt heißt “Vila do Porto” (Hafendorf) und macht ihrem Namen alle Ehre. Dafür gibt es eine sehr hübsche kleine Marina mit einem außergewöhnlich netten und hilfsbereiten Hafenmeister. Zum Beispiel habe ich ihn bei meinem zweiten Besuch von See aus angerufen und gefragt, ob er für uns die Toiletten- und Duschenschlüssel irgendwo hinterlegen könnte, da wir erst frühestens eine Stunde nach seinem Feierabend ankommen. Antwort: “Machen Sie sich keine Sorgen, ich warte auf Sie!”

Wie in fast allen Marinas auf den Azoren ist es Tradition, dass Besatzungen sich entweder vor oder nach ihrer Atlantiküberquerung mit einem Bild, den Namen der Crewmitglieder und der Jahreszahl verewigt.

 

 

 

 

 

 

 

Nicht alles sind Kunstwerke, aber darum geht es ja auch nicht.

Zum Schluss noch eine ziemliche Besonderheit. Ein junger Deutscher hat sich irgendwann mal ein kleines Holzboot gekauft und ist tatsächlich damit aus der Karibik zurück nach Europa gesegelt. Hängengeblieben ist es auf den Azoren, weil ihm das Geld ausgegangen war. Jetzt warten er dort auf den Sommer, damit das Wetter so ist, dass er gefahrlos weiter ins Mittelmeer schippern kann. Es ist schon abenteuerlich, mit was für einem Gefährt er da unterwegs ist. Eingebaut ist alles – vom Kurzwellenfunk bis zum Grill und der Solaranlage. Ich habe aber keine Ahnung, was davon noch funktioniert. Er ist ein lieber Kerl, aber tauschen möchte ich mit ihm doch eher nicht.

Nach einer Nacht ausschlafen ging es dann die letzten 60 Seemeilen weiter nach Ponta Delgada auf Sao Miguel, dem Hauptort der Azoren. Doch davon mehr beim nächsten Mal.

So stay tuned!

Auf geht’s nach Madeira

Wieder einmal bin ich auf dem Weg zu einer meiner Lieblingsinseln – inzwischen schon zum sechsten Mal. Während ich bisher immer von bzw. nach Gran Canaria oder Teneriffa unterwegs war, ist diesmal Lanzarote mein Ausgangspunkt. Die Marina Rubicón liegt an der Westseite der Insel, genau gegenüber von  Fuerteventura, das nicht allzu weit entfernt ist.

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Diesmal bin ich mit der “Paula” unterwegs, die für eine solche Hochseereise fast ein bisschen klein ist, sich aber bei jedem Wetter tapfer schlägt.  “Paula” ist eine siebzehn Jahre alte Dufour 35 Classic, die außergewöhnlich gut gepflegt und in Schuss ist.

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Wir sind nur zu Dritt unterwegs, was natürlich ein Haufen Arbeit auf so einem Hochseetörn ist – ganz besonders, wenn das Boot nicht über einen Autopiloten verfügt Weinendes Smiley.

Trotzdem machen wir uns guten Mutes auf den Weg, da der Wetterbericht ganz vielversprechend ist. Damit man mal sieht, auf welcher Basis man solche Aussagen macht, hab ich hier mal eine entsprechende Seite aus meinem Zygrib-Wettervorhersage-Programm kopiert.

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Hier sieht man die Wind- und Seegangsverhältnisse am 12. April 2017 um 06.00 Uhr UTC (also acht Uhr morgens deutscher Zeit) zwischen den Kanarischen Inseln und Madeira. Ganz unten am Rand sieht man die Wochentage Sonntag bis Freitag. Eine solche Vorhersagekarte gibt es für diesen Zeitraum, z.B. im Abstand von sechs Stunden. Die kann ich dann z.B. wie einen Zeitrafferfilm ablaufen lassen und so einen sehr guten Überblick über die Wetterdynamik haben. Die Basisdaten dahinter stammen von den amerikanischen Wettersatelliten und können weltweit direkt von einem amerikanischen Wetterserver heruntergeladen werden.

Los geht es also bei warmem, herrlichen Wetter und nicht allzu viel Wind und schon bald liegt Lanzarote hinter uns…

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…und herrliches Segeln vor uns.

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Irgendwann unterwegs – mehrere hundert Kilometer vom nächsten Land weg bekamen wir dann Besuch von diesem kleinen Gesellen:

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Der arme Kern hatte sich wohl ein wenig verflogen und war ziemlich ermattet. Er erkundete dann gründlich das Schiff und setzte sich an allen möglichen Plätzen bin, um sich zu erholen.

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Laufend flog er heraus und wieder herein in die Kabine. Dann allerdings beging er einen großen Fehler: Irgendwann, als wir nicht aufpassten, flog er von außen durch das kleine Fenster in unsere Toilette. Sei es, dass er doch zu entkräftet war, sei es, dass ihn beim Versuch, da wieder herauszukommen, der Schlag getroffen hat. Jedenfalls fand ihn dann nach einiger Zeit der erste, der die Toilette benutzen wollte, tot dort liegen. Wir haben ihm eine ehrenvolle Seebestattung verpasst.

Nach dreieinhalb Tagen erreichten wir dann am Mittwoch, den 12. April um vier Uhr morgens meine Lieblingsmarina Quinta do Lorde an der Westspitze meiner Lieblingsinsel Madeira.

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Man muss nur aufpassen, dass man keine Minderwertigkeitskomplexe bekommt, wenn man direkt neben einem mehr als doppelt so langen Trumm liegt:

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Fachleuten läuft das Wasser im Munde zusammen, wenn sie an der Seite des Kahns dieses Schild sehen:

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Die britischen “Oyster”-Yachten gelten als Inbegriff des sportlichen Luxusbootes schlechthin – und diese 74 Fuß-Auster ist noch eine der kleineren. Listenpreise werden nicht veröffentlicht, aber wir reden da über so irgend etwas um drei Millionen Pfund – netto, vor Mehrwertsteuer, versteht sich.

Und da eine Auster selten allein kommt, lag gleich am Steg noch eine, allerdings ein paar Jahre älter.

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Damit kein Missverständnis aufkommt: Wenn schon ein reicher Mensch so viel Geld für ein Boot ausgibt, dann lieber für so etwas als für ein fettes Motorboot, das sportlich zu nichts nutze ist, meine ich.

Wie seit vielen Jahren üblich, machte ich auch dies Jahr meine gewohnte Inselrundfahrt im Mietauto. Diesmal etwas anders als sonst. Ein Cewmitglied wollte unbedingt selbst fahren (in den letzten sechs Jahren war ja immer ich dran). Das ging dann allerdings manchmal doch arg langsam, weil er natürlich die engen Bergstraßen nicht so gut kannte wie ich und laufend von “Eingeborenen” überholt wurde. Auch das (zumindest für mich) traditionelle Abendessen im Restaurant in Funchal musste ausfallen, weil meine Crew diesmal dazu keine Lust hatte.

Fotos von der Rundfahrt habe ich ja jedes Jahr gezeigt, wen’s interessiert, der schaue sich meine früheren Posts an. Diesmal zeige ich deshalb nur wenig. Natürlich die Statuette mit Brunnen am Aussichtspunkt, wie jedes Jahr:

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Diesmal frisch geputzt und von kiloweise Wachsresten bereit. Ansonsten konnte man zwar manches sehen, aber nicht viel fotografieren. Warum, sieht man hier:

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Auf halber Höhe sah es schon so aus, und je höher wir kamen,  umso mehr landeten wir in den Wolken. Auf unserer Rückfahrt durch das Naturschutzgebiet in den Bergen fuhren wir dann nur durch Nebel und hatten leider keinerlei Ausblick – davon gibt es dann naturgemäß auch keinerlei Fotos.

Ach ja, eine Sache gibt es doch noch zu berichten. Ich halte ja immer an einem bestimmten Aussichtspunkt unterhalb eines Leuchtturms.

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Diesmal war dieser zum ersten Mal geöffnet und man konnte ihn  besichtigen. Kostete nix, man musste sich nur mit Namen und Heimatstadt beim Leuchtturmwärter in ein Buch eintragen. Es war ganz interessant, eine solche Lampe mal von nahem zu sehen. Es ist leider schlecht zu fotografieren, dass es sich bei der Leuchtquelle um gar nicht so große Halogenlampen handelt. Trotzdem war der Aufstieg interessant.

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Geradezu bauhausmäßig wirkte auf mich die Perspektive des Treppenhauses.

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Interessant fand ich nur zum Schluss noch, was sich manche Leute so in Ihren Vorgarten stellen.

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Nach einmal noch kräftig ausschlafen und ergänzen der Lebensmittel- und Wasservorräte fuhren wir dann am Donnerstag, den 13. April um ein Uhr nachmittags los, um die weit über 500 Seemeilen zu den Azoren in Angriff zu nehmen.

Zunächst gab es selbst für mich als alten Madeirahasen noch etwas neues: Bisher bin ich ja von dort aus immer nach Nordosten gefahren bzw. von gekommen. Dismal aber ging es nach Nordwesten, also fuhren wir erst einmal die ganze Länge der Insel nach Westen ab, leider wegen Flaute unter Motor. Da gab es vieles ionteressantes zu sehen. Hier mal ein paar Eindrücke.

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Man beachte oben links die Häuser am Klippenrand. Bei den folgenden Bilder hab ich erst überlegt, was das eigentlich ist. Nur die extreme Ausschnittvergrößerung zeigt, dass  es sich um einen Lastenaufzug handelt.

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Und wer weiß, wo ich früher gewohnt habe, kann sich denken, an qwas kich das hier erinnert:

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Und so langsam verschwand dann Madeira achteraus. Auf Wiedersehn Blumeninsel, im Oktober bin ich wieder da!

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Und dann war da nur noch 900 Kilometer Meer…

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Und wie es weiterging, erzählt der Segelwolf beim nächsten Mal.

So stay tuned!

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Endlich wieder unterwegs

Liebe Freunde meines Blogs, heute gibt es nur eine kurze Meldung, damit Ihr wisst, wo Euer Segelwolf sich rumtreibt.

Letzte Woche bin ich nach Lanzarote geflogen, um die “Paula” von Sailaway für den großen Törn vorzubereiten. Und am Sonntag sind wir dann losgefahren. Das erste Teilstück waren 307 Seemeilen nach Quinta do Lorde auf Madeira, von wo ich diese Zeilen schreibe.

In der Marina Rubicón auf Lanzarote traf ich zusammen mit meinem Freund Markus und seiner Frau Sabine, den Meereszigeunern, mit denen wir dann wieder einmal einige Seemeilen zusammen segeln konnten. Markus überführt eine Yacht nach Mallorca, sodass unser erster Weg von Lanzarote nach Madeira fast gemeinsam war – nur das er auf die Nebeninsel nach Porto Santo ging, weil er es da etwas näher nach Gibraltar hatte.

Auf Madeira traf ich dann zufällig meinen alten Kollegen Dirk wieder, der gerade die gute alte “Pegasus” von Puerto de Mogán auf Gran Canaria nach Emden fährt. Vielleicht treffen wir uns ja im englischen Kanal nochmal wieder.

Zum Schreiben komme ich im Moment nicht viel, das kommt dann später, hier nur mal ein paar Fotos als Appetitanreger:

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Natürlich müssen meine Clubstander von “Transocean” und der “Clubs der Kreuzer-Abteilung” immer mit.

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Und zum Schluss nochmal etwas Abendstimmung auf dem Nordatlantik – mal ohne die kitschigen Rottöne.

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So, in zwanzig Minuten legen wir ab für den nächsten großen Schlag von über 500 Seemeilen auf die Azoren, von da aus gibt’s dann mehr.

So stay tuned!

Hochsee-Schnäppchen

Liebe Freunde und Leser meines Blogs.

Für Kurzentschlossene hätte ich wieder einmal einen interessanten Hochseetörn anzubieten.

Wir fahren am 30. April 2017 in Ponta Delgada auf den Azoren los. Danach folgen 1.100 Seemeilen pures Hochseesegeln nach Osten, bis wir den Englischen Kanal erreicht haben. Je nachdem, wie schnell wir durchgekommen sind, erwarten uns dann noch einige interessante französische Tidehäfen, bis  wir am 12. Mai 2017 in St. Malo / Frankreich ankommen, wo der Törn endet.

Dieser Törn ist nur interessant für Leute, die echtes Hochseesegeln erleben wollen und bereit und in der Lage sind, auch nachts Wache zu gehen. Wer das mag, den erwartet ein intensives Segelerlebnis.

Neben der üblichen Bordkasse kann ich diesen Törn zu äußerst attraktiven Kojenkonditionen anbieten. Wenn Ihr Interesse habt, einfach melden bei Segelwolf@gmx.de.

Ansonsten habe ich gerade meinen ersten SKS-Ausbildungstörn auf der Ostsee hinter mir. Am kältesten Tag hatten wir vier Grad und Schneeregen –brrrr.  Auf dem Azorentörn wird es deutlich wärmer –das verspreche ich!.

Also, wenn Ihr Lust habt, ran an den PC und Mail an mich geschrieben.

Euer Segelwolf

Über den Atlantik–Teil 3

So langsam kehrte nach der ersten Nacht Routine ein. Die tägliche Routine musste sich aber erst langsam einspielen: Freizeit, Wache gehen und Mahlzeiten müssen unter einen Hut gebracht werden, was bei unserer kleinen Crew etwas komplizierter ist als bei den großen Crews von sechs bis acht Leuten, mit denen ich sonst meistens unterwegs bin.

Schon bald nach dem ersten Tag wurde der Wind immer weniger. Da aber für die Regatta jede Stunde, die wir unter Maschine laufen, mit 80% Zeitzuschlag gerechnet wird, lohnt es bei erst bei Geschwindigkeiten von unter 3 Knoten, den Jockel anzuwerfen – und auch das nur sparsam. Insgesamt hatten wir 190 Liter Diesel zur Verfügung, damit sollte man dann auch sparsam umgehen.

Ganz langsam wurde es von Tag zu Tag wärmer. Also kann man so einen Flautentag prima dazu benutzen, mal baden zu gehen. Das Wasser war hier schon um die 23/24 Grad warm, also beste Bedingungen. Ach ja:  Unten drunter hatten wir da rund viereinhalbtausend Meter Wasser unter der Badehose.

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Dank eines speziellen Salzwassershampoos konnten wir so auch Süßwasser aus unseren Tanks sparen und die Süßwasserdusche und das Haare waschen mit Süßwasser ersetzen. Das entlastete unsere Wasservorräte.

Hier kann man auch sehen, das es zwar wunderschönes Wetter war, aber dem Fortkommen war diese Flaute nicht sehr dienlich. Bei Etmalen von unter 100 Seemeilen grübelte der Skipper stundenlang über den Wetterkarten.

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Ein Problem, das der Außenstehende vielleicht gar nicht als solches erkennt: Wo lässt man bei drei bis vier Wochen Reisedauer seinen Müll? Man kann das ja nicht einfach über Bord werfen – und die Müllabfuhr kommt auch selten vorbei…

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Wir verstauten den größten Teil unseres Mülls im Vorschiff in der Ankerlast. Den Anker werden wir ja draußen auf dem Atlantik eher nicht brauchenZwinkerndes Smiley.

Die außerdem dort normalerweise befindlichen Fender wurden am Heck angehängt – zwar nicht schön, aber da draußen sieht’s ja keiner.

Zwischendurch gab es natürlich immer wieder wunderschöne Momente. Schaut Euch nur mal diesen Atlantik-Sonnenuntergang an

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Wenn die Sonne zu sehen war, nutzte ich 2-3 mal am Tage die Gelegenheit, um die Sonne zu schießen, und meine eingerostete Astronavigations-Technik wieder zu verbessern. Ich will’s gleich sagen: Ganz zufrieden war ich mit mir nicht, meine per GPS nachgeprüfte tatsächliche Position wich doch mehr Meilen ab, als eigentlich normal sein müsste Vor Wut kochen.

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Das ist zwar so weit draußen auf dem Meer kein Problem, befriedigt aber natürlich den eigenen Ehrgeiz nicht.

Zwischendurch hatten wir schon relativ früh mal einen sog. “Squall”, also einen heftigen Regenschauer, verbunden mit kurzfristig deutlich auffrischendem Wind. Wenn so etwas tagsüber passiert, kann man bei diesen Squalls teilweise interessante Regenbogen beobachten. Ich hab mal zwei Bilder ausgewählt, die einen typischen “Squall” und einen etwas ungewöhnlichen Regenbogen zeigen:

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Nach der ersten Woche fingen dann langsam die Probleme an. Es begann damit, dass der für uns praktisch unerlässliche Generator seinen Geist aufgab. Er ist deshalb so wichtig, da das Boot nicht über einen Gasherd verfügte, sondern es wurde auf einem Elektroherd gekocht. Die 230 Volt dafür produzierte ein Transverter, der die 12 Volt der Batterie wieder hochspannte und in Wechselstrom umbaute. Dieser Strom dafür wurde mit dem Generator und einer relativ kleinen Solaranlage produziert. Also musste man mindestens einmal am Tag eine Weile diesen Jockel laufen lassen.

Die Fehlersuche war ziemlich mühsam, da das alles auf so einem kleinen  Schiff ja nicht besonders gut zugänglich ist.

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Ein paar Tage lang hat das Ding dann nochmal mit viel basteln funktioniert, bis wir es dann endgültig aufgeben mussten. In der letzten Woche war deshalb Strom bei uns erheblich rationiert. Alles was nicht für die Schiffsführung erforderlich war, wurde also abgeschaltet. Erst als praktisch nur noch das GPS und unser Autopilot liefen, war die Strombilanz wieder positiv. Zum Opfer fiel deshalb größtenteils auch unsere Funk-Kommunikation auf Kurzwelle, da dies Gerät allein beim Empfangen schon 3 Ampere verbrauchte und beim Senden über 20 Ampere. Genauso gab es ab dann weder warmes Essen noch warme Getränke.

Als ob das noch nicht genug wäre, gab dann auch noch unser Wassermacher seinen Geist auf, der maschinell aus Seewasser Trinkwasser macht. Auch da wurde wieder heftig gebastelt
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Wie man sieht, produziert diese Bastelei auf See immer erhebliche Unordnung, bis man an die entsprechenden Dinge herankommt. Danach muss man das möglichst sofort alles wieder aufräumen, da der Platz dann ja schon wieder für andere Dinge gebraucht wird.

 

 

 

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So gaanz langsam kam dann auch endlich der Wind wieder, wenn auch noch lange nicht aus der gewünschten Passat-Richtung Nordost. Aber mit Großsegel und Code Zero als Vorsegel machten wir auch bei wenig Wind recht gute Fahrt voraus.

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Übrigens hat das Schiff ein relativ ungewöhnliches Cockpit-Layout, das aber sehr praktisch ist. Wie man sieht, sind alle Winschen und Leinen mit Ausnahme der Fallen nach achtern geführt, sodass alles durch den Rudergänger bedienbar ist. Dazu verschwinden alle Leinen in sehr praktischen Fächern, sodass man immer ein aufgeräumtes Cockpit hat.

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Endlich zu Beginn der dritten Woche kam dann endlich der verspätete Passat und wir hatten zunächst 15 – 20 Knoten wahren Wind von hinten. Unseren Gennaker konnten wir leider nicht einsetzen. Als es von der Windrichtung gepasst hätte, hat er sich eines Nachts derartig fies um sein Vorstag gewickelt, dass das mit Bordmitteln nicht zu entwirren war, weil die Wicklungen oben und unten jeweils entgegengesetzt waren. Das bekommt man nur komplett ausgerollt wieder hin und das geht nur an Land bei einem so großen Segel.

Also kam ab einem Windwinkel von ca. 150 Grad unsere Passatbesegelung zum Tragen, die wir ja schon in Las Palmas ausprobiert hatten: Die Fock wurde mit dem ausziehbaren Spinnakerbaum ausgebaumt und nach vorn und achtern zusätzlich mit Leinen zur Bug- und Mittelklampe gesichert.

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Wenn dann der Wind noch weiter von hinten kommt, kann man halsen und das Großsegel auf der anderen Seite fahren. Im Normalfall stellt man dann den Autopiloten auf wahren Wind ein und der steuert das Schiff hervorragend und feinfühlig vor dem Wind. Natürlich muss man laufend das Wetter beobachten, denn wenn so ein Squall kommt, kann der Wind durchaus mal auf 40 Knoten aufbrisen – und nach fünf bis zehn Minuten ist dann alles wieder vorbei.

Inzwischen wurde es wärmer und wärmer,, je weiter wir nach Westen kamen. Die Tagestemperaturen erreichten um die 35 Grad und was Wasser erwärmte sich auch bis auf über 25 Grad. Badepausen waren bei dem Wind natürlich nicht mehr drin, aber das geht: Kurze Leine am Schiff festmachen, das andere Ende per Palstek um die Brust – und dann langsam die Badeleiter heruntersteigen. Bei sieben Knoten Geschwindigkeit ist das besser als die Massagedüsen in der Badewanne. Das Haare waschen wird dann danach mittels über den Kopf gegossenen Seewasser-Eimern erledigt.

Ach ja, und irgendwann war dann ja auch der 6. Dezember, also der Nikolaustag…

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Und dann, drei Tage vor der Ankunft in St. Lucia passierte das größte Problem…

Wir segelten nachts bei um die 20 Knoten Wind von achtern mit der oben beschriebenen Passatbesegelung. Die Böen hatten so um die maximal 25 Knoten, was wir schon oft genug gehabt hatten. Da ich weit vorne so einen Squall sah, weckte ich meinen Crewkollegen, um ein Reff ins Großsegel zu binden. Während der noch im Dunkeln seine Taschenlampe suchte, die ihm heruntergefallen war (Ihr erinnert Euch: Aus Stromspargründen waren die Lampen ausgeschaltet) tat es einen heftigen Schlag, der irgendwo von vorn kam. Da es stockfinster war, leuchtete ich mit der Lampe nach vorn und stellte fest, dass ich das Vorsegel nicht mehr sah – und der Spibaum lag auf Deck auf der falschen Seite!

Das Boot gierte ziemlich hin und her, da ja plötzlich der Gegendruck des Vorsegels fehlte, und ehe ich überhaupt bis zum Ruder kam, hatte der Autopilot eine Patenthalse produziert. Der Baum schlug gottseidank sehr langsam über, weil er ja durch eine Baumbremse gedämpft wurde.

Meine Restcrew kam an Deck und wir versuchten, des Wirrwarrs Herr zu werden. Das Großsegel wurde heruntergenommen – und dabei mussten wir feststellen, dass der Großbaum genau auf der Höhe der Baumbremse gebrochen war. Während ich mit heftiger Arbeit und Maschinenunterstützung das Boot möglichst auf einem ruhigen Kurs hielt, kämpften die beiden anderen – natürlich vernünftig gesichert –auf dem Vorschiff. Inzwischen war eine halbe Stunde vergangen und er Squall, den ich gesehen hatte, war da und unterhielt uns einige Zeit mit heftigem Regen und reichlich Wind.

Das Vorsegel zu bergen, gelang uns aber erst sehr viel später am nächsten  Tag. Bis dahin segelten wir mit der teilweise eingerollten Starkwindgenua, die deutliche Kampfspuren zeigte.

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Was wirklich mit dem Großbaum geschehen war, konnten wir natürlich auch erst am nächsten Tag genau beobachten:

 

 

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Im großen und ganzen muss ich sagen, ist die Crew mit dieser schwierigen Situation sehr gut fertig geworden.  Es wurde – jeder an seiner Position – sehr gut und ruhig zusammengearbeitet. Keinerlei Hektik oder Panik kam bei den drei Beteiligten auf.

Am nächsten Tag haben wir dann in Ruhe die Reste der Genua geborgen. Dabei sahen wir dann auch den Auslöser des ganzen Schlamassels: Der Spinnakerbaum war kurz vor seiner Halterung gebrochen und damit haute das Vorsegel plötzlich auf die andere Seite ab.

Wir haben dann die normale Arbeitsfock gesetzt und sind unter dieser Besegelung, je nach Wind immer noch zwischen fünf und sechseinhalb Knoten gelaufen. Wie wir später erfahren haben, lagen wir bis dahin in unserer Gruppe an hervorragender Stelle. Nach gesegelter Zeit haben uns dann aber in den letzten zwei Tagen doch noch zwei Boote überholt.

Immerhin sind wir trotz alledem in unserer Klasse nach berechneter Zeit noch Dritte  geworden!

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Auf diesem Bild sieht man in der Steuerbordsaling schon die Gastlandflagge von St. Lucia und die Flagge “Q”, die man setzen muss, wenn man außerhalb des Schengengebiets ein fremdes Land ansteuert.

Der Moment des Landfalls war natürlich ein ganz besonderer nach drei Wochen.

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Und das war natürlich auch genau der Moment, als wir die Flagge von St. Lucia setzten.

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Langsam kam dann St. Lucia immer näher und vor uns war der Pigeon Point, der nur noch gerundet werden musste, um die Ziellinie anzusteuern.

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Danach dauerte es dann nur noch ein paar Minuten, bis wir an der Tonne, die die Ziellinie begrenzt, das Rennen offiziell beendeten.

Ziemlich genau 21 Tage und eine Stunde, nachdem wir vor Gran Canaria gestartet waren, hatten wir die 2.877 Seemeilen oder  5.328 Kilometer hinter uns.

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Per Funk wurden wir vom Zielschiff begrüßt und unsere Zielankunftszeit wurde bestätigt.

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Danach folgt dann die Einfahrt in den geschützten Hafen von Rodney Bay und die erste Begegnung mit der Karibik.

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ja, und dann war da noch dieses Boot, dessen Foto natürlich einen besonderen Ehrenplatz in meiner Sammlung von ungewöhnlichen Schiffsnamen bekommt:

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Dann gab es einen netten Empfang durch die Leute der ARC, von dem ich leider keine Fotos zur Verfügung habe. Wir wurden am Steg begrüßt von einer Ein-Mann-Steelband mit einem Begrüßungslied, bekamen nach dem Festmachen als allerstes einen anständigen Rum Punch in die Hand gedrückt und einen wunderschönen Früchtekorb se
rviert sowie last, but not least, eine Flasche karibischen Rums, die das nächste Morgengrauen nicht mehr erlebt hat.

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In Anbetracht unseres Strom- und Wassermangels verwundert es sicher nicht, dass dann am ersten Tag ausgiebiges Duschen an Land sowie ein dickes, fettes Steak auf dem Programm standen.

Bevor ich nach Deutschland zurück flog, haben mein Crewkollege und ich noch eine Inselrundfahrt gemacht. Aber von der berichte ich beim nächsten Mal.

So stay tuned!

Über den Atlantik–Teil 2

Erinnert Ihr Euch?

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In diesem Moment – man schreibt den 20. November 2016 und es ist auf die Sekunden genau 13.00 Uhr UTC (was praktischerweise sowieso auch die lokale Uhrzeit von Las Palmas ist) – passieren wir die Startlinie der diesjährigen ARC. Endlich, nach all den Vorbereitungen, geht es los und wir sind auf dem Weg in die Karibik.

Es ist schon beeindruckend, wenn sich über zweihundertdreißig Boote gemeinsam auf den Weg machen. Leider kann ich Euch davon nur Ausschnitte zeigen, für alle Schiffe hätte ich schon einen Hubschrauber gebraucht.

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Zunächst segeln wir eine ganze Weile längs Gran Canaria, und dann südlich an Teneriffa und La Gomera vorbei. Bei gutem Wind setzen die meisten schon ihre großen Vorsegel, Spinnaker oder Gennaker.

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So langsam beginnt dann die Bordroutine, Wachen werden eingeteilt, Wetterberichte über Kurzwelle eingeholt und Kurse geplant. Das Wetter macht uns etwas Kopfzerbrechen. Einige Tiefs haben sich ziemlich weit nach Süden geschlichen, sodass auf den ersten Blick sich ein für ARC-Verhältnisse sehr weit nördlicher Kurs anbietet.  Leider kann man ja beim Wetter nicht wirklich weit in die Zukunft schauen. Wir entschlossen uns deshalb, einen mittleren Kurs zu laufen und täglich den Kurs anhand des aktuellen Wetters zu optimieren.

Die ganz schnellen Regattaboote (Maxis und Volvo Ocean Racer z.B.) entschieden sich alle für die Nordroute. Der Sieger stellte damit dann auch einen neuen Streckenrekord nach gesegelter Zeit auf. Da wir – wie die Mehrzahl der Boote – ja wesentlich langsamer sind, wäre diese Nordroute für uns tödlich geworden. Bis wir da oben gewesen wären, hätte sich das Wetter schon längst geändert. Der Sieger hat schließloch weniger als die Hälfte der Zeit von uns gebraucht.

Erst gab es die erste warme Mahlzeit auf See

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dann briste der Wind noch ein bisschen auf auf um die 20 Knoten und ab dann hatten wir die klassische Atlantik-Welle: Lang und hoch – viieel angenehmer als Ostsee- oder Mittelmeerwellen.

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Es begann die schönste denk-bare Hochsee-Segelei. Wir setzten unseren Gennaker und ab ging die Post!

 

Dieses Vorsegel ist speziell für Passat- und sonstige kräftige Winde gedacht. Man kann ihn raumschots bedenkenlos bis weit über 20 Knoten Wind (also Windstärke 5) stehen lassen. Wenn man dann so auf unser Kielwasser schaut, überkommt einen glatt die Lust, unter Segeln Wasserski zu laufen Flirten - Mann.

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Für ein Schiff dieser Größe ist das schon ein ganz anständiger Wert: Oft genug haben wir unsere Rumpfgeschwindigkeit erreicht.

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Das hier ist übrigens der “Tracker”, mit dem man unsere Position jederzeit im Internet sehen konnte. Das Ding hat ein eingebautes GPS und sendet jede Stunde die Position über Satellit an einen zentralen Server.

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Und so sieht dann schönstes Blauwassersegeln aus:

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Da der Wind inzwischen nicht mehr raumschots, sondern viel weiter von vorn kam, tauschten wir den Gennaker gegen einen etwas kleinen Code Zero ein.

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Dies Bild zeigt übrigens, dass ich in fast allen Situationen meine Rettungsweste trage. Im Sommer bin ich ja viel in der Ausbildung unterwegs, und all meinen Schülern möchte ich damit zeigen, dass ich das ernst nehme – nicht nur auf meinen Ausbildungstörns.

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Langsam brach der Abend an, und wir bereiteten das Boot auf die erste Nacht vor.

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Und so segelten wir dann in unsere erste Nacht auf hoher See, traten unsere Nachtwachen an und harrten der Dinge, die in den nächsten drei Wochen auf uns zukommen würden.

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Das war’s für heute. Beim nächsten Post geht die Reise weiter.

So stay tuned!