Unsere Anreise zur Insel Belle Ile – die uns jeder als Highlight empfohlen hatte – verlief anfangs doch sehr verwirrend.:
Der Hafen ist ein Tidenhafen, dessen Tor nur bei etwa gleichem Wasserstand außen und innen aufmacht. Wie lange und wann – darüber waren die Angaben in den verschiedenen Hafenhandbüchern unterschiedlich. Kein Problem, dachte ich, dann rufst Du dort halt einfach an, die Nummer der Hafenmeisterei ist ja bekannt. Dort hieß es dann, dass das Tor nur mittags für eine Stunde aufmacht. Das erschien mir seltsam, weil laut Tidenkalender Hochwasser erst gegen vier Uhr sein sollte. Ich dachte schon, ich hätte da mit meinem Küchenfranzösisch was falsch verstanden und ließ ein Crewmitglied nochmal anrufen, das ausgezeichnet französisch sprach – und wieder behauptete das Mädchen steif und fest, das Tor ginge nur mittags auf. Weil ich das immer noch nicht glauben konnte, ließen wir den Hafenmeister von Lorient nochmal anrufen – und ein drittes Mal hieß es: Mittags! Der fragte dann nochmal nach, würde nicht bei Hochwasser aufgemacht? Antwort: Eben! Deshalb mittags.
Also glauben konnte ich das alles nicht. Also beschloss ich, auf Verdacht loszufahren (mittags hätten wir es nicht geschafft) und zu Hochwasser dort zu sein. Natürlich überlegt man sich dazu dann einen “Plan B” mit einem anderen Hafen.
Und siehe da: Wir erschienen gegen kurz vor vier in Le Palais auf der Belle Ile und alles wartete auf die Öffnung des Tores, die dann auch prompt zu Hochwasser erfolgte. Das Mädel in der Hafenmeisterei hatte schlicht und einfach keine Ahnung gehabt!
Wir mussten vor im Vorhafen mit vielen anderen warten.
Dann ging das Tor auf, und eine lange Prozession setzte sich in Bewegung, um den engen Hafen zu erobern.
Was dann stattfand, erlebt man manchmal in den engsten dänischen Häfen nicht – vor allem mit so vielen großen Yachten. Wir wurden der Reihe nach hereingelotst und von je einem zweibeinigen und einem vierbeinigen Hafenmeister einzeln in die Päckchen verpackt:
Hier noch ein paar Impressionen, wie es denn da so zuging:
Das Ganze war auch ein Erlebnis für die Landtouristen, die während der ganzen Aktion nicht über ihre Brücke konnten:
Der vierbeinige Hafenmeister war wirklich ein Erlebnis. Das Kerlchen wusste genau, was es tat, bewegte sich völlig sicher auf Boot und Steg und machte – so hatte ich den Eindruck – die ganze Zeit ein überaus wichtiges Gesicht.
Durch das ganze Gewusel hindurch lief dann noch ein Frachter aus, der eigentlich für den Hafenviel zu groß war:
Dann verschwanden Herr und Hund´eine kleine Weile und schleppten dann noch einen Ponton für weitere Yachten herbei, der dorthin gelegt wurde, wo vorher der Frachter lag. Man ist hier offensichtlich auf diese Anstürme bestens gerüstet.
Aber auch an Land gab es einiges zu sehen. Zum Beispiel wurde mir ganz warm ums Herz, als ich dort ein geradezu hervorragend erhaltenes Exemplar meines allerersten Autos aus dem Jahre 1969 sah:
Mindestens so alt ist zum Beispiel dies alte Motorrad der Marke Puch:
Besonders interessant fand ich auch das geradezu kunsthandwerkliche Nummernschild dieses Fahrzeugs, mit dem der Besitzer in Deutschland sicher nicht sehr weit gekommen wäre.
Belle Ile und die Hauptstadt Le Palais sind wirklich ein Highlight dieser Woche gewesen. Eine hübsche Insel, eine sehr schöne kleine Stadt, allerdings touristisch ziemlich voll. Ich möchte nicht wissen, was da im Hochsommer los ist. Schon jetzt war am Hafen und in den kleinen Straßencafés viel los.
Wer Zeit hat und mehr von der Insel sehen will, kann sich für relativ kleines Geld ganz interessante Sightseeing-Fahrzeuge für die Inselrundfahrt mieten.
Und hier die entsprechende Version für vier Personen:
Hier noch einige Impressionen aus der Stadt:
Die meisten Besucher kommen natürlich nicht mit dem Segelboot, sondern mit der Fähre, die jedes mal proppenvoll ist
Man sieht z.B. einige interessante Wandmalereien, die mich erst an Kunst am Bau denken ließen:
Bis ich dann weiter schaute und merkte, dass es das örtliche Kino war…
Und obwohl ich dachte, es wäre mittlerweile ausgestorben, fand sich hier doch noch ein besonders schönes Exemplar des klassischen französischen Steh-Plumps-Klos:
Und das sogar ziemlich sauber
Die Geschichte von Belle Ile ist auch recht interessant. Über Jahrhunderte wurde der Hafen mit einer gewaltigen Festung verteidigt, die Vauban, der berühmte französische Festungsbaumeister zur Zeit von Ludwig XIV geplant hatte. Die Frestung ist heute in Privatbesitz, enthält ein Hotel und eine gepflegte Anlage, die man gegen entrichtung eines Obolus zur Erhaltung besichtigen kann.
Interessant ist übrigens, dass die Insel zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Napoleonischen Kriegen von den Engländern erobert worden war. Zur gleichen Zeit hatten die Franzosen im Mittelmeer Menorca den Engländern abgenommen. Also traf man sich und beschloss im Vertrag von Paris, die Inseln auszutauschen, so wie das ja auch die Engländer und die Deutschen einmal mit Helgoland und Sansibar gemacht haben.
Nachts haben wir dann noch an Bord ausnahmsweise ziemlich Party gemacht und es gab Oldie-Disko bis zwei Uhr morgens, obwohl wir im Dreierpäckchen lagen
Unsere Nachbarn haben aber am nächsten alle noch freundlich mit uns gesprochen – also wird ihnen meine Musik wohl gefallen haben…
So, das war diesmal lang und besonders bilderreich. Ich hoffe aber, es war auch interessant. Über Kommentare und Kritiken freue ich mich natürlich immer. Wer das nicht auf meiner website machen will, kann mir natürlich auch immer unter wolf.knipfer(at)web.de seinen Senf schicken.
Nach einem Zwischenstopp in Pornichet, einem nicht sehr interessanten Bretagnehafen ging es dann nach La Rochelle, wo diese nette Woche dann endete. Mit Crew-Wechsel bereitete ich mich dann auf die Biskaya-Überquerung vor. die ein bisschen abenteuerlich war. Aber davon mehr im nächsten Blog.
So stay tuned!
Ach, und zum Schluss noch eine kleine Anmerkung für meine Leser bei Facebook:
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