Atlantik West-Ost – diesmal mit Katamaran!

Eine ganze Weile habe ich mich nicht zu Wort gemeldet, es gab keine Törns über die ich interessantes berichten kann oder will. Aber jetzt geht es wieder Schlag auf Schlag weiter.

Aber bevor es losgeht: Ich habe versprochen, hier in meinem Blog Sarah-Sophie zu grüßen, ein junges Mädchen auf einem Nachbarschiff hier auf Rügen, wo ich zur Zeit bin. Ist hiermit erledigt.

Ende April flog ich von Hamburg über Paris und St. Martin nach Road Town auf den Britischen Jungferninseln, um dort den Katamaran Tiraminelli zu übernehmen. Das ist eine Bali 4.4 von immerhin 44 Fuß Länge, die äußerst seetüchtig und außergewöhnlich vollständig ausgestattet ist.

Banque image de Bali 4.4

Tiraminelli_main

Das Boot hat vier Kabinen, die katamarangemäß sehr geräumig sind, und eine Ausstattung, die ihresgleichen sucht:

  • starker Dieselgenerator
  • riesiger Wassermacher
  • Klimaanlage im Salon und in allen Kabinen
  • während der ganzen Reise nicht nur 12 Volt, sondern auch 230 Volt in allen Kabinen und im Salon
  • dazu natürlich die komplette Sicherheitsausstattung, die man für eine Atlantiküberquerung braucht
  • und für das Ankern Davits, an denen einen Schlauchboot mit einem 20 PS-Motor hängt.

Es handelt sich um einen Charter-Katamaran, der im Winter auf den BVIs unterwegs ist und im Sommer in seinem Heimatland Kroatien. Die Überführung von da nach dort war mein Job.

Insgesamt waren wir mit drei Skippern auf drei Katamaranen unterwegs. Das war erstens ganz lustig, und zweitens natürlich aus Sicherheitsgründen sehr praktisch, weil man immer jemanden zum helfen in der Nähe hatte. Wir fuhren zwar nicht direkt nebeneinander, hatten uns aber verabredet, immer in Funkreichweite zu bleiben.

Ein Boot, das für Amerikaner pro Woche einen fünfstelligen Charterbetrag kostet, empfing uns natürlich mit einer sehr gastlichen Kabinenausstattung. An Platz und Stehhöhe mangelte es auch nicht.

Die einzige Kritik, die man anbringen könnte: Es mangelte ein wenig an Schränken und Unterbringungsmöglichkeiten in den Kabinen. Aber man kann ja auch einen Teil seiner Sachen in der Reisetasche lassen.

Mein Arbeitsplatz sah natürlich auch großzügig aus. Auch da war das Boot sehr gut ausgestattet.

Das Problem war nur das – wie im Katamaran üblich –  Sitzen auf so einer Art Gartenstuhl am Naviplatz. Leider sind nacheinander zwei dieser Stühle unter mir zusammengebrochen. Nun kann man natürlich sagen (und das musste ich mir von meiner Crew natürlich auch anhören), dass das am Gewicht des Skippers liegt, aber es war wohl mehr das Alter und die billige Qualität der Stühle.

Gottseidank passierte das erste Mal gleich am ersten Tag, sodass wir beim Zwischenstopp auf St. Martin noch einen Ersatzstuhl auftreiben konnten. Der allerdings war noch unstabiler, aber mein lieber (schon mehrfacher) Mitsegler Wulf alias “McGyver” hat auch den provisorisch hinbekommen.

Zur Schiffsausrüstung kam dann noch zum ersten Mal meine eigene mitgebrachte Starlink-Anlage, aber dazu später mehr.

Einkaufen auf den BVIs ist extrem teuer – muss ja auch sein, weil in so einem kleinen Land (nicht viel mehr als 20.000 Einwohner) alles importiert ist. Wir sind deshalb mit einem Mini-Einkauf losgefahren und haben auf St.Martin im französischen Teil vor dem Ort Marigot geankert  – in der Hoffnung, dass es in einem französischen Übersee-Departement billiger wäre. War es auch, aber nicht viel.  Jedenfalls haben wir dort sehr gut und reichlich eingekauft. Kulinarisch war unsere Reise erste Klasse!

Hier vielleicht noch eine Anmerkung: Die Crew war bei uns nach dem System “Hand gegen Koje gegen Kostenbeteiligung” unterwegs, was die Sache relativ preiswert machte. Wir haben das diesmal anders gemacht als andere: In dieser Kostenbeteiligung waren alle Kosten bereits enthalten: Treibstoff, Verpflegung, Liegeplatzgebühren usw. Dies System wurde von allen sehr begrüßt, funktioniert aber kalkulatorisch nur, wenn man als Skipper mit solchen Törns ausreichend Erfahrung hat.



Als nächstes habe ich meine StarLink Anlage aufgebaut. Dazu gibt es eine Vorgeschichte.

Eines der größten navigatorischen Probleme bei meinen zehn bisherigen Atlantiküberquerungen war es, an ausreichend ausführliche Wetterinformationen heranzukommen. In den ersten Jahren machte ich das per E-Mail über ein Iridium Satellitentelefon. Das war tierisch langsam (2,4 kbit/s für die Fachleute unter Euch. Wohlgemerkt Kilobit und nicht Megabit pro Sekunde!) Außerdem kämpfte man mit ständigen Abbrüchen.

Seit 2019 fuhr ich ja dann mit der Mola über den Atlantik. Die hatte eine Kurzwellen-SSB-Funkanlage an Bord, die ich von den Seefunkfrequenzen auf die Amateurfunkfrequenzen erweitert hatte. Damit ging es dann mit dem geeigneten (teuren) Pactor-Modem schon mal viermal so schnell, was aber immer noch langsam ist. Aber aufgrund meiner Amateurfunklizenz konnte ich Daten übertragen und mailen soviel wie ich wollte – ohne Kosten. Darüber freute sich auch meine Crew, die regelmäßig Erlebnisberichte nach Hause mailen konnte.

Man hörte dann schon mal gelegentlich Wunderdinge über das StarLink System von Elon Musk, aber irgendwie hatte ich das für Yachten noch nicht auf der Rechnung. Als ich dann aber im Dezember letzten Jahres nach der ARC in Rodney Bay auf St. Lucia ankam, sah ich, dass bestimmt fast die Hälfte aller Boote neuerdings so eine komische Antenne an Bord hatte.

Ich habe mich dann bei meinem netten Mitbewerber Wolfgang Hass auf seiner Gian eingeladen und der hat mir seine Starlink-Anlage vorgeführt. Ich war nur baff: Das, wozu ich auf meinem Boot teilweise über eine Stunde zum Herunterladen gebraucht habe (wenn es denn überhaupt ging), rauschte bei ihm in wenigen Sekunden auf den Laptop!!! Das MUSSTE ich auch haben.

Also, wieder zuhause im Januar eine Anlage bestellt. Im Elon-Musk-Sonderangebot kostete die Hardware nur 249 Euro, das war bezahlbar. Nachdem ich mich durch den Dschungel der möglichen Tarife durchgewühlt hatte, entschied ich mich für den im Volksmund so genannten “Caravan-Mobiltarif”. Offiziell heißt der “Mobile Priority”, wenn man sich darunter etwas vorstellen kann. Jedenfalls kostet dann der Basistarif monatlich etwas über 50 Euro und beinhaltet unbegrenzten Up- und Download auf dem Heimatkontinent. Wenn man sich allerdings mehr als ca. 15 km von der Küste entfernt, kommen 2,27€ pro Gigabyte Datenverkehr hinzu. Das wäre ja nicht sooo schlimm, wenn man so sparsam wäre wie vorher auf dem Satellitentelefon. Wenn man aber auf dem Atlantik Übertragungsraten von über 200 Mbit/s hat, kommt der Appetit beim Essen –und dann wird’s halt teuer. Ich habe aber von der Crew natürlich eine Kostenbeteiligung verlangt, um Zugang zu erhalten. Leider hab ich mich damit ziemlich verrechnet, weil die Standardversion von Starlink keine vernünftige Messung des Datenvolumens zulässt –  schon gar nicht pro Teilnehmer. Da werde ich beim nächsten Mal noch ein bisschen nacharbeiten müssen.

Jedenfalls ging das alles perfekt. Hier mal ein paar Sachen, die wir so gemacht haben:

  • Wir alle haben reichlich per WhatsApp oder sogar VoIP Handy-Client nach Hause telefoniert
  • ich habe ALLE meine Wetterdaten in Sekundenschnelle erhalten, so ausführlich wie noch nie!
  • Ein Mitsegler hat sogar vom Atlantik per Zoom ein Bewerbungsgespräch geführt (und den Job bekommen!)
  • Ein anderer Mitsegler wollte unbedingt ein HSV-Spiel sehen und wir alle die EM-Vorrunde im Fußball (das war ein bisschen schwieriger, aber nicht wegen Starlink, sondern wegen Blockierungen der Übertragungsrechte)

Alles Sachen, die noch vor kurzem undenkbar waren. 

So langsam stellte ich dann die übliche Atlantikroutine ein: Schlafen, Wache gehen, Freizeit, der übliche Dreiklang. Wir kamen auch ganz gut voran.

A propos kulinarische Highlights. Hatte ich schon erzählt, dass wir über einen tollen Außen-Gasgrill verfügten? Der wurde dann auch prompt benutzt:


Insgesamt gesehen hatten wir dann doch eine halbwegs langsame Überfahrt. Ich habe in all den Jahren den Atlantik noch nie mit so wenig Wind erlebt. Nun bin ja mit Abfahrt am 1. Mai bald zwei Monate später unterwegs gewesen als sonst, aber das allein kann es nicht sein. (Es ging dann übrigens später im Mittelmeer mit genauso wenig Wind weiter).

Wenigstens können solche Flauten ja auch mal für Abwechslung sorgen. So haben wir uns mit den drei Booten verabredet, mal eine gemeinsame Badepause einzulegen.  Dazu haben wir uns getroffen und gemeinsam treiben lassen. Aus Sicherheitsgründen einen Fender an langer Leine ins Wasser und dann konnte es losgehen. Warm genug war das Wasser ja.

Die “Movelli” mit Skipper Ronald

Die “Laurencia” mit Skipper Markus

Nach der Badepause haben wir dann mal alle unsere Leichtwind-Vorsegel gesetzt. Hauptsächlich deshalb, weil das einfach ein schönes Bild ist. Leider haben die auch diesmal nicht lange gehalten. Traditionell haben die sich irgendwann mit Rissen verabschiedet, nicht nur auf meinem Boot.


Immer wieder schön auf dem Atlantik ist die Abendstimmung mit dem Sonnenuntergang. Allerdings sagen viele, dass der Sonnenaufgang morgens am Ende der Nachtwache noch viel schöner sei. Ich kann  mich da nicht entscheiden, das muss jeder selbst für sich herausfinden. Jedenfalls kommen dann solche Fotos zustande. Und in der Stimmung sieht sogar der Arbeitsplatz des Skippers schön aus.

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Aus dem Bordleben hier mal ein paar kleine Ausschnitte:

Ganz wichtig ist es, die Crew vorher über alle sicherheitsrelevanten Dinge an Bord aufzuklären. Dazu gibt es eine Sicherheitseinweisung, die bei mir traditionell sehr ausführlich ist und mehrere Stunden dauert. Am Ende dieser Einweisung unterzeichnet mir jedes Crewmitglied, dass er diese Einweisung erhalten und verstanden hatWinking smile.

Bei langen Törns, also z.B, über den Atlantik, gehört dazu auch eine sog. Notrolle, in der wir vorher festlegen, wer in einem Notfall was zu tun hat. Das führt hoffentlich dazu, dass dann nicht alle wie aufgescheuchte Hühner herumlaufen, sondern dass jeder weiß, wo in einem Notfall sein Platz ist.

Genauso wichtig ist natürlich die Wacheinteilung. Bei mir hat sich seit vielen Jahren ein System mit sieben Wachen pro Tag bewährt: 4x nachts zu je drei Stunden und 3x tags zu je vier Stunden. Auf diesem Törn haben wir es so gehalten, dass wir uns in vier Wachen aufgeteilt haben: Zwei Wachen mit je zwei Leuten, damit die weniger erfahrenen eine  “alten Hasen” an der Seite hatten und mein Freund Wulf und ich sind allein Wache gegangen. Durch die Einteilung in vier Gruppen hatten alle nach ihrer Wache 9 bzw. 10 Stunden frei, was sehr angenehm war. Im Prinzip bekamen dadurch alle genug Schlaf, was auf einer solchen Reise durchaus nicht selbstverständlich ist.

Jeden Tag nach 1200 Uhr UTC (also im Laufe der Reise nach Bordzeit immer später)  mache ich ein Briefing mit der Crew, damit alle denselben Informationsstand haben wie ich. Da geht es um Dinge wie

  • wo sind die beiden anderen Boote (wir haben um 1200 Uhr Positionen ausgetauscht)
  • welches Wetter haben wir zu erwarten? Dazu wurden Wetterberichte und vor allem die empfangenen Wetterkarten und die Routenvorschläge des Programms PredictWind vorgestellt
  • sonstiges, was sich an Infos angesammelt hat
  • Das Etmal, d.h. die gefahrene Strecke der letzten 24 Stunden wurde vorgestellt,was immer auf großes Interesse stieß.
  • Die tägliche Mittagsposition wurde in die große Überseglerkarte eingetragen.

Selbst weit draußen auf dem Meer ist man heute vor Umweltsündern nicht mehr sicher. Zweimal hatten wir Probleme mit Leinen bzw. Netzen, die sich in einer unserer Schrauben verfingen. Das erste Mal führte das kurzfristig zu dermaßen starken Vibrationen, dass an der Steuerbordmaschine die Steuerelektronik mit dem Öldrucksensor abriss. Aber wozu habe ich denn meinen Freund Wulf “McGyver”, der alles reparieren kann! Ich bin immer ganz happy, wenn er auf dem Atlantik dabei ist, denn er findet für alles eine Lösung. Insofern (aber nicht nur deshalb) freue ich mich riesig, darauf, dass Du auch im Herbst wieder dabei bist!

Hier sieht man, wie der abgerissene Elektronikkasten wieder befestigt wurde:

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Beim zweiten Mal waren wir schon kurz vor den Azoren. Ich habe deshalb gewartet, bis wir in Horta vor Anker lagen (ein Liegeplatz war nicht zu bekommen). Dann hat sich ein Crewmitglied eine Taucherausrüstung ausgeliehen und hat unsere Schraube von dem Unrat befreit.

Nach 21 Tagen (inkl. einem Zwischenstopp auf St. Martin) und 2.692 Seemeilen waren wir dann endlich in Horta auf Faial angekommen. Dort gab es dann natürlich die üblichen Rituale: Essen gehen in meinen zwei Lieblingsrestaurants, reichlich Gin Tonic im “Peter Café Sport”, der berühmtesten Seglerkneipe der Welt usw.

Ansonsten musste ich mich dann wieder einmal von einer liebgewonnenen Crew verabschieden, die nach Hause flog. Nur mein junger Freund und Co-Skipper Leif blieb noch bis Mallorca an Bord.

Aber von der zweiten Hälfte der Reise dann mehr im nächsten Post.

So, as always: Stay tuned!


Es geht wieder auf große Reise–wer will mit?

Ach, wenn ich nur nicht so viel segeln würde – ich komme kaum mit meinen Posts hier hinterher. Ich schulde Euch noch den letzten Teil der Norwegenfahrt mit der Polaris, und außerdem bin ich ja inzwischen wieder meine schon traditionelle Reise Rügen – Martinique einschl. der ARC gefahren.

Inzwischen bin ich auch schon wieder unterwegs, und zwar für Barfuß-Segelreisen auf Lanzarote. Ich fahre hier auf einer wunderschönen Sun Odyssey 49 Wochentörns zum Urlaub machen und auch einige Skippertrainings. – Leider fast alles ausgebucht.

Und im Mai geht es dann wieder auf große Reise. Und für diesen Törn kann ich noch einige Mitsegler gebrauchen:

04.05.2024 – 25.05.2024 Tortola / British Virgin Islands  – Horta / Azoren
28.05.2024 – 15.06.2024 Horta – Portocolom / Mallorca

auf einem Katamaran Lagoon 42

Man kann entweder die Gesamtstrecke oder eine der beiden Teilstrecken mitfahren. Der Preis ist sehr interessant und beinhaltet bereits die gesamte Bordkasse!

Wer Lust und Zeit hat mitzufahren, meldet sich bei mir über meine Mailadresse segelwolf bei der  Firma gmx.de. Da  gibt’s dann alle Details.

Ein paar Leute hab ich schon, das wird eine prima Truppe!

Also meldet Euch zahlreich. Im nächsten Post gibt es dann wieder die gewohnten Reiseberichte

So stay tuned!

und weiter nach Norden mit der POLARIS

der geneigte Leser wird sich erinnern: Im Frühjahr fuhren wir mit der Traumyacht POLARIS von HS-Segelreisen von Bremerhaven nach Amsterdam, was mehr oder weniger eine Werft-Erprobungsfahrt nach einer umfangreichen Reparatur- und Ausrüstungsphase war. In Amsterdam übernahm ich das Boot dann als Skipper und führte es über Belgien und Frankreich an die englische Südküste, nach Wales und weiter nach Dublin in Irland. Von da ging es nach Hause, weil ich noch einen Segeljob in Deutschland hatte. Das Schiff ging  aber weiter die Irische und die Schottische Küste hoch bis Oban. In Oban stieg ich dann wieder zu, um das Boot mit meinem Kumpel Nils, dem Skipper-Guru, immer weiter hoch nach Norden bis hinter den Polarkreis zu fahren.

Wenn man von Oban nach Norwegen will, gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten:

  • Entweder “außenrum” nördlich von Schottland mit Zwischenstopp auf den Orkneys und den Shetlands oder
  • “innenrum” durch den Caledonian  Canal nach Inverness und weiter nach Norwegen.

Da im Norden kaum Wind war, entschieden wir uns für die Reise durch den Caledonian Canal, der ein touristisches Erlebnis der ganz besonderen Art ist.

Caledonian Canal

Dieser Kanal ist uralt! Er wurde 1803 – 1822 erbaut, ist 97 km lang. Die Höhenunterschiede werden von insgesamt 29 Schleusen ausgeglichen, teils einzeln, teils in Schleusentreppen, deren längste, Neptune’s Staircase, aus 8 Einzelschleusen besteht und die längste Schleusentreppe in Großbritannien ist. Du fährst stunden- und tagelang durch herrliche Landschaften.  Nur etwa ein Drittel der Gesamtlänge des Kanals wurde künstlich geschaffen, ansonsten wurden natürliche Gewässer genutzt. Das sind einige der berühmesten schottischen Lochs, an der Spitze natürlich Loch Ness. Aber am besten der Reihe nach.

Zunächst geht es von Oban noch ein ganzes Stück landeinwärts einen tiefen Einschnitt nach Nordosten bis Fort Williams. Erst dort beginnt dann der Kanal.

Hier kann man sehen, wie das auf meinem Navigationscomputer aussieht:

Der eigentliche Kanal fängt erst rechts oben in Fort William an, aber dann gleich richtig:  Zu Beginn erwartet einen sofort Neptune’s Staircase, der die Crew mit acht Schleusen am Stück gleich mal richtig arbeiten lässt. Auch dem Skipper bricht der Schweiß aus, weil sich ein Riesenhaufen Boote inklusive eines fetten Katamarans in kleine enge Schleusen zwängt.


Danach geht es dann in den ersten von mehreren großen Seen bis zur nächsten Schleuse am anderen Ende. Inzwischen haben sich die Boote so verteilt, dass wir vor der Schleuse schon allein warteten.


Und so sieht diese am Anfang furchterregende Schleusentreppe von unten aus. Das hintere Tor der einen Schleuse ist immer gleich das  vordere Tor der nächsten Schleuse. Der Schleusenwärter wandert praktisch von Schleuse zu Schleuse mit. Warten muss man schlimmstenfalls ziemlich lange, da diese Treppe naturgemäß immer nur in eine Richtung funktioniert und der Gegenverkehr warten muss, bis alle durch alle Schleusen durch sind, erst danach wird dann in die Gegenrichtung geschleust.

Hier mal ein paar Eindrücke, wie es in dieser Schleusentreppe so zugeht. Man muss sich da schon arg konzentrieren.


Irgendwann ist man dann oben, und wenn man ganz besonderes Glück, kreuzt gerade der Scottish Highland Express, heutzutage besser bekannt als Hogwarts Express. Allerdings fährt das für den Film verwendete Original nicht vom Gleis 9 3/4 in London nach Hogwarts, sondern von Fort William nach Mallaig.


Weiter geht es im Kanal.

Zwischendurch immer wieder lange offene Strecken durch die Lochs ohne Schleusen. Dann wieder mitten drin eine einzelne Schleuse. Teilweise sind die Schleusengebäude tatsächlich zweihundert Jahre alt, und mittendrin steht dann ein schön eingepasstes neues Gebäude.

Mittendrin fährt man zwischen zwei Seen durch ein ganz enges Stück Kanal in einem Waldgebiet. Schöner kann es da kaum noch werden.

Irgendwann kommt dann sozusagen die “Gipfelschleuse”, und von da an geht’s bergab. Auch da wartet dann wieder kurz vor dem Kanalende eine ganze Schleusentreppe auf uns. Aber die Crew ist mittlerweile so routiniert, dass uns auch die geballte Ladung von Schleuse 21 bis Schleuse 27 nicht mehr schrecken kann.


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Gerade im östlichen Bereich kurz vor Inverness ist der Kanal eine echte Touristenattraktion und man schleust vor haufenweise Publikum.

Aber irgendwann ist nach zwei Tagen auch die schönste Kanalfahrt mal zu ende und das Boot lechzt – wie auch die Besatzung – nach dem offenen Meer. An Inverness vorbei ging es dann hinaus auf die Nordsee und ab nach Norden.

Nach einem kurzen Stopp in Wick in Nordschottland ging es hinaus auf die Nordsee und vorbei an den Orkneys weiter zu den Shetlands. Der nächste Stopp war die Hauptstadt Lerwick, ein kuscheliges schottisches Städtchen mit 7.000 Einwohnern.

Der Hafen war eher nicht überlaufen mit Sportbooten, allerdings ist es nicht immer einfach, ein Plätzchen für unseren Riesenwal zu finden. Da gerade kein Kreuzfahrer zu erwarten war, durften wir an deren Terminal festmachen.

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Nach einem leckeren Abendessen in einem (unerwarteterweise) superguten kleinen Restaurant ging es dann am nächsten Morgen über die Nordsee Richtung Norwegen, und weiter an der Küste mit dem Ziel Polarkreis – eine landschaftlich beeindruckende Strecke, wie jeder weiß, der da oben schon mal gewesen ist.

Route

Aber das ist dann der Inhalt des nächsten Posts.

So stay tuned!

Nordeuropa auf der POLARIS–Teil 1

Ich hab lange nichts von mir hören lassen. Das liegt unter anderem daran, dass ich dies Jahr so viel gebucht bin wie noch nie zuvor –  ich bin kaum noch zuhause!

Neben einigen Skippertrainings, von denen es nichts zu berichten gibt, bewege ich mich zur Zeit auf dem tollsten Schiff, das man als Charterskipper überhaupt fahren kann: einer Garcia Exploration 52 namens POLARIS. Nicht nur ist das eine Luxusyacht vom feinsten – das< wäre ja schon schön genug. Es ist aber auch eine extrem stabile Aluminium-Expeditionsyacht, die mit ALLEM ausgerüstet ist, was man für Autarkie auf dem Wasser braucht: Konvektoren-Warmwasserheizung in allen Kabinen, Wassermachter, Solar, Windgenerator, Dieselgenerator SSB-Funk, und so weiter, ich kann das gar nicht alles aufzählen.

Ursprünglich sollte ich das Boot in der Karibik fahren, worauf ich mich auch schon sehr gefreut hatte: Kuba, Jamaika usw., und dann von New York zurück nach Europa. Leider wurde das Boot letzten Herbst in der Irischen See von einem Fischer gerammt,  bei dem niemand auf der Brücke war. Damit fiel die Amerika-Reise erstmal aus.

Am 9. April ging es dann stattdessen in Europa los: Das Boot kam aus der Werft in Bremerhaven, und mit dem Eigner und einigen Kollegen haben wir es dann als Testfahrt über die Nordsee und das Ijsselmeer nach Amsterdam überführt. Dort übernahm ich dann das Boot und die Reise ging mit Gästen weiter. Über den ersten Teil kann ich relativ schnell hinweg gehen, denn über die Strecke Amsterdam –  Zeebrugge – Boulogne-sur-Mer –  Dieppe habe ich ja schon oft berichtet.

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Von Dieppe aus überquerten wir den Kanal Richtung England. Dort bin ich seglerisch seit dem Brexit nicht mehr gewesen und war gespannt, wie das denn jetzt mit den Einreiseformalitäten funktionieren würde – Schauergeschichten hatte ich ja vorher gehört. Es stellte sich aber als supereinfach heraus: Formular im Internet mit Schiffs- und Crewdaten ausfüllen, hochladen – und das war’s! Keine Zoll- oder Passkontrolle im Hafen, nichts. Ich war’s zufrieden.

Der erste Hafen auf englischem Boden war Brighton. Von da aus ging es nach Shoreham und dann in das beliebteste Segelgebiet Englands: Den Solent mit Cowes als “Segelhauptstadt”. Neben einem unheimlichen Verkehr mit allem von Segelbooten über Schnellfähren bis zu Containerfrachtern bleiben einem am besten die urigen Pubs in Cowes in Erinnerung, davon gibt’s aber leider keine Fotos.

Der nächste Stopp war die Großstadt Southhampton und von da zum Crew-Wechsel nach Plymouth. Hier lagen wir in einer kleinen Marina mitten in der Stadt, genau am Fuß des “Spinnaker-Tower”, des Wahrzeichens von Plymouth.

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In Plymouth gibt es ein sehr schönes Marinemuseum, sehr zu empfehlen. Dort liegt – einigermaßen konserviert –  das Flaggschiff von Admiral Lord Nelson.  Leider ist oben zur Zeit alles abgebaut und eingerüstet im Zuge eines mehrjährigen Restaurierungsprogramms.

Die nächsten Tage bewegten wir uns im Solent – und haben trotzdem nur einen Bruchteil dessen gesehen, was man dort machen kann.

 

Am Ausgang des Solents kommt man dann an dieser weltberühmten (jedenfalls unter Seefahrern) Felsformation namens “The Needles”vorbei.

Die nächste Nacht haben wir dann in einer wunderschönen kleinen Ankerbucht verbracht. Wir wollten mal das Schlauchboot in Betrieb nehmen, das an unseren Davits am Heck hängt.


Ideal , um diese grandiose Ankerbucht namens Worbarrow Bay zu erkunden.

Weiter ging es dann bei ziemlich gutem Wetter längs der englischen Südküste. Hier mal ein kleiner Blick auf meinen Arbeitsplatz – da kann man als Skipper nicht meckern.

Nachdem wir dann vor Falmouth noch ein superheftiges Gewitter mit weit über 40 Knoten Wind abgewettert haben, ging es über Penzance an Lands End vorbei zu den Isles of Scilly. Vorher kamen wir aber noch an eine Stelle, wo ich endlich ein Foto machen konnte, das ich schon seit Jahren vorhatte: Wolf Knipfer vor dem berühmten Leuchtturm namens Wolf Rock!

Auf den Isles of Scilly war ich noch nicht – aus einem ganz einfachen Grund: Es gibt dort keine Marinas und keine Häfen zum Anlegen. Ohne ein Beiboot mit Außenborder kommt man also nicht an Land. Und das verstaute Beiboot bei den anderen von mir gefahrenen Schiffen nur dafür herauszuholen und aufzublasen, war mir bisher immer zu mühsam.

Trotzdem kommen einem da an engen Stellen sogar Kreuzfahrer entgegen –  allerdings fährt das Lotsenboot voraus und scheucht alle beiseite.

Im Normalfall geht man dort (z.B. vor Hugh Town auf St. Mary’s) an eine Boje, nimmt das Schlauchboot und fährt in den PubBe right back

Auf den Isles of Scilly hatte ich endlich einmal die Gelegenheit, mit einem Schiff trockenzufallen. Das geht mit der POLARIS, weil sie ein Schwert hat,das man einziehen kann. Mit einem “normalen” Kielboot, wie ich sie sonst fahre, geht das nicht.


Man gräbt sich bei etwa halber Tide mit Bug- und Heckanker ein und wartet, bis das Wasser weg ist. Hier kann man deshalb z.B. hier sehr gut sehen, wie ein richtig in den Grund gefahrener Anker aussehen sollte:

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Zwei Tiden haben wir so verbracht, da das erste Hochwasser mitten in der Nacht war und ich nachts nicht weiterfahren wollte.

Das Boot liegt mit eingezogenem Schwert sehr schön auf dem Mittelteil. Allerdings muss man ca. 15 Grad Schräglage in Kauf nehmen, aber das hat man ja beim Segeln auch.

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Sieht schon gewaltig aus, wenn man da unten steht.

Schließlich mussten wir aber doch weiter, wir wollten ja noch nach Wales und weiter bis nach Dublin in Irland.

Wir verließen also die Isles of Scilly und fuhren an beeindruckenden Felsformationen vorbei weiter nach Norden. Gut navigieren muss man hier schon, zumal auch nicht unerhebliche Tidenströme auftreten.


Geplant war als nächster Hafen Milford Haven in Wales. Zunächst dachten wir ja, wir würden dort mit allen Ehren begrüßt – sogar das Feuerlöschboot war ausgelaufen, um Salut zu spritzen!

 

Leider galt das aber nicht uns, und als ich mich dann erst bei der einen und dann bei der anderen anmeldete, hatte keine für uns auch nur ein Plätzchen frei. Wir gingen dann in einer schönen Bucht westlich von Milford Haven vor Anker und fuhren mit dem Schlauchboot an Land. Dort fanden wir dann zu unserem großen Erstaunen in einem winzigen Dorf eines der besten Restaurants, die ich bisher in Großbritannien hatte. Junge Leute mit einer jungen kreativen Küche – einfach toll!

Da es weiter nördlich auf der englischen Seite kaum Häfen gibt, in die man mit einem Schiff wie die POLARIS hineinkommt, fuhren wir dann schon hinüber auf die Irische Seite, zunächst nach Arklow. Da wir wenig Wind und schönes Wetter hatten,durften wir noch ein paar tolle Segelmomente erleben:

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Nach insgesamt sieben Wochen auf diesem schönen Schiff endete  dann mein Törn in Dublin,  wo der Eigner das Boot für die nächste Etappe übernahm. Diese ging – auch noch mit anderen Crews –  die Irische Küste hoch und hinüber nach Schottland,  wo ich dann wieder hinflog, um von dort das Boot durch den Caledonian Canal und die nördliche Nordsee hinüber nach Norwegen zu fahren.

Aber das kommt dann in der nächsten Geschichte.

So, as always: stay tuned!

…und wieder zurück über den Atlantik!

Zwei Monate hatte ich Pause und war ununterbrochen zuhause. Das kommt recht selten vor, war aber dringend mal notwendig. Ich kann das ja alles nur machen, weil meine geliebte Ehefrau mich unterstützt. Die ist natürlich schon arg viel allein zuhause. Aber zwei Töchter, zwei Enkel und ein Hund sorgen schon für einiges an Abwechslung für sie.

Ende Februar flog ich nach St. Martin, um dort die MOLA von meinem Kollegen und Freund Ronald zu übernehmen. Der stieg wiederum um auf die LISSY III, und wir beide machten uns zusammen auf den Weg nach Europa. Die LISSY hatte leider ein paar technische Probleme mit dem Email-Empfang, und wir beschlossen, immer in UKW-Funkrufweite zu bleiben, damit ich sie mit Wetterdaten versorgen konnte, die über das hinausgingen, was er vom DWD als SMS erhielt. Außerdem war es mal etwas anderes, zusammen zu fahren, wie Ihr später noch sehen werdet.

Zunächst war aber – wie eigentlich immer bei Hochseetörns – ein bisschen schrauben angesagt.

Eigentlich waren es diesmal nur Kleinigkeiten (da hab ich schon anderes erlebt…), aber unter anderem mussten wir eine Toilette reparieren und einen neuen Teilesatz einbauen.

Danach nach wie immer Einkaufen und Verstauen angesagt:

Es hat sich wieder einmal bewährt, dass ich vor einer solchen großen Reise die Crew zu 1-2 Videokonferenzen zusammen hole. Man lernt sich so schon einmal ein bisschen kennen, kann viele Fragen direkt beantworten, damit alle auf dem gleichen Informationsstand sind. Außerdem erleichtert es die Einkaufsplanung.

Dann muss natürlich ein “Storemaster” ernannt werden, der weiß, wo alles verstaut wird.

Und dann ging es endlich los. wie so oft, sind wir in Simpson Bay am Nachmittag losgefahren, weil man durch eine Klappbrücke muss, die nicht sehr seglerfreundliche Öffnungszeiten hat.

Die LIZZY hatte eine Öffnung früher erwischt, während ich ewig an der Tankstelle warten musste. Sie hatte draußen auf uns gewartet, und zwar vor dem weltberühmten Anflug auf die Landebahn von St. Martin. Schaut mal bei Youtube, was es da für irre Videos gibt. Auf See waren wir natürlich ein klein bisschen weiter draußen, aber trotzdem interessant.


Draußen auf dem Atlantik setzte dann relativ schnell die Bordroutine ein. Wie immer, war das Bordleben doch sehr anstrengend, sodass die Crew sich immer wieder von der harten Arbeit erholen musste Be right back

Von der Reise selbst gibt es nicht viel zu berichten. Alles verlief diesmal problemlos, und richtig schlechtes Wetter hatten wir auch nicht.

Einmal haben wir uns verabredet: Ich habe ein wenig  “gebremst”  und die LISSY hat draußen auf dem Atlantik eine Vorbeifahrt zum gegenseitigen fotografieren gemacht. Das hier ist die dabei entstandene Hochsee-Fotostrecke:



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Da hatten wir noch Wind. Zwischendurch gab es aber doch ein, zweimal eine totale Flaute, die wir dann tausend Meilen von nächsten Land auf über viertausend Meter Wassertiefe für einen gemeinsamen Badestopp nutzten. (Wir zwei Skipper blieben allerdings an Bord –  bevor darüber im Netz diskutiert wird…)

Wir leisteten dann der LISSY noch Nothilfe: Sie hatte zu wenig Hefe zum Brotbacken an Bord, und dem konnte ich abhelfen. Also wurde ein schwimmender “Hefekurier” zu uns geschickt, um eine Dose mit Hefe abzuholen.

Wenn man das Bild so sieht, bekommt das Wort “Trockenhefe” eine völlig neue BedeutungWinking smile

Danach ging es dann weiter, und Gottseidank kam auch wieder ein wenig Wind auf.

Es kam immerhin so viel Wind auf, dass wir Leichtwindsegel setzen konnten. die LISSY hatte einen Gennaker an Bord und fuhr uns damit ziemlich davon, solange der Wind so um halbwind kam. Ich hatte stattdessen einen Spinnaker und musste warten, bis der Wind weiter nach achtern drehte – und dann kam meine Stunde! Spinnaker gesetzt und kräftig wieder aufgeholt.

Der Wind war so stabil, dass wir den großen Lappen sogar nachts stehen lassen konnten. Und da ich eine Top-Crew hatte, war sogar das Spinnaker bergen morgens um drei ein Klacks für die Jungs, ich war echt begeistert”.

Zum Schluss nochmal für diejenigen, die solche Schiffe nicht kennen, hier ein Blick auf meinen Arbeitsplatz:

Links oben seht Ihr nebeneinander das UKW-Funkgerät und das Radio.

Darunter hängt links das Kurzwellenradio für unsere Atlantikmails und Wetterkarten, daneben mit dem leeren Bildschirm ein NAVTEX Gerät, das in Küstennähe Wetter und Warnnachrichten bringt sowie ein Kartenplotter, der mir alle Daten anzeigt, die die Ruderwache oben an Deck auch sieht.

Darunter sieht man die ganze Kabelei zum Laden der Handys und meines Notebooks und ein Sicherungspanel, an dem ich alle möglichen Dinge an- und ausschalten kann. Unter dem Tisch findet sie die Sicherungsbox für den Landstromanschluss im Hafen, und eine EPIRB (eine Seenotfunkbake, die im Notfall per Satellit Hilfe herbeiruft).

Viel mehr gibt es eigentlich diesmal nicht zu berichten. Außer dass wir mit knapp 16 Tagen eine sehr schnelle Reise gemacht haben. dies lag zum großen Teil daran, dass wir aufgrund der günstigen Wettersituation praktisch direkt fahren konnten und keine Wetterumwege machen mussten, wie man unten sieht.

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Wir hatten sogar so viel Zeit, dass wir noch nach Terceira gefahren sind und erst danach an den Törn-Endpunkt in Horta. Dort übergab ich dann das Schiff an meinen Kollegen Hinrich und flog nach Hause.

Da war ich aber nur neun Tage! Inzwischen bin ich schon wieder unterwegs. Von Bremerhaven ging es zunächst nach Amsterdam, und inzwischen bin ich weiter auf dem Weg nach Frankreich, England, Wales und zur Endstation Dublin in Irland.

Auch da gibt es dann wieder viel zu berichten.

So stay tuned!

Euer Segelwolf

Es geht los über den Atlantik–so könnt Ihr mich verfolgen

Inzwischen bin ich auf St. Martin in der Simpson Bay Marina angekommen, habe die notwendigen kleineren Reparaturen alle durchgeführt und das Schiff ist fertig für eine weitere Atlantiküberquerung – für mich die fünfte auf diesem Boot.

So schöne Tracker wie bei der ARC gibt es natürlich bei der Rückfahrt nicht. Aber da ich Funkamateur bin und die SY MOLA eine Kurzwellen-Funkanlage an Bord hat, gibt es einen Weg , wie Ihr meinen Kurs dennoch verfolgen könnt:

Ihr geht auf die Webseite https://aprs.fi und gebt rechts üben in das Feld “Rufzeichen verfolgen” meine Kennung DD4WK ein und schupps, bekommt Ihr meine Position samt Datum und Uhrzeit meiner letzten Meldung angezeigt. Ich werde versuchen, mindestens 2x am Tag, auf jeden Fall aber einmal täglich meine Position zu melden.

Ansonsten sprechen wir uns nach der Überquerung wieder, wenn ich in Horta angekommen bin.

So stay tuned!

Hier kann man noch mitsegeln!

Liebe Freunde des Segelwolfs,

Es ist nicht zu glauben, aber ich bin schon wieder fast das ganze Jahr 2023 ausgebucht. Und bei den meisten Törns gibt es auch keine Mitsegelgelegenheit mehr. entweder es handelt sich um geschlossene Veranstaltungen oder es ist jetzt schon alles ausgebucht. Plätze wird es noch geben bei den Herbst-Törns von Deutschland nach Gran Canaria. Darauf werde ich in einem weiteren Post zurückkommen.

Heute geht es erst einmal um meine ersten Frühjahrstörns, auf denen noch einzelne Buchungen möglich sind:

Nordsee, englischer Kanal und Wales mit der POLARIS

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Die Polaris ist eine Kojencharter-Yacht wie es in Deutschland keine zweite gibt:

  • Garcia 52 Exploration Aluminiumyacht
  • Sechzehneinhalb Meter lang und nur drei Gästekabinen
  • Perfekt ausgerüstet mit so gut wie allem, was machbar und sinnvoll ist
  • Speziell geeignet für Touren in nördlichen Gegenden mit Heizung in allen Kabinen, geschütztem Cockpit usw.
  • i.d.R. mit zwei professionellen Skippern unterwegs
  • jede Menge Törns abseits der ausgetretenen Pfade“!

Schaut Sie euch einfach mal an, der Schiffsname ist verlinkt.

Ich werde im Frühjahr fünf Wochen auf diesem Traumschiff unterwegs sein. auf allen drei Törns sind noch einzelne Plätze bzw. Kabinen frei. Wer also einmal nicht nur ein interessantes Revier, sondern auch ein außergewöhnliches Schiff kennenlernen möchte, ist hier richtig.

Segelmäßig sind diese Törns durch Tidensegeln, Strom, viel Verkehr und anspruchsvolle Häfen interessant. Dazu kommen natürlich schöne Landschaften, interessante Städte und genug Zeit, das auch zu bewundern.

Im Einzelnen geht es um folgende Reisen, ich schreib einfach mal ein bisschen mehr über die Törns:

Amsterdam, Nordsee und Ärmelkanal –  Amsterdam nach Portsmouth
Zwei Wochen: 15. – 28. April 2023

Ausgangspunkt unseres Törns ist die Amsterdam Marina. Von Amsterdam fahren wir vorbei an den beeindruckenden Hafenanlagenund erreichen nach knapp 30 Kilometern die Seeschleuse in Ijmuiden. Ab hier sind wir nun in Tidengewässern unterwegs.Wir erreichen das Seebad Scheveningen. Neben einem Fischereihafen sowie der weitläufigen Marina findet sich hier auch eine lange Strandpromenade mit Geschäften, Restaurants, Sonnenterrassen und einem Aquarium. Hauptattraktionen sind die Miniaturstadt Madurodam sowie eine 381 m lange Seebrücke mit Aussichtsturm und Riesenrad. Weiter geht es entlang der Küste. Wir passieren nun die Einfahrt zu einem der größsten Häfen der Welt: Rotterdam. Hier im „Maas Entrance“ können wir die dichte Großschiffahrt aus aller Welt ganz unmittelbar erleben, bevor wir schließlich belgische Gewässer erreichen. Ob wir hier in Ostende, Zeebrügge oder Blankenberge eine Zwischenstation einlegen, entscheiden wir wie üblich nach den vorherrschenden Bedingungen sowie der aktuellen Gezeitenlage. Mit Frankreich erreichen wir im weiteren Verlauf der Reise dann bereits das dritte Land unseres Törns. Hier gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Häfen, die eine urige Mischung aus rauher Nordseestimmung, geschäftiger Industrie und Fischerei aber auch gemütlichem Normandie-Flair bereithalten. Quer über den Ärmelkanal geht es dann hinüber nach England. Auch hier ist der Schiffsverkehr sehr dicht. Über zahlreiche Stopps an der südenglischen Küste hangeln wir uns nun weiter nach Westen zum Solent, quasi dem englischen Segler-Mekka und Heimat vieler berühmter Regattasegler. Mit Portsmouth erreichen wir schließlich das Ziel unserer Reise. Die Stadt bietet viel lebendige Seefahrtsgeschichte. Besonders die historischen Docks mit ihren vielen Museen und Ausstellungen sind hier Publikumsmagneten. Unter anderem lässt sich hier die HMS Victory, daß Original-Schlachtschiff von Lord Nelson, oder die Mary Rose, ein über 500 Jahre altes Schiffswrack aus Zeiten Heinrichs VIII besichtigen.

Der englische Süden – Portsmouth – Plymouth
1 Woche: 29. April – 6. Mai 2023

Direkt vor den Toren der südenglischen Stadt Portsmouth liegt eines der schönsten englischen Segelrevier: der Solent. Geschützt zwischen der Isle of Wight im Süden und der englischen Festlandküste im Norden findet sich hier ein echtes Traumrevier. Kurze Distanzen, starke Strömungen und viele pittoreske Häfen erwarten uns:  Cowes, Beaulieu River, Lymington und Yarmouth. Auch Portsmouth selbst hat viel zu bieten (siehe oben).  Am westlichen Ausgang des Solent erwartet uns mit den weltberühmten Needles ein weiteres Highlight. Die schroffen Felsen ragen steil aus der See empor und waren in früheren Zeiten eine der schwierigsten Positionen für die damaligen Navigatoren. Entlang der südenglischen Küste geht es nun weiter nach Westen. Auch hier finden sich viel gemütliche Häfen und der nächste Pub ist garantiert nicht weit. Ziel ist der Hafen von Plymouth mit guten Möglichkeiten der Weiterreise.

Cornwall und Wales – Plymouth, Scilly Islands und Milford Haven
2 Wochen: 07. – 2. Mai 2023

Der Südwesten gehört ohne Zweifel zu den schönsten Gebieten Englands. Wir segeln von Plymouth entlang der südenglischen Küste nach Cornwall und weiter zu den Scilly Islands. Unterwegs bieten sich viele Möglichkeiten für unvergessliche Stopps. Seien es Fowey, Charlestown, Falmouth oder vor Anker auf einer der Inseln des Scilly Archipels. Vom milden Golfstromklima der Scillies segeln wir weiter nach Norden in die Keltische See. Hier entdecken wir die Küsten des Bristol Channels und erreichen an dessen Nordküste schließlich unseren Zielhafen Milford Haven.

Ich freue mich über jeden, der mitkommt. Diesen Törn werde ich zusammen mit meinem Co-Skipper und Freund Nils Hey fahren. Ich kann Euch garantieren, da wird der Spaß nicht zu kurz kommen! Meldet Euch, entweder beim Veranstalter, oder direkt bei mir  über segelwolf ät gmx.de oder per PN.

Danach bin im Frühsommer erst in Deutschland, dann auf Mallorca und schließlich bei Neapel unterwegs, aber alles ohne weitere Mitsegelmöglichkeit.

Jetzt bin ich aber erst einmal schon wieder am Koffer packen, denn am kommenden Donnerstag geht schon wieder Richtung Karibik für die nächste Atlantiküberquerung.

So stay tuned!
euer Segelwolf

Die Reise mit Hindernissen geht weiter

Wo waren wir letztes Mal stehen geblieben? Ach ja, auf meinem Weg von Rügen in die Karibik waren wir ein weiteres Mal gestrandet, und zwar wieder mit nicht funktionierendem Motor in Les Sables d’Olonne, einer riesigen Marina mit kompletter Infrastruktur. Leider nützte die mir nichts,da ich bei meinem Pech wieder passend zum Wochenende ankam und deshalb mindestens drei Tage gebraucht hätte, bis überhaupt jemand anfängt, sich um mich zu kümmern. Also schickte die Firma wieder den armen Techniker an die Biskaya, der ja gerade erst vom Motorwechsel in Camaret-sur-Mer zurückgekommen war. Der Mann tat mir herzlich leid, war aber Gold wert.

Als erstes haben wir aber schon vorher festgestellt, dass – man glaubt es kaum – beim Volltanken nach dem Motorwechsel dasselbe nochmal passierte und wir wieder schlechtes Diesel getankt hatten! Das sah dann so aus, wenn man den Tank öffnete:

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Also als erstes wieder den kompletten Tank leeren. Brav wie wir sind, wurde der gesamte versiffte Diesel in Kanister gefüllt, mit nach Deutschland genommen und dort ordnungsgemäß entsorgt!

Da ich ja – wie gottseidank häufig – kreative Ingenieure an Bord hatte, wurde mit Bordmitteln ein Endoskop gebaut, damit wir auch in die letzten Winkel des Tanks hineinschauen konnten, um sicherzugehen, dass auch wirklich ALLES heraus war. Wie macht man so etwas? Man nehme ein I-Phone, montiere es an eine Stange, schalte sowohl die Kamera als auch die Taschenlampe ein, führe dieses Gerät in den Tank ein und übertrage die Bilder auf ein zweites I-Phone! Ich kann euch bestätigen, das funktioniert hervorragend.

Danach ging’s dann los: Wieder den Kraftstofffilter und den Kraftstoff-Vorfilter tauschen, und die gesamte Einspritzanlage mit den vier Düsen, den “Hirschgeweih” und der Einspritzpumpe tauschen. Nach gründlichem Check kamen wir diesmal um den Tausch der Maschine herum.

Am Dienstag Mittag waren wir fertig zum Ablegen – aber jetzt spielte das Wetter nicht mehr mit. Mittlerweile hatten wir ja Mitte November – viel zu spät eigentlich für die Biskaya, und prompt zog auch ein Sturm durch, der uns am Auslaufen hinderte. Wir waren ja sowieso schon viel zu spät dran durch die diversen technischen Probleme. Also beschlossen wir, unseren ganzen weiteren Reiseplan zu ändern, da es mittlerweile feststand, dass wir es selbst im günstigsten Fall nicht mehr bis zum Start der ARC nach Gran Canaria schaffen konnten. Meine gesamte Transatlantik-Crew flog –entweder aus Deutschland oder aus Las Palmas – nach Porto in Portugal und ich fuhr von Les Sables d’Olonne direkt dorthin, unter Auslassung von La Coruna.

Aber starten konnten wir wegen des Sturms immer noch nicht und unsere Verspätung wurde immer größer. Erst in der Nacht von Donnerstag auf Freitag konnten wir ein Wetterfenster ausnutzen und endlich mit der Abendflut auslaufen. Wir hatten zwar immer noch sechs Windstärken, aber stark gerefft waren wir trotz hoher Welle gut unterwegs. Nach Sonnenaufgang wurde der Wind etwas weniger und wir konnten das Großsegel ausreffen, später dann auch die Fock. Im Laufe der nächsten 24 Stunden hatten wir dann alles: Von Flaute bis Böen mit 8 Bft. Dafür war ein erstes Etmal von 142 Seemeilen noch ganz gut. Leider drehte der Wind danach immer weiter gegen uns und wir halfen kräftig mit der Maschine nach, da wir es ja eilig hatten. Das Wetter wurde immer mieser, neben dem starken Wind regnete es auch heftig, aber irgendwann hatten wir es dann beim Kap Finisterre aus der Biskaya herausgeschafft und konnten nach Süden längs der spanischen Küste abbiegen. Es blies zwar immer noch heftig mit 7 Bft., aber ab jetzt halt mehr oder weniger von hinten. Gut gerefft war das prima zu segeln und wir kamen endlich gut voran.

Am 21.11. abends liefen wir endlich in Porto ein. eigentlich wollte ich ja wieder in die schöne Marina Douro im Fluss, aber die Flussmündung war wegen der erheblichen Wellen gesperrt und nach Rücksprache mit dem MRCC Lissabon fuhren wir nach Leixões, dem Industriehafen von Porto.

Dort erwartete uns dann meine Atlantik-Crew Crew (den heftigen Ritt durch die Biskaya hatten wir nur zu dritt gemacht). Und jetzt hatten wir reichlich zu tun und einigen Zeitdruck. Ich zitiere mal aus meinem Logbuch:
”So, in zwei Tagen das erledigt, was normalerweise in Las Palmas in acht gemacht  wird. Alle Reparaturen (Vorsegel, Elektrik etc,)  erledigt, Großeinkauf gemacht und verstaut usw.
Die neue Crew ist an Bord. Gestern gab es drei Stunden Schiffs- und Sicherheitseinweisung. Jetzt ist alles bereit und es kann losgehen.”
Vorher noch – wie sich das gehört – der sog. Rig-Check, bei dem wir den Mast und alle Wanten auf Sicherheit und Stabilität geprüft haben. Dabei kann man dann ganz interessante Fotos von da oben machen.

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Und jetzt startete also endlich unsere ARC – die längste, die ich jemals gefahren bin: Wir starteten vier Tage nach den anderen und 1.000 Seemeilen weiter nördlich. Also begann die große Aufholjagd. Wir machten noch einen Kurz-Stopp auf Madeira zum tanken, nochmals den Tank reinigen und einen Mann von Bord zu lassen, der extra bis hier noch mitgefahren war; und dann ging es endlich hinaus auf den großen Atlantik. Wir nutzten jede Böe aus, gaben Gas ohne Ende, segelten Spinnaker, wann immer es ging, und holten Meile um Meile auf. Teils hatten wir arg wenig Wind, aber da half uns der Spinnaker durchaus:

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Und das hier ist die dazugehörige Wind- und Geschwindigkeitsanzeige:

Man sieht: Aus zehn Knoten scheinbarem Wind holen wir 6,6 Knoten Fahrt heraus. für das schwere Schiff nicht schlecht. Eine Bavaria ist ja schließlich keine Rennyacht.

Das folgende Bild, in der meine Navigationskarte mit Wetterinformationen kombiniert wurde, hatte ich abgespeichert unter dem Titel “Der Nicht-Passat”.

der Nicht-Passat

Das muss ich den Nichtseglern erklären: Da unten in der Mitte, wo das große Gebilde mit dem “L” steht, ist normalerweise die sog. Passatzone. Innerhalb dieser Zone herrscht im Normalfall immer stetiger Nordostwind, mit dem man prima und gemütlich den gesamten Atlantik mit Wind von hinten überqueren kann. Hier hatte sich aber ausnahmsweise ein riesiges Sturmtief breitgemacht, dass da eigentlich gar nicht hin gehört. An dem kleinen Pfeil schräg rechts darüber erkennt man, dass das Ding nach Nordosten zieht. An der Südseite hätten wir aber dann den Wind genau von vorn und heftig –  sowas braucht auf dieser Route kein Mensch.

Aber noch waren wir nicht in dieser Zone, sondern östlich davon – und da herrschte das genaue Gegenteil, nämlich eine Schwachwindzone.
Also bog ich rechtwinklig nach Süden ab, um diesem dicken Brocken zu entgehen. Insgesamt ergab das dann den bisher südlichsten Kurs von allen meinen Atlantiküberquerungen. Vorerst hatten wir deshalb halbwegs vernünftige Winde, aber ich hatte immer ein Auge auf den Sturm, der kurz davor war, sich zu einem ausgewachsenen Hurrican zu entwickeln. Es war definitiv sicherer, nach Süden zu fahren und feste Reißaus zu nehmen. Schaut Euch das mal hier an:

Wetteranalyse 0912

Rechts unten im Tief seht Ihr den grünen Pfeil – das bin ich! und Oberhalb des Tiefs steht “developing Hurrican force”! Also nix wie nach Süden. Es hat aber alles geklappt und wir sind rechtzeitig und schnell genug nach unten gekommen, sodass wir von diesem Brocken so gut wie nichts gemerkt haben. Trotzdem: Wenn Ihr genau hinschaut, seht Ihr so hellbraune Bahnen von Ost nach West: Das sind meine Kurse der vergangenen Jahre. Daraus ist klar ersichtlich, dass ich viel weiter nach Süden ausweichen musste als normal.
Hat aber geklappt, und wir erreichten die nach Süden ausgebüxte Passatzone. Endlich hatten wir Wind von hinten mit ausreichender Stärke und es ging mit Rauschefahrt ab nach Westen. In der Spitze schafften wir dann über 190 Seemeilen pro Tag und holten Tag für Tag auf – auch wenn es natürlich keine Chance gab, noch rechtzeitig in St. Lucia anzukommen.

Hohe Zeit war es jetzt für die kulinarischen Highlights der Reise, als da sind:

gefangene Fische zur Bereicherung der Speisekarte

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für die Advents-Sonntage die vom Skipper mitgebrachten Christstollen

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die vom Skipper und einem angelernten Crewmitglied täglich gebackenen Brote

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Die nach telegrafischer Konsultation in der Heimat aus überschüssigen Prinzenrollen hergestellten Skipper-Spezial- Küchle

Sonst gab es nicht mehr viel zu berichten. Wir bretterten wie die Wilden über den Atlantik und haben tatsächlich noch zwei andere überholt! Natürlich war dennoch die Ziellinie schon geschlossen, als wir ankamen. Ich bin aber dennoch nach St. Lucia gefahren und nicht – wie andere – direkt nach Martinique. Wir wollten die Sache einfach zu einem richtigen Abschluss bringen.

Es war dann noch Zeit für ein schönes Abschiedsessen im “Spinnakers” –  dem St. Lucia Kultrestaurant für Segler, bevor wir dann nach Martinique segelten, dort mittags unser Boot an die Nachfolgecrew übergaben und abends nach Hause flogen. Am 23. Dezember abends um acht war ich dann endlich zuhause – in meiner Familie waren schon Wetten abgeschlossen worden, ob ich es bis Weihnachten nach Hause schaffe.

Jetzt ist erst einmal Erholung angesagt, dann alles erledigen, was zuhause liegen geblieben ist, bevor es dann Anfang März wieder in die Karibik geht, um das Boot wieder zurück zu holen.

Es geht also auch in diesem Jahr weiter mit den Abenteuern.

So stay tuned!

Intermezzo: Motorenwechsel in Camaret-sur-Mer

Viele meiner Follower haben darum gebeten, etwas ausführlicher über den Motorenwechsel unterwegs in einem dafür eher nicht geeigneten Yachthafen zu berichten. Deshalb gibt es zu diesem Thema eine ausführliche Fotoreportage. Ich hatte jemanden gebeten, das mit meiner Kamera zu dokumentieren und die junge Dame war sehr fleißig. Was Ihr im Nachfolgenden seht, ist ein Auszug aus über 400 Fotos.

Camaret-sur-Mer in der Nähe von Brest ist eine Marina mit, sagen wir, rudimentären Einrichtungen. Außerdem war fast alles geschlossen. Strom gab es nur sporadisch und das Marinabüro war bereits für den Winter dicht. Insofern haben wir wenigstens auch keine Liegeplatzgebühren bezahlt…

Den Tank hatten wir ja schon eine Station vorher leergemacht und mit neuem Diesel gefüllt. Also ging es jetzt darum, die alte Maschine auszubauen und zu ersetzen, da wir uns nicht sicher waren, ob es nur die Einspritzanlage war oder ob sie weitergehende Schäden hatte (später in Deutschland stellte sich heraus, das es wirklich nur die Einspritzanlage war, aber die dafür gründlich.

Erster Schritt: Ausbau des alten Motors

Hier sind bereits alle Verbindungen (Schläuche, Getriebe etc.) gelöst, die vier Bolzen gelöst, mit denen der Motor am Schiffsboden federnd gelagert ist und er hängt bereits am Haken zum Herausheben.


Im Salon haben haben wir ihn erst einmal zwischengelagert. Von bord genommen haben wir ihn erst, als der neue Motor eingebaut und angeschlossen war und wir sicher waren, dass er problemlos funktioniert.

Hier sieht man dann die leere Wanne, aus der er kam.

Zweiter Schritt: Neuer Motor muss auf den Steg

Hier mal zwei Bilder, die die Herausforderung zeigen, vor der wir standen: Tidehafen mit einem mittleren Spring-Tidenhub von 6,6 Metern und nicht gerade die modernste Steganlage.

Und da muss das Motörchen mit seinen 250kg runter! – Und der alte dann hinauf. Wobei das Hinunter fast schwieriger war als das Hinauf.

Aber erst mal haben wir mit einem kleinen mitgebrachten Kränchen den neuen Motor aus den Auto geholt. Der kam, relativ sicher auf einer Palette festgeschraubt.  Da wir aber – siehe Fotos oben – das Ding mit der Hand auf diese vermaledeite Rampe heben mussten, wurde erst einmal eine Konstruktion gebastelt, um mit vier Mann den wenigstens anheben zu können. Zum komplett tragen war er dann doch zu schwer.


Dann kam das allerschwerste: So eng wie das war, das Ding musste hoch auf die Rampe getragen werden. Mich als ältesten haben die da Gott sei Dank rausgelassen, dafür habe ich dann das Ding von oben mit einem langen Festmacher gesichert. Mit viel Kraft und Mühe haben die die Maschine da hinunter bugsiert, und dann konnte sie wieder mit der Palette auf den Hubwagen.

Dann ging es gaaanz vorsichtig den Steig mit seinen primitiven Verbindungsteilen entlang bis zu unserer Mola.


Dritter Schritt: Motor muss an Bord

Lange hatte ich vorher berlegt, wie man so ein Teil am besten an Bord bekommt. Aber wie immer: Mit dem richtigen Werkzeug geht’s.
In diesem Fall war das ein Kettenzug mit ausreichend großer Übersetzung, den wir am Großbaum befestigt haben. Der Baum mit der Dirk trägt das ohne weiteres und als Sicherung dient ja auch noch der Rodkicker.

Der Rest war dann vergleichsweise einfach: Langsam herunterlassen, nach achtern drücken und genau auf die Lager aufsetzen. Dann fest verschrauben und alles wieder anschließen. Gott sei Dank haben wir einen Saildrive, da geht es einfacher und passgenauer als mit einer Schraubenwelle, wo man höllisch aufpassen muss, um keine Unwucht zu produzieren.

Das Gefühl, wenn alles fertig ist, man startet den Motor und er springt sofort an und läuft rund, ist schon was tolles! Allerdings wusste ich da noch nicht, was später alles noch auf mich zukommen sollte. Erst einmal das da nur Freude.

Also: alles erledigt, Maschine lief zwei Stunden Test, alles bestens. Betriebsstundenzähler war auf Null gesetzt, und unser Mechaniker setzte sich ins Auto und fuhr die 1.700km nach Rügen zurück. Beneidet habe ich ihn nicht um diese Gewalttour.

Prima, dachten wir, Wetterfenster auf der Biskaya stimmt, also nichts wie los. Wir müssen zwar viel motoren, aber wir haben’s ja auch eilig und können nicht ewig herumkreuzen. Also fuhren wir nachmittags gegen vier hinaus, durch die berüchtigte Raz de Sein (schaut ruhig mal auf den Link) und hinaus in die Biskaya bei Nacht.

Das ging genau bis Mitternacht – dann machte es blubb – und der funkelnagelneue Motor stand und war durch nichts wieder zum Leben zu erwecken.

Also ging das Drama weiter. Ich beschloss auf Grund der Windrichtung, in die französische Biskaya zu laufen, um einen Hafen aufzusuchen. Bis nach Spanien hinunter hätte ich es nicht geschafft, da wäre ohne Maschine irgendwann meine Batteriespannung am Ende gewesen, und damit meine Instrumente nutzlos. (Der Plotter hat tatsächlich mangels ausreichender Spannung zwei Stunden vor dem Hafen seinen Geist aufgegeben, aber ich navigiere ja sowieso immer mit meinem Laptop, und der lebte noch)

Erst dachte ich, ich schaffe es bis La Rochelle, aber dann drehte der Wind und wir liefen nach Les Sables d’Olonne, bekannt aus Film, Funk und Fernsehen durch das Vendee Globe, das härteste Segelrennen der Welt, das hier seinen Start- und Zielpunkt hat.

Bei meinem sprichwörtlichen Glück wurde der Wind natürlich immer weniger und drehte noch weiter nach Osten. Ich musste also stundenlang zum Hafen kreuzen und hatte dann die Freude, wieder einmal bei Nacht in einen fremden Hafen unter Segeln einzulaufen und irgendwo ohne Beulen anzulegen.

So, nun lagen wir also ohne Maschine in Les Sables, wie immer natürlich Freitag Nacht, vor dem Wochenende, wo eh nichts passiert. Meine Zeitplanung Richtung Gran Canaria und ARC war mittlerweile ziemlich im Eimer.

So, genug für heute. wie es weitergeht in diesem Drama erfahrt Ihr dann im nächsten Post.

So stay tuned!

Und wieder von Deutschland in die Karibik–Teil 1

Wie schon fast jedes Jahr seit 2016 bin ich mittlerweile wieder auf dem Weg von Deutschland  – in diesem Fall von der Insel Rügen –  nach Gran Canaria und später dann weiter über den Atlantik bis nach St. Lucia und Martinique.

Wie immer übernahm ich das Boot auf Rügen, und kümmerte mich mit um die Ausrüstung. Das Boot wurde aus dem Wasser genommen, das Unterwasserschiff nach der Sommersaison neu gemacht und dann ging es wieder ins Wasser.

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Es wird nach all den Jahren natürlich immer schwerer, noch Neues zu berichten. Dasselbe zum siebten Mal mag man ja auch  nicht schreiben. Deshalb gibt es über den ersten Teil der Reise auch nichts zu berichten. Wir fuhren wie üblich in einem Rutsch die Nacht durch zu unserem ersten Zwischenstopp Kiel. Danach ging es dann am nächsten Tag durch den Nord-Ostsee-Kanal.

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Auf der Innenseite wurde ja – nachdem man in der Schleuse ja nicht mehr hochklettern darf zum bezahlen – ein neuer Ponton gebaut mit einem Bezahlautomaten.  Wenn da jetzt – wie bei uns –  ein ganzer Haufen Yachten durchschleust, gibt es an diesem Anleger ein abenteuerliches Hauen und stechen. Wir haben über eine halbe Stunde gebraucht, bis wir dann endlich unseren Obolus entrichten konnten.

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Die Kanalfahrt ist ja nun nicht das Spannendste. Interessant war aber doch zu sehen, dass die Arbeiten zur Kanalverbreiterung inzwischen in vollem Gang sind. Genauso an der neuen Riesenschleuse in Brunsbüttel. Die Baustelle ist aber so gewaltig, dass man kein aussagefähiges Foto machen kann.

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Es ging dann die gewohnte Strecke weiter: Direkt über Nacht von Brunsbüttel die Elbe hinunter, an den Ost- und Westfriesischen Inseln vorbei und dann am nächsten Abend zwischen Terschelling und Vlieland durch ins Wattenmeer und ins Ijsselmeer eingeschleust. Übernachtet haben wir in Makkum, gleich hinter der Schleuse, und am nächsten Morgen durch Ijsselmeer und Markermeer nach Amsterdam in den Sixhaven, wo dann der erste Crewwechsel war

Weiter ging es von Amsterdam den Nordzeekanal hinunter nach Ijmuiden und wieder in die Nordsee ausgeschleust. Auch hier fuhren wir wieder die Nacht durch nach Nieuwpoort in Belgien und weiter nach Boulogne-sur-mer in Frankreich. Nächster Stopp war dann einer meiner Lieblingshäfen im Kanal: Fécamp. Leider diesmal mit einem etwas unschönen Erlebnis: Nachdem wir Stunden im Vorhafen gewartet hatten, ging die Schleuse in den inneren Hafen auf, ein Fischer kam heraus – und bis ich mit meinem Kahn an dem vorbei vor der Schleuse/Btücke stand, hat der Blödmann die schon wieder vor meiner Nase zugemacht…

Ja, und dann fingen die Probleme an.
Da das Boot eine Austauschmaschine bekommen hatte, veranlasste ich im nächsten Hafen Cherbourg einen Ölwechsel –  und danach sprang die Maschine nicht mehr an.  Der herbeigeholte Volvo Penta Mechaniker stellte fest, dass die Treibstofffilter voll Wasser waren und die Einspritzdüsen nicht mehr funktionierten. wie immer passiert so was natürlich Freitag Nachmittags…

Am Wochenende hatten wir dann Zeit, uns Cherbourg ein bisschen anzuschauen. direkt neben der Marina gibt es ein Schifffahrtsmuseum, das hochinteressant war. Dort liegt z.B. das ausgemusterte erste französische Atom-U-Boot –  natürlich mit ausgebautem ReaktorWinking smile

Ein Riesending von über 130m Länge. Etwas ganz anderes als das russische U-Boot, das ich vor einiger Zeit in Hamburg besichtigt hatte. Es gab einen sehr guten ausführlichen Audioguide auf Deutsch, und man war allein in dem Boot über zwei Stunden gut beschäftigt.

Die Zentrale war natürlich in das klassische Rotlicht getaucht. Auf dem linken Bild sieht man links eines der beiden riesigen Sehrohre und rechts die beiden Steuerstände, um das Boot in drei Achsen zu fahren.

Aber auch für das Wohl der Besatzung war ausreichend gesorgt, es gibt auf dem Kahn Platz ohne Ende:

Hier sieht man z.B. die Mannschaftsmesse, mit geradezu professioneller Espressomaschine!

Von der Offiziersmesse habe ich leider keine Fotos – die war aber weitaus luxuriöser. Auch die Kammern der Leute waren recht geräumig. Niemand musste über den Torpedorohren schlafen.

Daneben war dann das Museum mit diversen Aquarien usw. und im ehemaligen Bahnhof, in dem die Reisenden in den daneben liegenden Ünerseedampfer umsteigen konnten, war eine Ausstellung der verschiedensten Tiefsee-Tauchboote, sogar ein russisches war dabei.


Eine Sache fand ich als Hamburger ganz lustig:

Überall in der Hafengegend und in der Stadt verstreut fand man Spuren von dort weilenden Fans des Hamburger Sportvereins, wie hier zum Beispiel am Fußweg in die Marina:

nach vier Tagen fuhren wir dann mit leichter Verspätung guten Mutes weiter. Vorher musste – wieder einmal eine Toilette repariert werden. Der Schlauch hatte im Lauf der Zeit an Durchmesser verloren. Das alte Leiden: Die Leute spülen beim Pipi einfach zu wenig und dann setzt sich Urinstein an.

Aber mit einem selbstgebastelten Toilettenschlauchreinigungswerkzeug wurde das Problem dann beseitigt.

Hier noch ein letztes Foto vom zufriedenen Segeln im Englischen Kanal…

Ja, und dann gingen die Probleme richtig los.
Das Wasser im Tank war leider nicht das einzige, wie wir später feststellten. Jedenfalls fiel der Motor nach einigen Stunden wieder aus. Also nicht hinaus auf die Biskaya, sondern ablaufen nach Roscoff, wo uns dann ein Marina-Schlauchboot beim Anlegen half.

Also wieder einen Mechaniker suchen. Diesmal haben wir den kompletten Tank ausgepumpt und alle Düsen getauscht. Das dauerte fast sechs Tage, weil wir in die Allerheiligenzeit kamen und die Ersatzteile aus Brest kommen mussten, wo erstmal alle Welt ein verlängertes Wochenende feierte.

Dann ging es endlich weiter. Aber leider nicht allzu lange, und die Maschine fiel wieder aus. Also nicht hinaus auf die Biskaya wie geplant, sondern ablaufen nach Camaret-sur-Mer, wo ich dann ohne Maschine nachts in die Marina unter Segeln fahren durfte mit 6 Beaufort von achtern und einem stockfinsteren Hafen, in dem an den Stegen der Strom ausgefallen war… Dank meiner tollen Crew haben wir auch das geschafft, ohne Kleinholz zu produzieren. War nicht leicht, weil das Boot mit dem Wind von achtern halt einfach nicht anhalten wollte. Zum Anlegen halfen dann aber doch einige Franzosen, die von ihren booten kamen, um den Irren zu bestaunen, der da nachts ohne Maschine anlegtSmile

Nach Rücksprache mit der Zentrale wollten wir diesmal nun Nägel mit Köpfen machen. Also machte sich auf Rügen unser Motorentechniker auf den Weg, um bei uns einen kompletten neuen Motor einzubauen.

Das ist aber eine andere Geschichte. die kommt dann im nächsten Post. Ihr könnt gespannt sein, das Drama ist noch lange nicht zu Ende…

So as always stay tuned.