Und jetzt Cuba

Ihr erinnert Euch: Zuletzt haben wir uns in Boca Chica gesehen, unserem Absprunghafen in der Dominikanischen Republik. Hier starteten wir gegen Mittag auf unsere letzte Strecke Richtung Santiago de Cuba. Muss ich noch sagen, dass das Wetter wieder perfekt war?

Eine leichte Brise von 3 Bft, mehr oder weniger aus der richtigen Richtung, schob uns Richtung Westen weiter. Der Plan war, parallel zur Küste der Dominikanischen Republik weiter zu segeln, an Haiti vorbeizufahren und ohne jeden weiteren Stopp direkt nach Santiago de Cuba zu fahren. Die ersten anderthalb Tage hielt der Wind halbwegs, dann mussten wir aber doch irgendwann die Maschine zu Hilfe nehmen. Im großen und ganzen war es ein sehr entspanntes Segeln, wie man hier sieht.

Solche Momente sind es, die das Segeln in der Karibik einfach genial machen.:

Und das ist es, was für mich ganz persönlich die Faszination des Hochseesegelns ausmacht: Bis zum Horizont nix als Wasser, das nie eintönig ist, sondern immer wieder ganz anders aussieht. Deshalb wird mir das auch nie langweilig. Mals sieht es wunderschön blau aus wie in den Virgin Islands, mal wie flüssiges Blei und mal wie eine dunkle Masse, fast wie Stein, nie gleich, immer anders.

Langsam wurde es Abend und der Smutje des Tages fing an zu kochen. Ich muss übrigens gestehen, dass dies einer der wenigen Törns war, auf denen ich deutlich zugenommen habe.Smile with tongue out Es war halt einfach zu lecker – und wir hatten reichlich viel gute Köche dabei. So im Dunkeln zu speisen, wie man unten sieht, hat auch mal seinen Reiz.

Am letzten Tag, als wir aus der Abdeckung von Haiti heraus waren, fing es dann endlich an, ordentlich von achtern zu blasen und wir brausten mit Rauschefahrt gen Cuba. Nach drei Tagen und 450 Seemeilen liefen wir in die Bucht von Santiago de Cuba ein.

Wenn man jetzt denkt, die Marina der zweitgrößten Stadt Cubas hätte eine gewisse Größe, so irrt man. In Cuba ist halt alles anders. Eine Infrastruktur für Segler gibt es nur an ganz wenigen Stellen. Aber das macht ja gerade den Charme der Sache aus. Jedenfalls passen in die Marina dieser Stadt von über einer halben Million Menschen gerade mal vier Yachten hinein. Das irre ist nur, dass für diese vier Schiffe eine volle Infrastruktur vorgehalten wird: Grenzschutz, Zoll, Gesundheitspolizei, Marinapersonal – und alles rund um die Uhr!

Aufgrund der (nicht von mir zu verantwortenden) etwas seltsamen Törnplanung waren wir nicht im seglerisch schönsten Teil Cubas. Aber dafür hatten wir einige Tage in Santiago, was nicht nur eine tolle Stadt ist, sondern auch die musikalische Hauptstadt Cubas, was wir mehrfach sehr genossen haben. Aber erst einmal mussten wir einklarieren. Das ist auf Cuba etwas aufwändig, unter anderem dürfen wir nicht von Bord, bevor nicht uns ein Arzt besucht hat.

Die Marina liegt nicht in der Stadt, sondern ziemlich am Eingang des ellenlangen Fjords, der einen extrem geschützten Hafen bildet. Man kann von da mit dem Bus in die Stadt fahren, was ewig dauert, man nimmt sich ein Taxi, was nicht billig ist, oder man nimmt die Fähre, die viermal am Tag kommt. Das war am schönsten und man lernte auch gelegentlich lustige und nette Kubaner kennen.

Direkt neben der Marina ist es ziemlich ländlich.

Der Fähranleger ist so etwas wie eine primitive Bushaltestelle – aber wenigstens gab es etwas Schatten, damit die Warterei auf die Fähre nicht zu heiß wurde. Wenigstens kam sie immer ziemlich pünktlich.

und dann kam die Fähre.

Die Strecke in die Stadt wäre wunderschön, wenn nicht mittendrin eine üble Dreckschleuder stünde. Zum Zeitpunkt dieses Bildes ging es einigermaßen, aber wir haben auch dunkelschwarze Rauchwolken herauskommen sehen, die selbst auf unserem Bootsdeck Dreck produzierten. Das Kraftwerk arbeitet mit extrem schwefelhaltigen venezolanischem Erdöl.

Nach einer halben Stunde legten wir dann im Stadtzentrum von Santiago an.

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Santiago besteht aus einer Unterstadt am Hafen und einer Oberstadt, in der das eigentliche Zentrum liegt. In der Unterstadt gibt es breite Boulevards, die einem zu Beginn etwas seltsam vorkommen – das liegt daran, dass es kaum Verkehr gibt. Und das wenige an Verkehr besteht aus einem Sammelsurium von alten Autos, abenteuerlichen Lkws, Fahrrädern und Pferdefuhrwerken. Und mittendrin ist eine riesige Kneipe mit eigener Brauerei und extrem leckeren Biersorten. Inmitten des ganzen musealen Zeugs ist diese geradezu HighTec – geliefert aus Österreich.

Nach dem ersten erfrischenden Bier machten wir uns dann zu Fuß auf den Weg in die Oberstadt. Und da sieht man dann den weniger touristischen Teil der Stadt, der auf uns sicherlich interessant und ein bisschen exotisch wirkt, aber für die Menschen, die da leben müssen, ist es bestimmt nicht einfach. Alles ist doch ziemlich ärmlich. Besser geht es nur denen, die orgend etwas mit Tourismus und mit Ausländern zu tun haben.

Nett und fröhlich sind sie aber alle.

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Und so sieht es dann auf dem Weg zur Oberstadt aus:

Das da oben ist übrigens ein Tankwagen für Trinkwasser, dass es sonst nicht immer in ausreichender Menge gibt.

In der Oberstadt im Zentrum seiht man doch noch einiges der vergangenen Größe Cubas. Manches, was für die Touristen wichtig ist (Hotels, Restaurants, Musikbars usw.) ist sogar vernünftig renoviert. MAn sieht wirklich Bruchbuden neben ehemaligen Palästen.

Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man in ein privates Restaurant geht, dort (für unsere Verhältnisse spottbilligen) Hummer ist und dann merkt, dass die Restaurantrechnung pro Nase mehr als ein durchschnittlicher Monatsverdienst eines kubanischen Arztes ist…

Und überall ist Musik, nicht nur für die Touristen. Der Kubaner in Santiago liebt Musik. Wir waren nicht nur in den typischen Musikbars für die Touristen, sondern auch dort, wo der Cubano hingeht, weil er es sich leisten kann. Die Musiker bekommen hier fast nichts, spielen aber trotzdem für ihre Landsleute.

Daneben gibt es dann das Dachrestaurant, dass sich kein Kubaner leisten kann, wo ein anrührend netter Achtzigjähriger Musik mit seiner 35jährigen Enkelin macht, nachdem seine Frau und langjährige Partnerin gestorben war.

Wir haben natürlich in das ausliegende Körbchen unser Trinkgeld getan, und erst hinterher erfahren, dass sie das alles komplett abliefern müssen, da sie sonst an einem Abend mehr verdienen würden als die anderen im Restaurant im ganzen Monat.

In einer Straßenbar spielte eine ausgezeichnete Band. Nachdem ich denen intensiv zugeschaut hatte (viekle von Euch wissen ja, dass ich auch Musik mache), drückte mir der Bassist plötzlich sein Instrument in die Hand. Im Prinzip war das etwas, das er wohl mit allen Touristen macht. Jedenfalls war er (und nicht nur erBe right back) bass erstaunt, dass ich das Ding dann auch nahm und mehr oder weniger richtig und rhythmisch die kubanische Musik begleitete. Spaß hat’s gemacht!

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Schade nur, dass es leider niemand fotografiert hat, weil alle nur zugeschaut haben…

Die Abendstimmung über den Dächern von Santiago ist schon etwas einmaliges, das uns jeden Abend immer wieder fasziniert hat –  besonders mit einem Mojito in der Hand…

Und noch etwas fasziniert die Touristen in Kuba. Das sind die Unmengen von uralten Autos, die immer noch die Straßen bevölkern. Das tun die nicht aus Spaß, sondern weil Kuba einfach kein Geld für viele neue Autos hat. Also wird alles alte –zigmal repariert und umgebauit und läuft immer noch. Häufig sind diese Kisten aber schon lange nicht mehr original. Ich bin einmal mit einem sechzig Jahre alten Studebaker gefahren, der aber mittlerweile von einem russischen Moskwitsch-Motor angetrieben wurde.  Trotzdem sind die alten Autos ein toller Anblick. Meistens laufen sie mittlerweile als Taxis.

Ich hätte noch viel mehr Bilder, aber hier mache ich für heute mal Schluss, sonst wird der Post zu lang.

So stay tuned!

Und noch eine Bemerkung zum Schluss:

In meinem letzten Post konnte man noch lesen, dass auf der Atlantiküberquerung mit der ARC im November noch Plätze frei sind. Das hat sich mittlerweile erledigt. Mein ARC-Törn ist mittlerweile ausgebucht.