Belle Ile – eine Perle der Bretagne

Unsere Anreise zur Insel Belle Ile – die uns jeder als Highlight empfohlen hatte – verlief anfangs doch sehr verwirrend.:

Der Hafen ist ein Tidenhafen, dessen Tor nur bei etwa  gleichem Wasserstand außen und innen aufmacht. Wie lange und wann – darüber waren die Angaben in den verschiedenen Hafenhandbüchern unterschiedlich.  Kein Problem, dachte ich, dann rufst Du dort halt einfach an, die Nummer der Hafenmeisterei ist ja bekannt. Dort hieß es dann, dass das Tor nur mittags für eine Stunde aufmacht. Das erschien mir seltsam, weil laut Tidenkalender Hochwasser erst gegen vier Uhr sein sollte. Ich dachte schon, ich hätte da mit meinem Küchenfranzösisch was falsch verstanden und ließ ein Crewmitglied nochmal anrufen, das ausgezeichnet französisch sprach – und wieder behauptete das Mädchen steif und fest, das Tor ginge nur mittags auf. Weil ich das immer noch nicht glauben konnte, ließen wir den Hafenmeister von Lorient nochmal anrufen – und ein drittes Mal hieß es: Mittags! Der fragte dann nochmal nach, würde nicht bei Hochwasser aufgemacht? Antwort: Eben! Deshalb mittags.

Also glauben konnte ich das alles nicht. Also beschloss ich, auf Verdacht loszufahren (mittags hätten wir es nicht geschafft) und zu Hochwasser dort zu sein. Natürlich überlegt man sich dazu dann einen “Plan B” mit einem anderen Hafen.

Und siehe da: Wir erschienen gegen kurz vor vier in Le Palais auf der Belle Ile und alles wartete auf die Öffnung des Tores, die dann auch prompt zu Hochwasser erfolgte. Das Mädel in der Hafenmeisterei hatte schlicht und einfach keine Ahnung gehabt!

Wir mussten vor im Vorhafen mit vielen anderen warten.

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Dann ging das Tor auf, und eine lange Prozession setzte sich in Bewegung, um den engen Hafen zu erobern.

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Was dann stattfand, erlebt man manchmal in den engsten dänischen Häfen nicht – vor allem mit so vielen großen Yachten. Wir wurden der Reihe nach hereingelotst und von je einem zweibeinigen und einem vierbeinigen Hafenmeister einzeln in die Päckchen verpackt:

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Hier noch ein paar Impressionen, wie es denn da so zuging:

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Das Ganze war auch ein Erlebnis für die Landtouristen, die während der ganzen Aktion nicht über ihre Brücke konnten:

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Der vierbeinige Hafenmeister war wirklich ein Erlebnis. Das Kerlchen wusste genau, was es tat, bewegte sich völlig sicher auf Boot und Steg und machte – so hatte ich den Eindruck – die ganze Zeit ein überaus wichtiges Gesicht.

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Durch das ganze Gewusel hindurch lief dann noch ein Frachter aus, der eigentlich für den Hafenviel zu groß war:

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Dann verschwanden Herr und Hund´eine kleine Weile und schleppten dann noch einen Ponton für weitere Yachten herbei, der dorthin gelegt wurde, wo vorher der Frachter lag. Man ist hier offensichtlich auf diese Anstürme bestens gerüstet.

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Aber auch an Land gab es einiges zu sehen. Zum Beispiel wurde mir ganz warm ums Herz, als ich dort ein geradezu hervorragend erhaltenes Exemplar meines allerersten Autos aus dem Jahre 1969 sah:

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Mindestens so alt ist zum Beispiel dies alte Motorrad der Marke Puch:

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Besonders interessant fand ich auch das geradezu kunsthandwerkliche Nummernschild dieses Fahrzeugs, mit dem der Besitzer in Deutschland sicher nicht sehr weit gekommen wäre.

 

 

 

Belle Ile und die Hauptstadt Le Palais sind wirklich ein Highlight dieser Woche gewesen. Eine hübsche Insel, eine sehr schöne kleine Stadt, allerdings touristisch ziemlich voll. Ich möchte nicht wissen, was da im Hochsommer los ist. Schon jetzt war am Hafen und in den kleinen Straßencafés viel los.

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Wer Zeit hat und mehr von der Insel sehen will, kann sich für relativ kleines Geld ganz interessante Sightseeing-Fahrzeuge für die Inselrundfahrt mieten.

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Und hier die entsprechende Version für vier Personen:

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Hier noch einige Impressionen aus der Stadt:

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Die meisten Besucher kommen natürlich nicht mit dem Segelboot, sondern mit der Fähre, die jedes mal proppenvoll ist

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Man sieht z.B. einige interessante Wandmalereien, die mich erst an Kunst am Bau denken ließen:

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Bis ich dann weiter schaute und merkte, dass es das örtliche Kino war…

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Und obwohl ich dachte, es wäre mittlerweile ausgestorben, fand sich hier doch noch ein besonders schönes Exemplar des klassischen französischen Steh-Plumps-Klos:

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Und das sogar ziemlich sauber Bin gleich zurück

Die Geschichte von Belle Ile ist auch recht interessant. Über Jahrhunderte wurde der Hafen mit einer gewaltigen Festung verteidigt, die Vauban, der berühmte französische Festungsbaumeister zur Zeit von Ludwig XIV geplant hatte. Die Frestung ist heute in Privatbesitz, enthält ein Hotel und eine gepflegte Anlage, die man gegen entrichtung eines Obolus zur Erhaltung besichtigen kann.

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Interessant ist übrigens, dass die Insel zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Napoleonischen Kriegen von den Engländern erobert worden war. Zur gleichen Zeit hatten die Franzosen im Mittelmeer Menorca den Engländern abgenommen. Also traf man sich und beschloss im Vertrag von Paris, die Inseln auszutauschen, so wie das ja auch die Engländer und die Deutschen einmal mit Helgoland und Sansibar gemacht haben.

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Nachts haben wir dann noch an Bord ausnahmsweise ziemlich Party gemacht und es gab Oldie-Disko bis zwei Uhr morgens, obwohl wir im Dreierpäckchen lagen Cooles Smiley

Unsere Nachbarn haben aber am nächsten alle noch freundlich mit uns gesprochen – also wird ihnen meine Musik wohl gefallen haben…

So, das war diesmal lang und besonders bilderreich. Ich hoffe aber, es war auch interessant. Über Kommentare und Kritiken freue ich mich natürlich immer. Wer das nicht auf meiner website machen will, kann mir natürlich auch immer unter wolf.knipfer(at)web.de seinen Senf schicken.

Nach einem Zwischenstopp in Pornichet, einem nicht sehr interessanten Bretagnehafen ging es dann nach La Rochelle, wo diese nette Woche dann endete. Mit Crew-Wechsel bereitete ich mich dann auf die Biskaya-Überquerung vor. die ein bisschen abenteuerlich war. Aber davon mehr im nächsten Blog.

So stay tuned!

Ach, und zum Schluss noch eine kleine Anmerkung für meine Leser bei Facebook:

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Von Brest nach La Rochelle–Teil 1

 

Wie schon erwähnt, hatte ich in Brest einen “Ruhetag”, weil die alte Crew von Bord ging und die “Neuen” an Bord kamen. Von Ruhe ist da meistens nichts zu spüren. Immer ist alles mögliche zu erledigen, zu besorgen oder zu reparieren – und dann kommen ja auch schon die neuen, auf die man ja auch schon gespannt ist.

Am ersten Tag fuhren wir zum eingewöhnen nur quer über die Rade de Brest nach Cameret-sur-Mer, einem kleinen Ort mit Marina, auf dessen Parkplatz erstaunlich viele deutsche Autos standen.

Der´erste große Schlag über 62 Seemeilen kam dann am nächsten Tag. Es ging nach Bénodet, einem netten kleinen Hafen in einer bretonischen Flußmündung. Er zeichnete sich eigentlich durch nichts besonderes aus, deshalb gibts auch keine Fotos. Erstaunlich war nur, dass plötzlich die französische Grenzpolizei mit einem Booterschien, und mit vier Mann eine Schiffs- und Ausweiskontrolle durchführte. Die Jungs waren eigentlich sehr nett. Ich hatte das Gefühl, dass sie eigentlich mehr auf unser Schiff neugierig waren, so einen Typ sieht man ja heutzutage selten. Als sie dann noch erfuhren, dass es ein französisches Boot ar, dass in Marans in der Nähe von La Rochelle gebaut wurde, glänzten zumindest bei einem von ihnen richtig die Augen.

Navigatorisch war dieser Tagestörn ziemlich anspruchsvoll. Man muss schon sehr genau rechnen, damit man nicht an der falschen Stelle von heftigen Strömen in der falschen Richtung erwischt wird. Wir bewegen uns ja in der Bretagne in einem Gebiet, das weltweit führend ist in Bezug auf die Unterschiede zwischen Ebbe und Flut.

Der nächste Tag führte uns dann in die alte Hafenstadt Lorient. Der Name der Stadt kommt von L’Orient, also dem Osten. da dies der Heimathafen der französischen Ostindien-Kompanie war.

Kommt man von See, sieht man als erstes ein altes Fort, dessen Bebauung mit der futuristischen neuen Hafenmeisterei einen schönen Kontrast gibt.

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Dieser Kontrast wird uns hier noch öfter begegnen.

Bei der Ansteuerung sollte man schon ein bisschen vorsichtig sein- wie hier ja eigentlich überall – denn z.B. diese Felsen direkt neben der Fahrwassertonne sind bei Flut nicht zu sehen. Das rumst dann sonst heftig.

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Das auffälligste Gebäude im Hafen ist ein Relikt aus alten Kriegszeiten, nämlich ein riesiger deutscher U-Boot-Bunker.

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Dieser Bunker sollte für das Schicksal der Stadt entscheidend sein. Die Alliierten haben im Zweiten Weltkrieg mehrfach versucht, das Ding zu bombardieren und zu beschädigen. Dank der “soliden Bauweise” ist ihnen das leider nicht gelungen. Man hat deshalb beschlossen, die Versorgungslinien zum U-Boot-Stützpunkt zu bombardieren. Das führte dazu, dass 1943 fast die gesamte Stadt zerstört wurde. Die deutsche Marine hat sich aber trotzdem hier so festgekrallt, dass nach der alliierten Invasion 1944 die Stadt von den Engländern und Amerikanern belagert wurde, die Deutschen konnten sich aber tatsächlich hier bis zum bitteren Ende, also bis zum 10. Mai 1945 halten.

Wie auch anderswo hat man nach dem Krieg versucht, diese U-Boot-Bunker zu sprengen. Ein völlig vergebliches Unterfangen. Die Wände sind so dick, dass das Ding praktisch unzerstörbar ist. inzwischen hat man sich mit den Bunkern auch abgefunden.

Neben supermodernen Anlagen und Schiffen, auch der französischen Marine, sieht man dann auch gelegentlich mal einen Kahn, an dem der Zahn der Zeit doch schon heftig genagt hat:

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Besonders schön finde ich auch diesen verlassenen Dampfer, dessen Vogelbesatz schon etwas unwirkliches wie in einem Hitchcock – oder Horrorfilm hat:

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Lorient ist eines der Zentren der französischen Hochseesegelei. Es gibt mehrere Marinas und einen netten kleinen Stadthafen, in dem wir uns ein Plätzchen suchten, nachdem wir bei Niedrigwasser gerade so eben über die Barre direkt davor geschwappt waren. Dann lagen wir aber sehr schön ruhig, und was wichtig ist: Die neugebauten sanitären Anlagen waren vorbildlich! Wer viel segelt, weiss das zu schätzen.

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Leider lagen wir direkt gegenüber einem Fähranleger, der schon morgens sehr früh wie ein Stadtbus alle paar Minuten ein Schiff brachte, dass dort auch noch geräuschvoll umdrehte.

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Ach ja, zwischendurch mal zwei, drei  Bilder, die jetzt nicht direkt mal was damit zu tun haben:

Wer schon mit mir gesegelt ist, weiß, dass ich eine Schuh-Macke habe und nach längerer Zeit auf See eine Art sockenallergie entwickle. Ich bin deshalb der einzige Skipper, den ich kenne, der an Bord als Segelschuhe seit Jahren Krankenhaus-Clogs benutzt:

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Und schön war in Lorient auch folgendes. Als wir langsam am Militärhafen vorbeifuhren, hörten wir immer so komische Geräusche, die uns aber primär unseemännisch vorkamen.  Auf Verdacht hab dann mal das nachstehende Bild geschossen:

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Ein Stückchen weiter war dann nicht nur zu hören, sondern auch besser zu sehen, was da stattfand: Ein Mensch stand vor seinem offenen Kofferraum und übte in einer französischen Militärgarnison das Blasen auf seinem Dudelsack!!

Wir haben stark vermutet, dass seine Frau ihn rausgeworfen und zum üben woanders hin geschickt hat.Verliebt

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Beim Wegfahren am nächsten Morgensahen wir dann wieder den U-Boot-Bunker und haben dann dahin noch eine Runde gedreht, um uns das alles näher zu betrachten:

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Hier kommt wieder der Kontrast ins Spiel: Vor dem Bunker liegt ein völlig verrostetes gesunkenes Schiff – und neben dem Bunker ist die modernste Marina der Bretagne, in der ausschließlich millionenteure Regattaschiffe liegen:

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Unter anderem lag dort ein Wahnsinns-Trimaran. Ich konnte leider den Namen nicht erkennen, aber wenn der abgeht, ist nicht mal fliegen schöner:

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Wir man sieht, werden diese Bunker auch heute noch genutzt. unter anderem finden dort Tauchgänge statt und es wird Seenotrettung geübt.

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Beim Auslaufen kamen uns dann einige seglerische Legenden entgegen.

Es begann mit einer wunderschönen Yacht aus alten Zeiten:

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Danach kamen dann zwei Schiffe, die beide Segelgeschichte geschrieben haben. Es waren zwei Yachten des weltberühmten französischen Hochseeseglers Eric Tabarly, der alle seine Yachten Pen Duick nannte. Nacheinander fuhren an uns die Pen Duick III und Pen Duick VI vorbei, sein vorletztes Schiff, bevor er als Einhandsegler auf der Pen Duick VII 1998 von Bord fiel und ertrank.

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Alle diese Schiffe werden hier in Lorient erhalten, liebevoll gepflegt und segeln immer noch.

Von hier aus ging es dann auf eine der schönsten bretonischen Inseln, aber davon dann beim nächsten Blog.

So stay tuned!

Next Stop: Frankreich

und weiter geht es auf der großen Reise bis in den Süden Portugals.

Nach Guernsey und Großbritannien steht jetzt für ein ganzes Stück Frankreich auf dem Programm.

Begonnen haben wir in der großen Bucht von St. Malo, die sich durch einen noch heftigeren Tidenhub als auf den englischen Kanalinseln direkt davor auszeichnet. Bis zu zwölf Meter und mehr gibt es hier bei Spring in einigen Ecken.

Ein Franzose, der auf Guernsey neben mir lag, empfahl mir als Anlaufhafen das bretonische Dorf Lézardrieux, auf das ich von selbst im Leben nicht gekommen wäre. Lézardrieux liegt diverse Meilen landeinwärts am Fluss Trieux, auf den ersten Blick weitab vom Schuss. Wenn man aber genau hinschaut, sieht man, dass dieser Fluss die acht Meilen hinauf komplett schiffbar und selbst bei Niedrigwasser ausreichend tief ist. Also haben wir das Wagnis gewagt, und sind fast bei Ebbe dort hinein gefahren. Hier mal einige Bilder von dieser Fahrt:

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Man schaue sich z.B. mal diese Seezeichen näher an:

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Das sind die Backbordtonnen der Hafeneinfahrt, etwa bei halber Fluthöhe.

Oder auch so:

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Und hier nochmal ein Vergleich “vorher – nachher”:

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Die Fotos geben das gar nicht so toll wieder, aber in natura ist das schon beeindruckend.

In der kleinen Marina haben wir dann mit Mühe einen Platz gefunden, allerdings lagen wir da eher wie ein gestrandeter Wal zwischen den kleineren Booten herum

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Ansonsten ging’s uns aber ganz gut – vor allem nachdem wir den idealen Ort für die Aufbewahrung unserer Rotweinvorräte gefunden hatten:

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Leider hatten wir nicht viel Möglichkeiten, leckeres französisches Essen zu probieren. Erstens kamen wir reisebedingt erst spät an, und zum zweiten ist das ein ganz kleines Dorf von weniger als zweitausend Einwohnern, es gab also auch nicht viel.

Am nächsten Morgen mussten wir dann bei Eintritt der Flut mit ablaufend Wasser auch schon weiter und ließen einen Ort zurück, an den ich bestimmt noch einmal mit mehr Zeit kommen möchte.

Der vorletzte Stopp auf diesem Teilabschnitt war dann der Fährhafen von Roscoff, der den meisten Sportseeschifferscheinbesitzern (wow – was für ein Wort!) aus den Navigationsaufgaben wohlbekannt ist. Zu sehen gab es da nix interessantes, deshalb auch keine Fotos, genauso wie vom letzten Schlag in die große alte Hafenstadt Brest.

Dieser letzte Törn war navigatorisch für mich eine besondere Herausforderung: Der direkte Weg führt durch eine Enge namens Raz de Sein, die als eine der kritischsten Stellen für kleine Schiffe in Europa überhaupt gilt. Dort gibt es durch Ebbe und Flut bestimmte Strudel, Meeresströme die schneller laufen als unser Schiff fahren kann und im übelsten Fall ganz gewaltige Wellen. Die Seehandbücher sagen eindeutig: Nur durchfahren, wenn man es schafft, genau dann dort zu sein, wenn der Strom von Ebbe nach Flut kippt oder umgekehrt, also keine Strömung herrscht.

Abends vorher saß ich eine halbe Stunde, umringt von Seehandbüchern, Karten und Tidentabellen, um meinen Kuss zu berechnen: Resultat: Wir schafften es auf eine Viertelstunde genau. Also war die Durchfahrt völlig harmlos.

Auf dem letzten Stück nach Brest gab es dann nochmal so eine Stelle, durch die man zu bestimmter Zeit durch musste. Auch das gelang uns – nur waren wir dann viieel zu früh vor Brest, und haben dann nachts von drei Uhr bis acht Uhr morgens in der Bucht von Brest umhergekreuzt, um dort bei Tageslicht einzulaufen.

Ein spannender Törn von über siebenhundert Seemeilen ging dort zu Ende, und mit Wehmut verabschiedete ich mich von einer Crew, mit der es ganz besonders viel Freude gemacht hat.

Aber wie immer: Neues Spiel, neues Glück, und mit Spannung erwartete ich dann die neue Mannschaft, mit der ich von Brest nach La Rochelle segeln wollte.

Doch davon mehr im nächsten Blog.

Südengland und Kanalinseln

Wo waren wir letztes Mal stehen geblieben? Ach ja, in Milford Haven in Wales. Nicht gerade der Brüller, dieser Hafen, besonders nicht der Wartesteiger, aber was will man machen. Mit einem Schiff von knapp 15 Metern Länge und 2,10 Meter Tiefgang  gibt es in diesem Revier nicht sooo viele Häfen, in die man reinpasst.

Jedenfalls verabschiedeten wir uns von einem der größten Tankerhäfen der Britischen Inseln.

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Bevor es weitergeht, vielleicht noch ein paar Anmerkungen zum Wetter. Wir hatten eine für die Jahreszeit recht ungewöhnliche Wetterlage: Ein dickes, fettes Hoch lag ewig lange sehr weit nördlich im Nordatlantik und zog nur schneckenartig nach Osten weiter. Das führte zwar lange zu einigermaßen schönem Wetter, aber leider schaufelte es an seiner Ostseite haufenweise polare Kaltluft nach Süden, so dass es zwei Wochen lang von Irland bis in die Bretagne viel zu kalt für die Jahreszeit war. Man sieht auf dem folgenden Bild, dass demzufolge blauer Himmel und Kleidung eigentlich nicht zusammen passen.

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Wie schon erwähnt, ist auch an der Waliser und der Westküste von Cornwall eigentlich kein einziger Hafen, in den wir hinein gepasst hätten.

Wir beschlossen deshalb, gleich nach dem Ausschlafen noch einen Riesenschlag hinten dran zu hängen und “um die Ecke rum” bis nach Falmouth an der Südküste Cornwalls zu segeln.

Das ging auch ganz gut, wenn auch wie üblich mit Wind aus der falschen Richtung – nämlich Osten(!) – und der schlief dann irgendwann auch noch ein.

Nachdem wir die große Bucht von Bristol gekreuzt hatten, ging es dann so langsam zur westlichsten Ecke England, nach Lands End. Dort erwischte uns dann blöderweise auch noch für zwei, drei Meilen ziemlich übles Wasser. Wenn aufgrund der Tide Wind gegen Strom steht,

entwickeln sich dort sehr kabbelige Wellen und teilweise richtige Strudel, ein hochinteressantes Phänomen. Leider kann man das auf den Fotos nur ahnen.

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Schließlich umrundeten wir dann gegen Abend Lands End und bogen in den Englischen Kanal ein:

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Morgens um drei waren wir dann nach über 43 Stunden in Falmouth angekommen, erwischten mit viel Glück noch den letzten Platz am Steg und legten uns erst einmal schlafen.

Fotos gibt’s aus Falmouth diesmal keine, obwohl es immer noch ein Städtchen ist, das ich sehr mag. Ich habe aber schon viel interessantes im vergangenen Jahr beschrieben, als ich mit der Merenneito auf dem Weg nach La Coruna hier lag und Falmouth unser Absprunghafen für den langen Schlag durch die Biskaya war.

Eine Ausnahme gibt s doch: Auch in Falmouth lag wieder so ein Verrückter, der üder den Atlantik gerudert war. Regelmäßige Blogleser erinnern sich vielleicht: Auch auf den Kanarischen Inseln gab es gleich mehrere von diesen Booten.

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Ach ja, und dann gab es immer noch die Werbefigur vor dem englischen Seenotkreuzer:

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Nach einem Tag ausruhen ging s dann noch ein Stück nach Osten weiter, weil wir uns die alte Hafenstadt Plymouth anschauen wollten, die dann auch wirklich eine Reise wert war.

Schon der Einlauf in die große Bucht und die Einfahrt in die Marina im Stadtzentrum war hochinteressant, da man sich in die Stadtmarina einschleusen musste.

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Diese Marina im Sutton Harbour war eine der besten und luxuriösesten, die ich in Nordeuropa je gesehen habe. Wir lagen gerne hier und hatten es zu Fuß nur fünf Minuten in die Altstadt von Plymouth, bzw. was davon noch übrig ist. Plymouth ist im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen arg zerbombt worden.

Neben und lag eine englische Familie mit einem außergewöhnlich netten und lustigem Kind namens Kitty. Die bewegte sich auf Booten mit einer Sicherheit, die beeindruckend war. Kitty schloss mit uns gleich Freundschaft und kam uns mehrfach besuchen. Besonders stolz war sie auf ihre ersten “richtigen” Zähne:

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Ich musste für sie deshalb davon eine Großaufnahme anfertigen.

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Kitty lieh sich meine Spiegelreflexkamera aus und erwies sich als hervorragende Fotografin! Wir alle mussten nach ihren genauen Anweisungen uns aufstellen und posieren, und dabei kamen unter anderem folgende Fotos zustande:

 

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Nicht schlecht für das kleine Mädchen, oder?

 

Zum Schluss gibt’s hier noch – für die die mögen – ein kleines Album mit Plymouth-Fotos.

Nach einem schönen Aufenthalt mit allem Drum und Dran (einschließlich Besuch einer Bar mit Live Music) bestiegen wir dann wieder unseren Dampfer, um über Guernsey nach Frankreich in die Bretagne zu fahren. Doch davon mehr im nächsten Blog.

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Der lange Weg nach Süden beginnt

So, endlich ist der Segelwolf wieder auf großer Fahrt. Nach vielen Wochen mit Kurztörns in der westlichen Ostsee tut es Not, endlich mal wieder Atlantikluft zu schnuppern!

Und so stieg ich am 22. August in Hamburg in den Flieger, um nach Dublin zu fliegen, und wieder die Santa Maria zu übernehmen. Erfahrene Segelwolf-Blogleser wissen: Das ist das wunderschöne alte Schiff, mit dem ich im letzten Jahr für Nordtörn die große Ostseerunde bis nach St. Petersburg und Helsinki gesegelt bin. Die Wiedersehensfreude zwischen der alten Lady und mir war jedenfalls groß.

 

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Das Boot kam über die Isle of Man von Oban in Schottland, und wir zwei werden jetzt den Weg gemeinsam bis nach Faro in Südportugal beschreiten, wo dann ein Kollege das Schiff übernimmt und weiter nach Teneriffa fährt.

Um Dublin gibt es zwei Marinas: Howth im Norden, wo wir mit der neuen Crew das Schiff übernahmen und Dun Laoghaire, wohin wir unseren ersten 18 sm Eingewöhnungsschlag machten.

Generell sind wir da oben im Norden schon fast am Saisonende, sodass die Marinas relativ leer waren. Ziemlich ungewöhnlich für einen, der gerade aus den im Sommer total überfüllten Häfen der Dänischen Südsee kommt Bin gleich zurück

In Dun Laoghaire übten wir – da ja viel Platz war – in der Marina erst mal rückwärts fahren, nur um festzustellen, dass das mit einem gemäßigten Langkieler eigentlich nicht geht. Das Boot kurvte jedenfalls überall herum, nur nicht dahin, wo wir wollten Trauriges Smiley

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Am nächsten Tag ging es dann gleich richtig ernsthaft los. Wegen Hafenmangel an der Südostküste Irlands beschlossen wir, gleich mal einen richtigen Schlag bei Mistwetter quer über die Irische See nach England bzw. Wales zu machen. Ziel Milford Haven. Das war schon mal ’ne Ansage: Gleich bei ersten Seeschlag 139 Seemeilen am Stück.

Hier mal was interessantes, was nur mit einem alten Langkieler und mit keiner neuen HanseBavariaJeanneauBeneteau gehtVerspotten. Bei richtiger Besegelung ist das Boot so ausgetrimmt, das es am Wind wie auf Schienen geradeaus läuft und man praktisch keinerlei Ruderkorrekturen machen muss:

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Auch wenn es auf diesen Bildern anders aussehen mag:

Die Santa Maria hat keinen Autopiloten, sondern fährt hier einfach von selbst!

 

 

 

Ach ja, zwei interessante Bilder aus der  Dubliner Marina habe ich noch vergessen: Das Ding war war sehr weitläufig -  und deshalb hat man am hinteren Ende, wo wir Gastboote liegen, ein Klo-Boot hingelegt:

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Darauf konnte man nicht nur auf die Toilette gehen, sondern auch noch hervorragend und ganz in der Nähe warm duschen. Man beachte auch den witzigen Namen:

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Nach fünfundzwanzig Stunden auf See legten wir dann in Milford Haven am Wartesteiger an, um auf das Einschleusen in den Tidenhafen zu warten. Das war so ziemlich der übelste Platz auf Legerwall, den man sich vorstellen kann. Der kräftige Wind und eine fiese Welle drückten uns schaukelnd immer wieder auf den Ponton und alle unsere Fender zusammen waren notwendig, damit wir uns keine Beule ins Boot holten.

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Das war der Beginn der langen Reise in der Süden. Beim nächsten Blog geht es dann weiter in die Häfen Südenglands und der Kanalinseln.

Also bis zum nächsten Mal!