Hier kann man noch mitsegeln!

Liebe Freunde des Segelwolfs,

Es ist nicht zu glauben, aber ich bin schon wieder fast das ganze Jahr 2023 ausgebucht. Und bei den meisten Törns gibt es auch keine Mitsegelgelegenheit mehr. entweder es handelt sich um geschlossene Veranstaltungen oder es ist jetzt schon alles ausgebucht. Plätze wird es noch geben bei den Herbst-Törns von Deutschland nach Gran Canaria. Darauf werde ich in einem weiteren Post zurückkommen.

Heute geht es erst einmal um meine ersten Frühjahrstörns, auf denen noch einzelne Buchungen möglich sind:

Nordsee, englischer Kanal und Wales mit der POLARIS

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Die Polaris ist eine Kojencharter-Yacht wie es in Deutschland keine zweite gibt:

  • Garcia 52 Exploration Aluminiumyacht
  • Sechzehneinhalb Meter lang und nur drei Gästekabinen
  • Perfekt ausgerüstet mit so gut wie allem, was machbar und sinnvoll ist
  • Speziell geeignet für Touren in nördlichen Gegenden mit Heizung in allen Kabinen, geschütztem Cockpit usw.
  • i.d.R. mit zwei professionellen Skippern unterwegs
  • jede Menge Törns abseits der ausgetretenen Pfade“!

Schaut Sie euch einfach mal an, der Schiffsname ist verlinkt.

Ich werde im Frühjahr fünf Wochen auf diesem Traumschiff unterwegs sein. auf allen drei Törns sind noch einzelne Plätze bzw. Kabinen frei. Wer also einmal nicht nur ein interessantes Revier, sondern auch ein außergewöhnliches Schiff kennenlernen möchte, ist hier richtig.

Segelmäßig sind diese Törns durch Tidensegeln, Strom, viel Verkehr und anspruchsvolle Häfen interessant. Dazu kommen natürlich schöne Landschaften, interessante Städte und genug Zeit, das auch zu bewundern.

Im Einzelnen geht es um folgende Reisen, ich schreib einfach mal ein bisschen mehr über die Törns:

Amsterdam, Nordsee und Ärmelkanal –  Amsterdam nach Portsmouth
Zwei Wochen: 15. – 28. April 2023

Ausgangspunkt unseres Törns ist die Amsterdam Marina. Von Amsterdam fahren wir vorbei an den beeindruckenden Hafenanlagenund erreichen nach knapp 30 Kilometern die Seeschleuse in Ijmuiden. Ab hier sind wir nun in Tidengewässern unterwegs.Wir erreichen das Seebad Scheveningen. Neben einem Fischereihafen sowie der weitläufigen Marina findet sich hier auch eine lange Strandpromenade mit Geschäften, Restaurants, Sonnenterrassen und einem Aquarium. Hauptattraktionen sind die Miniaturstadt Madurodam sowie eine 381 m lange Seebrücke mit Aussichtsturm und Riesenrad. Weiter geht es entlang der Küste. Wir passieren nun die Einfahrt zu einem der größsten Häfen der Welt: Rotterdam. Hier im „Maas Entrance“ können wir die dichte Großschiffahrt aus aller Welt ganz unmittelbar erleben, bevor wir schließlich belgische Gewässer erreichen. Ob wir hier in Ostende, Zeebrügge oder Blankenberge eine Zwischenstation einlegen, entscheiden wir wie üblich nach den vorherrschenden Bedingungen sowie der aktuellen Gezeitenlage. Mit Frankreich erreichen wir im weiteren Verlauf der Reise dann bereits das dritte Land unseres Törns. Hier gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Häfen, die eine urige Mischung aus rauher Nordseestimmung, geschäftiger Industrie und Fischerei aber auch gemütlichem Normandie-Flair bereithalten. Quer über den Ärmelkanal geht es dann hinüber nach England. Auch hier ist der Schiffsverkehr sehr dicht. Über zahlreiche Stopps an der südenglischen Küste hangeln wir uns nun weiter nach Westen zum Solent, quasi dem englischen Segler-Mekka und Heimat vieler berühmter Regattasegler. Mit Portsmouth erreichen wir schließlich das Ziel unserer Reise. Die Stadt bietet viel lebendige Seefahrtsgeschichte. Besonders die historischen Docks mit ihren vielen Museen und Ausstellungen sind hier Publikumsmagneten. Unter anderem lässt sich hier die HMS Victory, daß Original-Schlachtschiff von Lord Nelson, oder die Mary Rose, ein über 500 Jahre altes Schiffswrack aus Zeiten Heinrichs VIII besichtigen.

Der englische Süden – Portsmouth – Plymouth
1 Woche: 29. April – 6. Mai 2023

Direkt vor den Toren der südenglischen Stadt Portsmouth liegt eines der schönsten englischen Segelrevier: der Solent. Geschützt zwischen der Isle of Wight im Süden und der englischen Festlandküste im Norden findet sich hier ein echtes Traumrevier. Kurze Distanzen, starke Strömungen und viele pittoreske Häfen erwarten uns:  Cowes, Beaulieu River, Lymington und Yarmouth. Auch Portsmouth selbst hat viel zu bieten (siehe oben).  Am westlichen Ausgang des Solent erwartet uns mit den weltberühmten Needles ein weiteres Highlight. Die schroffen Felsen ragen steil aus der See empor und waren in früheren Zeiten eine der schwierigsten Positionen für die damaligen Navigatoren. Entlang der südenglischen Küste geht es nun weiter nach Westen. Auch hier finden sich viel gemütliche Häfen und der nächste Pub ist garantiert nicht weit. Ziel ist der Hafen von Plymouth mit guten Möglichkeiten der Weiterreise.

Cornwall und Wales – Plymouth, Scilly Islands und Milford Haven
2 Wochen: 07. – 2. Mai 2023

Der Südwesten gehört ohne Zweifel zu den schönsten Gebieten Englands. Wir segeln von Plymouth entlang der südenglischen Küste nach Cornwall und weiter zu den Scilly Islands. Unterwegs bieten sich viele Möglichkeiten für unvergessliche Stopps. Seien es Fowey, Charlestown, Falmouth oder vor Anker auf einer der Inseln des Scilly Archipels. Vom milden Golfstromklima der Scillies segeln wir weiter nach Norden in die Keltische See. Hier entdecken wir die Küsten des Bristol Channels und erreichen an dessen Nordküste schließlich unseren Zielhafen Milford Haven.

Ich freue mich über jeden, der mitkommt. Diesen Törn werde ich zusammen mit meinem Co-Skipper und Freund Nils Hey fahren. Ich kann Euch garantieren, da wird der Spaß nicht zu kurz kommen! Meldet Euch, entweder beim Veranstalter, oder direkt bei mir  über segelwolf ät gmx.de oder per PN.

Danach bin im Frühsommer erst in Deutschland, dann auf Mallorca und schließlich bei Neapel unterwegs, aber alles ohne weitere Mitsegelmöglichkeit.

Jetzt bin ich aber erst einmal schon wieder am Koffer packen, denn am kommenden Donnerstag geht schon wieder Richtung Karibik für die nächste Atlantiküberquerung.

So stay tuned!
euer Segelwolf

Die Reise mit Hindernissen geht weiter

Wo waren wir letztes Mal stehen geblieben? Ach ja, auf meinem Weg von Rügen in die Karibik waren wir ein weiteres Mal gestrandet, und zwar wieder mit nicht funktionierendem Motor in Les Sables d’Olonne, einer riesigen Marina mit kompletter Infrastruktur. Leider nützte die mir nichts,da ich bei meinem Pech wieder passend zum Wochenende ankam und deshalb mindestens drei Tage gebraucht hätte, bis überhaupt jemand anfängt, sich um mich zu kümmern. Also schickte die Firma wieder den armen Techniker an die Biskaya, der ja gerade erst vom Motorwechsel in Camaret-sur-Mer zurückgekommen war. Der Mann tat mir herzlich leid, war aber Gold wert.

Als erstes haben wir aber schon vorher festgestellt, dass – man glaubt es kaum – beim Volltanken nach dem Motorwechsel dasselbe nochmal passierte und wir wieder schlechtes Diesel getankt hatten! Das sah dann so aus, wenn man den Tank öffnete:

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Also als erstes wieder den kompletten Tank leeren. Brav wie wir sind, wurde der gesamte versiffte Diesel in Kanister gefüllt, mit nach Deutschland genommen und dort ordnungsgemäß entsorgt!

Da ich ja – wie gottseidank häufig – kreative Ingenieure an Bord hatte, wurde mit Bordmitteln ein Endoskop gebaut, damit wir auch in die letzten Winkel des Tanks hineinschauen konnten, um sicherzugehen, dass auch wirklich ALLES heraus war. Wie macht man so etwas? Man nehme ein I-Phone, montiere es an eine Stange, schalte sowohl die Kamera als auch die Taschenlampe ein, führe dieses Gerät in den Tank ein und übertrage die Bilder auf ein zweites I-Phone! Ich kann euch bestätigen, das funktioniert hervorragend.

Danach ging’s dann los: Wieder den Kraftstofffilter und den Kraftstoff-Vorfilter tauschen, und die gesamte Einspritzanlage mit den vier Düsen, den “Hirschgeweih” und der Einspritzpumpe tauschen. Nach gründlichem Check kamen wir diesmal um den Tausch der Maschine herum.

Am Dienstag Mittag waren wir fertig zum Ablegen – aber jetzt spielte das Wetter nicht mehr mit. Mittlerweile hatten wir ja Mitte November – viel zu spät eigentlich für die Biskaya, und prompt zog auch ein Sturm durch, der uns am Auslaufen hinderte. Wir waren ja sowieso schon viel zu spät dran durch die diversen technischen Probleme. Also beschlossen wir, unseren ganzen weiteren Reiseplan zu ändern, da es mittlerweile feststand, dass wir es selbst im günstigsten Fall nicht mehr bis zum Start der ARC nach Gran Canaria schaffen konnten. Meine gesamte Transatlantik-Crew flog –entweder aus Deutschland oder aus Las Palmas – nach Porto in Portugal und ich fuhr von Les Sables d’Olonne direkt dorthin, unter Auslassung von La Coruna.

Aber starten konnten wir wegen des Sturms immer noch nicht und unsere Verspätung wurde immer größer. Erst in der Nacht von Donnerstag auf Freitag konnten wir ein Wetterfenster ausnutzen und endlich mit der Abendflut auslaufen. Wir hatten zwar immer noch sechs Windstärken, aber stark gerefft waren wir trotz hoher Welle gut unterwegs. Nach Sonnenaufgang wurde der Wind etwas weniger und wir konnten das Großsegel ausreffen, später dann auch die Fock. Im Laufe der nächsten 24 Stunden hatten wir dann alles: Von Flaute bis Böen mit 8 Bft. Dafür war ein erstes Etmal von 142 Seemeilen noch ganz gut. Leider drehte der Wind danach immer weiter gegen uns und wir halfen kräftig mit der Maschine nach, da wir es ja eilig hatten. Das Wetter wurde immer mieser, neben dem starken Wind regnete es auch heftig, aber irgendwann hatten wir es dann beim Kap Finisterre aus der Biskaya herausgeschafft und konnten nach Süden längs der spanischen Küste abbiegen. Es blies zwar immer noch heftig mit 7 Bft., aber ab jetzt halt mehr oder weniger von hinten. Gut gerefft war das prima zu segeln und wir kamen endlich gut voran.

Am 21.11. abends liefen wir endlich in Porto ein. eigentlich wollte ich ja wieder in die schöne Marina Douro im Fluss, aber die Flussmündung war wegen der erheblichen Wellen gesperrt und nach Rücksprache mit dem MRCC Lissabon fuhren wir nach Leixões, dem Industriehafen von Porto.

Dort erwartete uns dann meine Atlantik-Crew Crew (den heftigen Ritt durch die Biskaya hatten wir nur zu dritt gemacht). Und jetzt hatten wir reichlich zu tun und einigen Zeitdruck. Ich zitiere mal aus meinem Logbuch:
”So, in zwei Tagen das erledigt, was normalerweise in Las Palmas in acht gemacht  wird. Alle Reparaturen (Vorsegel, Elektrik etc,)  erledigt, Großeinkauf gemacht und verstaut usw.
Die neue Crew ist an Bord. Gestern gab es drei Stunden Schiffs- und Sicherheitseinweisung. Jetzt ist alles bereit und es kann losgehen.”
Vorher noch – wie sich das gehört – der sog. Rig-Check, bei dem wir den Mast und alle Wanten auf Sicherheit und Stabilität geprüft haben. Dabei kann man dann ganz interessante Fotos von da oben machen.

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Und jetzt startete also endlich unsere ARC – die längste, die ich jemals gefahren bin: Wir starteten vier Tage nach den anderen und 1.000 Seemeilen weiter nördlich. Also begann die große Aufholjagd. Wir machten noch einen Kurz-Stopp auf Madeira zum tanken, nochmals den Tank reinigen und einen Mann von Bord zu lassen, der extra bis hier noch mitgefahren war; und dann ging es endlich hinaus auf den großen Atlantik. Wir nutzten jede Böe aus, gaben Gas ohne Ende, segelten Spinnaker, wann immer es ging, und holten Meile um Meile auf. Teils hatten wir arg wenig Wind, aber da half uns der Spinnaker durchaus:

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Und das hier ist die dazugehörige Wind- und Geschwindigkeitsanzeige:

Man sieht: Aus zehn Knoten scheinbarem Wind holen wir 6,6 Knoten Fahrt heraus. für das schwere Schiff nicht schlecht. Eine Bavaria ist ja schließlich keine Rennyacht.

Das folgende Bild, in der meine Navigationskarte mit Wetterinformationen kombiniert wurde, hatte ich abgespeichert unter dem Titel “Der Nicht-Passat”.

der Nicht-Passat

Das muss ich den Nichtseglern erklären: Da unten in der Mitte, wo das große Gebilde mit dem “L” steht, ist normalerweise die sog. Passatzone. Innerhalb dieser Zone herrscht im Normalfall immer stetiger Nordostwind, mit dem man prima und gemütlich den gesamten Atlantik mit Wind von hinten überqueren kann. Hier hatte sich aber ausnahmsweise ein riesiges Sturmtief breitgemacht, dass da eigentlich gar nicht hin gehört. An dem kleinen Pfeil schräg rechts darüber erkennt man, dass das Ding nach Nordosten zieht. An der Südseite hätten wir aber dann den Wind genau von vorn und heftig –  sowas braucht auf dieser Route kein Mensch.

Aber noch waren wir nicht in dieser Zone, sondern östlich davon – und da herrschte das genaue Gegenteil, nämlich eine Schwachwindzone.
Also bog ich rechtwinklig nach Süden ab, um diesem dicken Brocken zu entgehen. Insgesamt ergab das dann den bisher südlichsten Kurs von allen meinen Atlantiküberquerungen. Vorerst hatten wir deshalb halbwegs vernünftige Winde, aber ich hatte immer ein Auge auf den Sturm, der kurz davor war, sich zu einem ausgewachsenen Hurrican zu entwickeln. Es war definitiv sicherer, nach Süden zu fahren und feste Reißaus zu nehmen. Schaut Euch das mal hier an:

Wetteranalyse 0912

Rechts unten im Tief seht Ihr den grünen Pfeil – das bin ich! und Oberhalb des Tiefs steht “developing Hurrican force”! Also nix wie nach Süden. Es hat aber alles geklappt und wir sind rechtzeitig und schnell genug nach unten gekommen, sodass wir von diesem Brocken so gut wie nichts gemerkt haben. Trotzdem: Wenn Ihr genau hinschaut, seht Ihr so hellbraune Bahnen von Ost nach West: Das sind meine Kurse der vergangenen Jahre. Daraus ist klar ersichtlich, dass ich viel weiter nach Süden ausweichen musste als normal.
Hat aber geklappt, und wir erreichten die nach Süden ausgebüxte Passatzone. Endlich hatten wir Wind von hinten mit ausreichender Stärke und es ging mit Rauschefahrt ab nach Westen. In der Spitze schafften wir dann über 190 Seemeilen pro Tag und holten Tag für Tag auf – auch wenn es natürlich keine Chance gab, noch rechtzeitig in St. Lucia anzukommen.

Hohe Zeit war es jetzt für die kulinarischen Highlights der Reise, als da sind:

gefangene Fische zur Bereicherung der Speisekarte

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für die Advents-Sonntage die vom Skipper mitgebrachten Christstollen

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die vom Skipper und einem angelernten Crewmitglied täglich gebackenen Brote

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Die nach telegrafischer Konsultation in der Heimat aus überschüssigen Prinzenrollen hergestellten Skipper-Spezial- Küchle

Sonst gab es nicht mehr viel zu berichten. Wir bretterten wie die Wilden über den Atlantik und haben tatsächlich noch zwei andere überholt! Natürlich war dennoch die Ziellinie schon geschlossen, als wir ankamen. Ich bin aber dennoch nach St. Lucia gefahren und nicht – wie andere – direkt nach Martinique. Wir wollten die Sache einfach zu einem richtigen Abschluss bringen.

Es war dann noch Zeit für ein schönes Abschiedsessen im “Spinnakers” –  dem St. Lucia Kultrestaurant für Segler, bevor wir dann nach Martinique segelten, dort mittags unser Boot an die Nachfolgecrew übergaben und abends nach Hause flogen. Am 23. Dezember abends um acht war ich dann endlich zuhause – in meiner Familie waren schon Wetten abgeschlossen worden, ob ich es bis Weihnachten nach Hause schaffe.

Jetzt ist erst einmal Erholung angesagt, dann alles erledigen, was zuhause liegen geblieben ist, bevor es dann Anfang März wieder in die Karibik geht, um das Boot wieder zurück zu holen.

Es geht also auch in diesem Jahr weiter mit den Abenteuern.

So stay tuned!