und weiter nach Norden mit der POLARIS

der geneigte Leser wird sich erinnern: Im Frühjahr fuhren wir mit der Traumyacht POLARIS von HS-Segelreisen von Bremerhaven nach Amsterdam, was mehr oder weniger eine Werft-Erprobungsfahrt nach einer umfangreichen Reparatur- und Ausrüstungsphase war. In Amsterdam übernahm ich das Boot dann als Skipper und führte es über Belgien und Frankreich an die englische Südküste, nach Wales und weiter nach Dublin in Irland. Von da ging es nach Hause, weil ich noch einen Segeljob in Deutschland hatte. Das Schiff ging  aber weiter die Irische und die Schottische Küste hoch bis Oban. In Oban stieg ich dann wieder zu, um das Boot mit meinem Kumpel Nils, dem Skipper-Guru, immer weiter hoch nach Norden bis hinter den Polarkreis zu fahren.

Wenn man von Oban nach Norwegen will, gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten:

  • Entweder “außenrum” nördlich von Schottland mit Zwischenstopp auf den Orkneys und den Shetlands oder
  • “innenrum” durch den Caledonian  Canal nach Inverness und weiter nach Norwegen.

Da im Norden kaum Wind war, entschieden wir uns für die Reise durch den Caledonian Canal, der ein touristisches Erlebnis der ganz besonderen Art ist.

Caledonian Canal

Dieser Kanal ist uralt! Er wurde 1803 – 1822 erbaut, ist 97 km lang. Die Höhenunterschiede werden von insgesamt 29 Schleusen ausgeglichen, teils einzeln, teils in Schleusentreppen, deren längste, Neptune’s Staircase, aus 8 Einzelschleusen besteht und die längste Schleusentreppe in Großbritannien ist. Du fährst stunden- und tagelang durch herrliche Landschaften.  Nur etwa ein Drittel der Gesamtlänge des Kanals wurde künstlich geschaffen, ansonsten wurden natürliche Gewässer genutzt. Das sind einige der berühmesten schottischen Lochs, an der Spitze natürlich Loch Ness. Aber am besten der Reihe nach.

Zunächst geht es von Oban noch ein ganzes Stück landeinwärts einen tiefen Einschnitt nach Nordosten bis Fort Williams. Erst dort beginnt dann der Kanal.

Hier kann man sehen, wie das auf meinem Navigationscomputer aussieht:

Der eigentliche Kanal fängt erst rechts oben in Fort William an, aber dann gleich richtig:  Zu Beginn erwartet einen sofort Neptune’s Staircase, der die Crew mit acht Schleusen am Stück gleich mal richtig arbeiten lässt. Auch dem Skipper bricht der Schweiß aus, weil sich ein Riesenhaufen Boote inklusive eines fetten Katamarans in kleine enge Schleusen zwängt.


Danach geht es dann in den ersten von mehreren großen Seen bis zur nächsten Schleuse am anderen Ende. Inzwischen haben sich die Boote so verteilt, dass wir vor der Schleuse schon allein warteten.


Und so sieht diese am Anfang furchterregende Schleusentreppe von unten aus. Das hintere Tor der einen Schleuse ist immer gleich das  vordere Tor der nächsten Schleuse. Der Schleusenwärter wandert praktisch von Schleuse zu Schleuse mit. Warten muss man schlimmstenfalls ziemlich lange, da diese Treppe naturgemäß immer nur in eine Richtung funktioniert und der Gegenverkehr warten muss, bis alle durch alle Schleusen durch sind, erst danach wird dann in die Gegenrichtung geschleust.

Hier mal ein paar Eindrücke, wie es in dieser Schleusentreppe so zugeht. Man muss sich da schon arg konzentrieren.


Irgendwann ist man dann oben, und wenn man ganz besonderes Glück, kreuzt gerade der Scottish Highland Express, heutzutage besser bekannt als Hogwarts Express. Allerdings fährt das für den Film verwendete Original nicht vom Gleis 9 3/4 in London nach Hogwarts, sondern von Fort William nach Mallaig.


Weiter geht es im Kanal.

Zwischendurch immer wieder lange offene Strecken durch die Lochs ohne Schleusen. Dann wieder mitten drin eine einzelne Schleuse. Teilweise sind die Schleusengebäude tatsächlich zweihundert Jahre alt, und mittendrin steht dann ein schön eingepasstes neues Gebäude.

Mittendrin fährt man zwischen zwei Seen durch ein ganz enges Stück Kanal in einem Waldgebiet. Schöner kann es da kaum noch werden.

Irgendwann kommt dann sozusagen die “Gipfelschleuse”, und von da an geht’s bergab. Auch da wartet dann wieder kurz vor dem Kanalende eine ganze Schleusentreppe auf uns. Aber die Crew ist mittlerweile so routiniert, dass uns auch die geballte Ladung von Schleuse 21 bis Schleuse 27 nicht mehr schrecken kann.


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Gerade im östlichen Bereich kurz vor Inverness ist der Kanal eine echte Touristenattraktion und man schleust vor haufenweise Publikum.

Aber irgendwann ist nach zwei Tagen auch die schönste Kanalfahrt mal zu ende und das Boot lechzt – wie auch die Besatzung – nach dem offenen Meer. An Inverness vorbei ging es dann hinaus auf die Nordsee und ab nach Norden.

Nach einem kurzen Stopp in Wick in Nordschottland ging es hinaus auf die Nordsee und vorbei an den Orkneys weiter zu den Shetlands. Der nächste Stopp war die Hauptstadt Lerwick, ein kuscheliges schottisches Städtchen mit 7.000 Einwohnern.

Der Hafen war eher nicht überlaufen mit Sportbooten, allerdings ist es nicht immer einfach, ein Plätzchen für unseren Riesenwal zu finden. Da gerade kein Kreuzfahrer zu erwarten war, durften wir an deren Terminal festmachen.

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Nach einem leckeren Abendessen in einem (unerwarteterweise) superguten kleinen Restaurant ging es dann am nächsten Morgen über die Nordsee Richtung Norwegen, und weiter an der Küste mit dem Ziel Polarkreis – eine landschaftlich beeindruckende Strecke, wie jeder weiß, der da oben schon mal gewesen ist.

Route

Aber das ist dann der Inhalt des nächsten Posts.

So stay tuned!

…und wieder zurück über den Atlantik!

Zwei Monate hatte ich Pause und war ununterbrochen zuhause. Das kommt recht selten vor, war aber dringend mal notwendig. Ich kann das ja alles nur machen, weil meine geliebte Ehefrau mich unterstützt. Die ist natürlich schon arg viel allein zuhause. Aber zwei Töchter, zwei Enkel und ein Hund sorgen schon für einiges an Abwechslung für sie.

Ende Februar flog ich nach St. Martin, um dort die MOLA von meinem Kollegen und Freund Ronald zu übernehmen. Der stieg wiederum um auf die LISSY III, und wir beide machten uns zusammen auf den Weg nach Europa. Die LISSY hatte leider ein paar technische Probleme mit dem Email-Empfang, und wir beschlossen, immer in UKW-Funkrufweite zu bleiben, damit ich sie mit Wetterdaten versorgen konnte, die über das hinausgingen, was er vom DWD als SMS erhielt. Außerdem war es mal etwas anderes, zusammen zu fahren, wie Ihr später noch sehen werdet.

Zunächst war aber – wie eigentlich immer bei Hochseetörns – ein bisschen schrauben angesagt.

Eigentlich waren es diesmal nur Kleinigkeiten (da hab ich schon anderes erlebt…), aber unter anderem mussten wir eine Toilette reparieren und einen neuen Teilesatz einbauen.

Danach nach wie immer Einkaufen und Verstauen angesagt:

Es hat sich wieder einmal bewährt, dass ich vor einer solchen großen Reise die Crew zu 1-2 Videokonferenzen zusammen hole. Man lernt sich so schon einmal ein bisschen kennen, kann viele Fragen direkt beantworten, damit alle auf dem gleichen Informationsstand sind. Außerdem erleichtert es die Einkaufsplanung.

Dann muss natürlich ein “Storemaster” ernannt werden, der weiß, wo alles verstaut wird.

Und dann ging es endlich los. wie so oft, sind wir in Simpson Bay am Nachmittag losgefahren, weil man durch eine Klappbrücke muss, die nicht sehr seglerfreundliche Öffnungszeiten hat.

Die LIZZY hatte eine Öffnung früher erwischt, während ich ewig an der Tankstelle warten musste. Sie hatte draußen auf uns gewartet, und zwar vor dem weltberühmten Anflug auf die Landebahn von St. Martin. Schaut mal bei Youtube, was es da für irre Videos gibt. Auf See waren wir natürlich ein klein bisschen weiter draußen, aber trotzdem interessant.


Draußen auf dem Atlantik setzte dann relativ schnell die Bordroutine ein. Wie immer, war das Bordleben doch sehr anstrengend, sodass die Crew sich immer wieder von der harten Arbeit erholen musste Be right back

Von der Reise selbst gibt es nicht viel zu berichten. Alles verlief diesmal problemlos, und richtig schlechtes Wetter hatten wir auch nicht.

Einmal haben wir uns verabredet: Ich habe ein wenig  “gebremst”  und die LISSY hat draußen auf dem Atlantik eine Vorbeifahrt zum gegenseitigen fotografieren gemacht. Das hier ist die dabei entstandene Hochsee-Fotostrecke:



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Da hatten wir noch Wind. Zwischendurch gab es aber doch ein, zweimal eine totale Flaute, die wir dann tausend Meilen von nächsten Land auf über viertausend Meter Wassertiefe für einen gemeinsamen Badestopp nutzten. (Wir zwei Skipper blieben allerdings an Bord –  bevor darüber im Netz diskutiert wird…)

Wir leisteten dann der LISSY noch Nothilfe: Sie hatte zu wenig Hefe zum Brotbacken an Bord, und dem konnte ich abhelfen. Also wurde ein schwimmender “Hefekurier” zu uns geschickt, um eine Dose mit Hefe abzuholen.

Wenn man das Bild so sieht, bekommt das Wort “Trockenhefe” eine völlig neue BedeutungWinking smile

Danach ging es dann weiter, und Gottseidank kam auch wieder ein wenig Wind auf.

Es kam immerhin so viel Wind auf, dass wir Leichtwindsegel setzen konnten. die LISSY hatte einen Gennaker an Bord und fuhr uns damit ziemlich davon, solange der Wind so um halbwind kam. Ich hatte stattdessen einen Spinnaker und musste warten, bis der Wind weiter nach achtern drehte – und dann kam meine Stunde! Spinnaker gesetzt und kräftig wieder aufgeholt.

Der Wind war so stabil, dass wir den großen Lappen sogar nachts stehen lassen konnten. Und da ich eine Top-Crew hatte, war sogar das Spinnaker bergen morgens um drei ein Klacks für die Jungs, ich war echt begeistert”.

Zum Schluss nochmal für diejenigen, die solche Schiffe nicht kennen, hier ein Blick auf meinen Arbeitsplatz:

Links oben seht Ihr nebeneinander das UKW-Funkgerät und das Radio.

Darunter hängt links das Kurzwellenradio für unsere Atlantikmails und Wetterkarten, daneben mit dem leeren Bildschirm ein NAVTEX Gerät, das in Küstennähe Wetter und Warnnachrichten bringt sowie ein Kartenplotter, der mir alle Daten anzeigt, die die Ruderwache oben an Deck auch sieht.

Darunter sieht man die ganze Kabelei zum Laden der Handys und meines Notebooks und ein Sicherungspanel, an dem ich alle möglichen Dinge an- und ausschalten kann. Unter dem Tisch findet sie die Sicherungsbox für den Landstromanschluss im Hafen, und eine EPIRB (eine Seenotfunkbake, die im Notfall per Satellit Hilfe herbeiruft).

Viel mehr gibt es eigentlich diesmal nicht zu berichten. Außer dass wir mit knapp 16 Tagen eine sehr schnelle Reise gemacht haben. dies lag zum großen Teil daran, dass wir aufgrund der günstigen Wettersituation praktisch direkt fahren konnten und keine Wetterumwege machen mussten, wie man unten sieht.

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Wir hatten sogar so viel Zeit, dass wir noch nach Terceira gefahren sind und erst danach an den Törn-Endpunkt in Horta. Dort übergab ich dann das Schiff an meinen Kollegen Hinrich und flog nach Hause.

Da war ich aber nur neun Tage! Inzwischen bin ich schon wieder unterwegs. Von Bremerhaven ging es zunächst nach Amsterdam, und inzwischen bin ich weiter auf dem Weg nach Frankreich, England, Wales und zur Endstation Dublin in Irland.

Auch da gibt es dann wieder viel zu berichten.

So stay tuned!

Euer Segelwolf

Hier kann man noch mitsegeln!

Liebe Freunde des Segelwolfs,

Es ist nicht zu glauben, aber ich bin schon wieder fast das ganze Jahr 2023 ausgebucht. Und bei den meisten Törns gibt es auch keine Mitsegelgelegenheit mehr. entweder es handelt sich um geschlossene Veranstaltungen oder es ist jetzt schon alles ausgebucht. Plätze wird es noch geben bei den Herbst-Törns von Deutschland nach Gran Canaria. Darauf werde ich in einem weiteren Post zurückkommen.

Heute geht es erst einmal um meine ersten Frühjahrstörns, auf denen noch einzelne Buchungen möglich sind:

Nordsee, englischer Kanal und Wales mit der POLARIS

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Die Polaris ist eine Kojencharter-Yacht wie es in Deutschland keine zweite gibt:

  • Garcia 52 Exploration Aluminiumyacht
  • Sechzehneinhalb Meter lang und nur drei Gästekabinen
  • Perfekt ausgerüstet mit so gut wie allem, was machbar und sinnvoll ist
  • Speziell geeignet für Touren in nördlichen Gegenden mit Heizung in allen Kabinen, geschütztem Cockpit usw.
  • i.d.R. mit zwei professionellen Skippern unterwegs
  • jede Menge Törns abseits der ausgetretenen Pfade“!

Schaut Sie euch einfach mal an, der Schiffsname ist verlinkt.

Ich werde im Frühjahr fünf Wochen auf diesem Traumschiff unterwegs sein. auf allen drei Törns sind noch einzelne Plätze bzw. Kabinen frei. Wer also einmal nicht nur ein interessantes Revier, sondern auch ein außergewöhnliches Schiff kennenlernen möchte, ist hier richtig.

Segelmäßig sind diese Törns durch Tidensegeln, Strom, viel Verkehr und anspruchsvolle Häfen interessant. Dazu kommen natürlich schöne Landschaften, interessante Städte und genug Zeit, das auch zu bewundern.

Im Einzelnen geht es um folgende Reisen, ich schreib einfach mal ein bisschen mehr über die Törns:

Amsterdam, Nordsee und Ärmelkanal –  Amsterdam nach Portsmouth
Zwei Wochen: 15. – 28. April 2023

Ausgangspunkt unseres Törns ist die Amsterdam Marina. Von Amsterdam fahren wir vorbei an den beeindruckenden Hafenanlagenund erreichen nach knapp 30 Kilometern die Seeschleuse in Ijmuiden. Ab hier sind wir nun in Tidengewässern unterwegs.Wir erreichen das Seebad Scheveningen. Neben einem Fischereihafen sowie der weitläufigen Marina findet sich hier auch eine lange Strandpromenade mit Geschäften, Restaurants, Sonnenterrassen und einem Aquarium. Hauptattraktionen sind die Miniaturstadt Madurodam sowie eine 381 m lange Seebrücke mit Aussichtsturm und Riesenrad. Weiter geht es entlang der Küste. Wir passieren nun die Einfahrt zu einem der größsten Häfen der Welt: Rotterdam. Hier im „Maas Entrance“ können wir die dichte Großschiffahrt aus aller Welt ganz unmittelbar erleben, bevor wir schließlich belgische Gewässer erreichen. Ob wir hier in Ostende, Zeebrügge oder Blankenberge eine Zwischenstation einlegen, entscheiden wir wie üblich nach den vorherrschenden Bedingungen sowie der aktuellen Gezeitenlage. Mit Frankreich erreichen wir im weiteren Verlauf der Reise dann bereits das dritte Land unseres Törns. Hier gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Häfen, die eine urige Mischung aus rauher Nordseestimmung, geschäftiger Industrie und Fischerei aber auch gemütlichem Normandie-Flair bereithalten. Quer über den Ärmelkanal geht es dann hinüber nach England. Auch hier ist der Schiffsverkehr sehr dicht. Über zahlreiche Stopps an der südenglischen Küste hangeln wir uns nun weiter nach Westen zum Solent, quasi dem englischen Segler-Mekka und Heimat vieler berühmter Regattasegler. Mit Portsmouth erreichen wir schließlich das Ziel unserer Reise. Die Stadt bietet viel lebendige Seefahrtsgeschichte. Besonders die historischen Docks mit ihren vielen Museen und Ausstellungen sind hier Publikumsmagneten. Unter anderem lässt sich hier die HMS Victory, daß Original-Schlachtschiff von Lord Nelson, oder die Mary Rose, ein über 500 Jahre altes Schiffswrack aus Zeiten Heinrichs VIII besichtigen.

Der englische Süden – Portsmouth – Plymouth
1 Woche: 29. April – 6. Mai 2023

Direkt vor den Toren der südenglischen Stadt Portsmouth liegt eines der schönsten englischen Segelrevier: der Solent. Geschützt zwischen der Isle of Wight im Süden und der englischen Festlandküste im Norden findet sich hier ein echtes Traumrevier. Kurze Distanzen, starke Strömungen und viele pittoreske Häfen erwarten uns:  Cowes, Beaulieu River, Lymington und Yarmouth. Auch Portsmouth selbst hat viel zu bieten (siehe oben).  Am westlichen Ausgang des Solent erwartet uns mit den weltberühmten Needles ein weiteres Highlight. Die schroffen Felsen ragen steil aus der See empor und waren in früheren Zeiten eine der schwierigsten Positionen für die damaligen Navigatoren. Entlang der südenglischen Küste geht es nun weiter nach Westen. Auch hier finden sich viel gemütliche Häfen und der nächste Pub ist garantiert nicht weit. Ziel ist der Hafen von Plymouth mit guten Möglichkeiten der Weiterreise.

Cornwall und Wales – Plymouth, Scilly Islands und Milford Haven
2 Wochen: 07. – 2. Mai 2023

Der Südwesten gehört ohne Zweifel zu den schönsten Gebieten Englands. Wir segeln von Plymouth entlang der südenglischen Küste nach Cornwall und weiter zu den Scilly Islands. Unterwegs bieten sich viele Möglichkeiten für unvergessliche Stopps. Seien es Fowey, Charlestown, Falmouth oder vor Anker auf einer der Inseln des Scilly Archipels. Vom milden Golfstromklima der Scillies segeln wir weiter nach Norden in die Keltische See. Hier entdecken wir die Küsten des Bristol Channels und erreichen an dessen Nordküste schließlich unseren Zielhafen Milford Haven.

Ich freue mich über jeden, der mitkommt. Diesen Törn werde ich zusammen mit meinem Co-Skipper und Freund Nils Hey fahren. Ich kann Euch garantieren, da wird der Spaß nicht zu kurz kommen! Meldet Euch, entweder beim Veranstalter, oder direkt bei mir  über segelwolf ät gmx.de oder per PN.

Danach bin im Frühsommer erst in Deutschland, dann auf Mallorca und schließlich bei Neapel unterwegs, aber alles ohne weitere Mitsegelmöglichkeit.

Jetzt bin ich aber erst einmal schon wieder am Koffer packen, denn am kommenden Donnerstag geht schon wieder Richtung Karibik für die nächste Atlantiküberquerung.

So stay tuned!
euer Segelwolf

Intermezzo: Motorenwechsel in Camaret-sur-Mer

Viele meiner Follower haben darum gebeten, etwas ausführlicher über den Motorenwechsel unterwegs in einem dafür eher nicht geeigneten Yachthafen zu berichten. Deshalb gibt es zu diesem Thema eine ausführliche Fotoreportage. Ich hatte jemanden gebeten, das mit meiner Kamera zu dokumentieren und die junge Dame war sehr fleißig. Was Ihr im Nachfolgenden seht, ist ein Auszug aus über 400 Fotos.

Camaret-sur-Mer in der Nähe von Brest ist eine Marina mit, sagen wir, rudimentären Einrichtungen. Außerdem war fast alles geschlossen. Strom gab es nur sporadisch und das Marinabüro war bereits für den Winter dicht. Insofern haben wir wenigstens auch keine Liegeplatzgebühren bezahlt…

Den Tank hatten wir ja schon eine Station vorher leergemacht und mit neuem Diesel gefüllt. Also ging es jetzt darum, die alte Maschine auszubauen und zu ersetzen, da wir uns nicht sicher waren, ob es nur die Einspritzanlage war oder ob sie weitergehende Schäden hatte (später in Deutschland stellte sich heraus, das es wirklich nur die Einspritzanlage war, aber die dafür gründlich.

Erster Schritt: Ausbau des alten Motors

Hier sind bereits alle Verbindungen (Schläuche, Getriebe etc.) gelöst, die vier Bolzen gelöst, mit denen der Motor am Schiffsboden federnd gelagert ist und er hängt bereits am Haken zum Herausheben.


Im Salon haben haben wir ihn erst einmal zwischengelagert. Von bord genommen haben wir ihn erst, als der neue Motor eingebaut und angeschlossen war und wir sicher waren, dass er problemlos funktioniert.

Hier sieht man dann die leere Wanne, aus der er kam.

Zweiter Schritt: Neuer Motor muss auf den Steg

Hier mal zwei Bilder, die die Herausforderung zeigen, vor der wir standen: Tidehafen mit einem mittleren Spring-Tidenhub von 6,6 Metern und nicht gerade die modernste Steganlage.

Und da muss das Motörchen mit seinen 250kg runter! – Und der alte dann hinauf. Wobei das Hinunter fast schwieriger war als das Hinauf.

Aber erst mal haben wir mit einem kleinen mitgebrachten Kränchen den neuen Motor aus den Auto geholt. Der kam, relativ sicher auf einer Palette festgeschraubt.  Da wir aber – siehe Fotos oben – das Ding mit der Hand auf diese vermaledeite Rampe heben mussten, wurde erst einmal eine Konstruktion gebastelt, um mit vier Mann den wenigstens anheben zu können. Zum komplett tragen war er dann doch zu schwer.


Dann kam das allerschwerste: So eng wie das war, das Ding musste hoch auf die Rampe getragen werden. Mich als ältesten haben die da Gott sei Dank rausgelassen, dafür habe ich dann das Ding von oben mit einem langen Festmacher gesichert. Mit viel Kraft und Mühe haben die die Maschine da hinunter bugsiert, und dann konnte sie wieder mit der Palette auf den Hubwagen.

Dann ging es gaaanz vorsichtig den Steig mit seinen primitiven Verbindungsteilen entlang bis zu unserer Mola.


Dritter Schritt: Motor muss an Bord

Lange hatte ich vorher berlegt, wie man so ein Teil am besten an Bord bekommt. Aber wie immer: Mit dem richtigen Werkzeug geht’s.
In diesem Fall war das ein Kettenzug mit ausreichend großer Übersetzung, den wir am Großbaum befestigt haben. Der Baum mit der Dirk trägt das ohne weiteres und als Sicherung dient ja auch noch der Rodkicker.

Der Rest war dann vergleichsweise einfach: Langsam herunterlassen, nach achtern drücken und genau auf die Lager aufsetzen. Dann fest verschrauben und alles wieder anschließen. Gott sei Dank haben wir einen Saildrive, da geht es einfacher und passgenauer als mit einer Schraubenwelle, wo man höllisch aufpassen muss, um keine Unwucht zu produzieren.

Das Gefühl, wenn alles fertig ist, man startet den Motor und er springt sofort an und läuft rund, ist schon was tolles! Allerdings wusste ich da noch nicht, was später alles noch auf mich zukommen sollte. Erst einmal das da nur Freude.

Also: alles erledigt, Maschine lief zwei Stunden Test, alles bestens. Betriebsstundenzähler war auf Null gesetzt, und unser Mechaniker setzte sich ins Auto und fuhr die 1.700km nach Rügen zurück. Beneidet habe ich ihn nicht um diese Gewalttour.

Prima, dachten wir, Wetterfenster auf der Biskaya stimmt, also nichts wie los. Wir müssen zwar viel motoren, aber wir haben’s ja auch eilig und können nicht ewig herumkreuzen. Also fuhren wir nachmittags gegen vier hinaus, durch die berüchtigte Raz de Sein (schaut ruhig mal auf den Link) und hinaus in die Biskaya bei Nacht.

Das ging genau bis Mitternacht – dann machte es blubb – und der funkelnagelneue Motor stand und war durch nichts wieder zum Leben zu erwecken.

Also ging das Drama weiter. Ich beschloss auf Grund der Windrichtung, in die französische Biskaya zu laufen, um einen Hafen aufzusuchen. Bis nach Spanien hinunter hätte ich es nicht geschafft, da wäre ohne Maschine irgendwann meine Batteriespannung am Ende gewesen, und damit meine Instrumente nutzlos. (Der Plotter hat tatsächlich mangels ausreichender Spannung zwei Stunden vor dem Hafen seinen Geist aufgegeben, aber ich navigiere ja sowieso immer mit meinem Laptop, und der lebte noch)

Erst dachte ich, ich schaffe es bis La Rochelle, aber dann drehte der Wind und wir liefen nach Les Sables d’Olonne, bekannt aus Film, Funk und Fernsehen durch das Vendee Globe, das härteste Segelrennen der Welt, das hier seinen Start- und Zielpunkt hat.

Bei meinem sprichwörtlichen Glück wurde der Wind natürlich immer weniger und drehte noch weiter nach Osten. Ich musste also stundenlang zum Hafen kreuzen und hatte dann die Freude, wieder einmal bei Nacht in einen fremden Hafen unter Segeln einzulaufen und irgendwo ohne Beulen anzulegen.

So, nun lagen wir also ohne Maschine in Les Sables, wie immer natürlich Freitag Nacht, vor dem Wochenende, wo eh nichts passiert. Meine Zeitplanung Richtung Gran Canaria und ARC war mittlerweile ziemlich im Eimer.

So, genug für heute. wie es weitergeht in diesem Drama erfahrt Ihr dann im nächsten Post.

So stay tuned!

Und wieder von Deutschland in die Karibik–Teil 1

Wie schon fast jedes Jahr seit 2016 bin ich mittlerweile wieder auf dem Weg von Deutschland  – in diesem Fall von der Insel Rügen –  nach Gran Canaria und später dann weiter über den Atlantik bis nach St. Lucia und Martinique.

Wie immer übernahm ich das Boot auf Rügen, und kümmerte mich mit um die Ausrüstung. Das Boot wurde aus dem Wasser genommen, das Unterwasserschiff nach der Sommersaison neu gemacht und dann ging es wieder ins Wasser.

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Es wird nach all den Jahren natürlich immer schwerer, noch Neues zu berichten. Dasselbe zum siebten Mal mag man ja auch  nicht schreiben. Deshalb gibt es über den ersten Teil der Reise auch nichts zu berichten. Wir fuhren wie üblich in einem Rutsch die Nacht durch zu unserem ersten Zwischenstopp Kiel. Danach ging es dann am nächsten Tag durch den Nord-Ostsee-Kanal.

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Auf der Innenseite wurde ja – nachdem man in der Schleuse ja nicht mehr hochklettern darf zum bezahlen – ein neuer Ponton gebaut mit einem Bezahlautomaten.  Wenn da jetzt – wie bei uns –  ein ganzer Haufen Yachten durchschleust, gibt es an diesem Anleger ein abenteuerliches Hauen und stechen. Wir haben über eine halbe Stunde gebraucht, bis wir dann endlich unseren Obolus entrichten konnten.

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Die Kanalfahrt ist ja nun nicht das Spannendste. Interessant war aber doch zu sehen, dass die Arbeiten zur Kanalverbreiterung inzwischen in vollem Gang sind. Genauso an der neuen Riesenschleuse in Brunsbüttel. Die Baustelle ist aber so gewaltig, dass man kein aussagefähiges Foto machen kann.

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Es ging dann die gewohnte Strecke weiter: Direkt über Nacht von Brunsbüttel die Elbe hinunter, an den Ost- und Westfriesischen Inseln vorbei und dann am nächsten Abend zwischen Terschelling und Vlieland durch ins Wattenmeer und ins Ijsselmeer eingeschleust. Übernachtet haben wir in Makkum, gleich hinter der Schleuse, und am nächsten Morgen durch Ijsselmeer und Markermeer nach Amsterdam in den Sixhaven, wo dann der erste Crewwechsel war

Weiter ging es von Amsterdam den Nordzeekanal hinunter nach Ijmuiden und wieder in die Nordsee ausgeschleust. Auch hier fuhren wir wieder die Nacht durch nach Nieuwpoort in Belgien und weiter nach Boulogne-sur-mer in Frankreich. Nächster Stopp war dann einer meiner Lieblingshäfen im Kanal: Fécamp. Leider diesmal mit einem etwas unschönen Erlebnis: Nachdem wir Stunden im Vorhafen gewartet hatten, ging die Schleuse in den inneren Hafen auf, ein Fischer kam heraus – und bis ich mit meinem Kahn an dem vorbei vor der Schleuse/Btücke stand, hat der Blödmann die schon wieder vor meiner Nase zugemacht…

Ja, und dann fingen die Probleme an.
Da das Boot eine Austauschmaschine bekommen hatte, veranlasste ich im nächsten Hafen Cherbourg einen Ölwechsel –  und danach sprang die Maschine nicht mehr an.  Der herbeigeholte Volvo Penta Mechaniker stellte fest, dass die Treibstofffilter voll Wasser waren und die Einspritzdüsen nicht mehr funktionierten. wie immer passiert so was natürlich Freitag Nachmittags…

Am Wochenende hatten wir dann Zeit, uns Cherbourg ein bisschen anzuschauen. direkt neben der Marina gibt es ein Schifffahrtsmuseum, das hochinteressant war. Dort liegt z.B. das ausgemusterte erste französische Atom-U-Boot –  natürlich mit ausgebautem ReaktorWinking smile

Ein Riesending von über 130m Länge. Etwas ganz anderes als das russische U-Boot, das ich vor einiger Zeit in Hamburg besichtigt hatte. Es gab einen sehr guten ausführlichen Audioguide auf Deutsch, und man war allein in dem Boot über zwei Stunden gut beschäftigt.

Die Zentrale war natürlich in das klassische Rotlicht getaucht. Auf dem linken Bild sieht man links eines der beiden riesigen Sehrohre und rechts die beiden Steuerstände, um das Boot in drei Achsen zu fahren.

Aber auch für das Wohl der Besatzung war ausreichend gesorgt, es gibt auf dem Kahn Platz ohne Ende:

Hier sieht man z.B. die Mannschaftsmesse, mit geradezu professioneller Espressomaschine!

Von der Offiziersmesse habe ich leider keine Fotos – die war aber weitaus luxuriöser. Auch die Kammern der Leute waren recht geräumig. Niemand musste über den Torpedorohren schlafen.

Daneben war dann das Museum mit diversen Aquarien usw. und im ehemaligen Bahnhof, in dem die Reisenden in den daneben liegenden Ünerseedampfer umsteigen konnten, war eine Ausstellung der verschiedensten Tiefsee-Tauchboote, sogar ein russisches war dabei.


Eine Sache fand ich als Hamburger ganz lustig:

Überall in der Hafengegend und in der Stadt verstreut fand man Spuren von dort weilenden Fans des Hamburger Sportvereins, wie hier zum Beispiel am Fußweg in die Marina:

nach vier Tagen fuhren wir dann mit leichter Verspätung guten Mutes weiter. Vorher musste – wieder einmal eine Toilette repariert werden. Der Schlauch hatte im Lauf der Zeit an Durchmesser verloren. Das alte Leiden: Die Leute spülen beim Pipi einfach zu wenig und dann setzt sich Urinstein an.

Aber mit einem selbstgebastelten Toilettenschlauchreinigungswerkzeug wurde das Problem dann beseitigt.

Hier noch ein letztes Foto vom zufriedenen Segeln im Englischen Kanal…

Ja, und dann gingen die Probleme richtig los.
Das Wasser im Tank war leider nicht das einzige, wie wir später feststellten. Jedenfalls fiel der Motor nach einigen Stunden wieder aus. Also nicht hinaus auf die Biskaya, sondern ablaufen nach Roscoff, wo uns dann ein Marina-Schlauchboot beim Anlegen half.

Also wieder einen Mechaniker suchen. Diesmal haben wir den kompletten Tank ausgepumpt und alle Düsen getauscht. Das dauerte fast sechs Tage, weil wir in die Allerheiligenzeit kamen und die Ersatzteile aus Brest kommen mussten, wo erstmal alle Welt ein verlängertes Wochenende feierte.

Dann ging es endlich weiter. Aber leider nicht allzu lange, und die Maschine fiel wieder aus. Also nicht hinaus auf die Biskaya wie geplant, sondern ablaufen nach Camaret-sur-Mer, wo ich dann ohne Maschine nachts in die Marina unter Segeln fahren durfte mit 6 Beaufort von achtern und einem stockfinsteren Hafen, in dem an den Stegen der Strom ausgefallen war… Dank meiner tollen Crew haben wir auch das geschafft, ohne Kleinholz zu produzieren. War nicht leicht, weil das Boot mit dem Wind von achtern halt einfach nicht anhalten wollte. Zum Anlegen halfen dann aber doch einige Franzosen, die von ihren booten kamen, um den Irren zu bestaunen, der da nachts ohne Maschine anlegtSmile

Nach Rücksprache mit der Zentrale wollten wir diesmal nun Nägel mit Köpfen machen. Also machte sich auf Rügen unser Motorentechniker auf den Weg, um bei uns einen kompletten neuen Motor einzubauen.

Das ist aber eine andere Geschichte. die kommt dann im nächsten Post. Ihr könnt gespannt sein, das Drama ist noch lange nicht zu Ende…

So as always stay tuned.

Segelwolfs nächste Abenteuer–wer will mit?

Im Moment bin ich gerade in Dänemark unterwegs. Das sind kleine Reisen von einer Woche, entweder als Urlaubstörns oder zur praktischen Ausbildung für Segelscheine.

Der Herbst steht aber vor der Tür und damit das Winterhalbjahr, in dem ich traditionell große Reisen mache. Und diesmal sind ganz besondere Leckerbissen dabei, die ich Euch heute vorstellen möchte.

08. Oktober bis 12. November 2022 Rügen nach Gran Canaria
Dies ist die schon gewohnte Zubringer-Reise zur ARC ab Las Palmas. Wir fahren in mehreren einzeln buchbaren Teilstrecken, die teilweise hohe navigatorische Anforderungen haben, sodass man viel lernen kann. Dennoch sind alle Strecken auch für Anfänger geeignet. Im Einzelnen kann man folgende Teilstrecken buchen:

08.10.22 – 15.10.22 Breege auf Rügen bis den Helder / Amsterdam
Wir fahren von Rügen an Fehmarn vorbei nach Kiel, passieren den Nord-Ostsee-Kanal und steuern über Cuxhaven zu den Ostfriesischen Inseln. Je nach Wetterlage geht es dann nach den Helder oder durch das Ijsselmeer nach Amsterdam, wo wir im Sixhaven direkt am Hauptbahnhof liegen.
15.10.22 – 22.10.22 Amsterdam / den Helder nach Cherbourg
ein navigatorische anspruchsvolles Teilstück mit Tidenhäfen und viel Großschiffahrt, besonders, wenn wir die Einfahrt nach Rotterdam kreuzen. Wir werden in mehreren belgischen und französischen Häfen übernachten.
22.10.22 . 29.10.22 Cherbourg – A Coruna
Die Biskayaüberquerung ist für viele ein Highlight. Alles ist um diese Zeit möglich: Von Spinnakersegeln bis Sturm war alles schon da.
29.10.22 – 12.11.22 A Coruna – Las Palmas de Gran Canaria
Wir fahren um das berühmte Kap Finisterre (für die Römer vor 2.000 Jahren “finis terrae”, das Ende der damals bekannten Welt. Dann geht es die galizische und portugiesische Küste hinunter. Ein Muss ist die wunderschöne Hafenstadt Porto. Danach entscheiden wir je nach Wetter, ob wir über Lissabon oder über Madeira nach Gran Canaria fahren.

Danach fahre ich dann wie jedes Jahr mit der Atlantic Rally for Cruisers ARC in die Karibik nach St. Lucia und Martinique. Dieses Stück ist allerdings schon lange ausverkauft.

Weihnachten verbringe ich dann traditionell zu Hause mit der Familie, bevor ich mich dann Ende Januar wieder auf den Weg in die Karibik mache. Vielleicht sehen wir uns ja vorher noch im Januar auf der Boot 2023 in Düsseldorf, wo ich wieder 2-3 Tage sein werde.

Ja, und nächstes Jahr geht es  im Winter/Frühjahr weiter auf einem für mich neuen Schiff, auf das ich mich schon sehr freue. Es handelt sich um ein tolles Blauwasserschiff des französischen Herstellers Garcia, und zwar eine sechzehneinhalb Meter lange Garcia Exploration 52 Expeditionsyacht, die extreme Seetüchtigkeit mit allerhöchstem Komfort verbindet. Hinzu kommt, dass das Boot ausschließlich hochinteressante Törns abseits der normalen Touristenrouten fährt. Es freut mich besonders, ein Teil dieses Teams zu sein  und so meinen .Segelfreunden wirklich ungewöhnliche und unvergessliche Routen anbieten zu können. Schaut auch gern mal auf die Seite des Veranstalters HS-Segelreisen.

Und das sind die bisher feststehenden Törns im Winter / Frühjahr 2023_

29. 01. – 11.02. 2023 Westindien bis Cuba
Wir starten in St. Maarten und bereisen als erstes die British Virgin Islands –  neben den Grenadinen die schönsten Inseln der Karibik. Dort laufen wir 2-3 Inseln an, legen Badestopps auf unbewohnten Sandinseln ein und genießen das traumhafte Wetter. Dann geht es über Nacht weiter in die Dominikanische Republik nach Boca Chica, eine Marina in einem Vorort der Hauptstadt Santo Domingo, wo eine Stadtbesichtigung auf dem Programm steht (alles dies immer mit der Reiseleitung von Yours Truly, der ja fließend Spanisch spricht). Wir starten dann zu einem 300sm-Schlag nach Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt des Landes und der Hauptstadt der kubanischen Musik. Dort werden wir uns vor der Abreise zwei Tage Zeit lassen, den hervorragenden kubanischen Hummer zu probieren und mehrere Musiklokale zu besuchen.

11.02. – 25.02. 2023 auf den Spuren von Jack Sparrow
Wir starten  in Santiago de Cuba, wo wir – wie auf dem Törn davor – uns Zeit für Musik und Küche dieser tollen Stadt nehmen.  Von dort segeln wir hinüber nach Jamaica, entdecken dort die wunderschöne Nordküste und machen einen Stopp im altehrwürdigen Montego Bay  Yachtclub. Weiter geht es zu einem Zwischenstopp in den Cayman Islands, bevor wir wieder zurück nach Cuba segeln. Nach einem Abstecher in die Insel- und Korallenwelt endet der Törn in Cienfuegos, der sechstgrößten Stadt Cubas, Weltkulturerbe und “Perle des Südens” genannt. Der Entdecker für die Europäer war 1494 Christoph Columbus.

25.02. – 11.03. 2023 “halb rum um Cuba”
Wir beginnen in Cienfuegos und lassen uns einige Tage Zeit um die vielen wunderschönen Koralleninseln  an diesem Teil der cubaischen Küste zu besuchen. Dann geht es weiter nach Westen und um die Westspitze der Insel herum nach Norden. Ein Highlight des Törns ist dann natürlich der Aufenthalt in Havanna, der Hauptstadt und größten Stadt Cubas. Zum Schluss geht es dann noch ein Stückchen weiter an der Küste entlang nach Varadero, dem cubanischen Touristenzentrum, von dem es zahlreiche Heimflüge nach Europa gibt-

19.04. – 12.05. 2023 Transatlantik New York – Azoren
Wir starten in einer der Marinas von New York oder New Jersey und machen uns auf die gut 2.000 Seemeilen lange Reise nach Horta auf den Azoren. Die Polaris ist ein Schiff der Extraklasse, welches man so weltweit kein zweites mal für buchbare Segelreisen finden kann: Überaus komfortabel und extrem sicher und gut ausgerüstet. Wir fahren mit maximal sechs Gästen und zwei Skippern , sodass für alle ausreichend Platz und Komfort vorhanden ist.

14.05. – 25.05 2023 Atlantik nonstop Azoren – Irland
Wir segeln von Horta auf der Azoreninsel Faial nonstop zur irischen Südküste. Für die gut 1000 Seemeilen werden wir je nach Wind und Wetter zwischen 6 und 8 Tagen unterwegs sein. Viel Zeit um die wilde Schönheit des Atlantiks zu erleben, die Seele baumeln zu lassen oder sich mit nautischen Themen zu beschäftigen. Mit Irland erreichen wir den Norden Europas mit viel Geschichte, maritimem Flair und nicht zuletzt gemütlichen Pubs. Ziel unserer Reise wird dann Dublin sein.

So, das ist meine Planung bis zum nächsten Frühjahr. Da müsste doch für jeden was dabei sein, oder? Noch Fragen? Meldet euch einfach bei segelwolf [Klammeraffe]gmx.de. Dort gibt’s weitere Auskünfte, Beratung und ggfs. die Weiterleitung zum Veranstalter.

Also, worauf wartet Ihr noch? Kommt mit segeln!

Atlantik West-Ost Frühjahr 2022

Unsere beiden Boote MOLA und LISSY III, die mein Kollege Ronald und ich mit der ARC 2021 in die Karibik gefahren hatten, mussten ja nun im Frühjahr wieder zurück in die Ostsee. Also setzte ich mich im März diesen Jahres wieder einmal in den Flieger und flog in die Karibik. Diesmal war das Ziel wieder St. Martin –  oder Sint Maarten, wie die Holländer sagen, denen ja neben den Franzosen ein Teil der Insel gehört.

Wir übernahmen unsere beiden Schiffe und bereiteten sie auf die Rückreise vor. Einkaufen mussten wir etwas weniger, weil das Boot nicht ganz so voll war wie auf der Hinfahrt. Dennoch waren alle Rückreiseetappen viel besser gebucht als in den vergangenen Jahren, wahrscheinlich ein Mitnahmeeffekt von Covid-19.

Die größte Marina von Sint Maarten liegt im holländischen Teil hervorragend vor allen Wetterunbilden geschützt in einer Lagune. Nachteil: Man kommt nur zwei oder drei Mal am Tag heraus, weil dafür eine Klappbrücke geöffnet werden muss.

Leider habe diesmal kaum Fotos gemacht, ich hatte einfach zu viel zu tun. Deshalb bin ich meinem Freund Wulf dankbar, auf dessen Bilder ich teilweise zurückgreifen konnte.

Die Navigation über den Atlantik in West-Ost-Richtung ist deutlich komplexer als andersherum. Von Gran Canaria in die Karibik gilt im Prinzip der alte Seglerspruch “Nach Süden, bis die Butter schmilzt, dann rechts abgebogen und zwei Wochen geradeaus”. Rückwärts ist das schwieriger. Gegen den Passat im Süden kann man oder will nicht gegenansegeln . Also muss man weit nach Norden fahren, wo an der Nordseite des Azorenhochs und an der Südkante der non Kanada nach Europa ziehenden Tiefs Westwind herrscht. Man muss da ständig korrigieren: Fährt man zu weit nach Norden, kommt man in die Atlantikstürme der Tiefdruckgebiete, fährt man zu weit nach Süden, landet man in der totalen Flaute des Azorenhochs. Hier mal eine Wetterkarte, aus der man das Erkennen  kann:

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Im Süden – etwa zwischen dem 10. und dem 20. Breitengrad – verläuft die Passatwindzone mit stetigen Winden aus Nordost, ideal für die Fahrt von den Kanaren in die Karibik. immer Wind schräg von hinten, besser geht es nicht.

Zurück möchte man aber gegen diesen kräftigen Wind nicht gegenan fahren. Also muss man eine Zone suchen, wo der Wind aus Westen kommt, damit man dann mit ihm gut zurück nach Osten fahren kann. Wenn man nun noch weiß, dass die Winde rechts herum aus dem Hoch herausdrehen und links herum in das Tief hinein, ist klar, wo man hin muss: An die Nordseite des Hochs und/oder an die Südseite der Tiefs.

Genau das haben wir auch gemacht, wir die rote Kurslinie in etwa zeigt.

Die Gefahr dabei ist, dass das Wetter ja nicht statisch ist. Das oben ist die Ausgangslage, als wir in der Karibik losfuhren. Zweitausendsechhundert Seemeilen und zwanzig Tage weiter sah die Sache schon ganz anders aus: Mit glück und guter Planung sind wir einem Orkantief gerade noch ausgewichen. Wir hatten zwar die letzten paar Tage heftigen Wind, aber fünfzig Meilen weiter nördlich wäre es sehr ungemütlich gewordenSurprised smile

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Bei 30 Grad West seht Ihr oberhalb der “1027” und des “H” mehrere kleine Punkte: Das sind die Azoren, unser Ziel. Unser Kurs war in etwa von der “1929” dahin. Ihr seht: Direkt über uns war ein Sturmtief, das weiter nördlich sogar Orkanstärke erreichte. Auf der anderen Seite war fünfzig Meilen weiter südlich im Azorenhoch die absolute Flaute. Ihr seht: In diesen Gefilden sind Navigator und Wetterfrosch mindestens so wichtig wie der Kapitän. Aber der steht im Mittelpunkt – und da steht er häufig im WegWinking smile.

Einiges an großen Wellen haben wir aber doch abbekommen. Aber das sieht gefährlicher aus als es ist.Diese großen Wellen sind so weit auseinander, dass das mehr oder weniger ein Auf- und Abgleiten. ist. Kommen sie allerdings von hinten, hat man manchmal schon das Gefühl, so ein Riesending steigt gleich ins Cockpit ein, aber das passiert nie.

 

Wir sind aber natürlich gut und sicher auf den Azoren angekommen. Allerdings hatten wir auf dem Atlantik ein kleines Problem. Irgendwo war das Schiff undicht und es kam doch einiges an Wasser ins Schiff. Wir haben tagelang gesucht und alles mögliche ausprobiert, das Hauptleck haben wir nicht gefunden. Also haben wir eine Zeitlang trickreich mit einer Gartenteich-Pumpe das Wasser aus dem Schiff geholt. Die funktionierte natürlich nur mit 230 Volt, also mussten wir sie über einen Inverter betreiben, der aus den 12 Volt Gleichstrom als Bordspannung dann wieder 230 Volt Wechselstrom machte.

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In Horta angekommen, habe ich das Boot dann aus dem Wasser genommen, was schon ein Abenteuer für sich war. Der Travellift (ein spezieller Bootskran) war dem Gewicht unseres Bootes an seiner Kapazitätsgrenze angekommen und wir hatten schwere Bedenken, dass er unsere 18,6 Tonnen nicht hochbekam. Hat aber alles gut geklappt und waren dann endlich in der Lage festzustellen, dass das Undichtigkeitsroblem nicht im eigentlichen Unterwasserschiff lag, sondern im Ankerkasten, gut versteckt unter 60 Meter Ankerkette.

Was gibt es sonst noch? Geburtstag haben wir an Bord gefeiert, mit frisch gebackenem Kuchen und Kaffee –  natürlich ohne Alkohol.

Sonst war der Rest der Reise mehr oder weniger ereignislos, ich habe auch kaum Fotos machen können. Interessant ist nur noch, dass wir natürlich auch unser Rig mal checken mussten. Und wie schon so oft: Als erstes meldet sich ein Mädchen, um den Mast hochzugehen.

So, das war’s erst einmal. Der nächste größere Trip war fünf Wochen auf den Azoren.  Davon sind leider vier Wochen ausgefallen. Erst bekam  ich Corona (trotz vollständiger Impfung), dann konnte ich eine Woche von Ponta Delgada nach Horta segeln, und beim nächsten Crewwechsel am Samstag musste ich wegen Magenschmerzen mittags in die Ambulanz des Krankenhauses. dort haben sie mich dann gleich dabehalten und noch am gleichen Abend um acht Uhr wegen Verdacht auf Blinddarmentzündung operiert. Als sie mich endlich aufgeschnitten hatten, stellte man fest, das es letztendlich nicht der Blinddarm war, sondern ein Abszess am Dickdarm – auch nicht lustiger. Damit waren dann die restlichen Wochen auf den Azoren auch erledigt und ich bin vorzeitig nach Hause geflogen. Leid tun mir vor allem die Kunden, aber auch der Veranstalter Nordtörn , der zweimal mich kurzfristig ersetzen musste.

Inzwischen bin ich wieder zuhause, die OP-Fäden sind gezogen und ich bin wieder auf dem Damm. Zur Zeit mache ich gerade zwei Törns ab Flensburg in die Dänische Südsee, aber das ist ja allseits bekannt, dazu gibt es keinen neuen Post von mir.

Aber: neue großartige Törns stehen im Herbst und Winter bevor, der nächste Post bringt alle Daten für die, die mit wollen.

So stay tuned!


und weiter geht’s Richtung Karibik

Der nächste Teil der Strecke – von A Coruna über Porto nach Madeira war dann wesentlich angenehmer zu segeln. Wir mussten nur gegen heftigen Wind und Welle das Stück von A Coruna  um das Kap Finisterre herumbolzen, und danach hatten wir bis nach Madeira eigentlich nur noch gutes Wetter und Wind von hinten. Hier ist das erste Teilstück:

Coruna_Muxia 

Muxia ist mein traditioneller Zwischenstopp nach dem ersten Reisetag, weil die Marina neu und sauber ist, und es in Fußmarschnähe ein tolles Fischrestaurant gibt.

Danach kamen dann strategische Überlegungen: Für die Gesamtstrecke nach Las Palmas hatte ich diesmal deutlich weniger Zeit zur Verfügung als sonst. Also war die Frage: Hafentag in Lissabon oder auf Madeira. Mit der Crew zusammen haben wir uns dann für Madeira entschieden. Also schon mal eine Nacht durchgebrettert und direkt nach Porto gefahren – denn das ist ein MUSS auf der Strecke.

Muxia_Porto

Von Porto habe ich diesmal keine Bilder mitgebracht, davon habe ich in den vergangenen Jahren schon einiges gebracht, schaut einfach mal in die jeweiligen Oktober/November-Posts hinein.

Es gibt dort zwei Marinas: Leixões und die Ouro Marina. Leixões  ist ein Hafen, den ich nicht sehr gern mag. Die Marina ist eng und der ganze Hafen ist ein riesiger Industriehafen. Viel schöner (aber auch ein bisschen teurer) ist die Ouro Marina in der Mündung des Ouro:

Douro

Draußen steht immer ziemlich Welle, aber wenn man erstmal im Fluss ist, liegt man extrem geschützt.

In den vergangenen Jahren ging immer direkt östlich der Marina immer eine Fußgängerfähre auf die Nordseite des Flusses, und von dort fuhr dann eine uralte Straßenbahn – wie man sie auch aus Lissabon kennt – längs des Flussufers in die Stadt.  Leider durfte sie wegen Corona nicht fahren, so dass wir mit dem Taxi über die Straßenbrücke nach Porto mussten. Diesmal haben wir unter anderem zum ersten Mal eine zünftige Portwein-Weinprobe gemacht, über den Rest des Tages decken wir mal den Mantek des Schweigens – aber gut gegessen haben wir noch. Leider hat uns Porto diesmal mit viel Regen empfangen, was schade war.

Am nächsten Morgen sind wir dann ausgelaufen, um das Zeitfenster mit idealem Segelwetter perfekt auszunutzen: Wir sind bei herrlichem Wetter 600 Seemeilen vor dem Wind bis raumschots zügigst bis Madeira gerauscht, schöner geht’s in europäischen Gefilden kaum.

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Da wir reichlich Wind hatten, fuhren wir mit voller Fock und klein gerefftem Großsegel, was das trotz der Geschwindigkeit etwas gemütlicher machte.

Porto_Lorde

Was unsere Ruhe allerdings plötzlich störte, waren die komischen Geräusche, die der Autopilot bzw. die Ruderanlage machte. Es stellte sich heraus, dass auf einer Seite der Doppelruderanlage eine Lenkstange abgeschoren war. Es hat ein bisschen gedauert, bis wir das gemerkt hatten, da das Boot ja mit der anderen Hälfte des Ruders noch gut unter Autopilot fuhr. Diese blöde Lenkstange drückte dann aber gegen die Wand zur Achterkabine, und nachdem sie dort anklopfte, hat ihr die Achterkabine dann auch aufgemacht:

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Es sah schon arg seltsam aus, wie diese Stange je nach Steuerung durch den Autopiloten immer vor und zurück ging. Ich hab das zwar gefilmt, der Film ist aber als “boatporn” unter Verschluss.Winking smile

Stattdessen habe ich mal ein Bild von meinem Arbeitsplatz bei Nacht gemacht. In der oberen Reihe sieht man links das UKW-Funkgerät, daneben das Radio. Unter der Konsole hängen von links nach rechts das SSB-Kurzwellen-Funkgerät, das NAVTEX, der Zweit- bzw. Reserveplotter und der Lautsprecher für den Kurzwellenfunk. Darunter ist das Standard Sicherungs-Panel für Bavaria-Yachten und daneben ein Anzeigegerät für den Ladezustand meiner Batterien. dies zeigt nicht nur die Spannung an, sondern misst auch genau, wieviel Strom aus den Batterien hinaus- und hineingeht. Damit habe ich einen viel besseren Überblick über meinen Stromverbrauch an Bord.  Und auf dem Tisch steht – angebunden – mein Spezial-Laptop, über den ich die komplette Navigation und Kommunikation mache: Im Seekartenprogramm OpenCPN sind alle aktuellen amtlichen Karten der Gebiete, die ich befahre, angeschlossen ist mein eigenes GPS mit Außenantenne, per WLAN kann ich auf die Daten des Schiffsplotters zugreifen, ein eigenes passives AIS zeigt mir alle Schiffe in meiner eigenen Seekarte,  für den Verkehr im Hafen ist ein WLAN-Verstärker angeschlossen und per Bluetooth ist der Laptop mit der Kurzwellenfunke verbunden, sodass mit der entsprechenden Software Wetterkarten und Emails empfangen und Mails versendet werden können. Dazu ist das ganze Ding noch extrem stoßgesichert, sodass es vom Militär auch in Panzern eingesetzt wird. Für die Interessierten: Das Ding nennt sich Panasonic Toughbook.

Von solchen Himmelsbildern hab ich viele, die meisten sehen ziemlich kitschig aus, aber das hier gefällt mir, weil es die Abendstimmung mal ein wenig anders wiedergibt.

Wie gesagt, 600 Seemeilen vor dem Wind bei herrlichstem Segelwetter –  das habe ich auf dieser Strecke auch schon anders erlebt.

 


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Ach ja, und diesmal habe ich nicht nur einen großen Wal gesehen, sondern durch Zufall auch gerade die Kamera in der Hand. Meistens taucht so ein Tier ja auf, wenn man nicht damit rechnet – und bis man die Kamera geholt hat, isser weg…

Das Ziel war Quinta do Lorde auf Madeira. Diese gepflegte Marina gehört zu einem Hotel und Resort Komplex, der leider pleite gegangen ist. Das einzige, was noch geöffnet ist, ist die Marina. Bei den Mädels im Büro herrschte aber ziemlich gedrückte Stimmung, weil keiner weiß, wie lange es diese Marina noch geben wird. Es wäre sehr schade drum.

Vielleicht doch noch mal ein paar Bilder von meiner üblichen Madeira-rundfahrt, weil’s so schön ist und die Unterschiedlichkeit der Landschaften in Abhängigkeit der Höhe (von Null bis 1600m) zeigt.

Die EU hat Portugal sehr bei den Infrastruktur-Investitionen auf der Insel geholfen. Ich habe selten Ein so gutes Straßensystem mit so vielen Tunnels gesehen. Vorher muss die Insel nur sehr mühsam zu befahren gewesen sein. Hier sieht man sehr schön den Unterschied zwischen alt und neu:



Madeira wird nicht umsonst die Blumeninsel genannt. Fast überall gibt es rund um’s Jahr eine Blütenpracht, die ihresgleichen sucht.

Und nach der Rundfahrt war noch eine Reparatur an der Mastspitze angesagt. Wie meist üblich, ging uns er kleinster und leichtester nach oben – was ein Glück, dass das auch noch mein bester Mann für Reparaturen und alles andere war…

Von oben hat man natürlich eine tolle Sicht.

Und dann ging es weiter nach Las Palmas. Über die letzten drei Tage direkt nach Las Palmas gibt es nicht viel zu berichten, ein ereignisloser, normaler Törn. Schade nur, dass ich meinen ursprünglichen Plan nicht durchführen konnte.  Eigentlich wollte ich meinen Seefunkfreund Federico in Tazacorte auf La Palma besuchen –  der hatte aber beim Vulkanausbruch sein Haus verloren und außerdem war Tazacorte immer noch für den Schiffsverkehr gesperrt. Also ging es direkt nach Las Palmas zur Vorbereitung auf die Transatlantiküberquerung 2021.

Doch davon später mehr.

Was noch fehlt vom Frühjahr

Es ist ja schon eine Weile her, aber ich schulde euch noch den Rest meines diesjährigen Karibiktörns. Im Sommer habe ich diesmal sehr viel in der Ausbildung gearbeitet und zuhause war auch reichlich zu tun. Was fällt da hintenüber? Leider u.a das Bloggen. Aber das hole ich jetzt nach.

In Santiago de Cuba hatte ich dann Crew-Wechsel. Vorgesehen war eigentlich in der Planung des Unternehmers ein Törn an der  Küste Cubas, aber wir haben hin und her gebastelt – zu den wirklich interessanten Stellen war es einfach zu weit, und es gab auch noch ein paar andere Gründe, weshalb mir das nicht machbar erschien.

Da die Entfernung nach Jamaica deutlich kürzer war als z.B. nach Cienfuegos auf Cuba, beschlossen wir, stattdessen einen Abstecher nach Jamaica zu machen.

Zur Erinnerung nochmal, wie es im sympathischen, aber total armen Cuba aussah. Das hier ist die Marina der zweitgrößten Stadt Cubas, Santiago:

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Das sind die Reste einer einstmals wohl wunderschönen Anlage, die nie wieder aufgebaut wurde. Was man da sieht, war einstmals das Schwimmbad.

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Und das ist der einzige Steg, der übrig geblieben ist. Gerade mal vier Yachten passen da hin. Das Clubhaus sieht toll aus, ist aber komplett leer, bis auf Zoll ,Grenzpolizei und Marinabüro im Erdgeschoss.

Umso krasser ist dann der Gegensatz, wenn man nach achtzig Seemeilen in den Hafen von Montego Bay auf Jamaica kommt. Ein Stegplatz war aussichtslos, wir mussten ankern. Es war knackevoll und außerdem wurden gerade die Teilnehmer einer Regatta von Florida erwartet.

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First ship home war ein schnell und giftig aussehender Katamaran, auf dem das Segeln sicher ungemütlicher war als bei uns an Bord.

Das kleine Motorboot im Vordergrund wuselte unermüdlich herum, um den Verkehr zu regeln und alle nicht Beteiligten beiseite zu scheuchen.

An Land gingen wir dann in das Clubhaus des Royal Montego Bay Yachtclubs und kamen uns mehr oder weniger vor wie in einer britischen Kolonie der Fünfziger Jahre: Das Gebäude prachtvoll ohne ende, überall flitzten schwarze Boys herum und servierten coole Drinks und manche der dort sitzenden Gäste sahen auch aus, als ob sie seit den Fünfziger Jahren dort sitzen.

Aber sportlich und bei der Organisation von Regatten waren die Jungs und Mädels hoch professionell. Das Clubrestaurant war auch sehr gut, aber natürlich viel teurer als Cuba. Vielleicht kam uns das auch alles nur so krass vor, weil ein größerer Kontrast als zu Cuba nur schwer denkbar war.

Es war zwar schön, das mal gesehen zu haben, aber dann wurde die Nacht auch noch laut, da vor uns ein riesiger Dudeldampfer lag, der dann auch noch drehte und auslief. Da der einzig mögliche Ankerplatz nur knapp außerhalb des Fahrwassers lag, hab ich mir das alles sehr misstrauisch angeschaut, aber es ging alles gut.

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Es reichte uns aber soweit, dass wir am nächsten Morgen ausliefen und uns einige schöne Buchten an der Nordküste Jamaicas suchten. Das war deutlich mehr nach unserem Geschmack. Hier konnte man noch richtiges Karibik-Feeling genießen.

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Hier z.B. tranken wir ein Bier in einer simplen, völlig leeren Strandkneipe. Auch der Erwerb von in Deutschland nicht zulässigen, aber hier auf Jamaica als harmlos erachteten Rauschmitteln wurde leicht gemacht Be right back

Da es kaum einer sah, nahm hier auch der Skipper mal ein Bad.

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Hier lagen wir fast allein, nur wenn es richtig voll war, sah man auch andere Boote vor dem Strand.

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Zum Abschluss vor der Rückfahrt lagen wir dann noch in einer der wenigen Marinas in einer Kleinstadt an der Nordostecke Jamaicas. Davon gibt es bei mir keine Fotos. Das sah relativ übel aus, laute Musik aus allen Ecken, alles sehr schmutzig und ein Haufen finstere Gestalten. Da wollte ich mit meiner Spiegelreflexkamera nicht herumrennen.

Danach ging es dann wieder zurück nach Cuba, von wo ich nach Hause flog, da der ursprünglich geplante Anschlußtörn zu den Bahamas abgesagt wurde.

Den ganzen Sommer über war ich dann in Deutschland als Segelausbilder SKS/SSS unterwegs. Darüber gibt es halt nicht viel zu berichten.

Aber jetzt bin ich wieder auf großer Fahrt. Los ging es Anfang Oktober auf Rügen. Inzwischen habe ich schon wieder über 1.300 Seemeilen hinter mir und bin in Muxia am Kap Finisterre in Nordspanien. Von hier aus geht es weiter nach Porto, Lissabon, Madeira und La Palma, bevor dann Ende November wieder die große Transatlantik-Überquerung von Las Palmas nach St. Lucia und Martinique startet.

Aber darüber dann im nächsten Post mehr.

So stay tuned!

Und jetzt Cuba

Ihr erinnert Euch: Zuletzt haben wir uns in Boca Chica gesehen, unserem Absprunghafen in der Dominikanischen Republik. Hier starteten wir gegen Mittag auf unsere letzte Strecke Richtung Santiago de Cuba. Muss ich noch sagen, dass das Wetter wieder perfekt war?

Eine leichte Brise von 3 Bft, mehr oder weniger aus der richtigen Richtung, schob uns Richtung Westen weiter. Der Plan war, parallel zur Küste der Dominikanischen Republik weiter zu segeln, an Haiti vorbeizufahren und ohne jeden weiteren Stopp direkt nach Santiago de Cuba zu fahren. Die ersten anderthalb Tage hielt der Wind halbwegs, dann mussten wir aber doch irgendwann die Maschine zu Hilfe nehmen. Im großen und ganzen war es ein sehr entspanntes Segeln, wie man hier sieht.

Solche Momente sind es, die das Segeln in der Karibik einfach genial machen.:

Und das ist es, was für mich ganz persönlich die Faszination des Hochseesegelns ausmacht: Bis zum Horizont nix als Wasser, das nie eintönig ist, sondern immer wieder ganz anders aussieht. Deshalb wird mir das auch nie langweilig. Mals sieht es wunderschön blau aus wie in den Virgin Islands, mal wie flüssiges Blei und mal wie eine dunkle Masse, fast wie Stein, nie gleich, immer anders.

Langsam wurde es Abend und der Smutje des Tages fing an zu kochen. Ich muss übrigens gestehen, dass dies einer der wenigen Törns war, auf denen ich deutlich zugenommen habe.Smile with tongue out Es war halt einfach zu lecker – und wir hatten reichlich viel gute Köche dabei. So im Dunkeln zu speisen, wie man unten sieht, hat auch mal seinen Reiz.

Am letzten Tag, als wir aus der Abdeckung von Haiti heraus waren, fing es dann endlich an, ordentlich von achtern zu blasen und wir brausten mit Rauschefahrt gen Cuba. Nach drei Tagen und 450 Seemeilen liefen wir in die Bucht von Santiago de Cuba ein.

Wenn man jetzt denkt, die Marina der zweitgrößten Stadt Cubas hätte eine gewisse Größe, so irrt man. In Cuba ist halt alles anders. Eine Infrastruktur für Segler gibt es nur an ganz wenigen Stellen. Aber das macht ja gerade den Charme der Sache aus. Jedenfalls passen in die Marina dieser Stadt von über einer halben Million Menschen gerade mal vier Yachten hinein. Das irre ist nur, dass für diese vier Schiffe eine volle Infrastruktur vorgehalten wird: Grenzschutz, Zoll, Gesundheitspolizei, Marinapersonal – und alles rund um die Uhr!

Aufgrund der (nicht von mir zu verantwortenden) etwas seltsamen Törnplanung waren wir nicht im seglerisch schönsten Teil Cubas. Aber dafür hatten wir einige Tage in Santiago, was nicht nur eine tolle Stadt ist, sondern auch die musikalische Hauptstadt Cubas, was wir mehrfach sehr genossen haben. Aber erst einmal mussten wir einklarieren. Das ist auf Cuba etwas aufwändig, unter anderem dürfen wir nicht von Bord, bevor nicht uns ein Arzt besucht hat.

Die Marina liegt nicht in der Stadt, sondern ziemlich am Eingang des ellenlangen Fjords, der einen extrem geschützten Hafen bildet. Man kann von da mit dem Bus in die Stadt fahren, was ewig dauert, man nimmt sich ein Taxi, was nicht billig ist, oder man nimmt die Fähre, die viermal am Tag kommt. Das war am schönsten und man lernte auch gelegentlich lustige und nette Kubaner kennen.

Direkt neben der Marina ist es ziemlich ländlich.

Der Fähranleger ist so etwas wie eine primitive Bushaltestelle – aber wenigstens gab es etwas Schatten, damit die Warterei auf die Fähre nicht zu heiß wurde. Wenigstens kam sie immer ziemlich pünktlich.

und dann kam die Fähre.

Die Strecke in die Stadt wäre wunderschön, wenn nicht mittendrin eine üble Dreckschleuder stünde. Zum Zeitpunkt dieses Bildes ging es einigermaßen, aber wir haben auch dunkelschwarze Rauchwolken herauskommen sehen, die selbst auf unserem Bootsdeck Dreck produzierten. Das Kraftwerk arbeitet mit extrem schwefelhaltigen venezolanischem Erdöl.

Nach einer halben Stunde legten wir dann im Stadtzentrum von Santiago an.

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Santiago besteht aus einer Unterstadt am Hafen und einer Oberstadt, in der das eigentliche Zentrum liegt. In der Unterstadt gibt es breite Boulevards, die einem zu Beginn etwas seltsam vorkommen – das liegt daran, dass es kaum Verkehr gibt. Und das wenige an Verkehr besteht aus einem Sammelsurium von alten Autos, abenteuerlichen Lkws, Fahrrädern und Pferdefuhrwerken. Und mittendrin ist eine riesige Kneipe mit eigener Brauerei und extrem leckeren Biersorten. Inmitten des ganzen musealen Zeugs ist diese geradezu HighTec – geliefert aus Österreich.

Nach dem ersten erfrischenden Bier machten wir uns dann zu Fuß auf den Weg in die Oberstadt. Und da sieht man dann den weniger touristischen Teil der Stadt, der auf uns sicherlich interessant und ein bisschen exotisch wirkt, aber für die Menschen, die da leben müssen, ist es bestimmt nicht einfach. Alles ist doch ziemlich ärmlich. Besser geht es nur denen, die orgend etwas mit Tourismus und mit Ausländern zu tun haben.

Nett und fröhlich sind sie aber alle.

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Und so sieht es dann auf dem Weg zur Oberstadt aus:

Das da oben ist übrigens ein Tankwagen für Trinkwasser, dass es sonst nicht immer in ausreichender Menge gibt.

In der Oberstadt im Zentrum seiht man doch noch einiges der vergangenen Größe Cubas. Manches, was für die Touristen wichtig ist (Hotels, Restaurants, Musikbars usw.) ist sogar vernünftig renoviert. MAn sieht wirklich Bruchbuden neben ehemaligen Palästen.

Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man in ein privates Restaurant geht, dort (für unsere Verhältnisse spottbilligen) Hummer ist und dann merkt, dass die Restaurantrechnung pro Nase mehr als ein durchschnittlicher Monatsverdienst eines kubanischen Arztes ist…

Und überall ist Musik, nicht nur für die Touristen. Der Kubaner in Santiago liebt Musik. Wir waren nicht nur in den typischen Musikbars für die Touristen, sondern auch dort, wo der Cubano hingeht, weil er es sich leisten kann. Die Musiker bekommen hier fast nichts, spielen aber trotzdem für ihre Landsleute.

Daneben gibt es dann das Dachrestaurant, dass sich kein Kubaner leisten kann, wo ein anrührend netter Achtzigjähriger Musik mit seiner 35jährigen Enkelin macht, nachdem seine Frau und langjährige Partnerin gestorben war.

Wir haben natürlich in das ausliegende Körbchen unser Trinkgeld getan, und erst hinterher erfahren, dass sie das alles komplett abliefern müssen, da sie sonst an einem Abend mehr verdienen würden als die anderen im Restaurant im ganzen Monat.

In einer Straßenbar spielte eine ausgezeichnete Band. Nachdem ich denen intensiv zugeschaut hatte (viekle von Euch wissen ja, dass ich auch Musik mache), drückte mir der Bassist plötzlich sein Instrument in die Hand. Im Prinzip war das etwas, das er wohl mit allen Touristen macht. Jedenfalls war er (und nicht nur erBe right back) bass erstaunt, dass ich das Ding dann auch nahm und mehr oder weniger richtig und rhythmisch die kubanische Musik begleitete. Spaß hat’s gemacht!

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Schade nur, dass es leider niemand fotografiert hat, weil alle nur zugeschaut haben…

Die Abendstimmung über den Dächern von Santiago ist schon etwas einmaliges, das uns jeden Abend immer wieder fasziniert hat –  besonders mit einem Mojito in der Hand…

Und noch etwas fasziniert die Touristen in Kuba. Das sind die Unmengen von uralten Autos, die immer noch die Straßen bevölkern. Das tun die nicht aus Spaß, sondern weil Kuba einfach kein Geld für viele neue Autos hat. Also wird alles alte –zigmal repariert und umgebauit und läuft immer noch. Häufig sind diese Kisten aber schon lange nicht mehr original. Ich bin einmal mit einem sechzig Jahre alten Studebaker gefahren, der aber mittlerweile von einem russischen Moskwitsch-Motor angetrieben wurde.  Trotzdem sind die alten Autos ein toller Anblick. Meistens laufen sie mittlerweile als Taxis.

Ich hätte noch viel mehr Bilder, aber hier mache ich für heute mal Schluss, sonst wird der Post zu lang.

So stay tuned!

Und noch eine Bemerkung zum Schluss:

In meinem letzten Post konnte man noch lesen, dass auf der Atlantiküberquerung mit der ARC im November noch Plätze frei sind. Das hat sich mittlerweile erledigt. Mein ARC-Törn ist mittlerweile ausgebucht.