Nachdem die bereits fest geplante – und auch gut gebuchte – Reise 2020 dem Coronavirus zum Opfer gefallen war, ging es nun dies Jahr wieder los. Zu dieser Reise gehört ja auch die zweite Transatlantiktour in diesem Jahr, nachdem ich ja im Frühjahr bereits von Panama ins Mittelmeer “andersrum” gefahren war.
Ich war bereits eine Woche vor Abreise auf Rügen, um bei der Vorbereitung meiner “Mola” und des zweiten Schiffs “Lissy III” mitzuarbeiten. Nach den Corona-Zwangspausen war der Andrang so groß, dass wir in diesem Jahr mit zwei Schiffen in die Karibik unterwegs waren, und da es beim zweiten Schiff Terminprobleme bei der Skipperbesetzung gab, durfte ich mich also um zwei Schiffe UND zwei Crews mit ihren vielen Fragen kümmern. – Glaubt mir: Ich war froh, als es am 21.11. dann endlich auf den Atlantik hinaus ging.
Von den ersten Etappen
- Rügen – Kiel – Brunsbüttel – den Helder – Amsterdam
- Amsterdam – Cherbourg
gibt es nicht viel zu berichten, außer, dass das Wetter nicht das tollste war. Hier deshalb keine Fotos, sondern nur die gefahrenen Strecken:
Interessant war nur, dass wir – anders als in den vergangenen Jahren – einen Tag zusätzlich Zeit hatten und deshalb den Crew-Wechsel von den Helder nach Amsterdam verlegt haben, was sowohl der ankommenden als auch der abreisenden Crew sehr zupass kam.
Der nächste Crewwechsel war für Cherbourg geplant. Diese Etappe ist eine der anspruchsvollsten auf der ganzen Reise. Neben vielen Sänden, die einem beim Geradeausfahren arg behindern, muss man auch – wie immer nachts – die Zufahrt nach Rotterdam mit ihrem heftigen Frachterverkehr queren, und dann hat man traditionell auch noch meist Westwind, was einem beim Fahren nach Westen auch nicht gerade hilft . Wir haben deshalb aus Zeitgründen mehrere Zwischenstopps gestrichen und haben auf dem Weg nach Cherbourg nur ein einziges Mal gehalten, nämlich in Dieppe.
Einer der Gründe war, dass uns ziemlich viel Sturm erwartete, und ich wollte rechtzeitig im Hafen sein. Wir laufen also mittags aus und bekommen draußen vor dem Hafen sofort was auf die Nase: 5-6 Beaufort und das am Wind! Sportliches Segeln ist angesagt.
Groß Kochen war natürlich nicht, deshalb gab es im Cockpit kurz vor Sonnenuntergang den bekannt guten Skipper-Kartoffelsalat mit Bratwurst – entweder mit Senf oder auch als Currywurst.
Danach flaute es dann etwas ab auf 3-4 Bft., sodass wir unter Vollzeug in die Nacht segeln konnten. Irgendwann hatte der Wind aber so weit nach Westen gedreht, dass wir nachts wenden mussten, sonst wären wir irgendwann in England gelandet – wir wollten aber ja nach Cherbourg, weil dort die neue Crew auf mich warten würde.
Am nächsten Morgen hatten wir dann die klassische Tiden-Situation: Mittlerweile lief ein Tidenstrom von 3 Knoten quer zu unserem Kurs, sodass wir eigentlich nur noch hin und her kreuzten. Also Maschine dazu und mit Fock und Maschine ab nach Cherbourg , wo wir dann mittags ankamen. Wir hatten im englischen Kanal 366sm nur mit einem Stopp zurückgelegt und alles dazwischen ausgelassen.
In Cherbourg hatte ich es dann ziemlich eilig wegen der weiteren Wetterentwicklung. Wir sind also schon am nächsten Tag gleich spät Abends weitergefahren. Eigentlich wollte ich wie immer einen Zwischenstopp auf Guernsey einlegen oder nach Frankreich nach Lezardrieux, aber das haben wir alles ausgelassen und sind durch die Nacht und weiter direkt nach Camaret-sur-Mer in der Nähe von Brest gefahren.
Erst konnten wir ganz gut segeln, aber um das berüchtigte Cap de la Hague mussten wir dann doch motoren, weil die Tidenströmung dort einfach zu stark war. Nachts erwartete uns dann vor Guernsey schon heftiger Wind mit 6 Bft. , sodass wir schon wieder gegen heftig Wind und Welle gegenan fahren mussten. Das ist wohl mein Schicksal auf dieser Strecke. Jedenfalls bin ich ziemlich weit draußen nach Westen gefahren, fast in der Großschifffahrtsstrecke, bevor ich dann nach Süden wendete um die Einfahrt in die Bucht von Brest zu bekommen. Das klappte einigermaßen sodass dir morgens um zehn in Camaret ankamen.
Vor der Marina lag einer, da da nicht reinpasste, auch der war auf dem Weg in den Süden.
Wir sind ja ziemlich spät im Jahr unterwegs, deswegen sind die Marinas schon ziemlich leer, so auch Camaret, dass uns aber mit einem wunderschönen Abendhimmel verwöhnte.
Wie gesagt, wir hatten es ziemlich eilig, weil wir vor einem wahrscheinlich dräuenden Starkwindfeld über die Biskaya wollten. Deswegen ging es auch gleich am nächsten Tag weiter.
Noch am Tage begegneten wir diversen Fischern mit ihren Schleppnetzen. Die Jungs fahren laufend zickzack und sind deshalb sehr schwer auszurechnen. Tagsüber geht das ja noch, aber nachts mit ausgeschaltetem AIS haben die so manchen Schweißtropfen auf meiner Stirn produziert.
Es begann mit schönem Segelwetter – nur leider fuhren wir in eine Richtung, wo wir nicht hinwollten – nämlich längs der französischen Küste. Zumindest war das angenehmes Fahren – wir konnten teilweise sogar richtig am Salontisch essen.
Irgendwann musste ich aber dann doch mal wenden, um Richtung La Coruna zu fahren. Die Starkwindzone rückte langsam näher und vor der hatte ich doch Respekt.
Und langsam drehte der Wind genau gegen uns, sodass kreuzen keine Option mehr war aus Zeitgründen. Also die Maschine angeworfen und auf direktem Kurs nach La Coruna.
Im Laufe der nächsten anderthalb Tage wurde dann das Wetter immer schlechter, weil unser Fenster nicht ganz gereicht hat. Davon gibt es keine Fotos, denn bei 7-8 Beaufort und 3m Welle bin ich nicht zum Fotografieren gekommen.
Endlich lagen wir nach diesem heftigen Ritt in La Coruna, wo ich wieder Crew-Wechsel hatte. Mein Schwesterschiff Lissy III – mit dem ich seit Rügen parallel gefahren war – kam einige Stunden nach uns an. Die hatten noch mehr motort als ich und kamen mit dem letzten Sprit an.
Dann war erst mal Schiff trocknen angesagt. wir hatten bei dem Biskaya-Ritt leider viel Wasser in die Bilge bekommen. Die Ursachenforschung brachte uns nicht wirklich viel weiter, sodass das Thema mich noch eine ganze Weile begleiten würde.
Das Gute dieses Zwischenstopps ist: Ab jetzt wird es endlich jeden Tag wärmer – die Zeit der langen Unterwäsche, des dicken Pullovers und des schweren Ölzeugs geht dem Ende entgegen.
Wie es dann nach Gran Canaria und in die Karibik weiterging, kommt dann im nächsten Post.
So stay tuned!