Eine ganze Weile habe ich nichts von mir hören lassen. Entweder ich musste viel und lange arbeiten, oder ich hatte keinen Internet-Empfang oder beides. Aber der Reihe nach.
Vergangenes Wochenende war wieder einmal Crew-Wechsel, und in Catania stieg neben anderen auch mein Freund Holger zu,worüber ich mich natürlich besonders freute. Er brachte mir auch ein, zwei “Frankfurter Allgemeine” mit, damit ich nach so langer Zeit mal wieder was Deutsches lesen konnte. (Abgesehen von einer “Bild am Sonntag”, die ich mal in Menorca in einem Anfall von Leichtsinn erstand – drin stand eigentlich nix). Wenn ich aber ganz ehrlich bin: Vermisst habe ich nichts – und entscheidend geändert hat sich auch nichts – im Prinzip sind die Nachrichten immer noch dieselben.
Am Sonntag ging’s dann los. Erst einmal längs der Ostküste Siziliens wieder nach Norden Richtung Straße von Messina. Vorher wollten wir im Hafen der Großstadt Catania tanken: War nix, die hatte gerade geschlossen. Also fuhren wir weiter nach Riposto, 18 Meilen zur nächsten Tankstelle – die winkte gleich ab, Diesel wäre alle, wir sollten morgen wiederkommen. Nun hatte ich keine Lust mehr, außerdem war die nächste Tankstelle erst in Messina, fast eine Tagesreise weiter. Also beschlossen wir, in den nächst erreichbaren Hafen nach Naxos zu fahren. Der sollte laut Handbuch mehrere Schwimmstege für 150 Schiffe haben und je nach Steg zwischen 2 und 3,5 Meter Tiefe. Als ich anlief und kaum Boote sah, wurde ich schon misstrauisch, und als dann schon 200m vor dem ersten Steg mein Tiefenmesser Alarm schlug, wusste ich, dass man Hafenhandbüchern ruhig mit einem gesunden Misstrauen begegnen sollte.
Also noch ein Stück weiter gefahren. Häfen gab es jetzt bis Messina keine mehr, also haben wir dann in einer schönen Bucht gleich neben Taormina geankert.
Im Hintergrund kann man den Ätna leicht vor sich hin qualmen sehen.
Wir verbrachten dort eine ruhige Nacht in Gesellschaft einiger Yachten und am nächsten Morgen kam dann auch noch ein großes Kreuzfahrtschiff, um neben uns zu ankern.
Aber dann ging’s los. Wir fuhren morgens ganz früh weg, um rechtzeitig durch die Straße von Messina zu kommen. Unser Ziel: Die Äolischen Inseln, in Deutschland manchmal auch die Liparischen Inseln genannt. Der Wetterbericht war schon nicht vielversprechend, und als wir dann aus der Straße von Messina unseren Kopf ins Tyrrhenische Meer hinaus steckten, bekamen wir dann voll Starkwind mit Windstärke sieben und eine heftige Welle auf die Nase. Wie gut, dass ich böses ahnend schon vorher die kleine Fock angeschlagen hatte und zwei Reffs ins Großsegel gebunden hatte. Da dieser Wind aber schon ein paar Tage blies, hatten wir leider nicht nur ihn von vorne, sondern auch noch eine unangenehme Welle, die in der Spitze wohl schon gut zwei Meter hoch war. Kein angenehmes Wetter für meine neue Besatzung, der ja noch keine Seebeine gewachsen waren.
Wir beschlossen dann, die Äolischen Inseln noch einen Tag aufzuschieben und in den einzigen näheren Hafen Milazzo zu laufen. Auch das war durch die elende Kreuzerei eine Gesamtstrecke von fast achtzig Meilen bei miesem Wetter. Abends um zehn waren wir dann endlich da. Man sehe mir bitte nach, dass ich an diesem Tag nicht zum fotografieren gekommen bin. Holger, ein weiterer Gast und ich gingen dann noch zum Italiener (dumm –wohin auch sonst) und aßen Pizza, die anderen hatten eher keinen Hunger.
Am nächsten Tag stand zwar immer noch die Welle, aber der Wind war uns schon eher gewogen. Ich ließ die Mannschaft sich ein wenig erholen und um kurz nach zwölf legten wir dann ab. Noch in der Hafenausfahrt wurde die Genua gesetzt und unter der fuhren wir ndann am Stück die ganzen 48 Meilen nach Lipari. Auch da mussten wir noch kreuzen, aber das Segeln war schon angenehmer.
Vorbei ging es an der ersten Insel, Vulcano. Die heißt nicht nur so, sieht nicht nur so aus, sondern ist auch einer! Am Fuße des Vulkans gibt es Schwefelquellen, die heftigst nach faulen Eiern stinken.
Um acht Uhr abends legten wir dann auf der Insel Lipari (übrigens ausgesprochen Lipari, betont auf der ersten Silbe) an.
Am nächsten Tag war dann bis Mittag Tourismus angesagt. Lipari ist seit viertausend Jahren ununterbrochen besiedelt und verfügt über ein wirklich sehenswertes archäologisches Museum. Nach der Besichtigung des Museums liehen Holger und ich uns zwei Motorroller und haben damit die Insel erkundet. Hier einige Impressionen von Lipari:
Interessant waren auch die Motorroller: Schwachbrüstige 50ccm-Teile. Meiner war besonders schwach: Am ersten Berg blieb das Dings trotz Vollgas einfach stehen und weigerte sich, weiter hochzuklettern. Wir sind dann wieder zurück und haben ihn gegen einen anderen ausgetauscht. Sparsam und improvisationskünstlerisch wie die Italiener sind, saugte der gute Mann die getankten zweieinhalb Liter aus dem einen Moped raus und füllte sie in das andere wieder ein.
Nachmittags fuhren wir dann kurz zur Nachbarinsel Vulcano zurück und übernachteten am einzigen Steg. Leider gab’s weder Strom noch Toiletten und Duschen, aber dafür sind einige von uns abends noch auf den Vulkan hochgestiefelt, was interessant war, aber fürchterlich stank. Während ich dies schreibe, fahren wir gerade nach einem wunderschönen Segeltag (raumschots mit gerefftem Großsegel und kleiner Fock durch die Straße von Messina zurück und haben vor, wieder an unserem schönen Platz vor Taormina zu ankern.
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