Südengland und Kanalinseln

Wo waren wir letztes Mal stehen geblieben? Ach ja, in Milford Haven in Wales. Nicht gerade der Brüller, dieser Hafen, besonders nicht der Wartesteiger, aber was will man machen. Mit einem Schiff von knapp 15 Metern Länge und 2,10 Meter Tiefgang  gibt es in diesem Revier nicht sooo viele Häfen, in die man reinpasst.

Jedenfalls verabschiedeten wir uns von einem der größten Tankerhäfen der Britischen Inseln.

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Bevor es weitergeht, vielleicht noch ein paar Anmerkungen zum Wetter. Wir hatten eine für die Jahreszeit recht ungewöhnliche Wetterlage: Ein dickes, fettes Hoch lag ewig lange sehr weit nördlich im Nordatlantik und zog nur schneckenartig nach Osten weiter. Das führte zwar lange zu einigermaßen schönem Wetter, aber leider schaufelte es an seiner Ostseite haufenweise polare Kaltluft nach Süden, so dass es zwei Wochen lang von Irland bis in die Bretagne viel zu kalt für die Jahreszeit war. Man sieht auf dem folgenden Bild, dass demzufolge blauer Himmel und Kleidung eigentlich nicht zusammen passen.

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Wie schon erwähnt, ist auch an der Waliser und der Westküste von Cornwall eigentlich kein einziger Hafen, in den wir hinein gepasst hätten.

Wir beschlossen deshalb, gleich nach dem Ausschlafen noch einen Riesenschlag hinten dran zu hängen und “um die Ecke rum” bis nach Falmouth an der Südküste Cornwalls zu segeln.

Das ging auch ganz gut, wenn auch wie üblich mit Wind aus der falschen Richtung – nämlich Osten(!) – und der schlief dann irgendwann auch noch ein.

Nachdem wir die große Bucht von Bristol gekreuzt hatten, ging es dann so langsam zur westlichsten Ecke England, nach Lands End. Dort erwischte uns dann blöderweise auch noch für zwei, drei Meilen ziemlich übles Wasser. Wenn aufgrund der Tide Wind gegen Strom steht,

entwickeln sich dort sehr kabbelige Wellen und teilweise richtige Strudel, ein hochinteressantes Phänomen. Leider kann man das auf den Fotos nur ahnen.

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Schließlich umrundeten wir dann gegen Abend Lands End und bogen in den Englischen Kanal ein:

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Morgens um drei waren wir dann nach über 43 Stunden in Falmouth angekommen, erwischten mit viel Glück noch den letzten Platz am Steg und legten uns erst einmal schlafen.

Fotos gibt’s aus Falmouth diesmal keine, obwohl es immer noch ein Städtchen ist, das ich sehr mag. Ich habe aber schon viel interessantes im vergangenen Jahr beschrieben, als ich mit der Merenneito auf dem Weg nach La Coruna hier lag und Falmouth unser Absprunghafen für den langen Schlag durch die Biskaya war.

Eine Ausnahme gibt s doch: Auch in Falmouth lag wieder so ein Verrückter, der üder den Atlantik gerudert war. Regelmäßige Blogleser erinnern sich vielleicht: Auch auf den Kanarischen Inseln gab es gleich mehrere von diesen Booten.

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Ach ja, und dann gab es immer noch die Werbefigur vor dem englischen Seenotkreuzer:

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Nach einem Tag ausruhen ging s dann noch ein Stück nach Osten weiter, weil wir uns die alte Hafenstadt Plymouth anschauen wollten, die dann auch wirklich eine Reise wert war.

Schon der Einlauf in die große Bucht und die Einfahrt in die Marina im Stadtzentrum war hochinteressant, da man sich in die Stadtmarina einschleusen musste.

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Diese Marina im Sutton Harbour war eine der besten und luxuriösesten, die ich in Nordeuropa je gesehen habe. Wir lagen gerne hier und hatten es zu Fuß nur fünf Minuten in die Altstadt von Plymouth, bzw. was davon noch übrig ist. Plymouth ist im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen arg zerbombt worden.

Neben und lag eine englische Familie mit einem außergewöhnlich netten und lustigem Kind namens Kitty. Die bewegte sich auf Booten mit einer Sicherheit, die beeindruckend war. Kitty schloss mit uns gleich Freundschaft und kam uns mehrfach besuchen. Besonders stolz war sie auf ihre ersten “richtigen” Zähne:

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Ich musste für sie deshalb davon eine Großaufnahme anfertigen.

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Kitty lieh sich meine Spiegelreflexkamera aus und erwies sich als hervorragende Fotografin! Wir alle mussten nach ihren genauen Anweisungen uns aufstellen und posieren, und dabei kamen unter anderem folgende Fotos zustande:

 

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Nicht schlecht für das kleine Mädchen, oder?

 

Zum Schluss gibt’s hier noch – für die die mögen – ein kleines Album mit Plymouth-Fotos.

Nach einem schönen Aufenthalt mit allem Drum und Dran (einschließlich Besuch einer Bar mit Live Music) bestiegen wir dann wieder unseren Dampfer, um über Guernsey nach Frankreich in die Bretagne zu fahren. Doch davon mehr im nächsten Blog.

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Kanal und Biskaya im Herbst

Man erinnert sich: Das erste Teilstück der Überführung der Merenneito endete im niederländischen den Helder. Hier wechselte die Crew und mit neuen Gästen konnte ich dann den nautisch anspruchsvolleren Teil der Reise in Angriff nehmen. Leider habe ich diesmal vor lauter Segelei nicht allzu viel fotografiert, deshalb ist dieser Bericht relativ kurz.

Den Helder ist DER niederländische Marinehafen. Selbst die Marina liegt auf abgeschlossenem Marinegelände, man liegt deshalb dort sicher wie in Abrahams Schoß.

Neustadt-DenHelder-2014 (Medium)Neustadt-DenHelder-2014-3 (Medium)

Der Plan war, zunächst auf der Südseite in den Englischen Kanal einzufahren. Erst später wollten wir dann anhand des aktuellen Wetters entscheiden, ob wir den Sprung über die Biskaya von Frankreich oder von der englischen Seite aus antreten wollten. Also waren unsere ersten Etappen Scheveningen noch in den Niederlangen und Nieuwport in Belgien. Zum Eingewöhnen waren das schöne Tagesschläge.

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IMG_4592 (Medium)Die Crew wuchs langsam zusammen, sodass ich auch dem Hochseeteil des Törns sehr optimistisch entgegensah. Mit richtig guten Leuten hat’s der Skipper eben viel´leichter und es macht auch mehr Spaß.

 

Weiter ging es also nach Frankreich – die belgische Nordseeküste ist ja auch wirklich nicht sehr lang.

Unser nächster Stopp war Boulogne-sur-Mer, bevor wir uns dann entschlossen, einen größeren Sprung zu machen und über Nacht bis nach Cherbourg zu fahren.

 

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Jetzt war also der Zeitpunkt gekommen, anhand Tide und vor allem dem Wetter- und Windbericht die Fahrt durch die Biskaya nach Spanien zu planen. Wir entschieden uns dafür, den Kanal zu queren und von Falmouth aus so weit wie möglich hinaus in den Atlantik nach Westen zu fahren, bevor wir nach Süden abbiegen wollten.

Quer über den Kanal zu fahren und die Hauptschifffahrtsroute auch noch nachts zu durchqueren, ist schon ein Erlebnis für sich (das leider nicht fotografierbar ist). Der Verkehr von Dickschiffen in beiden Richtungen nicht kein Ende. Wir setzten unseren Kurs so ab, das wir den Kanal leicht östlich des großen Verkehrstrennungsgebiets kreuzten, sodass wir wenigstens nicht auch noch genau rechtwinklig dazu fahren mussten, sondern einen für uns optimalen Kurssteuern konnten.

Am Samstag liefen wir dann in Falmouth / Cornwall ein. Landschaftlich eine schöne Ansteuerung – nur unser Liegeplatz war nicht gerade einer der schönsten, dafür war er direkt vor der Stadt und alles war zu Fuß machbar.

Yachtverkehr war reichlich, die Engländer sind halt ein Seefahrtsvolk.

 

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in Falmouth blieben wir zwei Nächte. Abgesehen davon, dass wir nochmal unsere Vorräte ergänzten, sahen wir uns die kleine aber interessante Stadt an. Es gab auch eine tolle Kneipe mit Live Music, in der zumindest ein Teil der Crew viel Spaß hatte und schönen alten Rock hörte.

 

Am zweiten Abend gingen wir dann noch einmal lecker essen. Hier der Beweis dafür, dass man mittlerweile auch in England gut essen kann:

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Neben uns am Steg lag eines der abenteuerlichsten Boote, das ich jemals gesehen habe. Die Bilder davon möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten:

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Das allein ist ja schon beeindruckend, aber der absolute Hit war das Vordeck:

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Man könnte ja meinen, ein herrlicher Platz fürs Klo mit allerbester Aussicht – es war aber nicht angeschlossenVerliebt

Von der Biskaya-Überquerung selbst gibt es nichts besonderes zu vermelden. Es ging zwar ganz gut los, aber im Laufe der Zeit schlief der Wind ziemlich ein, sodass wir erhebliche Teile dieses sonst so wilden Meeres mit Motor in Angriff nehmen mussten. Leider viel eines Nachts der passive Teil unseres AIS aus, sodass wir wegen der überall herumschleichenden kleinen Fischerboots besonders gut Ausguck gehen mussten -  wenigstens funktionierte unser AIS-Sender, sodass die uns wahrnehmen konnten.

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Den letzten Teil der Strecke fuhren wir sehr langsam, damit wir erst nach Hellwerden in La Coruna ankamen. Wir legten uns in den inneren Stadthafen, der jetzt, am Ende der Saison, ziemlich leer war. Ja, und dann passierte es:

Nach fast anderthalbtausend Seemeilen sind wir buchstäblich auf dem allerletzten Meter der Reise. Ich überlasse meinem Co-Skipper das Ruder für das Anlegemanöver, gehe auf die Steuerbordseite und habe vor, mal wieder beim Anlegen mitzuhelfen. Denke mir “du kannst ja auf den Schwimmsteg springen und die Achterleine annehmen”. Gesagt getan, elegant wie eine Gazelle (oder wie hieß nochmal das große graue Tier mit dem RüsselZwinkerndes Smiley) springe ich auf den schmalen Schwimmsteg. Und was macht der blöde Steg: Senkt sich unter meinem Gewicht ein wenig tiefer, federt wieder hoch, katapultiert mich in die Höhe, und mit einem eleganten Satz lande ich auf der anderen Seite im Hafenwasser – und das Ganze mit Rettungsweste, die sich natürlich prompt aufblies!

Es hat sich keiner getraut, den Skipper im Wasser zu fotografieren, deshalb gibt es nur Fotos der Weste nach diesem Ereignis, schön dekoriert und garniert.

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Wir lagen dann recht ruhig, aber sozusagen mittendrin, direkt hinter dem Kreuzfahrerkai:

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Nach einem ausgiebigen Stadtspaziergang versammelten wir uns dann zu einem äußerst leckeren Abschiedsessen. Die ersten verließen uns am nächsten Morgen schon ganz früh, während ich mit dem Rest nochmal an die Tankstelle musste.

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Dann gingen zwei sehr schöne Törns zu Ende, die mir viel Spaß gemacht haben. Die Merenneito ist ein außergewöhnlich sportliches und schnelles Schiff, das anspruchsvoll ist und sich teilweise segelt wie eine Jolle.  Ich freue mich schon auf den nächsten Törn mit dieser eleganten  X-Yacht.

Wie gesagt, ich habe für meine Verhältnisse wenig fotografiert. Umso mehr danke ich deshalb meinem Mitsegler Ralf für die Verwendung einiger seiner Fotos.

Bis zum nächsten Mal

Euer Segelwolf