Von dem Ritt über den Atlantik mit ganz kleiner Mannschaft von den Azoren nach Brest gibt es leider so gut wie keine Fotos. Ich war entweder zu müde oder zu beschäftigt zum Fotografieren. Probleme hatten wir ein paar: Aufgrund eines unglücklichen Vorfalls auf den Azoren war eine unser Batterien defekt, sodass wir laufend zu wenig Strom zur Verfügung hatten. In diesem Fall kann man zwar die Maschine laufen lassen, um mittels der Lichtmaschine die Batterien zu laden, aber dann steht man vor der Frage: Hab ich lieber keinen Strom oder lieber keinen Diesel mehr?
Zusätzlich riss und bei 7 Beaufort drei Tage vor Brest noch das Großsegel, sodass wir nur noch im zweiten Reff fahren konnten. Das war eher weniger schlimm, weil wir eh genug Wind hatten.
In Brest angekommen, musste dann erst einmal anständig an Land gespachtelt werden. Ich bin ja eher sonst nicht der Hamburger-Freund, aber diese erste Mahlzeit an Land hatte schon was…
In Brest stieg ein junger Mann aus und zwei Mädels ein, sodass ich den Rest der Tour mit sozusagen mit einem Dreimädelschiff fuhr, hat aber bestens geklappt.
Nach zwei Jahren fuhr ich auch endlich wieder einmal nach Lezardrieux, weil die Flussfahrt bei einem Tidenhub von ca. 7 Metern immer wieder spannend und landschaftlich beeindruckend ist. Besonders die Seezeichen sind eine Reise wert.
Vorher musste frau aber erst seefest werden
Hier ein paar Bilder der Flussfahrt bei relativ niedrigem Wasserstand. Ihr könnt Euch vorstellen, dass man schon genau im Fahrwasser bleiben muss, wenn bei Hochwasser alle diese Felsen unsichtbar unter Wasser sind, sonst rummst es ziemlich.
Kalt war es leider auch ziemlich, da wir inzwischen wieder in nördlicheren Gefilden angekommen waren. (Sozusagen der Vorbote des Nicht-Sommers, unter dem ich den Rest der Zeit bis heute in der Ostsee leiden durfte…)
Ca. 20 Km flussaufwärts kommt man dann zur Marina von Lezardrieux. Diese besteht aus zwei Teilen: Der äußere ist ein Tidenhafen mit Schwimmstegen, die zwischen Niedrigwasser und Hochwasser mehrere Meter auf und ab fahren:
(Man beachte die Werbung für das Blues-Festival –leider waren wir einen Tag zu früh da)
und dem inneren Hafen, der nur bei hohem Wasserstand anzulaufen und sonst vom Fluss abgesperrt ist:
Ihr seht unten in der Einfahrt die Stufe. Erst wenn das Wasser noch midestens drei Meter höher als auf dem Foto ist, schaltet die Ampel auf Grün und man kann zwischen diesen Stangen (die Fahrwassertonnen sind) in den Hafen hineinfahren. Heraus kommt man natürlich auch erst wieder bei Hochwasser.
Wir hatten es aus Zeitgründen ziemlich eilig, nach Hause zu kommen, deshalb fasse ich mich hier auch kurz. Wer über die angelaufenen Häfen mehr sehen möchte, geht einfach in meinem Blog zwei Jahre zurück und findet ausführlichere Berichte mit viel mehr Fotos.
Unser nächster Stopp war St. Peter Port, die Hauptstadt der Kanalinsel Guernsey, über die ich ja auch schon mehrfach berichtet habe. Deshalb hier auch nur ein neues Bild des Tidehafens, in den man bei ca. 10 Metern Tidenhub auch nur bei Hochwasser hineinkommt.
Guernsey liegt ja eigentlich nicht im englischen Kanal, obwohl man sie “Channel Island” nennt, sondern ziemlich dicht vor der französischen Küste.
Deshalb ging es natürlich auch jetzt in Frankreich weiter. Wir liefen eine sehr nette französische Kleinstadt an, die ich noch nicht kannte: Fécamp. Mit einem größeren Boot als unsere gute “Paula” wäre das nicht ganz so einfach gewesen, da es dort echt eng und flach ist. Wir haben aber dort einen sehr schönen Abend verbracht und gut gegessen.
Zwei Dinge sind mir in Fécamp besonders im Gedächtnis geblieben:
Zum einen unser Restaurant, das auf den Vorlegepapieren die Wartezeit für das Essen mit Sudokus versüßte.
Und zum anderen ein wahrlich beeindruckendes Antiquitätengeschäft – oder wie man diesen ´Laden sonst nennen soll…
Von dort ging es dann weiter den Kanal hinauf über Boulogne-sur-Mer nach Nieuwport in Belgien. Der Wind wurde leider immer weniger, sodass wir große Strecken motoren mussten. Außerdem kamen wir langsam zeitlich in die Bredouille, sodass wir beschlossen, von Nieuwport direkt bis zum Nord-Ostsee-Kanal durchzufahren, und nur einen kleinen Einkaufsstopp von drei Stunden in den Helder zu machen. Dadurch kamen wir dann noch in den Genuss von wunderschönen Sonnenunter- und Aufgängen auf See.
Wie man sieht, wurde ich von den Mädels prima versorgt. Ich erinnere mich gerne an diese äußerst leckeren Pfannkuchen in größeren Mengen:
Spannend war es, unglücklicherweise nachts um zwei genau vor der Wesermündung in dicken Nebel mit Sichtweiten von unter 100 Metern zu geraten. Ich bin da ja nicht in der sicheren Küstenverkehrszone, sondern muss die Haupt-Schifffahrtslinie kreuzen, auf der alles fährt, was in die Weser oder die Jade will oder da herauskommt. Ich habe mich per Funk bei der Verkehrszentrale “German Bight Traffic” gemeldet und laufend meine Position durchgegeben, da trotz genauer Angabe die Radar-Reflektoren (ich hatte sogar zwei davon in der Takelage hängen) es der Radarstation nicht ermöglichten, mein Boot im Radar zu sehen. Aber alles ging gut, es war gottseidank in dieser Nacht kaum Verkehr unterwegs.
Als wir dann in die deutschen Gewässer kamen, habe ich als erstes den Kegel für Maschinenfahrt unter Segel gesetzt, um nicht wieder in eine Falle zu laufen. Meine regelmäßigen Leser wissen: Letztes Jahr durfte ich auf Rügen dafür ein 35-Euro-Knöllchen bezahlen.
So langsam kam die Elbmündung näher, damit auch der Verkehr mit dicken Pötten und die Luft roch nach zuhause.
Da wir nach der durchfahrenen Nacht jetzt mittags bereits vor Brunsbüttel waren, beschlossen wir, doch noch durchzuschleusen, auch wenn wir wussten, wir schaffen den Kanal heute nicht mehr. Sportboote dürfen dort im dunkeln nicht fahren).
Immerhin kamen wir noch bis zur Gieselauschleuse, fast auf halber Strecke, wo wir geradezu idyllisch übernachteten, wenn auch ohne Strom und neues Frischwasser.
Am nächsten Morgen recht früh ging es dann weiter.
und gegen Mittag kamen wir dann so langsam Richtung Kiel. Der Eigner (dessen Tochter ich an Bord hatte) kam uns mit dem Auto entgegen, um uns schon vorher zur Begrüßung zuzuwinken.
Für die Ankunft bereitete ich das Schiff dann nach alter Seglertradition vor: In die Backbordsaling werden alle Gastlandflaggen der besuchten Länder gehängt. Eine fehlte leider, weil ich keine spanische Flagge mehr hatte.
Damit endete dann eine Reise, die mich in sieben Wochen über 3.214 Seemeilen hohe See führte. Das ist weiter als die Strecke von den Kanarischen Inseln in die Karibik, die ich im letzten Winter fuhr. Ich habe viele interessante Gegenden kennengelernt, seemännisch viel erlebt und habe nicht zugenommen (auch ein Erfolg )
Den Sommer über war ich sehr viel auf der Ostsee unterwegs, teils Einwochentörns mit Gästen ab Rügen oder Kiel, und dazu diverse Kurse Sportbootführerschein und Sportküstenschifferschein, also das ganz normale Sommergeschäft, über das es nicht so viel zu berichten gibt.
Aber Ende September geht es dann wieder los auf ganz große Fahrt: Es steht der Törn Rostock – Gran Canaria – St. Lucia an, also wieder einmal reichlich Hohe See, von der ich dann rechtzeitig zu Weihnachten am 23. Dezember wieder zurück bin. Davon gibt es scher wieder viel zu berichten.
So stay tuned!”“