Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, in Seixal vor Anker auf dem Tejo, gegenüber von Lissabon.
Am nächsten Vormittag gelang es mir dann endlich, einen Platz in einer Marina in Lissabon zu ergattern. Leider nicht in irgendeiner der drei Marinas in der Nähe der Altstadt, sondern weiter draußen, im Stadtteil Parque das Nacoes, wo 1998 die Weltausstellung stattfand. Das hatte aber den Vorteil, dass wir zweimal an der ganzen Stadtfront vorbeifahren konnten, was schon beeindruckend ist. Hier ein paar Impressionen dieser interessanten Stadt.
Das erste, was man von Lissabon selbst sieht, ist der berühmte Torre de Belem, der 1515 vom portugiesischen König in Auftrag gegeben wurde und als Sinnbild des portugiesischen See- und Handelsimperiums gilt und heute das Wahrzeichen der Stadt und Weltkulturerbe ist. Man erinnere sich: Das heute si kleine Portugal war damals eine der beiden Weltmächte und unermesslich reich.
Nicht nur wir fuhren vor der Stadt spazieren, sondern auch die hier
und auch die hier fuhren vor der Stadt auf und ab…
Als nächstes sieht man ein imposantes Gebäude, das früher einmal das Elektrizitätswerk der Stadt war.
Heute ist es ein bedeutendes Industriedenkmal der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in hervorragendem Zustand. Seit 1980 beherbergt es das Elektrizitätsmuseum und Räume für Ausstellungen und Konzerte.
im Stadtteil Belem (Bethlehem) steht auch der Padrão dos Descobrimentos (Denkmal der Entdeckungen), das aber nicht sehr alt ist, sondern erst 1960, zur Zeit des Diktators Salazar, errichtet wurde.
Vorn am Bug steht Prinz Heinrich, der Seefahrer, und hintendran weitere 32 Persönlichkeiten aus der großen Entdeckerzeit Portugals im 15. Jahrhundert, als man die Azoren, Madeira und große Teile der westafrikanischen Küstenregionen in Besitz nahm. 1960 war der 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer, der übrigens witzigerweise nie zur See gefahren ist, sondern nur alle möglichen Leute zur See geschickt hat.
Mitten in der Stadt, findet sich auch der Handelshafen, insofern erinnerte mich das schon ein bisschen an meine Heimatstadt Hamburg. Genau wie dort gibt es relativ wenig alte Gebäude. In Hamburg liegt das am “Großen Brand” von 1842 und in Lissabon an dem großen Erdbeben von 1755, das zusammen mit einem Tsunami und einer riesigen Feuersbrunst die Stadt fast vollständig zerstörte und wahrscheinlich 100.000 Menschen das Leben kostete.
So langsam kommt man dann zum eigentlich Zentrum, das einmal der Mittelpunkt eines Weltreichs war. Die Seeseite dieses Zentrums ist der berühmte Praça do Comércio, der seine Existenz auch dem Erdbeben zu verdanken hat. Stadtmauern hatten sich ja im 18. Jahrhundert schon überlebt, sodass Lissabon die erste europäische Großstadt war, die großzügige Plätze und prachtvolle Boulevards hatte. Der Platz ist schon beeindruckend.
Der Hafen reicht – wie man sieht - bis mitten in die Innenstadt, das kannte ich bisher hauptsächlich aus Rio de Janeiro und meiner Heimatstadt.
Am Ende des schiffbaren Teils des Tejo kommt man dann zum Stadtteil Parque das Nacoes, der für die Weltausstellung 1998 gebaut wurde. Er liegt direkt vor dem Ponte Vasco da Gama, der längsten Brücke Europas und einer der längsten Hängebrücken der Welt.
Die Gebäude der ehemaligen Weltausstellung sind architektonisch sehr interessant und man hat es geschafft, das Areal vielleicht mehr am Leben zu erhalten, als es in Hannover der Fall ist.
Von der eigentlichen Stadtbesichtigung habe ich keine Fotos – das sind Bilder und Perspektiven, die man im Internet oder bei einem Städteurlaub ja überall sehen kann.
In Lissabon hatte ich dann den letzten Crew-Wechsel, da ein Teil der Mannschaft hier ausstieg und durch neue Mitstreiter ersetzt wurde. Diese letzte Woche bis Faro war zwar seglerisch schön, aber fotografisch eher uninteressant. Südlich von Lisabon beginnt ja der touristische Teil Portugals und die Häfen der Algarve sind jetzt eher nicht so fotografierenswert.
In Faro endete dann eine siebenwöchige Reise von fast 2.200 Seemeilen, voll mit Erlebnissen, Landeseindrücken und seglerischen Herausforderungen, die viel Spaß gemacht hat.
Zuhause war ich aber dann nur eine knappe Woche. Danach ging es sofort wieder mit dem Flieger nach Split in Kroatien, wo ich für Ulli Baussmanns Pagomo.de einen Törn mit dem 12 Meter Katamaran Pagomo Vio durchführte. Es gibt wenig zu berichten, da ich über fast den gleichen Törn schon im Frühjahr berichtet habe.
Ein paar schöne Fotos gibt es aber doch vom Schiff:
In den letzten Tagen des Törns erwischte mich eine heftige Bora mit teilweise weit über 40 Knoten Wind, gegen den ich gegenan bolzen musste. Teilweise war das segeltechnisch kaum möglich, sodass ich unter Mschine fuhr, was nicht ganz einfach war, da unglücklicherweise ein Motor ausfiel. Zeit zum Fotografieren hatte ich da eher nicht.
Was sich als sehr schwierig herausstellte, war, nachts bei über dreißig Knoten Querwind einen Katamaran anzulegen, der nur noch eine Maschine hatte. Die Marina von Kastela war gesperrt, sodass wir an der Außenseite der Mole anlegen sollten. Da ich manövertechnisch praktisch allein an Bord war, musste ich sehr vorsichtig sein, um nicht beim Anlegen Kleinholz zu fabrizieren. Mit der Hilfe von zwei Marineros und mehreren Seglern von Nachbarschiffen klappte das aber dann doch ohne eine einzige Beule. Lustig ist aber der Track dieser Anlegeversuche auf dem Kartenplotter. Man muss dazu wissen, dass man mit einem Katamaran, in dem nur der Backbordmotor funktioniert, keine Linkskurven fahren kann.
So, mit diesem Anlegemanöver ist dann auch meine diesjährige Segelsaison beendet. Insgesamt war ich 22 Wochen auf dem Wasser, habe den Atlantik, die Adria, die Nordsee, Ostsee,den Englischen Kanal, die Irische See und die Biskaya befahren und habe viele nette und interessante Leute kennengelernt. Einige gaanz wenige nicht so nette waren auch dabei, aber insgesamt hat mir das Zusammensein mit diesen Menschen viel Freude gemacht.
Einen Bericht gibt’s noch im nächsten Blog, aber da geht es nicht um segeln, oder doch, aber nur indirekt. Ihr dürft gespannt sein.
So stay tuned!