Carloforte, wie gesagt ist ein hübsches kleines Städtchen auf der Isola S. Pietro. Auffällig ist, dass die Leute nicht wir Sarden aussehen, sondern eher wie Norditaliener. Das liegt daran, dass sie aus Ligurien stammen und dort vor vielen Jahren die menschenleere Insel besiedelt haben. Alles, was dazu noch zu sagen und zu zeigen ist, könnt Ihr im Blog von Anfang Mai nachlesen.
Bleibt nur nachzutragen, dass wir diesmal in einer neuen sehr empfehlenswerten Marina lagen, die die besten Sanitäranlagen hat, die ich bisher in Süditalien gesehen habe. Es tut mir ja leid, dass ich immerzu von so etwas schwärme, aber man ist ja hier unten sooo dankbar geworden!
Unsere ab jetzt etwas geänderte Reiseplanung begann damit, dass unser Tank ziemlich leer war, nachdem wir ja schon den ganzen Weg von Sizilien hierher unter Motor laufen mussten. Leider ist die Tankstelle von Carloforte im Fischerhafen – und der ist nur 1,80m tief. Unser Schiff hat aber gut zwei Meter Tiefgang. Also was tun? Zurück nach Cagliari? Hatten wir alle keine Lust. Also weiter nach Norden. Der Reiseplan sah vor, dass wir als nächstes ca. 40sm weiter nördlich in die Marina Torregrande bei Oristano gehen wollten. Nach den übereinstimmenden Berichten der neuesten Handbücher ist dort aber die Einfahrt so versandet, dass es nur noch weniger als die besagten zwei Meter Wasser gibt. Also fiel auch der Hafen mit Tankstelle für uns aus.
Dafür haben wir uns vor Oristano hinter dem Kap mit den Ruinen einer römischen Stadt einen wunderschönen Ankerplatz ausgesucht und dort einen schönen ruhigen Abend mit leckerem Essen und Rotwein verbracht.
Leider passierte mir dort ein nicht ganz billiges Missgeschick. Ich hatte achtern am Boot zu tun, schaute runter und plumps – lag ich im Wasser! Das war schon einmal zu viel, da ich ja bekanntlich i.d.R. nur einmal im Jahr ins Wasser falle. Schlimm war’s eigentlich nicht – nur leider ist bei diesem Abenteuer meine Brille auf Grund gegangen und war nicht mehr zu bergen.
Wir entschlossen uns dann, am nächsten Morgen weiter nach Norden in die nächste Stadt namens Alghero zu fahren. Das ist eine Stadt, zu der ich auf jeden Fall nochmal fahren werde, weil zur intensiveren Besichtigung keine Zeit blieb. Neben einer guten Marina mit aller Infrastruktur liegt eine Stadt mit mittelalterlicher Stadtmauern, die erstaunlicherweise katalanisch-spanischer Herkunft ist. Noch heute sehen die Einwohner eher wie Katalanen aus als wie Sarden und überall steht Paella auf der Speisekarte.
Am nächsten Morgen um acht konnten wir dann endlich tanken und unseren großen 36 Stunden-Schlag nach Menorca beginnen. Auf Wiedersehen Sardinien bis zum nächsten Mal. Der letzte Eindruck dieser interessanten Insel ist dies Kap mit Leuchtturm, dass wir noch dreißig Meilen weit sahen.
Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass fast das ganze Mittelmeer zur Zeit unter Hochdruckeinfluss liegt und eine einzige windlose Badewanne ist? Auch die Strecke nach Menorca müssen wir ununterbrochen motoren, nur gelegentlich können wir die Genua dazu setzen, die uns ein halbes oder ganzes Knötchen Geschwindigkeit mehr bringt.
24 Stunden ist weit und breit außer uns kein einziges Schiff zu sehen. Die einzige Abwechslung waren zwei oder drei mal vorbeischwimmende riesige Schildkröten. Wenigstens einmal hatte ich meine Kamera parat:
Und weiter ging es unter Motor, immer Kurs West Da die Orion keinen Autopilot hat, musste also immer gesteuert werden, was weder tags noch nachts besonders prickelnd ist, wie man sieht.
Was macht man nur mit einem blinden Skipper?