Wie schon angekündigt, habe ich nun die Überführung einer privaten Hanse von Teneriffa bis nach Kroatien hinter mir. Das waren fünf Wochen und fast 2.600 Seemeilen richtig heftigen Meilenfressens. Da ich nur diese fünf Wochen Zeit hatte, musste ich mich wirklich beeilen. Wer sich ein bisschen auskennt, kann ermessen, was es bedeutet, fünf Wochen lang jede Woche mehr als fünfhundert Meilen zu fahren.
Spaß hat’s gemacht, auch wenn es anstrengend war. Und Gottseidank hatte ich dank “Hand gegen Koje” und privater Kontakte jede Woche wirklich gute Mitstreiter, mit denen man solche Gewalttouren prima machen konnte. Nur ein einziges Mal hat das wegen einer Verspätung nicht geklappt, als ich jemanden in Ibiza vorzeitig aussteigen lassen musste. Dann musste ich halt das Stück Ibiza – Mallorca über Nacht einhand segeln. Ging aber auch. Immer den Wecker stellen, rausschauen, auf dem Radar nachschauen, was sich in 25 Seemeilen Entfernung aufhält, und dann wieder 45 Minuten dösen. Bisschen anstrengend, aber man gewöhnt sich dran. Zum Schluss ist man dann ein halber Zombie
Wenn man mit neuer Crew so eine Reise startet, fährt mal am besten zuerst einmal einen Eingewöhnungsschlag, wobei der bei uns auch schon über 40 Meilen war. Es ging nach Garachico, dem kleinen Hafen an der Nordseite von Teneriffa, den ich ja schon mehrfach beschrieben habe.
Auf dem Hinweg steht einer der interessantesten Türme, die ich auf meinen Reisen gesehen habe. Recht modern, aber ästhetisch.
Hier das obligate Liegeplatzfoto. Wer meinen Block regelmäßig liest, erkennt vielleicht, dass ich dort einen Stammplatz habe und mit allen Schiffen seit letztem Jahr immer wieder auf dem gleichen Platz lag.
Im Hintergrund sieht man die Innenseite der Kaimauer, die den Hafen gegen das Meer verteidigt, das dort mit tausenden von Meilen Anlauf ankommt. Wie die von außen aussieht, habe ich ja im letzten Blog über Garachico gezeigt: Über 1.700 Betonblöcke a jeweils 60 Tonnen!
Auf der Innenseite hat man das Ganze mit einer ca. 12-14 Meter hohen Maier verkleidet, auf der in drei Stockwerken Galerien laufen, auf denen man spazieren gehen konnte.
Ich hatte Euch ja letztes Mal schon erzählt und gezeigt, dass die Einfahrt in den Hafen nicht ganz einfach ist, besonders bei Seegang. Und jetzt schaut Euch mal ohne Worte einfach die Bilder an, die ich diesmal von der mehr als 12 Meter hohen Mauer von innen gemacht habe:
Krass, nicht? Besonders auf den letzten Bildern kann man gut erkennen, dass die Wucht der Brecher bereits große Teile der Betongeländer an der Galerie weggerissen hat.
Gottseidank war der Spuk am nächsten Tag vorbei, sodass wir wie geplant zum ersten großen Schlag nach Madeira auslaufen konnten.
Wie gewohnt, fuhr ich wieder in die Marina Quinta do Lorde am östlichen Ende der Insel, die ich ja schon diverse Male besucht habe. Leider hatten wir ziemlich mieses Wetter, die Marina war auch schon ziemlich leer, weil keine Saison ist.
Schaut Euch mal auf diesem Bild den Mast der acht an, die hinter uns lag. Ein geradezu riesiges Teil aus Holland, das nur von zwei Leuten gefahren wurde und auf dem Weg von den Kanaren in die Niederlande war.
Jetzt ist halt die Zeit für die Überführungen von der Wintersaison auf den Kanarischen Inseln zurück nach Mittel-und Nordeuropa. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass ich in allen möglichen Häfen auf der Strecke Kollegen traf, die auch auf diesem Weg waren. Hier zum Beispiel war es die “Pegasus” meines ehemaligen Auftraggebers Hering, für den ich ja bekanntlich nicht mehr fahre und in Cartagena war es die “Spirit” von Schönecke, die auch von einem ehemaligen Hering-Kollegen nach Norden geschippert wurde. Insgesamt sind wir Skipper eine doch relativ kleine Gruppe, die sich in den verschiedensten Häfen halt immer wieder begegnet.
Natürlich habe ich wieder die gewohnte Inselrundfahrt mit dem Kleinbus gemacht und Abends in Funchal im “Almirante” gegessen, wo sie mich auch nun schon seit fünf Jahren kennen. Davon gibt’s aber diesmal keine Bilder, darüber habe ich ja schon mehrfach berichtet. Eine Sache möchte ich aber doch kurz zeigen, weil ich sie einfach schon fand.
Bei einem Zwischenhalt fotografierte ich einen ganz hübschen gelben Busch, der aber so aus der Entfernung nicht gerade beeindruckend aussah.
Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, dass sich da etwas bewegte. Also ging ich näher ran. Und erst dann sah man, dass dieser Busch randvoll mit hunderten von Bienen war, die sich da fleißig am Nektar bedienten.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter auf die 600 Seemeilen-Strecke ins Mittelmeer. Am Anfang war das Wetter doch ziemlich heftig. Uns erwarteten draußen 30 Knoten Wind und mehr. Da aber die Windrichtung stimmt und es so irgendwo zwischen halbem Wind und raumschots war, beschloss ich, keine Zeit zu verlieren und loszufahren, zumal das Wetter sonst ja gut war. Wie windig das ist, kann man erwahnen, wenn man dieses Boot seht, dass uns am Anfang noch unter der madeirensischen Küste entgegenkam.
Als wir dann weiter herauskamen, sah das Meer schon ein bisschen heftiger aus. Aber mit Wind schräg von hinten nd einem anständigen Reff was das alles kein Problem:
Nach zwei Tagen aber wurde der Wind dann deutlich weniger und kam gottseidank immer noch von achtern. Also kam unsere große Stunde: Zum ersten Mal überhaupt hatte ich die Chance, einen Parasailor hochzuhieven. Das ist ein ganz besonderer Spinnaker, der besonders gut fährt, besonders böentolerant und segelbar bis 20 Knoten Wind, was ganz außergewöhnlich ist. Dafür ist er auch besonders teuer
Auf jeden Fall waren Tibor und ich ziemlich stolz, als wir das Ding endlich zum ersten Mal hochbekommen hatten.
Hier mal ein paar Aufnahmen, wie so ein Ding während der Fahrt aussieht.
und noch ein paar:
Wie man auf dem nächsten Bild besonders gut erkennen kann, ist dieses Segel eng verwandt mit Gleitfallschirmen. Man kann hier deutlich sehen, dass es auf halber Höhe über die gesamte Breite einen großen Schlitz hat und darüber eine orangefarbene nach vorne außen gewölbte Lippe. Dadurch hat es außergewöhnlich gute Eigenschaften, ist aber natürlich besonders teuer in der Herstellung. Es war jedenfalls ein Riesengenuss, dieses Teil zu segeln.
Umso schneller kam dann auch das Ende der ersten großen Etappe, die uns von Teneriffa und Madeira zunächst nach Gibraltar führte, wo wir natürlich als erste Amtshandlung die britische Gastlandflagge gesetzt haben.
A propos Flagge: Die untenstehende Version unser Heimatflagge haben wir natürlich vorsichtshalber eingezogen, bevor wir irgendwo eingelaufen sind
Nach Gibraltar und Estepona im Mittelmeer ging es dann noch ziemlich ereignislos bis nach Benalmádena bei Malaga, wo der erste Teil dieser großen Reise zu Ende ging.
Nach einer kurzen Verschnaufpause von nur einem Tag ging es dann frisch gestärkt weiter Richtung Balearen. doch davon später mehr.
So stay tuned!
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