Heute gibt es eine kleine Episode über meinen Lieblingsplatz auf Teneriffa, den ich ja letztes Jahr schon einmal ein wenig beschrieben habe. Heute aber soll es ein klein bisschen ausführlicher zugehen.
Wir starten wie gewohnt auf der Südseite der Insel, wo sich – wie auch auf der Westseite – alle Touristenhochburgen befinden. Von der Marina San Miguel hat man einen schönen Blick über den Golfplatz auf den Teide (zur Erinnerung: Mit 3.700 Metern der höchste Berg Spaniens)
Nach einem kurzen Stück Südseite biegen wir dann nach rechts bzw. Norden ab und fahren längs der vielen Touristenorte und sind froh dabei, an Bord zu sein und nicht in einer dieser Waben herumhängen zu müssen.
Nach einigen Stunden wird dann die Bebauung langsam dünner und hört schließlich völlig auf, weil es dann nur noch hohe Felsen gibt, die steil zum Meer hin abfallen. Kommt man dann an die Nordwestspitze der Insel und biegt nach Osten ab, empfängt uns die Wetterseite von Teneriffa. Hier brettern die Nordostwinde und –wellen gegen die Insel und die feuchte Luft regnet sich an den Hängen ab, die deshalb viieel grüner sind. Deshalb wohnten hier eigentlich alle Insulaner vor der Ankunft der Touristen – was sollten die auch auf der Südseite, wo es kein Wasser und nur trockenen Boden gibt.
Wenn Atlantikdünung nach einigen tausend Meilen Anlauf auf eine hohe Felsenküste trifft, geht da ziemlich was ab. Das Schauspiel ist schon beeindruckend. Leider kann ich Euch nicht den Lärm vorführen, den das macht, aber die folgenden Bilder geben schon ein paar Eindrücke von den bis zu 20 Metern hohen Gischttürmen.
An dieser eher unwirtlichen Küste gründeten die Spanier im 16. Jahrhundert die Stadt Garachico (der Name gehörte ursprünglich zu einem Dorf der Ureinwohner, die ja praktischerweise nach Ankunft der Spanier relativ schnell ausstarben).
Schnell wurde Garachico –man glaubt es heute kaum – der wichtigste Hafen Teneriffas, aus dem im 16. und 17. Jahrhundert jede Menge Frachtschiffe mit dem örtlichen Wein und Zucker nach Amerika und zum europäischen Festland fuhren. Leider gab es auch schon mal heftige Rückschläge wie z.B. 1646, als ein heftiger Erdrutsch einen Teil des Ortes und 40 Schiffe vernichtete und mehr als hundert Menschen das Leben kostete.
Dieses goldene Zeitalter endete abrupt am 5. Mai 1706, als ein Vulkanausbruch des Tevejo den Ort zum größten Teil vernichtete und den alten Hafen komplett mit einem Lavastrom zudeckte. Erstaunlicherweise gab es dabei kein einziges Todesopfer.
Übrig blieb nur ein ganz kleiner Fischerhafen und Garachico verank lange im Dornröschenschlaf.
Der größte Sohn Garachicos ist – zumindest indirekt – der südamerikanische Befreier Simon Bolívar, der zwar schon in Venzuela geboren wurde, dessen Familie aber ursprünglich aus Garachico stammte. Deshalb steht auf dem wichtigsten Platz im Ort natürlich seine Statue und bis heute gibt es enge Bande zwischen Garachico und Venezuela.
Von See sieht man einen kleinen Ort mit ca. 5.000 Einwohnern an der unstreitig malerischsten Küste der Insel, der fast völlig frei von Hochhäusern und Bausünden ist und immer noch den Charakter einer alten spanischen Kleinstadt hat.
Über die ziemlich enge und schwierige Hafeneinfahrt will ich diesmal nicht schreiben, das könnt Ihr im Beitrag “unverhofft Kanarische Inseln” vom letzten Dezember nachlesen. Heute geht es erst einmal über den Ort selbst.
Die Stadt besteht ausschließlich aus niedrigen ein- bis zweiwstöckigen Häusern im alten spanischen Stil, denen man teilweise den alten Wohlstand noch ansieht. Hier einmal einige Beispiele:
Zentral liegt ein wunderschöner alter und sehr gepflegter Platz zwischen zwei Kirchen, der gemeinsamer Treffpunkt der Einheimischen und der paar durchreisenden Touristen ist,
Man sitzt gemütlich an einem runden Pavillon, trinkt sein Bier oder seinen Kaffee und anschließend geht es dann z.B. in mein absolutes Lieblingsrestaurant auf Teneriffa: El Mirador de Garachico. Das Ambiente könnte ein klein wenig gemütlicher sein, aber das Essen ist außergewöhnlich kreativ und lecker und wird von hochprofessionellen und netten Kellnern serviert. Hier mal was zum Appetitanregen, als erstes gleich mein Lieblingsgericht: Das Filet vom Schwarzen Schwein:
Aber auch Fisch etc. wird lecker zubereitet und ansprechend serviert:
Dazu werden ganz ausgezeichnete einheimische Weine serviert, und zum Schluss kommt eine erstaunlich preiswerte Rechnung auf den Tisch.
(Hab ich vergessen zu sagen, dass natürlich auch automatisch vorher der “Gruß aus der Küche” und zur Rechnung selbstgemachtes Konfekt kommt?)
Das Wahrzeichen des Ortes ist ein vorgelagerter Felsen namens “Roque de Garachico”, wo irgendwann mal Lava ins Meer geplumpst ist:
Von diesem Felsen geht seltsamerweise die Sage, dass dort mal vom Nordpol eine Pinguinfamilie hingereist sei. Doppelt seltsam: Was wollten die dort – und außerdem gibt es am Nordpol gar keine Pinguine!
Wer von Euch ein bisschen Spanisch kann, der kann auf nebenstehender Tafel diese Legende nachlesen. Zumindest ist das ein hübscher kleiner Touch an der Felsenküste.
Wenn man z.B. eine nette kleine Stadtstraße wie die nachfolgende heruntergeht, kommt man zum örtlichen Fußballplatz. Der ist mit einer großen Mauer gegen See gesichert und außerdem noch mit einer Einrichtung gegen Ballverlust im Meer versehen:
Ich habe, damit das deutlicher wird, mal einen kleinen Ausschnitt rechts oben aus dem Bild herausvergrößert:
Man sieht hier ein quer gespanntes Drahtseil, an dem ein riesiges Netz herunter hängt, dass bei Spielen zugezogen wird und dem Ball den Luftweg ins Meer verwehrt.
Gleich daneben ist ein wunderschönes altes Nonnenkloster
und noch ein Stückchen weiter, in der gleichen Straße, die wahrhaft beeindruckende örtliche Kfz.-Werkstatt:
Zum Schluss aber nochmals zurück zur Marina. Diese wurde mit sehr viel Geld der EU vor wenigen Jahren erbaut und sollte neben dem Tourismus auch als Fischereihafen dienen, deswegen stammte das meiste Geld vom europäischen Fischereifonds. Allein die Mole hat über 34 Millionen Euro gekostet und besteht aus über 1.700 Zementblöcken von je 60 Tonnen. (Inwischen hat man auf den Molenkopf eine Art Skulptur gesetzt, damit ist der Hafen von See aus endlich besser zu sehen)
Im Vordergrund liegt die allseits bekannte Santa Maria, eines der drei Schiffe, mit denen ich allein im letzten Vierteljahr hier war.
Ich kann nur immer wieder sagen: Ein zwar altes, aber wunderschönes und extrem seetüchtiges Schiff!
Schaut Euch mal dies Gebäude an: Seit drei Jahren komplett fertiggestellt, bezahlt mit EU-Fördergeldern, und bis heute noch nicht eröffnet:
Gebaut wurde es für die örtliche Fischereikooperative. Ich weiß aber nicht, ob es überhaupt eine gibt. Jedenfalls liegen kaum Fischerboote im Hafen und das Gebäude steht leer. Dafür muss der arme Hafenmeister schon seit Jahren in einem winzigen Container hausen – und die Duschen für uns sehen auch so aus. Am ärgerlichsten sind die Toiletten in dem Container: Das Kabüffchen ist so schmal, dass man zum aufstehen und Hose zumachen die Tür öffnen muss!
Für den Bau wurde aber richtig Geld in die Hand genommen und sogar die Kunst am Bau wurde nicht vergessen.Alle großen Betonplatten wurden sozusagen gestempelt:
Daraus wurde dann die auf den ersten blick geradezu abenteuerlich hohe Molenmauer zusammengesetzt:
Man sollte es kaum glauben, aber dieses riesige Bauwerk ist immer noch zu klein, wenn die Atlantikbrandung mal so richtig loslegt. Die nachstehenden Bilder zeigen dies in beeindruckender Weise:
Deutlich ist zu sehen, dass die Gewalt des Wasser große Teile des Geländers der oberen beiden Etagen bereits weggebrochen hat. Kommt der Atlantik so angerauscht, sollte man die Einfahrt in den Hafen besser verschieben…
Wenn man dann Garachico wieder verläßt und sich z.B. auf den Weg nach Madeira macht (inzwischen bin ich ja sogar schon wieder im Mittelmeer, aber davon später mehr), verabschiedet sich die Insel mit einem geradezu majestätisch schönen Ausblick auf den Teide:
Das war’s auf den Kanaren für diese Saison. Inzwischen bin ich auf der großen Überführungsreise von Teneriffa bis nach Kroatien, aber davon dann im nächsten Blog.
So stay tuned!