Kanal und Biskaya im Herbst

Man erinnert sich: Das erste Teilstück der Überführung der Merenneito endete im niederländischen den Helder. Hier wechselte die Crew und mit neuen Gästen konnte ich dann den nautisch anspruchsvolleren Teil der Reise in Angriff nehmen. Leider habe ich diesmal vor lauter Segelei nicht allzu viel fotografiert, deshalb ist dieser Bericht relativ kurz.

Den Helder ist DER niederländische Marinehafen. Selbst die Marina liegt auf abgeschlossenem Marinegelände, man liegt deshalb dort sicher wie in Abrahams Schoß.

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Der Plan war, zunächst auf der Südseite in den Englischen Kanal einzufahren. Erst später wollten wir dann anhand des aktuellen Wetters entscheiden, ob wir den Sprung über die Biskaya von Frankreich oder von der englischen Seite aus antreten wollten. Also waren unsere ersten Etappen Scheveningen noch in den Niederlangen und Nieuwport in Belgien. Zum Eingewöhnen waren das schöne Tagesschläge.

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IMG_4592 (Medium)Die Crew wuchs langsam zusammen, sodass ich auch dem Hochseeteil des Törns sehr optimistisch entgegensah. Mit richtig guten Leuten hat’s der Skipper eben viel´leichter und es macht auch mehr Spaß.

 

Weiter ging es also nach Frankreich – die belgische Nordseeküste ist ja auch wirklich nicht sehr lang.

Unser nächster Stopp war Boulogne-sur-Mer, bevor wir uns dann entschlossen, einen größeren Sprung zu machen und über Nacht bis nach Cherbourg zu fahren.

 

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Jetzt war also der Zeitpunkt gekommen, anhand Tide und vor allem dem Wetter- und Windbericht die Fahrt durch die Biskaya nach Spanien zu planen. Wir entschieden uns dafür, den Kanal zu queren und von Falmouth aus so weit wie möglich hinaus in den Atlantik nach Westen zu fahren, bevor wir nach Süden abbiegen wollten.

Quer über den Kanal zu fahren und die Hauptschifffahrtsroute auch noch nachts zu durchqueren, ist schon ein Erlebnis für sich (das leider nicht fotografierbar ist). Der Verkehr von Dickschiffen in beiden Richtungen nicht kein Ende. Wir setzten unseren Kurs so ab, das wir den Kanal leicht östlich des großen Verkehrstrennungsgebiets kreuzten, sodass wir wenigstens nicht auch noch genau rechtwinklig dazu fahren mussten, sondern einen für uns optimalen Kurssteuern konnten.

Am Samstag liefen wir dann in Falmouth / Cornwall ein. Landschaftlich eine schöne Ansteuerung – nur unser Liegeplatz war nicht gerade einer der schönsten, dafür war er direkt vor der Stadt und alles war zu Fuß machbar.

Yachtverkehr war reichlich, die Engländer sind halt ein Seefahrtsvolk.

 

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in Falmouth blieben wir zwei Nächte. Abgesehen davon, dass wir nochmal unsere Vorräte ergänzten, sahen wir uns die kleine aber interessante Stadt an. Es gab auch eine tolle Kneipe mit Live Music, in der zumindest ein Teil der Crew viel Spaß hatte und schönen alten Rock hörte.

 

Am zweiten Abend gingen wir dann noch einmal lecker essen. Hier der Beweis dafür, dass man mittlerweile auch in England gut essen kann:

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Neben uns am Steg lag eines der abenteuerlichsten Boote, das ich jemals gesehen habe. Die Bilder davon möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten:

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Das allein ist ja schon beeindruckend, aber der absolute Hit war das Vordeck:

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Man könnte ja meinen, ein herrlicher Platz fürs Klo mit allerbester Aussicht – es war aber nicht angeschlossenVerliebt

Von der Biskaya-Überquerung selbst gibt es nichts besonderes zu vermelden. Es ging zwar ganz gut los, aber im Laufe der Zeit schlief der Wind ziemlich ein, sodass wir erhebliche Teile dieses sonst so wilden Meeres mit Motor in Angriff nehmen mussten. Leider viel eines Nachts der passive Teil unseres AIS aus, sodass wir wegen der überall herumschleichenden kleinen Fischerboots besonders gut Ausguck gehen mussten -  wenigstens funktionierte unser AIS-Sender, sodass die uns wahrnehmen konnten.

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Den letzten Teil der Strecke fuhren wir sehr langsam, damit wir erst nach Hellwerden in La Coruna ankamen. Wir legten uns in den inneren Stadthafen, der jetzt, am Ende der Saison, ziemlich leer war. Ja, und dann passierte es:

Nach fast anderthalbtausend Seemeilen sind wir buchstäblich auf dem allerletzten Meter der Reise. Ich überlasse meinem Co-Skipper das Ruder für das Anlegemanöver, gehe auf die Steuerbordseite und habe vor, mal wieder beim Anlegen mitzuhelfen. Denke mir “du kannst ja auf den Schwimmsteg springen und die Achterleine annehmen”. Gesagt getan, elegant wie eine Gazelle (oder wie hieß nochmal das große graue Tier mit dem RüsselZwinkerndes Smiley) springe ich auf den schmalen Schwimmsteg. Und was macht der blöde Steg: Senkt sich unter meinem Gewicht ein wenig tiefer, federt wieder hoch, katapultiert mich in die Höhe, und mit einem eleganten Satz lande ich auf der anderen Seite im Hafenwasser – und das Ganze mit Rettungsweste, die sich natürlich prompt aufblies!

Es hat sich keiner getraut, den Skipper im Wasser zu fotografieren, deshalb gibt es nur Fotos der Weste nach diesem Ereignis, schön dekoriert und garniert.

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Wir lagen dann recht ruhig, aber sozusagen mittendrin, direkt hinter dem Kreuzfahrerkai:

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Nach einem ausgiebigen Stadtspaziergang versammelten wir uns dann zu einem äußerst leckeren Abschiedsessen. Die ersten verließen uns am nächsten Morgen schon ganz früh, während ich mit dem Rest nochmal an die Tankstelle musste.

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Dann gingen zwei sehr schöne Törns zu Ende, die mir viel Spaß gemacht haben. Die Merenneito ist ein außergewöhnlich sportliches und schnelles Schiff, das anspruchsvoll ist und sich teilweise segelt wie eine Jolle.  Ich freue mich schon auf den nächsten Törn mit dieser eleganten  X-Yacht.

Wie gesagt, ich habe für meine Verhältnisse wenig fotografiert. Umso mehr danke ich deshalb meinem Mitsegler Ralf für die Verwendung einiger seiner Fotos.

Bis zum nächsten Mal

Euer Segelwolf

Lange gab’s nix vom Segelwolf

Es stimmt: Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Das heißt aber nicht, dass ich nicht segelnd unterwegs war. Im Gegenteil: Im zweiten Halbjahr 2014 war ich viel mehr unterwegs als im ersten – und das war genau ein Teil des Problems:

  • Viel segeln gab viel Arbeit. Also habe ich wenig fotografiert – und ein Blog ohne Bilder ist langweilig
  • Dann war ich ewig lang mit Computerproblemen geschlagen – beim ersten Mal hatte ich mir ja nur die Tastatur meines Laptops ruiniert, das war ja noch relativ einfach zu reparieren. Beim nächsten Törn hat das (ich Blödmann!) wieder von mir an Bord über den Rechner gegossene Wasser dann die Hauptplatine gehimmelt. Also war ich den Rest der Reise ohne eigenen Laptop und durfte mir dann einen neuen kaufen
  • Ja, und als ich wieder zuhause war, hat mich natürlich sofort der Alltag mit Firma und Haus und Hund eingeholt und vom bloggen abgehalten. Aber: Ich gelobe Besserung.

Mangels Material also der Bericht über meine Reisen sozusagen im Schnelldurchgang.

Mit der MERENNEITO von Neustadt nach La Coruna

Wie ja in meinem letzten Blog angekündigt (lang ist’s her…), übernahm ich Mitte September die Merenneito, um sie von Neustadt in Holstein nach La Coruna an der nordspanischen Küste zu fahren. Für mich besonders schön: Die ersten Tage durch die Ostsee und den Nordostseekanal fuhr meine Frau mit, was selten genug vorkommt.

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Es ging gleich richtig los: Von Neustadt die Ostsee hoch nach Norden bis zur Fehmarnbeltbrücke mussten wir richtig gegenan bolzen. Dadurch waren so spät, dass wir das geplante Etappenziel Heiligenhafen nicht erreichten. Wir wollten dann zu unserem Alternativziel Großenbrode laufen, aber auch da erwischte uns schon die Dunkelheit. Jetzt weiß ich auch, dass die Ansteuerung eng ist, es neben dem Fahrwasser sofort flach wird und die Tonnen nicht beleuchtet sind Vor Wut kochen. Zu allem Überfluss stellten wir dann auch noch fest, dass unser schönes Boot zu dickbäuchig für die Liegeplätze war: Wir blieben zwischen zwei Dalben stecken. Schließlich fanden wir dann doch noch einen Liegeplatz längsseits vor dem Kran. Abgesehen davon, dass wir am nächsten Morgen schnell wieder weg mussten, weil diverse Boote auf das Auskranen warteten, lagen wir dann letztendlich doch noch schön ruhig.

Am nächsten Morgen erwartete uns dann ein toller Segeltag: Viertel nach Neun ablegen, kurz danach Segel setzen und dann mit zwei Reffs im Groß und voller Genua mit Rauschefahrt raumschots zur Kieler Bucht! Nach weniger als acht Stunden hatten wir die gut fünfzig Meilen hinter uns und machten im Yachthafen Düsternbrook fest.

Am nächsten Tag ging es dann durch den Nordostseekanal. Für mich etwas neues – Ostsee und Nordsee kannte ich ja schon – aber die Verbindung war ich noch nicht gefahren (nur oben drüber – wenn es zu mir nach Hause nach Nordfriesland ging).

Man kreist vor der Kanaleinfahrt und wartet darauf, dass die Schleuse sich öffnet, alles herausfährt und wir Sportboote endlich einfahren dürfen. Vor den Schleusenkammern stehen große Masten mit Lichtsignalen, die uns angeben, wann die Einfahrt frei ist.

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Leider war die Schleuse gerade in die andere Richtung geöffnet. Wir mussten also warten, bis einige dicke Brocken durchgeschleust waren.

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Endlich war es dann soweit, dass wir in die riesige Schleusenkammer einlaufen konnten. In der Regel werden Sportboote nicht mit der Großschifffahrt zusammen geschleust –und das ist hier auch gut so!

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Das Schleusen selbst ging relativ schnell, die Höhendifferenz ist nicht allzu groß auf der Ostseeseite. Und dann ging es hinein in den Kanal. Die Fahrt ist sehr geruhsam und eigentlich langweilig, nur wenn einem ein großes Pott entgegenkommt, wirdes mal etwas interessanter.

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Übernachtet haben wir im Brunsbütteler Yachthafen. Der ist nicht auf der Elbe, sondern noch innen, im Kanal, kurz vor den Schleusen. Am nächsten Tag stieg dann Angelika hier aus und fuhr mit dem Bus wieder nach Hause.

Wir nahmen dann nach der Ausschleusung aus dem Kanal endlich die Nordsee in Angriff. Zunächst ging es elbabwärts, bevor wir dann nach dreieinhalb Stundenbei Cuxhaven in die Elbmündung heraus kamen. Windstärke vier und Strom von hinten ergab dann eine Rauschefahrt von zehn Knoten über Grund! Vor dem Wind ging es dann westwärts. Gegen fünf Uhr Nachmittags passierten wir die Wesermündung und segelten weiter in den Abend und die Nacht hinein. Der Törnplan war eng und wir wollten Zeitreserven schaffen. Also beschlossen wir die Nacht durchzufahren und nahmen uns als Ziel Terschelling in Holland vor.

Was nicht zu fotografieren war: Spät nachts kamen wir am Offshore Windpark Riffgat   vorbei. Diese Reihen von blinkenden Lichtern mitten im Wasser sind auf den ersten Blick schon beeindruckend,und nachts sollte man gebührenden Abstand halten.

Am nächsten Tag segelten wir bei wunderschönem Wetter dann ins Terschellinger Seegatt und waren schließlich um halb drei im Yachthafen Terschelling West. 187 Seemeilen am Stück und fast alles gesegelt. Nicht schlecht.

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Da war dann das letzte Stück von sechsundvierzig Meilen bis nach Den Helder nur noch eine bequeme Tagesetappe. Leider unter Motor, weil der Wind zwar stark aber aus der falschen Richtung war.

Damit ging die erste Etappe dieser Überführung zu Ende. Neben dem Abschiedsdinner in einem netten Hotel war das einzige Highlight von Den Helder  das holländische Marinemuseum inklusive eines leibhaftigen U—Boots. Interessanter war allerdings der alte Teil.

Die nächste Etappe sollte uns dann durch den englischen Kanal und die Biskaya führen. Aber davon mehr im nächsten Blog.