Intermezzo: Motorenwechsel in Camaret-sur-Mer

Viele meiner Follower haben darum gebeten, etwas ausführlicher über den Motorenwechsel unterwegs in einem dafür eher nicht geeigneten Yachthafen zu berichten. Deshalb gibt es zu diesem Thema eine ausführliche Fotoreportage. Ich hatte jemanden gebeten, das mit meiner Kamera zu dokumentieren und die junge Dame war sehr fleißig. Was Ihr im Nachfolgenden seht, ist ein Auszug aus über 400 Fotos.

Camaret-sur-Mer in der Nähe von Brest ist eine Marina mit, sagen wir, rudimentären Einrichtungen. Außerdem war fast alles geschlossen. Strom gab es nur sporadisch und das Marinabüro war bereits für den Winter dicht. Insofern haben wir wenigstens auch keine Liegeplatzgebühren bezahlt…

Den Tank hatten wir ja schon eine Station vorher leergemacht und mit neuem Diesel gefüllt. Also ging es jetzt darum, die alte Maschine auszubauen und zu ersetzen, da wir uns nicht sicher waren, ob es nur die Einspritzanlage war oder ob sie weitergehende Schäden hatte (später in Deutschland stellte sich heraus, das es wirklich nur die Einspritzanlage war, aber die dafür gründlich.

Erster Schritt: Ausbau des alten Motors

Hier sind bereits alle Verbindungen (Schläuche, Getriebe etc.) gelöst, die vier Bolzen gelöst, mit denen der Motor am Schiffsboden federnd gelagert ist und er hängt bereits am Haken zum Herausheben.


Im Salon haben haben wir ihn erst einmal zwischengelagert. Von bord genommen haben wir ihn erst, als der neue Motor eingebaut und angeschlossen war und wir sicher waren, dass er problemlos funktioniert.

Hier sieht man dann die leere Wanne, aus der er kam.

Zweiter Schritt: Neuer Motor muss auf den Steg

Hier mal zwei Bilder, die die Herausforderung zeigen, vor der wir standen: Tidehafen mit einem mittleren Spring-Tidenhub von 6,6 Metern und nicht gerade die modernste Steganlage.

Und da muss das Motörchen mit seinen 250kg runter! – Und der alte dann hinauf. Wobei das Hinunter fast schwieriger war als das Hinauf.

Aber erst mal haben wir mit einem kleinen mitgebrachten Kränchen den neuen Motor aus den Auto geholt. Der kam, relativ sicher auf einer Palette festgeschraubt.  Da wir aber – siehe Fotos oben – das Ding mit der Hand auf diese vermaledeite Rampe heben mussten, wurde erst einmal eine Konstruktion gebastelt, um mit vier Mann den wenigstens anheben zu können. Zum komplett tragen war er dann doch zu schwer.


Dann kam das allerschwerste: So eng wie das war, das Ding musste hoch auf die Rampe getragen werden. Mich als ältesten haben die da Gott sei Dank rausgelassen, dafür habe ich dann das Ding von oben mit einem langen Festmacher gesichert. Mit viel Kraft und Mühe haben die die Maschine da hinunter bugsiert, und dann konnte sie wieder mit der Palette auf den Hubwagen.

Dann ging es gaaanz vorsichtig den Steig mit seinen primitiven Verbindungsteilen entlang bis zu unserer Mola.


Dritter Schritt: Motor muss an Bord

Lange hatte ich vorher berlegt, wie man so ein Teil am besten an Bord bekommt. Aber wie immer: Mit dem richtigen Werkzeug geht’s.
In diesem Fall war das ein Kettenzug mit ausreichend großer Übersetzung, den wir am Großbaum befestigt haben. Der Baum mit der Dirk trägt das ohne weiteres und als Sicherung dient ja auch noch der Rodkicker.

Der Rest war dann vergleichsweise einfach: Langsam herunterlassen, nach achtern drücken und genau auf die Lager aufsetzen. Dann fest verschrauben und alles wieder anschließen. Gott sei Dank haben wir einen Saildrive, da geht es einfacher und passgenauer als mit einer Schraubenwelle, wo man höllisch aufpassen muss, um keine Unwucht zu produzieren.

Das Gefühl, wenn alles fertig ist, man startet den Motor und er springt sofort an und läuft rund, ist schon was tolles! Allerdings wusste ich da noch nicht, was später alles noch auf mich zukommen sollte. Erst einmal das da nur Freude.

Also: alles erledigt, Maschine lief zwei Stunden Test, alles bestens. Betriebsstundenzähler war auf Null gesetzt, und unser Mechaniker setzte sich ins Auto und fuhr die 1.700km nach Rügen zurück. Beneidet habe ich ihn nicht um diese Gewalttour.

Prima, dachten wir, Wetterfenster auf der Biskaya stimmt, also nichts wie los. Wir müssen zwar viel motoren, aber wir haben’s ja auch eilig und können nicht ewig herumkreuzen. Also fuhren wir nachmittags gegen vier hinaus, durch die berüchtigte Raz de Sein (schaut ruhig mal auf den Link) und hinaus in die Biskaya bei Nacht.

Das ging genau bis Mitternacht – dann machte es blubb – und der funkelnagelneue Motor stand und war durch nichts wieder zum Leben zu erwecken.

Also ging das Drama weiter. Ich beschloss auf Grund der Windrichtung, in die französische Biskaya zu laufen, um einen Hafen aufzusuchen. Bis nach Spanien hinunter hätte ich es nicht geschafft, da wäre ohne Maschine irgendwann meine Batteriespannung am Ende gewesen, und damit meine Instrumente nutzlos. (Der Plotter hat tatsächlich mangels ausreichender Spannung zwei Stunden vor dem Hafen seinen Geist aufgegeben, aber ich navigiere ja sowieso immer mit meinem Laptop, und der lebte noch)

Erst dachte ich, ich schaffe es bis La Rochelle, aber dann drehte der Wind und wir liefen nach Les Sables d’Olonne, bekannt aus Film, Funk und Fernsehen durch das Vendee Globe, das härteste Segelrennen der Welt, das hier seinen Start- und Zielpunkt hat.

Bei meinem sprichwörtlichen Glück wurde der Wind natürlich immer weniger und drehte noch weiter nach Osten. Ich musste also stundenlang zum Hafen kreuzen und hatte dann die Freude, wieder einmal bei Nacht in einen fremden Hafen unter Segeln einzulaufen und irgendwo ohne Beulen anzulegen.

So, nun lagen wir also ohne Maschine in Les Sables, wie immer natürlich Freitag Nacht, vor dem Wochenende, wo eh nichts passiert. Meine Zeitplanung Richtung Gran Canaria und ARC war mittlerweile ziemlich im Eimer.

So, genug für heute. wie es weitergeht in diesem Drama erfahrt Ihr dann im nächsten Post.

So stay tuned!