Der Törn ohne Bilder

Nach unseem Ausflug nach Marokko ging es wieder zurück nach Malaga, oder besser gesagt nach Benalmádena bei Malaga, wo wieder ein Wechsel der Crew anstand. Auch mein nebenan liegender polnischer Skipperkjollege wartete auf seine neue Crew – allerdings hatte er dafür auf seinem viel älteren Holzschiff einen besonders schönen und bequemen Platz. Das Rotweinglas auf der anderen Seite sieht man leider nicht.

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Die neue Crew kam und wir fuhren bei totaler Flaute unter Motor am ersten Tag nach Marina del Este, einem meiner Lieblingshäfen in Südspanien (siehe mein Blog im April 2012).

Da noch ein wenig Zeit war, bat ich eine Mitseglerin, die so etwas gerne macht (wir haben schon öfter zusammen gesegelt), in den Bootsmannsstuhl zu klettern. Wir haben sie dann mit einer entsprechenden Leinenkonstruktion nach achtern verholt, wo sie den leicht mit Flugrost besetzten Block des Achterstags reinigen wollte.

Mittendrin fing es an zu regnen, worauf ich ihr – damit sie nass wird, den an Bord befindlichen Regenschirm hochreichte, was eine Crewkollegin mit den Worten “da fliegt ja Mary Poppins” kommentierte.

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Ein Besatzungsmitglied hatte Geburtstag, weshalb ihm ein Ständchen gebracht und ein Geburtstagskuchen überreicht wurde. Die Anzahl der Kerzen auf dem Kuchen korrelierte allerdings nicht direkt mit seinem Alter.

Geburtstag

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tja, und dann ging’s los. Weil es zwischendurch kaum Häfen gibt, in die ich mit meinen zwei Metern Tiefgang hineinpasse,war sowieso schon ein großer Schlag über Nacht geplant, da es bis zum Zielhafen Cartagena über 150 Meilen sind. Es fing zwar harmlos an, aber der Wetterbericht hatte schon Wind in anständiger Stärke und aus der falschen Richtung vorhergesagt. Der kam dann auch prompt. Resultat: statt der geplanten anderthalb Tage und 150 SM bolzten wir bei Windstärke 5-6 drei Tage kreuzen über 250 SM gegenan. Das ging dann an und über die Belastungsgrenze einiger Crewmitglieder, die während der Zeit kaum geschlafen und nichts gegessen hatten. Drei strichen die Segel und stiegen in Cartagena aus.

Mit den restlichen drei nahm ich dann den Rest der Strecke in Angriff. Eigentlich wollte ich wie im letzten Jahr noch nach Alicante, das musste aber diesmal aus Zeitmangel ausfallen und wir gingen auf direktem Kurs nach Nordosten, um die 250 Seemeilen direkt nach Palma de Mallorca anzugehen. Auh das begann ganz harmlos. Am ersten Tag hatten wir wenig bis keinen Wind, erreichten am nächsten Morgen gegen neun die Enge zwischen Ibiza und Formentera und sahen uns laut GPS-Hochrechnung schon gegen neun Uhr abends in Pala. Es wurde von der Windrichtung und –stärke sogar noch so schön, dass wir wieder einmal den Spinnaker setzen konnten. Diesmal bin ich so weit nach achtern geklettert, dass ich ihn auch mal komplett ins Bild bekam.

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Der Wetterbericht hatte Windstärke 3-4 vorausgesagt, zwar aus Nordosten, da wo wir ja eigentlich hin wollten, aber nichts unangenehmes. Es kam dann aber ganz anders. Nach 2,3 Stunden Spinnakersegeln sah ich, dass der Himmel vor uns dunkler wurde. Wir nahmen dann den Ballon vorsichtshalber runter, und das war auch gut so. Eine halbe Stunde später fing es an zu regnen und in nullkommanichts hatten wir wieder die schon gewohnten fünf bis sechs Windstärken genau von vorn. Und das blieb dann auch so. Irgendwann am Nachmittag hatten wir dann vom kreuzen bei schwerer Welle die Nase voll. Das Schiff wurde durch die Welle so gebremst, dass wir unter Segel keine vier Konten mehr machten. Wir nahmen deshalb als Konsequenz die Segel herunter und fuhren unter Maschine direkt gegenan auf Palma zu. Das ging zwar auch nur mit 2-3 Knoten, aber wenigstens direkt auf unser Ziel zu.Um halb fünf Uhr morgens liefen wir dann in Palma ein, und damit war auch beim Rest der Crew die Leistungsgrenze ziemlich erreicht. Wenigstes hat jeder noch rechtzeitig seinen Flug erreicht. Ich selbst war dann nach knapp zwei Stunden Schlaf schon wieder zugange, um das Schiff für die nächste Crew bereit zu machen.

Fotos gibt es (siehe Überschrift) von alledem keine. Ich hatte praktisch keine Zeit und keine Gelegenheit, mich um die Dokumentation zu kümmern.

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