Nordeuropa auf der POLARIS–Teil 1

Ich hab lange nichts von mir hören lassen. Das liegt unter anderem daran, dass ich dies Jahr so viel gebucht bin wie noch nie zuvor –  ich bin kaum noch zuhause!

Neben einigen Skippertrainings, von denen es nichts zu berichten gibt, bewege ich mich zur Zeit auf dem tollsten Schiff, das man als Charterskipper überhaupt fahren kann: einer Garcia Exploration 52 namens POLARIS. Nicht nur ist das eine Luxusyacht vom feinsten – das< wäre ja schon schön genug. Es ist aber auch eine extrem stabile Aluminium-Expeditionsyacht, die mit ALLEM ausgerüstet ist, was man für Autarkie auf dem Wasser braucht: Konvektoren-Warmwasserheizung in allen Kabinen, Wassermachter, Solar, Windgenerator, Dieselgenerator SSB-Funk, und so weiter, ich kann das gar nicht alles aufzählen.

Ursprünglich sollte ich das Boot in der Karibik fahren, worauf ich mich auch schon sehr gefreut hatte: Kuba, Jamaika usw., und dann von New York zurück nach Europa. Leider wurde das Boot letzten Herbst in der Irischen See von einem Fischer gerammt,  bei dem niemand auf der Brücke war. Damit fiel die Amerika-Reise erstmal aus.

Am 9. April ging es dann stattdessen in Europa los: Das Boot kam aus der Werft in Bremerhaven, und mit dem Eigner und einigen Kollegen haben wir es dann als Testfahrt über die Nordsee und das Ijsselmeer nach Amsterdam überführt. Dort übernahm ich dann das Boot und die Reise ging mit Gästen weiter. Über den ersten Teil kann ich relativ schnell hinweg gehen, denn über die Strecke Amsterdam –  Zeebrugge – Boulogne-sur-Mer –  Dieppe habe ich ja schon oft berichtet.

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Von Dieppe aus überquerten wir den Kanal Richtung England. Dort bin ich seglerisch seit dem Brexit nicht mehr gewesen und war gespannt, wie das denn jetzt mit den Einreiseformalitäten funktionieren würde – Schauergeschichten hatte ich ja vorher gehört. Es stellte sich aber als supereinfach heraus: Formular im Internet mit Schiffs- und Crewdaten ausfüllen, hochladen – und das war’s! Keine Zoll- oder Passkontrolle im Hafen, nichts. Ich war’s zufrieden.

Der erste Hafen auf englischem Boden war Brighton. Von da aus ging es nach Shoreham und dann in das beliebteste Segelgebiet Englands: Den Solent mit Cowes als “Segelhauptstadt”. Neben einem unheimlichen Verkehr mit allem von Segelbooten über Schnellfähren bis zu Containerfrachtern bleiben einem am besten die urigen Pubs in Cowes in Erinnerung, davon gibt’s aber leider keine Fotos.

Der nächste Stopp war die Großstadt Southhampton und von da zum Crew-Wechsel nach Plymouth. Hier lagen wir in einer kleinen Marina mitten in der Stadt, genau am Fuß des “Spinnaker-Tower”, des Wahrzeichens von Plymouth.

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In Plymouth gibt es ein sehr schönes Marinemuseum, sehr zu empfehlen. Dort liegt – einigermaßen konserviert –  das Flaggschiff von Admiral Lord Nelson.  Leider ist oben zur Zeit alles abgebaut und eingerüstet im Zuge eines mehrjährigen Restaurierungsprogramms.

Die nächsten Tage bewegten wir uns im Solent – und haben trotzdem nur einen Bruchteil dessen gesehen, was man dort machen kann.

 

Am Ausgang des Solents kommt man dann an dieser weltberühmten (jedenfalls unter Seefahrern) Felsformation namens “The Needles”vorbei.

Die nächste Nacht haben wir dann in einer wunderschönen kleinen Ankerbucht verbracht. Wir wollten mal das Schlauchboot in Betrieb nehmen, das an unseren Davits am Heck hängt.


Ideal , um diese grandiose Ankerbucht namens Worbarrow Bay zu erkunden.

Weiter ging es dann bei ziemlich gutem Wetter längs der englischen Südküste. Hier mal ein kleiner Blick auf meinen Arbeitsplatz – da kann man als Skipper nicht meckern.

Nachdem wir dann vor Falmouth noch ein superheftiges Gewitter mit weit über 40 Knoten Wind abgewettert haben, ging es über Penzance an Lands End vorbei zu den Isles of Scilly. Vorher kamen wir aber noch an eine Stelle, wo ich endlich ein Foto machen konnte, das ich schon seit Jahren vorhatte: Wolf Knipfer vor dem berühmten Leuchtturm namens Wolf Rock!

Auf den Isles of Scilly war ich noch nicht – aus einem ganz einfachen Grund: Es gibt dort keine Marinas und keine Häfen zum Anlegen. Ohne ein Beiboot mit Außenborder kommt man also nicht an Land. Und das verstaute Beiboot bei den anderen von mir gefahrenen Schiffen nur dafür herauszuholen und aufzublasen, war mir bisher immer zu mühsam.

Trotzdem kommen einem da an engen Stellen sogar Kreuzfahrer entgegen –  allerdings fährt das Lotsenboot voraus und scheucht alle beiseite.

Im Normalfall geht man dort (z.B. vor Hugh Town auf St. Mary’s) an eine Boje, nimmt das Schlauchboot und fährt in den PubBe right back

Auf den Isles of Scilly hatte ich endlich einmal die Gelegenheit, mit einem Schiff trockenzufallen. Das geht mit der POLARIS, weil sie ein Schwert hat,das man einziehen kann. Mit einem “normalen” Kielboot, wie ich sie sonst fahre, geht das nicht.


Man gräbt sich bei etwa halber Tide mit Bug- und Heckanker ein und wartet, bis das Wasser weg ist. Hier kann man deshalb z.B. hier sehr gut sehen, wie ein richtig in den Grund gefahrener Anker aussehen sollte:

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Zwei Tiden haben wir so verbracht, da das erste Hochwasser mitten in der Nacht war und ich nachts nicht weiterfahren wollte.

Das Boot liegt mit eingezogenem Schwert sehr schön auf dem Mittelteil. Allerdings muss man ca. 15 Grad Schräglage in Kauf nehmen, aber das hat man ja beim Segeln auch.

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Sieht schon gewaltig aus, wenn man da unten steht.

Schließlich mussten wir aber doch weiter, wir wollten ja noch nach Wales und weiter bis nach Dublin in Irland.

Wir verließen also die Isles of Scilly und fuhren an beeindruckenden Felsformationen vorbei weiter nach Norden. Gut navigieren muss man hier schon, zumal auch nicht unerhebliche Tidenströme auftreten.


Geplant war als nächster Hafen Milford Haven in Wales. Zunächst dachten wir ja, wir würden dort mit allen Ehren begrüßt – sogar das Feuerlöschboot war ausgelaufen, um Salut zu spritzen!

 

Leider galt das aber nicht uns, und als ich mich dann erst bei der einen und dann bei der anderen anmeldete, hatte keine für uns auch nur ein Plätzchen frei. Wir gingen dann in einer schönen Bucht westlich von Milford Haven vor Anker und fuhren mit dem Schlauchboot an Land. Dort fanden wir dann zu unserem großen Erstaunen in einem winzigen Dorf eines der besten Restaurants, die ich bisher in Großbritannien hatte. Junge Leute mit einer jungen kreativen Küche – einfach toll!

Da es weiter nördlich auf der englischen Seite kaum Häfen gibt, in die man mit einem Schiff wie die POLARIS hineinkommt, fuhren wir dann schon hinüber auf die Irische Seite, zunächst nach Arklow. Da wir wenig Wind und schönes Wetter hatten,durften wir noch ein paar tolle Segelmomente erleben:

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Nach insgesamt sieben Wochen auf diesem schönen Schiff endete  dann mein Törn in Dublin,  wo der Eigner das Boot für die nächste Etappe übernahm. Diese ging – auch noch mit anderen Crews –  die Irische Küste hoch und hinüber nach Schottland,  wo ich dann wieder hinflog, um von dort das Boot durch den Caledonian Canal und die nördliche Nordsee hinüber nach Norwegen zu fahren.

Aber das kommt dann in der nächsten Geschichte.

So, as always: stay tuned!

Die Reise mit Hindernissen geht weiter

Wo waren wir letztes Mal stehen geblieben? Ach ja, auf meinem Weg von Rügen in die Karibik waren wir ein weiteres Mal gestrandet, und zwar wieder mit nicht funktionierendem Motor in Les Sables d’Olonne, einer riesigen Marina mit kompletter Infrastruktur. Leider nützte die mir nichts,da ich bei meinem Pech wieder passend zum Wochenende ankam und deshalb mindestens drei Tage gebraucht hätte, bis überhaupt jemand anfängt, sich um mich zu kümmern. Also schickte die Firma wieder den armen Techniker an die Biskaya, der ja gerade erst vom Motorwechsel in Camaret-sur-Mer zurückgekommen war. Der Mann tat mir herzlich leid, war aber Gold wert.

Als erstes haben wir aber schon vorher festgestellt, dass – man glaubt es kaum – beim Volltanken nach dem Motorwechsel dasselbe nochmal passierte und wir wieder schlechtes Diesel getankt hatten! Das sah dann so aus, wenn man den Tank öffnete:

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Also als erstes wieder den kompletten Tank leeren. Brav wie wir sind, wurde der gesamte versiffte Diesel in Kanister gefüllt, mit nach Deutschland genommen und dort ordnungsgemäß entsorgt!

Da ich ja – wie gottseidank häufig – kreative Ingenieure an Bord hatte, wurde mit Bordmitteln ein Endoskop gebaut, damit wir auch in die letzten Winkel des Tanks hineinschauen konnten, um sicherzugehen, dass auch wirklich ALLES heraus war. Wie macht man so etwas? Man nehme ein I-Phone, montiere es an eine Stange, schalte sowohl die Kamera als auch die Taschenlampe ein, führe dieses Gerät in den Tank ein und übertrage die Bilder auf ein zweites I-Phone! Ich kann euch bestätigen, das funktioniert hervorragend.

Danach ging’s dann los: Wieder den Kraftstofffilter und den Kraftstoff-Vorfilter tauschen, und die gesamte Einspritzanlage mit den vier Düsen, den “Hirschgeweih” und der Einspritzpumpe tauschen. Nach gründlichem Check kamen wir diesmal um den Tausch der Maschine herum.

Am Dienstag Mittag waren wir fertig zum Ablegen – aber jetzt spielte das Wetter nicht mehr mit. Mittlerweile hatten wir ja Mitte November – viel zu spät eigentlich für die Biskaya, und prompt zog auch ein Sturm durch, der uns am Auslaufen hinderte. Wir waren ja sowieso schon viel zu spät dran durch die diversen technischen Probleme. Also beschlossen wir, unseren ganzen weiteren Reiseplan zu ändern, da es mittlerweile feststand, dass wir es selbst im günstigsten Fall nicht mehr bis zum Start der ARC nach Gran Canaria schaffen konnten. Meine gesamte Transatlantik-Crew flog –entweder aus Deutschland oder aus Las Palmas – nach Porto in Portugal und ich fuhr von Les Sables d’Olonne direkt dorthin, unter Auslassung von La Coruna.

Aber starten konnten wir wegen des Sturms immer noch nicht und unsere Verspätung wurde immer größer. Erst in der Nacht von Donnerstag auf Freitag konnten wir ein Wetterfenster ausnutzen und endlich mit der Abendflut auslaufen. Wir hatten zwar immer noch sechs Windstärken, aber stark gerefft waren wir trotz hoher Welle gut unterwegs. Nach Sonnenaufgang wurde der Wind etwas weniger und wir konnten das Großsegel ausreffen, später dann auch die Fock. Im Laufe der nächsten 24 Stunden hatten wir dann alles: Von Flaute bis Böen mit 8 Bft. Dafür war ein erstes Etmal von 142 Seemeilen noch ganz gut. Leider drehte der Wind danach immer weiter gegen uns und wir halfen kräftig mit der Maschine nach, da wir es ja eilig hatten. Das Wetter wurde immer mieser, neben dem starken Wind regnete es auch heftig, aber irgendwann hatten wir es dann beim Kap Finisterre aus der Biskaya herausgeschafft und konnten nach Süden längs der spanischen Küste abbiegen. Es blies zwar immer noch heftig mit 7 Bft., aber ab jetzt halt mehr oder weniger von hinten. Gut gerefft war das prima zu segeln und wir kamen endlich gut voran.

Am 21.11. abends liefen wir endlich in Porto ein. eigentlich wollte ich ja wieder in die schöne Marina Douro im Fluss, aber die Flussmündung war wegen der erheblichen Wellen gesperrt und nach Rücksprache mit dem MRCC Lissabon fuhren wir nach Leixões, dem Industriehafen von Porto.

Dort erwartete uns dann meine Atlantik-Crew Crew (den heftigen Ritt durch die Biskaya hatten wir nur zu dritt gemacht). Und jetzt hatten wir reichlich zu tun und einigen Zeitdruck. Ich zitiere mal aus meinem Logbuch:
”So, in zwei Tagen das erledigt, was normalerweise in Las Palmas in acht gemacht  wird. Alle Reparaturen (Vorsegel, Elektrik etc,)  erledigt, Großeinkauf gemacht und verstaut usw.
Die neue Crew ist an Bord. Gestern gab es drei Stunden Schiffs- und Sicherheitseinweisung. Jetzt ist alles bereit und es kann losgehen.”
Vorher noch – wie sich das gehört – der sog. Rig-Check, bei dem wir den Mast und alle Wanten auf Sicherheit und Stabilität geprüft haben. Dabei kann man dann ganz interessante Fotos von da oben machen.

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Und jetzt startete also endlich unsere ARC – die längste, die ich jemals gefahren bin: Wir starteten vier Tage nach den anderen und 1.000 Seemeilen weiter nördlich. Also begann die große Aufholjagd. Wir machten noch einen Kurz-Stopp auf Madeira zum tanken, nochmals den Tank reinigen und einen Mann von Bord zu lassen, der extra bis hier noch mitgefahren war; und dann ging es endlich hinaus auf den großen Atlantik. Wir nutzten jede Böe aus, gaben Gas ohne Ende, segelten Spinnaker, wann immer es ging, und holten Meile um Meile auf. Teils hatten wir arg wenig Wind, aber da half uns der Spinnaker durchaus:

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Und das hier ist die dazugehörige Wind- und Geschwindigkeitsanzeige:

Man sieht: Aus zehn Knoten scheinbarem Wind holen wir 6,6 Knoten Fahrt heraus. für das schwere Schiff nicht schlecht. Eine Bavaria ist ja schließlich keine Rennyacht.

Das folgende Bild, in der meine Navigationskarte mit Wetterinformationen kombiniert wurde, hatte ich abgespeichert unter dem Titel “Der Nicht-Passat”.

der Nicht-Passat

Das muss ich den Nichtseglern erklären: Da unten in der Mitte, wo das große Gebilde mit dem “L” steht, ist normalerweise die sog. Passatzone. Innerhalb dieser Zone herrscht im Normalfall immer stetiger Nordostwind, mit dem man prima und gemütlich den gesamten Atlantik mit Wind von hinten überqueren kann. Hier hatte sich aber ausnahmsweise ein riesiges Sturmtief breitgemacht, dass da eigentlich gar nicht hin gehört. An dem kleinen Pfeil schräg rechts darüber erkennt man, dass das Ding nach Nordosten zieht. An der Südseite hätten wir aber dann den Wind genau von vorn und heftig –  sowas braucht auf dieser Route kein Mensch.

Aber noch waren wir nicht in dieser Zone, sondern östlich davon – und da herrschte das genaue Gegenteil, nämlich eine Schwachwindzone.
Also bog ich rechtwinklig nach Süden ab, um diesem dicken Brocken zu entgehen. Insgesamt ergab das dann den bisher südlichsten Kurs von allen meinen Atlantiküberquerungen. Vorerst hatten wir deshalb halbwegs vernünftige Winde, aber ich hatte immer ein Auge auf den Sturm, der kurz davor war, sich zu einem ausgewachsenen Hurrican zu entwickeln. Es war definitiv sicherer, nach Süden zu fahren und feste Reißaus zu nehmen. Schaut Euch das mal hier an:

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Rechts unten im Tief seht Ihr den grünen Pfeil – das bin ich! und Oberhalb des Tiefs steht “developing Hurrican force”! Also nix wie nach Süden. Es hat aber alles geklappt und wir sind rechtzeitig und schnell genug nach unten gekommen, sodass wir von diesem Brocken so gut wie nichts gemerkt haben. Trotzdem: Wenn Ihr genau hinschaut, seht Ihr so hellbraune Bahnen von Ost nach West: Das sind meine Kurse der vergangenen Jahre. Daraus ist klar ersichtlich, dass ich viel weiter nach Süden ausweichen musste als normal.
Hat aber geklappt, und wir erreichten die nach Süden ausgebüxte Passatzone. Endlich hatten wir Wind von hinten mit ausreichender Stärke und es ging mit Rauschefahrt ab nach Westen. In der Spitze schafften wir dann über 190 Seemeilen pro Tag und holten Tag für Tag auf – auch wenn es natürlich keine Chance gab, noch rechtzeitig in St. Lucia anzukommen.

Hohe Zeit war es jetzt für die kulinarischen Highlights der Reise, als da sind:

gefangene Fische zur Bereicherung der Speisekarte

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für die Advents-Sonntage die vom Skipper mitgebrachten Christstollen

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die vom Skipper und einem angelernten Crewmitglied täglich gebackenen Brote

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Die nach telegrafischer Konsultation in der Heimat aus überschüssigen Prinzenrollen hergestellten Skipper-Spezial- Küchle

Sonst gab es nicht mehr viel zu berichten. Wir bretterten wie die Wilden über den Atlantik und haben tatsächlich noch zwei andere überholt! Natürlich war dennoch die Ziellinie schon geschlossen, als wir ankamen. Ich bin aber dennoch nach St. Lucia gefahren und nicht – wie andere – direkt nach Martinique. Wir wollten die Sache einfach zu einem richtigen Abschluss bringen.

Es war dann noch Zeit für ein schönes Abschiedsessen im “Spinnakers” –  dem St. Lucia Kultrestaurant für Segler, bevor wir dann nach Martinique segelten, dort mittags unser Boot an die Nachfolgecrew übergaben und abends nach Hause flogen. Am 23. Dezember abends um acht war ich dann endlich zuhause – in meiner Familie waren schon Wetten abgeschlossen worden, ob ich es bis Weihnachten nach Hause schaffe.

Jetzt ist erst einmal Erholung angesagt, dann alles erledigen, was zuhause liegen geblieben ist, bevor es dann Anfang März wieder in die Karibik geht, um das Boot wieder zurück zu holen.

Es geht also auch in diesem Jahr weiter mit den Abenteuern.

So stay tuned!

Transatlantik–die sechste…

Die Reise meiner letzten beiden Posts wird fortgesetzt. Der geneigte Leser erinnert sich: Die Strecke Rügen – Nord-Ostsee-Kanal-Nordsee-Englischer Kanal-Biskaya-Spanien-Madeira-Gran Canaria liegt schon hinter mir. Jetzt habe ich eine Woche Zeit, mein Schiff und die neue Crew auf den Atlantik vorzubereiten. Diesmal war das für mich ziemlich stressig: Wegen Gesundheitsproblemen mussten wir kurzfristig den Skipper der zweiten Yacht ersetzen, die als unser Schwesterschiff parallel fuhr. Damit blieb ein großer Teil der Vorbereitungsarbeiten für ZWEI Schiffe an mir hängen. Viel Freizeit hatte ich in der Woche nicht.

Auch wenn die ARC aus Pandemiegründen etwas kleiner war als sonst, waren es immer noch haufenweise Boote, die sich auf den Törn vorbereiteten.

Wie üblich, war die Verpflegung und der Einkauf ein wichtiges Thema. Schon Monate vorher hatten wir begonnen, und planungsmäßig darauf vorzubereiten. Bei zwei großen Videokonferenzen mit beiden Crews wurde – neben diversen sonstigen Fragen – die Essensplanung intensiv vorbereitet. Daraus resultierte eine genaue Mahlzeitenplanung mittels einer Google Docs Datei, in der die Rezepte in eine Stückliste verwandelt und daraus die Basis unserer Einkaufslisten erstellt wurden.

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Auch Diese wurde reichlich gebunkert: Zu den 280 Litern im Schiffstank nahmen wir sicherheitshalber weitere 200 Liter in Kanistern mit. Wir waren mit unserem hohen Stromverbrauch trotz mehrerer Solarpanels nicht autark, sondern mussten regelmäßig die Batterien mit der Maschine aufladen.

Langsam aber sicher vervollständigten sich Hafen, Crew und Ausrüstung und pünktlich zum Startsonntag war alles bereit und die Crew wollte unbedingt los und das Abenteuer beginnen. Leider fiel zum zweiten Mal ein Großteil des Vorbereitungsprogramms – über das ich ja in den vergangenen Jahren schon viel berichtet habe – der Pandemie zum Opfer und aus. Den “Neuen” fiel das naturgemäß nicht so auf wie mir.

Es ist auch für mich immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis, wenn zweihundert Yachten aus Las Palmas auslaufen und sich zum Start begeben. Das Gewusel bei der Ausfahrt aus dem Hafen ist für den Skipper schweisstreibend…

Die Startlinie wird wie immer an einer Seite vom Komiteeschiff begrenzt, das nach langjähriger Tradition eine Korvette der spanischen Marine is.

Pünktlich um 1300 Uhr begab sich die Masse der Schiffe auf die über 2.700 Seemeilen lange Reise – nur die Katamarane und die Rennyachten  waren jeweils eine Viertelstunde früher gestartet. Bei bestem Segelwetter war das diesmal ein prächtiger Start.

Dies Boot fuhr allerdings nicht mit –  ich hab es nur fotografiert, weil ich das Segel einer Optimistenjolle als Besan so niedlich fand…

Der Anblick der Flotte so ein, zwei Stunden nach dem Start auf dem AIS meines Notebooks ist schon beeindruckend. Ich hab die Signale allerdings nicht gezählt.

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Alle möglichen Yachten nehmen an der ARC teil, teils auch als Kojencharter. Die schnellste Kojencharter-Yacht diesmal seht ihr hier:

Die TELEFONICA war 2011/2012 Gesamt-Vierte im VOLVO OCEAN RACE um die Welt und ist eine Open 70. Bei der ARC war sie leider vom Pech verfolgt und endete entgegen der Voraussage nicht in der Spitzengruppe.

Schon nach wenigen Tagen stellte sich die übliche Routine ein: Wache gehen, schlafen und täglicher Zeitvertreib lösten sich regelmäßig ab. Zwischendurch gab’s dann auch mal die schon traditionelle Totalflaute, bevor man auf der Höhe der Kapverden den Passat erwischt: Ja, und ich kenne den Film auch – deshalb bin ich an Bord geblieben Winking smile


Ach ja, und ein bisschen Food Porn und Drink Porn muss natürlich auch sein. Hier zum Beispiel der weltberühmte Kartoffelsalat des Skippers, der immer wieder sehr gerne genommen wird:

Und nicht zu vergessen unsere nachmittägliche Cocktailstunde mit leckeren Rezepten (natürlich alkoholfreie – ich fahre ja bekanntlich ein komplett “trockenes Schiff” bis zum Anlegen)

Kulinarisch haben wir überhaupt recht gut gelebt, wie dieses Bild zeigt. Allerdings waren diesmal unsere Fischfang-Bemühungen nur von relativ wenig
Erfolg gekrönt, sonst ist das ja immer eine erhebliche Bereicherung des Speisezettels.

So langsam kamen wir dann in die Breiten der “Squalls”, das sind kleine und fiese Schauerböen mit kurzfristig viel Wind. Meistens konnten wir ihnen gut ausweichen, es gab diesmal auch nicht sooo viele. Aber manchmal erfreuten sie uns dann auch mit einem tollem Schauspiel wie diesem:


Und solche Abende gab es viele – ich erspare Euch aber größere Serien von Sonnenuntergangsbildern – davon gibt es ja schon mehr als genug.

Unterhaltsamer sind da sicher seltene Dokumente über das Reinigungsverhalten des segelnden Menschen auf dem Atlantik. Bekanntlich sind die Süßwasservorräte auf einer Yacht ja begrenzt. Deshalb ist es die Aufgabe des eigens dafür ernannten sog. “Duschgasten”, für die gründliche Benetzung der muskelgestählten(Be right back) Seemannskörper zu sorgen, damit die regelmäßige Reinigung mit Salzwasser erfolgen kann. Gottseidank hatte das Wasser so 25, 26 Grad. Mithilfe eines speziellen Salzwasser-Shampoos ist dann auch das Haare waschen kein Problem.

Westlich der Kapverden haben wir dann endlich den klassischen Nordost-Passat zu fassen bekommen und es ging mit anständigem Tempo nach Westen. Wir hatten zwar einen Spinnaker an Bord, aber der Passat blies regelmäßig mit 20 Knoten plus, sodass der Spi meistenteils im Sack blieb.  Stattdessen kam die klassische Passat-Besegelung mit ausgebaumter Genua zum tragen:


Für diese Besegelung muss man ein bisschen was vorbereiten: Der Spibaum muss nach oben, vorn und achtern fest fixiert werden, dafür längt man sich spezielle Leinen ab. Außerdem wird die Fockschot vorn am Spibaum durch den dortigen Ring gefahren. Es empfiehlt sich, diese Verbindung mit einem dafür angefertigten Dyneema Softschäkel zu machen, um Beschädigungen der Schot durch Reibung zu vermeiden.

Hier nochmal ein paar Bilder aus dem täglichen Bordleben:


Die Aufgabe, täglich zehn Leute an Bord schmackhaft satt zu bekommen, darf nicht unterschätzt werden. Fast alle Crewmitglieder haben dazu Gerichte beigesteuert. Wer nicht kocht,wird zum Schnippeln angestellt oder wäscht hinterher ab. Auch das ist nicht ganz ohne, da das im Cockpit mit Salzwasser geschieht.


Ab der zweiten Woche gehört natürlich auch das vom Skipper täglich gebackene frische Brot zu den Highlights. Es wurde genauso verschlungen wie die abwechselnd von einem weiteren Crewmitglied gebackenen Brote.


Hier im unteren Bett nächtigte der Skipper. Normalerweise sieht meine Behausung anders aus. So lange, wie ich regelmäßig an Bord bin, habe ich natürlich Anrecht auf eine eigene Kabine, in der ich dann auch meine Gepäckberge (z.B. Kleidung für den Gefrierpunkt bis 35 Grad) aufbewahren kann. Die Transatlantikreisen mit der ARC sind allerdings derart gesucht, dass ich mit dem Veranstalter eine Vereinbarung habe, dass jede Koje verkauft werden kann.

Interessant ist auch immer wieder das Netz, das wir von der Salondecke spannen und das einen ganz großen Teil unseres Obstes und Gemüses aufnimmt. Dies bleibt dadurch schön luftig und das Netz trägt dazu bei, dass die Früchte deutlich länger frisch bleiben.
Hier ist es bereits halb leer. Wenn es beim Start in Las Palmas voll ist, dürften da locker einige hundert Kilo hängen. Die Haken sind aber sehr gut befestigt.


Ach ja, und dies jährliche Foto darf natürlich auch nicht fehlen:

Tradtionell trägt der Skipper beim Briefing am 6. Dezember die eigens dafür mitgeführte Nikolaustag-Mütze…

Und noch was zum Thema Essen: Es ist immer gut, wenn man ausreichend Diplomingenieure an Bord hat. Dann wird das noch vorhandene Fleisch im Handumdrehen mithilfe des vom Skipper zur Verfügung gestellten Takelgarns zu Rouladen verarbeitet – die übrigens hervorragend geschmeckt haben.


So, das war’s von der Überquerung Herbst 2021. diesmal etwas anders berichtet als in den Vorjahren. Wer mehr wissen will, schaut halt bei meinen Herbst- und Winter-Posts der Jahre 2019,2018,2017,2016 nach.

Inzwischen habe ich auch schon die nächste Transatlantik-Reise hinter mir, diesmal im Februar-April 2022 von St. Maarten in die Ostsee. Und zur Zeit bin ich in den schwedischen Westschären unterwegs, bevor es dann am 2. Juli wieder auf die Azoren geht. Es gibt also noch viel zu berichten.

So stay tuned!

Die nächsten Reisen–wer will mit?

Liebe Alle,

nach zwei Monaten zuhause wird es höchste Zeit, dass ich wieder auf See gehe. Deshalb hier die Daten meiner nächsten Hochseetörns. Wer mit will, melde sich einfach bei mir. Auf fast allen Teilstrecken sind noch Kojen verfügbar:

28.02. –26.03.2022 Transatlantik Sint Maarten – Horta/Azoren – 2.500 pures Blauwassersegeln
27.03. – 09.04.2022 Azoren – La Coruna – die “kleine” Atlantiküberquerung
10.04. – 23.04.2022 La Coruna – den Helder/Amsterdam – nautisch hoch anspruchsvoll: Biskaya und Englischer Kanal
24.04. – 30.04.2022 den Helder/Amsterdam – Breege/Rügen

außerdem schon geplant:

03.07. – 16.07.2022 Azorensegeln: Ponta Delgada/SanMiguel – Terceira – Graciosa – Saõ Jorge – Pico – Horta/Faial
17.07. – 24.07.2022 Azorensegeln: Horta –  zentrale Azoren – Horta
24.07. – 06.08.2022 Azorensegeln: Horta –  Pico – Saõ Jorge – Terceira – Ponta Delgada/San Miguel

weitere Törns kommen demnächst dazu. Wer Lust hat, mitzukommen, meldet sich einfach bei mir auf den bekannten Wegen, zum Beispiel auf segelwolf (bei) gmx.de.

In Kürze folgt dann der Bericht über den nächsten Teil der letzten Transatlantikreise.

So stay tuned!

Rügen–Karibik 2021–die erste

Nachdem die bereits fest geplante  – und auch gut gebuchte – Reise 2020 dem Coronavirus zum Opfer gefallen war, ging es nun dies Jahr wieder los. Zu dieser Reise gehört ja auch die zweite Transatlantiktour in diesem Jahr, nachdem ich ja im Frühjahr bereits von Panama ins Mittelmeer “andersrum” gefahren war.

Ich war bereits eine Woche vor Abreise auf Rügen, um bei der Vorbereitung meiner “Mola” und des zweiten Schiffs “Lissy III” mitzuarbeiten. Nach den Corona-Zwangspausen war der Andrang so groß, dass wir in diesem Jahr mit zwei Schiffen in die Karibik unterwegs waren, und da es beim zweiten Schiff Terminprobleme bei der Skipperbesetzung gab, durfte ich mich also um zwei Schiffe UND zwei Crews mit ihren vielen Fragen kümmern. – Glaubt mir: Ich war froh, als es am 21.11. dann endlich auf den Atlantik hinaus ging.

Von den ersten Etappen

  • Rügen – Kiel – Brunsbüttel – den Helder – Amsterdam
  • Amsterdam – Cherbourg

gibt es nicht viel zu berichten, außer, dass das Wetter nicht das tollste war. Hier deshalb keine Fotos, sondern nur die gefahrenen Strecken:

Törn 1

3. Etappe

Interessant war nur, dass wir – anders als in den vergangenen Jahren – einen Tag zusätzlich Zeit hatten und deshalb den Crew-Wechsel von den Helder nach Amsterdam verlegt haben, was sowohl der ankommenden als auch der abreisenden Crew sehr zupass kam.

Der nächste Crewwechsel war für Cherbourg geplant. Diese Etappe ist eine der anspruchsvollsten auf der ganzen Reise. Neben vielen Sänden, die einem beim Geradeausfahren arg behindern, muss man auch – wie immer nachts –  die Zufahrt nach Rotterdam mit ihrem heftigen Frachterverkehr queren, und dann hat man traditionell auch noch meist Westwind, was einem beim Fahren nach Westen auch nicht gerade hilft Steaming mad. Wir haben deshalb aus Zeitgründen mehrere Zwischenstopps gestrichen und haben auf dem Weg nach Cherbourg nur ein einziges Mal gehalten, nämlich in Dieppe.

Reisetrack

Einer der Gründe war, dass uns ziemlich viel Sturm erwartete, und ich wollte rechtzeitig im Hafen sein. Wir laufen also mittags aus und bekommen draußen vor dem Hafen sofort was auf die Nase: 5-6 Beaufort und das am Wind! Sportliches Segeln ist angesagt.

Groß Kochen war natürlich nicht, deshalb gab es im Cockpit kurz vor Sonnenuntergang den bekannt guten Skipper-Kartoffelsalat mit Bratwurst – entweder mit Senf oder auch als Currywurst.

Danach flaute es dann etwas ab auf 3-4 Bft., sodass wir unter Vollzeug in die Nacht segeln konnten. Irgendwann hatte der Wind aber so weit nach Westen gedreht, dass wir nachts wenden mussten, sonst wären wir irgendwann in England gelandet – wir wollten aber ja nach Cherbourg, weil dort die neue Crew auf mich warten würde.

Am nächsten Morgen hatten wir dann die klassische Tiden-Situation: Mittlerweile lief ein Tidenstrom von 3 Knoten quer zu unserem Kurs, sodass wir eigentlich nur noch hin und her kreuzten. Also Maschine dazu und mit Fock und Maschine ab nach Cherbourg , wo wir dann mittags ankamen. Wir hatten im englischen Kanal 366sm nur mit einem Stopp zurückgelegt und alles dazwischen ausgelassen.

In Cherbourg hatte ich es dann ziemlich eilig wegen der weiteren Wetterentwicklung. Wir sind also schon am nächsten Tag gleich spät Abends weitergefahren. Eigentlich wollte ich wie immer einen Zwischenstopp auf Guernsey einlegen oder nach Frankreich nach Lezardrieux, aber das haben wir alles ausgelassen und sind durch die Nacht und weiter direkt nach Camaret-sur-Mer in der Nähe von Brest gefahren.

Erst konnten wir ganz gut segeln, aber um das berüchtigte Cap de la Hague mussten wir dann doch motoren, weil die Tidenströmung dort einfach zu stark war. Nachts erwartete uns dann vor Guernsey schon heftiger Wind mit 6 Bft. , sodass wir schon wieder gegen heftig Wind und Welle gegenan fahren mussten. Das ist wohl mein Schicksal auf dieser Strecke. Jedenfalls bin ich ziemlich weit draußen nach Westen gefahren, fast in der Großschifffahrtsstrecke, bevor ich dann nach Süden wendete um die Einfahrt in die Bucht von Brest zu bekommen. Das klappte einigermaßen sodass dir morgens um zehn in Camaret ankamen. 

6. Etappe

Vor der Marina lag einer, da da nicht reinpasste, auch der war auf dem Weg in den Süden.

Wir sind ja ziemlich spät im Jahr unterwegs, deswegen sind die Marinas schon ziemlich leer, so auch Camaret, dass uns aber mit einem wunderschönen Abendhimmel verwöhnte.

Wie gesagt, wir hatten es ziemlich eilig, weil wir vor einem wahrscheinlich dräuenden Starkwindfeld über die Biskaya wollten. Deswegen ging es auch gleich am nächsten Tag weiter.

Noch am Tage begegneten wir diversen Fischern mit ihren Schleppnetzen. Die Jungs fahren laufend zickzack und sind deshalb sehr schwer auszurechnen. Tagsüber geht das ja noch, aber nachts mit ausgeschaltetem AIS haben die so manchen Schweißtropfen auf meiner Stirn produziert.

Es begann mit schönem Segelwetter – nur leider fuhren wir in eine Richtung, wo wir nicht hinwollten – nämlich längs der französischen Küste. Zumindest war das angenehmes Fahren – wir konnten teilweise sogar richtig am Salontisch essen.


Irgendwann musste ich aber dann doch mal wenden, um Richtung La Coruna zu fahren. Die Starkwindzone rückte langsam näher und vor der hatte ich doch Respekt.

7. Etappe 

Und langsam drehte der Wind genau gegen uns, sodass kreuzen keine Option mehr war aus Zeitgründen. Also die Maschine angeworfen und auf direktem Kurs nach La Coruna.

Im Laufe der nächsten anderthalb Tage wurde dann das Wetter immer schlechter, weil unser Fenster nicht ganz gereicht hat. Davon gibt es keine Fotos, denn bei 7-8 Beaufort und 3m Welle bin ich nicht zum Fotografieren gekommen.

Endlich lagen wir nach diesem heftigen Ritt in La Coruna, wo ich wieder Crew-Wechsel hatte. Mein Schwesterschiff Lissy III – mit dem ich seit Rügen parallel gefahren war – kam einige Stunden nach uns an. Die hatten noch mehr motort als ich und kamen mit dem letzten Sprit an.

Dann war erst mal Schiff trocknen angesagt. wir hatten bei dem Biskaya-Ritt leider viel Wasser in die Bilge bekommen. Die Ursachenforschung brachte uns nicht wirklich viel weiter, sodass das Thema mich noch eine ganze Weile begleiten würde.

Das Gute dieses Zwischenstopps ist: Ab jetzt wird es endlich jeden Tag wärmer – die Zeit der langen Unterwäsche, des dicken Pullovers und des schweren Ölzeugs geht dem Ende entgegen.

Wie es dann nach Gran Canaria und in die Karibik weiterging, kommt dann im nächsten Post.

So stay tuned!

Die nächste große Reise fängt mit kleinen Schritten an

Seit dem 10. Oktober bin ich wieder auf See. Wie fast jedes Jahr geht es wieder von Rügen bis Martinique.

Vorher waren aber noch andere reisen dran, über die ich diesmal später berichten werde. Ich hatte diesmal zwischen den Törns zuhause extrem wenig Zeit zum Schreiben, aber das kommt noch. Nur mal als Vorgeschmack: Im Frühsommer war ich vier Wochen auf den Azoren unterwegs – ein Revier dass ich jedem nur empfehlen kann..

Jetzt aber wieder in die Karibik. Los ging’s mit einer Woche auf Rügen, wo ich mich um die Hochseeausrüstung der “MOLA” kümmerte. Danach dann der Start Richtung Kiel. Von Rügen ging es an Gedser vorbei Richtung Fehmarn. Da mein Mast unter 20m ist, konnten wir „innendurch“ unter der Fehmarnsundbrücke durchfahren. Danach kommt dann auf dem Weg nach Kiel das große Schießgebiet der Bundesmarine, das normalerweise gesperrt ist. Ein Blick ins Internet zeigte aber, dass dort an unserem Passiertag Ruhe herrschte und wir durchfahren konnten, ohne erschossen oder versenkt zu werden.

In Kiel hatten wir dann noch ein kurzes Rendezvous mit einer Wartungsfirma, von der wir eine große 12 Personen Rettungsinsel frisch gewartet übernahmen, und dann ging es direkt weiter in den Nord-Ostsee-Kanal bis Brunsbüttel.

Hier sind man unser Schwesterschiff “Lizzy II”, dass die gesamte Reise parallel fahren wird, da mein Auftraggeber diesmal mit zwei Schiffen in die Karibik fährt. Ich werde trotzdem ein Auge auf sie haben, weil ich die “Lissy” nächstes Jahr im März aus der Karibik zurück fahren werde.

Über die Kanalfahrt gibt es nicht viel zu sagen. Beim ersten Mal ist es ja noch interessant, aber im Prinzip geht es eigentlich immer nur geradeaus unter Maschine, und links oder rechts schaut mal eine Kuh zu.

In Brunsbüttel übernachteten wir auf der Innenseite des Kanals in dem kleinen dafür gedachten Hafen.

Da saß dann der Skipper abends und brütete über dem zu erwartenden Wetter. Als INTERMAR-Netcontrol ist er es ja gewohnt, dafür allerlei Hilfsmittel zurate zu ziehen – das änderte aber auch nichts daran, dass für die Zeit nach den nächsten 48 Stunden übles Wetter zu erwarten war, auch wenn man das im Moment noch nicht sah.

Am nächsten Morgen schleusten wir dann aus.

Wenn man dann auf die Elbe hinaus kommt, sieht das schon fast wie Meer aus, so breit ist sie da schon.

Vorher zeige ich Euch aber noch die nach mir benannte Luxusyacht, die in Brunsbüttel vor der Schleuse liegt Be right back

Der Sturm stand ja nun bevor. Wir entschlossen uns deshalb, an Cuxhaven, Helgoland und den Ostfriesischen Inseln vorbei zu rauschen und direkt bis nach den Helder weiterzufahren. Und wie vorhergesagt, fing es danach auch an heftig zu „kacheln“. Ich habe deshalb unseren Crew-Wechsel von den Helder nach Amsterdam verlegt. Vorher hatten wir noch Zeit, in den Helder das niederländische Marinemuseum   zu besuchen, was ich fast jedes mal dort mache. Kann ich nur jedem Schifffahrtsinteressierten sehr empfehlen. Man sieht nicht nur viel über die heutige Marine, sondern auch viel über die grandiose Geschichte der Holländer als Weltmacht.

Bevor es weiterging, mussten wir allerdings noch reichlich Wasser aus dem Schiff holen. Durch eine unglückliche Verkettung von Kleinigkeiten lief Wasser aus dem Ankerkasten bis in die Salonbilge, sodass unser Gemüse nass wurde.

Wie vorhergesagt, fing es danach auch an heftig zu „kacheln“. Ich habe deshalb unseren Crew-Wechsel von den Helder nach Amsterdam verlegt und wir sind am Freitag sehr schön mit achterlichen Winden durchs Wattenmeer und die Schleuse den Oever ins Ijsselmeer gefahren.

Dann ging es quer durchs Ijsselmeer und die Schleusen von Enkhuizen und die Oranjesluis direkt in den Sixhaven im Stadtzentrum von Amsterdam. Diese – immer knackvolle – Hafen liegt ideal: Auf der anderen Flussseite direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, wohin mit mit einer kostenlosen Flussfähre kommt.

Am nächsten Tag motorten wir durch den Nordzeekanal nach Ijmuiden, wo es wieder hinaus auf die Nordsee ging.
Und da wiederholte sich dann die Geschichte der Vorwoche: Vom Westen zog ein gewaltiges Sturmtief heran, das auf unserem Kurs Böen bis 50 Knoten brachte. Also wieder zwei Nächte durchsegeln und sich dann verkriechen.

Die Strecke längs der belgischen und französischen Kanalküste ist navigatorisch relativ anspruchsvoll. Viele Sände liegen im Weg, denen man entweder ausweichen muss oder sie bei passender Tide und richtiger Stromrichtung passieren kann. Hinzu kommt dann noch die spannende Durchquerung der Zufahrt von Rotterdam, dem größten Hafen Europas, wie immer bei mir mitten in der Nacht.

Wir sind dann durchgefahren bis Dieppe in der Normandie, wo wir den Durchzug des Sturmtiefs abgewartet haben, bevor wir vorgestern Mittag nach Cherbourg aufgebrochen sind.

Im großen Yachthafen von Cherbourg liege ich nun und schreibe diese Zeilen. Heute Nacht um elf Uhr geht es mit neuer Crew weiter nach Guernsey, und von dort direkt durch den Kanal und die Biskaya nach La Coruna, wo ich dann hoffentlich den nächsten Bericht schreiben kann.

Bis dahin wie immer: Stay tuned!

Freie Plätze auf Traumreisen im Herbst

Letztes Jahr fiel die Reise ja aus, aber in diesem Herbst werde ich wieder – jetzt zum sechsten Mal – über den Atlantik segeln.

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Normalerweise ist der Atlantiktörn mit der Atlantic Ralley for Cruisers ein Jahr vorher ausverkauft. So auch dieses Jahr, obwohl wir diesmal sogar mit zwei Booten fahren! Allerdings hat ein Ehepaar gerade absagen müssen, sodass es eine erfreuliche Nachricht gibt:

Für die ARC 2021 gibt es wieder zwei freie Plätze!

Start in Las Palmas auf Gran Canaria ist am 21. November 2021. Nähere Infos gibt’s bei segelwolf[ät]gmx.de.

Wer nicht so lange Zeit hat, der hat vielleicht Lust, mich auf einer derZubringer-Etappen zu begleiten, auf denen noch freie Plätze vorhanden sind. Folgende Etappen (oder Kombinationen daraus) sind möglich:

09.10. – 16.10. Rügen – den Helder
16.10. – 23.10. den Helder – Cherbourg
23.10. – 30.10. Cherbourg – La Coruna
30.10. – 13.11. La Coruna – Las Palmas de Gran Canaria

Auch gibt’s alle Infos bei segelwolf[ät]gmx.de.

Gerade diese Etappen sind seglerisch hochinteressant, wenn man sich fortbilden will: Tidennavigation mit Gezeitenunterschieden von 10 Metern oder mehr, Ströme bis 6 Knoten, Großschifffanrt von rechts und links, alles, was das segeln interessant macht.

Zum Schluss: Ich schulde Euch noch meinen Bericht über meine Inseltörns auf den Azoren. In den letzten Wochen war ich aber hauptsächlich auf der Ostsee unterwegs und habe viel Führerscheinausbildung gemacht. Da bin ich von morgens bis nachts beschäftigt und hatte keine Zeit zum Schreiben. Ich verspreche Euch aber, dass das demnächst nachgeholt wird.

Bis dahin: stay tuned!

Euer Segelwolf

Mitsegeln auf den Azoren

Nach der großen Atlantiküberquerung war ich nur drei Tage zum Wäschewechseln zuhause, und jetzt bin ich schon wieder auf den Azoren unterwegs, eins meiner absoluten Lieblingsreviere.

Coronatechnisch sind die hier super organisiert. Natürlich muss man für die Einreise einen PCR-Test nachweisen, aber das ist ja mittlerweile weltweit so. Dann wird man hier nochmals kostenlos am 6. Tag getestet, dazu wird man sogar telefonisch eingeladen! Ansonsten funktioniert alles. Die Restaurants sind offen, die Hotels auch.

Für die Wochentörns ab 06.06.21 und 13.06.21 ab Horta sind noch einzelne Kojen frei. Wer allein anreist, bekommt ohne Aufpreis eine Einzelkabine und die Bordkasse ist auch kostengünstig geregelt.

Also wer kurzfristig Lust und Zeit hat, der melde sich bei mir auf segelwolf at gmx.de.

Vielleicht finde ich ja auch jetzt Zeit, noch über den Rest des großen Törns zu schreiben, was bisher – siehe oben – einfach nicht drin war. Zu berichten gäbe es schon noch was.

So stay tuned!

Vor der großen Reise

Mit drei Mann Crew waren wir über Amsterdam nach Panama City geflogen, um in Panama die INSIEME zu übernehmen. Die Eigner haben sie uns anvertraut, um das Schiff nach Europa zu überführen.

Die INSIEME ist eine sehr gut ausgestattete Bavaria Vision Forty Six mit allen Annehmlichkeiten für die Langfahrt: Generator, Wassermacher, Solarpanels, Windgenerator usw. Dazu haben die Eigner sehr viel Geld und Arbeit in ein komplett neues Elektriksystem gesteckt, das geradezu vorbildlich ist. Davon könnte sich Bavaria eine Scheibe abschneiden.

Ich habe einen vollen Tag gebraucht, das Schiff zu übernehmen, soviel an Besonderheiten gab es zu beachten. Jetzt bin ich nur noch gespannt, wie die Dame segelt.

Wir hatten schon vor der Anreise in mehreren Zoomkonferenzen alle wichtigen Details geklärt, vor allem die Essensplanung für so eine lange Reise. Unser Theo hatte alle geplanten Rezepte sozusagen in eine “Stückliste” verwandelt und mit Preis, Gewicht und deutschem und spanischen Namen in eine Einkaufsliste verwandelt. Mit dieser Liste bewaffnet, stürmten wir dann den größten Supermarkt von Colón.


Leider war das meiste schon gestaut, als ich dazu kam Fotos zu machen. Unter Deck sah es da noch ziemlich wüst aus. Eine solche Menge an Lebensmitteln zu verstauen ist nicht ganz einfach. Ohne unseren “Storemaster” Volker, der akribisch das Verbleiben jeder Flasche Ketchup dokumentiert hat, würden wir auf See Probleme haben, alles wiederzufinden. Zu den Lebensmitteln kamen dann noch größere Mengen gekauftes Trinkwasser hinzu, weil wir uns natürlich nicht allein auf den Wassermacher verlassen – der könnte ja auch mal kaputt gehen – auch das habe ich auf dem Atlantik schon erlebt.

Die Eigner Markus und Julia flogen dann heim, nach einem sehr bewegenden Abschied. Es ist sicher nicht leicht, eine solche fast zweijährige Lebensphase auf dem Boot zu beenden und dann noch sein “Baby” einem Fremden an die Hand zu geben. Jedenfalls werden wir alle froh sein, wenn ich das Boot im Mai in Almerimar an die beiden zurückgebe.

Danach kam dann noch unser vierter Mann und wir waren vollzählig.

Die INSIEME hat nur zwei Kabinen, ist also ein reines Eignerschiff. Bei einer Charteryacht wären auf gleicher Größe vier Kabinen und drei Toiletten untergebracht. Man kann auch mit weniger Leuten über den Atlantik fahren. Da die West-Ost-Route um diese Jahreszeit aber nicht ohne ist, sind wir zu Viert, das ermöglicht ein weniger anstrengendes Wachsystem.

Geplant ist nur ein Stopp auf Kuba, eventuell entscheiden wir uns aber auch, die gesamte Strecke bis ins Mittelmeer in einem Stück durchzusegeln. (Wie sagte schon Goethe: Nur die Harten kommen in den GartenWinking smile

Unterwegs werde ich nicht bloggen können. Aber hier folgt nochmal der Link, mit dem Ihr unsere Reise verfolgen könnt:

Track der SY INSIEME mit dem Segelwolf

So wie es aussieht, sind wir am Sonntag so weit, dass wir losfahren können. Wünscht uns eine sichere Überfahrt. wenn ich zurück bin, habe ich sicher einiges zu berichten.

Und zum Schluss noch, wie gewohnt, der Hinweis auf meine nächsten Törns, auf denen noch Plätze frei sind:

Azorentörns im Juni:

30.05. –  06.06. Terceira – Terceira
06.06. – 13.06. Terceira – Horta
13.06. – 20.06. Horta – Horta

Die Azoren sind wunderschön – kommt mit!

Ach ja, ich erinnere auch daran, dass Mola dieses Jahr zwei Schiffe über den Atlantik schickt, deshalb gibt es wieder einige wenige freie Plätze auf der Atlantic Rally for Cruisers von Gran Canaria nach St. Lucia, die ich auch in diesem Jahr wieder fahren werde.

Wollt Ihr dieses Jahr zu anderen Zeiten fahren, sprecht mich einfach an. Ich sage dann kurzfristig, ob es noch Mitsegelmöglichkeiten gibt. Wie immer erreicht Ihr mich unter segelwolf (ät) gmx.de.

Es gibt endlich wieder neues vom Segenwolf.

So stay tuned!

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Morgen geht es los–und so könnt Ihr den Segelwolf verfolgen

Es gibt unheimlich viel zu tun an den letzten ein, zwei Tagen vor der Abfahrt. Ich weiß nicht, ob ich heute Nacht noch dazu komme, das zu schreiben, was ich eigentlich vor dem Start wollte. Deshalb gibt es heute nur einen ganz kleinen Post, der nur eins enthält, nämlich

den Link des Trackers, der meine aktuelle Position zeigt

wir haben einen Iridium-Tracker an Bord, der alle Stunde unsere Position sendet.

Morgen Abend deutscher Zeit geht es los. Nächster Stopp: Ein Wiedersehen mit Santiago de Cuba – auch wenn ich glaube, dass es ein trauriges Wiedersehen wird. Wir müssen wegen dieses blöden Virus sehr vorsichtig sein –  und alle Musikkneipen sind mit Sicherheit sowieso geschlossen.

Ich melde mich wieder, sobald es geht. Günstigstenfalls aus Cuba, vielleicht aber auch erst, wenn wir den großen Teich überquert haben und in Spanien angekommen sind.

So stay tuned”