Über den Atlantik–Teil 2

Erinnert Ihr Euch?

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In diesem Moment – man schreibt den 20. November 2016 und es ist auf die Sekunden genau 13.00 Uhr UTC (was praktischerweise sowieso auch die lokale Uhrzeit von Las Palmas ist) – passieren wir die Startlinie der diesjährigen ARC. Endlich, nach all den Vorbereitungen, geht es los und wir sind auf dem Weg in die Karibik.

Es ist schon beeindruckend, wenn sich über zweihundertdreißig Boote gemeinsam auf den Weg machen. Leider kann ich Euch davon nur Ausschnitte zeigen, für alle Schiffe hätte ich schon einen Hubschrauber gebraucht.

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Zunächst segeln wir eine ganze Weile längs Gran Canaria, und dann südlich an Teneriffa und La Gomera vorbei. Bei gutem Wind setzen die meisten schon ihre großen Vorsegel, Spinnaker oder Gennaker.

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So langsam beginnt dann die Bordroutine, Wachen werden eingeteilt, Wetterberichte über Kurzwelle eingeholt und Kurse geplant. Das Wetter macht uns etwas Kopfzerbrechen. Einige Tiefs haben sich ziemlich weit nach Süden geschlichen, sodass auf den ersten Blick sich ein für ARC-Verhältnisse sehr weit nördlicher Kurs anbietet.  Leider kann man ja beim Wetter nicht wirklich weit in die Zukunft schauen. Wir entschlossen uns deshalb, einen mittleren Kurs zu laufen und täglich den Kurs anhand des aktuellen Wetters zu optimieren.

Die ganz schnellen Regattaboote (Maxis und Volvo Ocean Racer z.B.) entschieden sich alle für die Nordroute. Der Sieger stellte damit dann auch einen neuen Streckenrekord nach gesegelter Zeit auf. Da wir – wie die Mehrzahl der Boote – ja wesentlich langsamer sind, wäre diese Nordroute für uns tödlich geworden. Bis wir da oben gewesen wären, hätte sich das Wetter schon längst geändert. Der Sieger hat schließloch weniger als die Hälfte der Zeit von uns gebraucht.

Erst gab es die erste warme Mahlzeit auf See

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dann briste der Wind noch ein bisschen auf auf um die 20 Knoten und ab dann hatten wir die klassische Atlantik-Welle: Lang und hoch – viieel angenehmer als Ostsee- oder Mittelmeerwellen.

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Es begann die schönste denk-bare Hochsee-Segelei. Wir setzten unseren Gennaker und ab ging die Post!

Dieses Vorsegel ist speziell für Passat- und sonstige kräftige Winde gedacht. Man kann ihn raumschots bedenkenlos bis weit über 20 Knoten Wind (also Windstärke 5) stehen lassen. Wenn man dann so auf unser Kielwasser schaut, überkommt einen glatt die Lust, unter Segeln Wasserski zu laufen Flirten - Mann.

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Für ein Schiff dieser Größe ist das schon ein ganz anständiger Wert: Oft genug haben wir unsere Rumpfgeschwindigkeit erreicht.

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Das hier ist übrigens der “Tracker”, mit dem man unsere Position jederzeit im Internet sehen konnte. Das Ding hat ein eingebautes GPS und sendet jede Stunde die Position über Satellit an einen zentralen Server.

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Und so sieht dann schönstes Blauwassersegeln aus:

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Da der Wind inzwischen nicht mehr raumschots, sondern viel weiter von vorn kam, tauschten wir den Gennaker gegen einen etwas kleinen Code Zero ein.

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Dies Bild zeigt übrigens, dass ich in fast allen Situationen meine Rettungsweste trage. Im Sommer bin ich ja viel in der Ausbildung unterwegs, und all meinen Schülern möchte ich damit zeigen, dass ich das ernst nehme – nicht nur auf meinen Ausbildungstörns.

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Langsam brach der Abend an, und wir bereiteten das Boot auf die erste Nacht vor.

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Und so segelten wir dann in unsere erste Nacht auf hoher See, traten unsere Nachtwachen an und harrten der Dinge, die in den nächsten drei Wochen auf uns zukommen würden.

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Das war’s für heute. Beim nächsten Post geht die Reise weiter.

So stay tuned!

Über den Atlantik–Teil 1

Wundert Euch nicht, wenn Ihr diesen Post doppelt erhaltet – ich habe leider festgestellt, dass das Posten auf facebook beim ersten Mal nicht funktioniert hat.

Auf hoher See kann man schlecht posten, deshalb habt Ihr lange nichts mehr von mir gehört. Aber nun bin ich seit drei Tagen aus Saint Lucia zurück und fange langsam an, mein Material zu sortieren. Deshalb gibt’s heute die erste Portion meines Berichts über die Atlantik-Überquerung im Rahmen der ARC (Atlantic Rally for Cruisers)

Zum einunddreißigsten Mal wird diese Rally dies Jahr veranstaltet und hat sich in diesen Jahren zu einer riesigen Karawane entwickelt. Start ist immer in Las Palmas auf Gran Canaria und Ziel seit vielen Jahren in Rodney Bay auf St. Lucia. Ein Teil der Teilnehmer segelt die ARC+, die etwas früher startet und einen Zwischenstop auf den Kapverden einlegt, der große Rest segelt direkt nach St. Lucia. Über dreihundert Yachten haben dies Jahr die gemeinsame Reise angetreten, an die zweitausend Crewmitglieder waren dabei. 

Angereist bin ich schon eine Woche vor dem Start. Es galt, dem Skipper bei der Vorbereitung des Boots zu helfen. Da gab es genug zu tun. Ich habe lange nicht mehr so viel gespleisst, getakelt und geknotet. Das liegt unter anderem daran, dass wir sehr viel mit Tauwerkschäkeln und Dyneema-Leinen statt der herkömmlichen Schäkel aus Metall gearbeitet haben.

Daneben nahmen wir an einer Reihe von Seminaren teil, mit denen die ARC-Organisation uns auf die Reise vorbereitete. Da ging es u.a. um Kommunikation per Kurzwelle und Mails über Funk, über Wetter und Wetterberichte auf hoher See oder über das andauernde Segeln vor dem Wind.

Auch der Spaß kam nicht zu kurz, mit Crewdinners und Sundowners, wo man mit den Crews anderer Boote ins Gespräch kam, oder mit einem Kostümfest  unter dem Motto “zurück in die Sechziger”, wo ich mich mit meinem Kostüm in bester Gesellschaft wiederfand und wir uns alle mit “Peace, Brother!” begrüßten.

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Im Laufe der Woche traf dann auch unser viertes Crewmitglied ein, sodass wir uns dann dem Einkaufen widmen konnten. Für maximal vier Mengen wegen, aber auch die Frage, WAS wir alles brauchen, war nicht einfach zu beantworten. Frischware wie Obst, Gemüse, Fleisch usw. hält sich bei diesen Temperaturen eben nicht vier Wochen. Also muss man für die zweite Hälfte des Törns das Essen anders planen.

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So langsam rückte der Start immer näher und das Boot wir auch am Tag vor dem Start fertig, sodass der große Stress vorbei war.

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Getestet haben wir im Hafen und bei einem Probeschlag noch die typische Passatbesegelung für das Fahren plat vor dem Wind: Großsegel auf einer Seite mit Bullenstander bzw. Baumbremse und Genua mittels des Spinnakerbaums auf der anderen Seite ausgebaumt. Und so sieht das Ganze aus:

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Wichtig ist es, aufgrund der relativ hohen Wellen, den Spinnakerbaum in allen Richtungen gegen Bewegung zu sichern. Dazu dienen neben der Toppnant (die Toppnant, das Toppnant – ich hab keine Ahnung) als Absicherung nach oben zwei weitere Leinen, die den Baum nach vorn und achtern absichern, wie dieses Detailfoto zeigt:

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Am Tag vor dem Start gab es dann den großen Abschiedsempfang im Königlichen Yachtclub mit reichlich Drinks und Canapees. Ich schätze mal, dass da über Tausend Leute waren.

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Neben netten Gesprächen gab es natürlich auch die obligatorische Festreden vom Chef der ARC, dem Präsidenten des Königlichen Yachtclubs, der Tourismus-Chefin von St. Lucia usw.

Und zum Abschluss bekamen wir dann über dem Yachthafen ein großes Feuerwerk serviert.

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Müde fielen wir dann in die Kojen für die letzte Nacht ohne Schaukelei für wahrscheinlich drei Wochen.

Am Sonntag, den 20. November ging es dann endlich los. Nach einem letzten ausgiebigen Frühstück legten wir dann um 11.30 Uhr ab, um hinaus zur Startlinie zu fahren. Es ist schon ein beeindruckendes Bild: Tausende von Menschen stehen rundherum und verabschieden uns und zweihundertdreißig Boote drängeln sich durch die enge Hafeneinfahrt nach draußen, angeführt von der “Almagores  II”, mit über 33 Metern dem größten Schiff der Flotte.

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Hier mal einfach der Reihe nach einige Eindrücke von dieser gemeinsamen Ausfahrt.

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Damit keine Missverständnisse aufkommen: Die kleine Ketsch im Vordergrund fuhr natürlich nicht mit Bin gleich zurück.

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Die gelben Polos seht Ihr übrigens auf vielen Bildern der ARC – das ist die Organisations-Crew.

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Als wir dann endlich aus dem Hafen heraus waren, war das Gedränge immer noch groß. Unser Skipper musste höllisch aufpassen, damit wir niemanden über den Haufen fuhren bzw. von den Großen nicht über den Haufen gefahren wurden. Schließlich war unsere Maxi 1300 mit 13 Metern eine der kleineren Yachten des Feldes.

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Endlich, um genau 13 Uhr Ortszeit passierten wir dann mit 230 anderen Booten zusammen die Startlinie und es ging los.

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Wie es weiter ging, erzähle ich dann in den nächsten Blogs, damit es noch etwas spannend bleibt.

Also wie immer: Stay tuned !

Euer Segelwolf

Bald geht es wieder los!

Mal ein kurzes Lebenszeichen zwischendurch.

Wie schon angekündigt, war ich letzte Woche auf der Messe Hanseboot in Hamburg, um auf dem gemeinsamen Messestand der Segelschule Well Sailing und von Nordtörn mitzuhelfen. Es war eine anstrengende, aber interessante Woche. Neben vielen Interessenten habe ich auch erfreulicherweise eine Reihe von alten Segelbekannten wiedergesehen, die man sonst selten sieht.

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Inzwischen bin ich wieder zuhause, vervollständige mein Arztprogramm (in meinem Alter sollte man sich regelmäßig durchchecken lassen, wenn man einen Beruf ausübt wie ich) und versuche. halbwegs Ordnung auf meinem Schreibtisch zu schaffen. Außerdem steht Kontaktpflege mit potentiellen Auftraggebern auf dem Programm – ich brauche  ja ausreichend Segeljobs im nächsten Jahr. Es sieht da ganz gut aus, aber dazu später mehr.

Ab morgen geht es dann an das Vorbereiten meiner Reisetasche, denn am kommenden Sonntag fliege ich nach Gran Canaria zu meinem Freund Tibor, auf  dessen “Capt. Cook” wir dann am 20. November um 14 Uhr zusammen mit 230 anderen Yachten zur “Atlantic Rallye for Cruisers” (ARC) aufzubrechen. Der Weg wird uns dann ohne weitere Landberührung direkt von Las Palmas nach St. Lucia in der Karibik führen. Auch auf dieser Reise ist das Schiff wieder mit einem GPS Tracker ausgerüstet, sodass Ihr unseren Weg über den Atlantik im Internet verfolgen könnt. Dazu später mehr.

So stay tuned!

Eigentlich gibt es nix zu berichten…

Letzte Woche hatte ich meinen letzten Ostseetörn (zugegebenermaßen war es auch schon ziemlich kalt) und habe mit meinem Kollegen Roger die letzten Schüler für dies Jahr um SKS-Schein geführt.

Ich hab also einfach mal in meine Fotos geschaut und nachgesehen, was sich noch zur Veröffentlichung lohnt.

Zum Beispiel Schiffsnamen.

Wer mich kennt, weiß, dass ich schon seit Jahren seltsame Bootsnamen sammele, um gelegentlich daraus mal ein Buch mit kleinen lustigen Essays zu machen. Hier mal als Appetithappen zwei Stück aus meinen Reisen der letzten Wochen.

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Um was geht es denn hier wohl? Ob das Boot nach der Scheidung in zwei Hälften geteilt wird? Und wenn ja: Längs oder quer?

Aber den absoluten Hit an Absurdität habe ich im Olympiahafen in Kiel-Schilksee liegen sehen:

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3. Moskauer Brotfabrik??? Da würde ich doch zu gerne mal den Eigner befragen, was für eine Geschichte sich hinter so einem Bootsnamen verbirgt.

Vor allem stelle ich mir gerade vor, was passieren wird, wenn man sich mit diesem Schiffsnamen per Funk in einem Hafen anmeldet. Ob der Krankenwagen dann schon am Kai steht und wartet?

Und bei diesem Schiff ist es bei dem Namen auch vielleicht besser, dass es an Land stehtFlirten - Mann

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Sonst gibt’s eigentlich nichts zu berichten. Es kann ja auch nix schaden, mal wieder ein paar Tage zuhause zu sein. Wenn ich alles zusammenrechne, werde ich in diesem Jahr so viel auf See gewesen sein wie noch nie.

Richtig schöne Herbsttage hatten wir. Ich durfte noch mal Rasen mähen und dann kam das Herbst-Highlight. Nachdem ich jahrelang an der Nahe und am Rhein gewohnt habe, ist es uns hier oben im hohen Norden zum ersten Mal gelungen, richtig fett Wein zu ernten. Eine Rebe haben wir, an der Westseite des Hauses, die von Angelika den ganzen Sommer über gepflegt und beschnitten wurde.

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Und jetzt schaut mal, was da als nordfriesische Spätlese heraus kam:

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Über zwölf Kilo Trauben haben wir von der einen Rebe geholt, die auch noch superlecker und süß waren. Die halbe Nacht hat Angelika damit zugebracht, die ganze Ernte in Traubensaft und Traubengelee zu verwandeln. Was ihr hier seht, ist immer noch nicht alles, am nächsten Morgen kam noch mehr dazu.

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Ich bin jedenfalls ganz begeistert.

Ach ja, eine Sache habe ich noch vergessen: Zum ersten Mal hat mich die deutsche Wasserschutzpolizei geärgert. Ich tuckere da ganz gemütlich bei totaler Flaute auf Rügen durch den Bodden, da erschien plötzlich ein Schlauchbootflitzer der Wasserschutzpolizei wie Ziethen aus dem Gebüsch, um mir nachstehendes Knöllchen zu präsentieren:

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Falls man es nicht lesen kann, da steht: “Kegel nicht gezeigt, trotz Segel/Motor”.

Grrrrr

Tja, wie geht es nun weiter?

Nächste Woche findet Ihr mich eine Woche lang auf dem Stand von Well Sailing auf der “Hanseboot” in Hamburg. Falls Ihr Lust habt und in Hamburg seid, kommt vorbei – ich freue mich über jedes Gespräch mit Euch.

Danach habe ich dann noch eine Woche, mich auf die Atlantiküberquerung vorzubereiten. Am 13. November fliege ich dann nach Las Palmas, um das Schiff mit vorzubereiten, und am 20. November um Punkt 14 Uhr ist dann Start über den großen Teich nach St. Lucia.

So stay tuned!

Heute in Schausende…

Nur mal ganz kurz zwischendurch:

Meine Sommersaison auf der Ostsee schließe ich zur Zeit mit einem SKS-Theoriekurs ab und habe meine Crew heute intensiv durch die ersten zwei Drittel des Stoffs zum Thema Navigation geprügelt. Wirksam ist da immer meine Drohung, dass sie mir meinen Schnitt nicht kaputt machen dürfen – bei mir hat bisher noch jeder die theoretische SKS-Prüfung bestanden.

Hier kurz ein Schnappschuss aus der Pause, der belegt, dass das Ganze ja doch ein bisschen anstrengend ist, wie der halbtote Grieche im Vordergrund zeigt…

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Mein Ostsee-Sommer

Seit Juni bin ich segelmäßig auf der Ostsee unterwegs. Zuerst ab Kiel, danach für vier Wochen ab Rügen (ein für mich völlig neues Revier) und jetzt wieder ab Kiel mit Abstechern nach Dänemark.

Leider gibt es wenig zu berichten, da mir vor einigen Wochen ein großes Missgeschick passiert ist. Durch einen kleinen Wassereinbruch an Bord hat meine Spiegelreflexkamera einen unreparierbaren Wasserschaden abbekommen, sodass ich zur Zeit keine guten Fotos machen kann. Erst muss ich mir eine neue Kamera besorgen. – Und ein Blog ohne Fotos taugt nix.

Gottseidank habe ich ja noch ein Handy und gelegentlich einen netten Mitsegler, der mir Bilder zur Verfügung stellt.

Über die diversen Wochentörns Richtung Kopenhagen, Malmö, Sonderburg usw. gibt es wenig zu berichten. Interessanter ist aber, dass ich mal in einem Land war, das für mich seglerisch und auch sonst Neuland war, nämlich Polen.

Von Breege auf Rügen beschloss ich in einer Woche, mal nicht nach Dänemark zu fahren, sondern nach Swinemünde auf der polnischen Seite der deutsch-polnischen Grenze. Ein nettes Städtchen, Hafenstadt mit großer Vergangenheit und immer noch nicht unerheblicher wirtschaftlicher Bedeutung für Polen. Viele alte Gebäude gibt es nach den Zerstörungen des zweiten Weltkriegs nicht mehr, dafür werben die modernen Restaurants mit den künstlerisch aufbereiteten Produkten

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Aber natürlich gibt es auch wunderschöne alte Gebäude in Swinemünde, wie z.B. diese alte Kirche, die mir gut gefallen hat.

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Swinemünde hat geschichtlich manches Interessante zu bieten. Für die heutigen Polen wichtig ist zum Beispiel dieses Denkmal, das an die 28 Werftarbeiter erinnert, die bei den Unruhen im Dezember 1970 ums Leben kamen. Dies gilt als einer der Vorläufer, die letztlich zur Gründung von Solidarnosc führten.

Das Denkmal steht an prominenter Stelle an einem großen Platz.

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Inwieweit zum Beispiel dieser Platz wirklich alt ist, entzieht sich meiner Kenntnis, wahrscheinlich eher nicht.

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In diesem Zusammenhang muss daran erinnert werden, dass Swinemünde noch am 12. April 1945, Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, von den Amerikanern mit einem massiven Luftangriff komplett zerstört wurde.

Als Segler eine Stadt zu Fuß erkunden, kann natürlich auch zu Kollateralschäden führen, wie das nachstehende Foto zeigt:

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Swinemünde ist heute wieder eine bedeutende Hafenstadt für sich selbst und der Vorhafen für die alte Hafenstadt Stettin. Man fährt also nicht in etwas touristisches hinein, sondern in einen großen Hafen – wie z.B. in Hamburg (nur natürlich etwas kleiner Bin gleich zurück)

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Touristisch hat Polen für Segler erheblich aufgerüstet. Es gibt  mittlerweile – auch hier in Swinemünde – sehr gute Marinas.

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Polnisch ist ja wohl keine einfache Sprache, wie Swinemünde auf polnisch heißt, kann man auf dieser Fähre sehen- ich traue mir nicht mal zu zu ahnen, wie das ausgesprochen wird Verwirrtes Smiley

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Hier landen große Seeschiffe, und auch als Fährhafen ist Swninemünde inzwischen wieder bedeutend.

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Nach einem netten Abend in Swinemünde beschlossen wir dann, nicht weiter auf der Ostsee weiter zu fahren, sondern den Fluss hinauf bis nach Stettin. Als erstes kommt man da in einen ca. 8 km langen Kanal, der zu Zeiten Kaiser Wilhelms II. gebaut wurde und deshalb die Kaiserfahrt heißt. Dieser mündet in das riesige Stettiner Haff, das man durchquert, um dann anschließend in die Oder einzulaufen. Hier sieht man die Einmündung der Kaiserfahrt in das Stettiner Haff.

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Nach einigen weiteren Kilometern flussaufwärts wird es dann städtischer, und man merkt, dass man in einen der größten Seehäfen des gesamten Ostseeraums einläuft. In weiten Teilen sieht es fast so aus, wie wenn man den Hamburger Hafen anläuft, so viele Oder-Nebenarme und einzelne Häfen gibt es hier.

Nachdem man durch die Häfen durch ist (jedenfalls die des einen von zweien Oderarme), kommt man zur Innenstadt. Das faszinierende an dieser Anfahrt ist, dass es mittlerweile eine neue Marina mitten im Stadtzentrum gibt.

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Und direkt gegenüber vom Zentrum, das man auf diesem Bild sieht, liegt der neue Zentrums-Yachthafen, von dem aus man zu Fuß in die Innenstadt laufen kann.

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Stettin ist mit über 400.000 Einwohnern immerhin die siebtgrößte Stadt Polens. Sie ist alte Hansestadt und hat sehr viele deutsche Geschichte. Aufgrund der großen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg ist davon leider nicht sehr viel erhalten. Trotzdem möchte ich unbedingt nochmal hin, weil wir viel zu wenig Zeit hatten, diese Stadt zu erkunden.

Am nächsten Morgen mussten wir schon wieder auslaufen, damit wir rechtzeitig zurück auf Rügen sein konnten. Selten bin ich in einer so üblen Nebelsuppe gefahren wie an diesem Morgen. Man sah weder links noch rechts das Flussufer, aber mit scharfem Ausguck und dank GPS und Kartenplotter ging es einigermaßen. Die Bilder geben leider nur einen ungefähren Eindruck dieser Nebelfahrt wieder.

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Da liegt unsere “Benno” im Nebel am Steg.

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Von der Oder ging es dann wieder ins Stettiner Haff, einer riesigen Lagune, die am Ende der letzten Eiszeit aufgestaut wurde. Mit 903 Quadratkilometern ist es das zweitgrößte Haff der Ostsee, das ich jetzt auf dem Hin- und Rückweg sozusagen einmal quer und einmal längs durchsegelt habe. Der Hinweg war ja durch die Kaiserfahrt und die Swine, während wir den Rückweg auf der anderen Seite der Insel Usedom durch die Peene genommen haben. Das war vor vielen Jahren die bedeutendere Durchfahrt, die erst nach dem oben erwähnten deutschkaiserlichen Ausbau der Swine zum Nebenarm verfiel. Damals war Wolgast eine sehr wohlhabende Stadt, die Sitz eines Herzogtums war und von den Zollerhebungen auf der Peene profitierte. Das Stadtbild zeigt immer noch viele barocke Gebäude, zumal Wolgast am Ende des Krieges als “offene Stadt” übergeben und kaum zerstört wurde.

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Neben der bekannten Peenewerft (gehört heute zu Lürssen und war zu DDR-Zeiten eine bedeutende Marinewerft) ist das Wahrzeiten der Stadt die Peene-Brücke, auch als “blaues Wunder” bezeichnet, die das Festland mit Usedom verbindet.

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Hinter Wolgast ging es dann wieder in die Ostsee hinaus und zurück in die Rügener Boddenlandschaft. Als erstes muss man da durch das Nadelöhr der Klappbrücke von Stralsund, die täglich recht selten öffnet, sodass dann immer eine Art Wettrennen durch die Brücke stattfindet.

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Danach kommt man vorbei an der Stralsunder Altstadt mit den völlig überlaufenen Stadthäfen, die wir im wahrsten Sinne des Wortes links liegen gelassen und einen weiter entfernten idyllischeren Hafen aufgesucht haben.

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Damit war diese interessante Woche auf bald zu Ende. Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt zuhause ( mal wieder ein bisschen Wohnen und die Frau besuchen Prinzessin) bin ich jetzt seit einigen Wochen ab Kiel für Sailaway unterwegs und gebe Praxiskurse, u.a. für den Sportküstenschifferschein, jeweils mit Kurztörn in die Dänische Südsee. Da gibt es jetzt eher wenig interessantes zu berichten.

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Nach sehr viel Segelei in diesem Jahr werde ich dann voraussichtlich endlich mal wieder eine längere Pause von sechs bis sieben Wochen haben, bevor es dann wieder auf die hohe See geht. Dann steht auf der “Capt. Cook” meines Freundes Tibor (der ja mit mir gerade von Teneriffa nach Malaga gefahren ist) die Atlantiküberquerung mit der ARC von Teneriffa in die Karibik an. Interessante Informationen dazu gibt es auch hier.

So stay tuned – es gibt noch viel interessantes zu berichten.

Überführung–der zweite Teil

Bei mir ist ziemlich viel los gewesen in den letzten Wochen, deshalb komme ich erst jetzt dazu, vom Rest meiner großen Überführung Teneriffa – Kroatien zu berichten.

In Benalmádena/Malaga stieg mein Freund Armin aus Prag zu, um mich auf dem Weg nach Palma de Mallorca zu begleiten. Leider gibt es von diesem Stück keine Fotos. Der erste Tag war noch halbwegs gemütlich. Wir fuhren nach Marina del Este, einer wunderschönen kleinen Marina, über die ich auch schon mehrfach berichtet habe. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass man direkt vor einem sehr guten Restaurant liegt, und sich bei entsprechendem Wetter den Aperitif direkt an Bord servieren lassen kann. Ging bei uns leider nicht – es regnete Daumen runter.

Ab dann wurde es schwierig und mein- bekanntlich ja etwas enger – Zeitplan drohte in die Binsen zu gehen. Entweder war gar kein Wind oder er kam von vorn! Nach einer durchfahrenen Nacht beschlossen wir deshalb in Cartagena, nicht weiter nach Norden zu fahren, sondern gleich herüber nach Mallorca abzubiegen. Da ging das Problem dann gleich weiter und ich hing über zwölf Stunden hinter meinem Zeitplan zurück. Also mussten wir zum ersten Mal, seitdem ich dies Geschäft betreibe, die Abreise eines Mitseglers umbauen: Da wir es selbst über Nacht nicht rechtzeitig bis Mallorca geschafft hätten, machte ich abends einen Zwischenstopp auf Ibiza, Armin stieg aus und nahm die nächtliche Schnellfähre nach Palma, jm noch seinen Flieger am nächsten Morgen zu bekommen. Ich selbst fuhr also allein weiter. Nach einigen Stunden – es war schon dunkel – sah ich auf dem Schiffsinformationssystem AIS das Signal der Fähre, rief Armin auf dem Handy an, er solle doch mal nach rechts schauen, und blinkte ihm mit meinem Scheinwerfer einen Abschiedsgruß zu.

In Mallorca erwartete mich dann das nächste Problem: Eine Woche vor meiner geplanten Ankunft dort erfuhr ich, dass zur selben Zeit in Palma eine Internationale Bootsausstellung stattfindet. Ich habe sofort per E-Mail versucht, mir einen Liegeplatz zu reservieren, aber von allen sieben Marinas im Hafen von Palma erhielt ich eine Absage! Also blieb mir nichts anderes übrig, als meinen Aufenthalt nach La Rapita zu verlegen, einer Marina gut 40 km von Palma entfernt, was natürlich die Anreise meiner neuen Crew etwas schwierig gestaltete. Am schlimmsten traf es eine Mitseglerin, der um 17 Uhr der letzte Bus nach La Rapita vor der Nase wegfuhr und die deshalb mit dem Taxi kommen musste.

Damit begann dann der heftigste Teil des Törns: Eine Woche von Mallorca bis Südsizilien und eine Woche von dort bis Dubrovnik heißt absolutes Powersegeln mit extrem wenig Landaufenthalt. Spaß gemacht hat es, glaube ich, trotzdem allen, die dabei waren. Ich hatte ja schließlich auf “Hand gegen Koje” genau das versprochen.

Vom ersten Teil: Palma – Ankerplatz auf Menorca – Mahon – Porto Teulada auf Sardinien habe ich keine Bilder. Das macht aber nichts, diese Strecke habe ich schon mehrfach beschrieben. Vielleicht nur kurz die Aufenthaltsdauern: Mahon Ankunft nachmittags zum duschen, dann Abendessen im Hafenrestaurant, dann wieder auslaufen und weiter über Nacht Richtung Sardinien. Porto Teulada auf Sardinien: Nachmittags eingelaufen, kurz geduscht, Wasser gebunkert und nach vier Stunden weder ausgelaufen.

Irgendwann waren wir dann endlich in Licata auf Sizilien, meinem Lieblingshafen, wo ich aus den letzten Jahren noch viele Freunde habe.

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Ein Teil der Crew verließ mich hier, und mit dem Rest ging ich abends in meine geliebte Bar Tiffany, wo mich schon all meine sizilianischen Freunde mit großem Hallo erwarteten. Nach der traditionell mit allen Familien verspeisten Pizza (groß, superlecker und kostet nur 4,50 €) begann dann wie immer das große gemeinsame Singen –  von sizilianischen Volksliedern über italienische Schlagerklassiker (Volare, oohooo) bis zu amerikanischem Liedgut.

Natürlich musste ich auch wieder meine sizilianischen Dialektkenntnisse beweisen und das Lied singen, dass ich mir vor zwei Jahren mühsam selbst beigebracht hatte.

Am nächsten Tag gab es vom Yachtclub in der Marina di Cala del Sole eine kleine Regatta,  an der ich teilnahm. Leider waren wir nur zu zweit an Bord, was das Handling etwas erschwerte. Auf dem Hinweg am Wind waren wir gegen die größeren Yachten bei Wenig Wind chancenlos, aber als wir nach viel Mühen für den Rückweg – zu zweit den Spinnaker hochbekommen hatten, konnten wir dann wieder etwas aufholen. Hauptsache, es hat Spaß gemacht, und das Bier und das Grillgut beim anschließenden Get-Together war lecker.

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Da liegt der Spinnaker im Bergeschlauch, schon mal zum setzen bereitgelegt.

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Witzig fand ich es, dass ich beim Briefing vor der Regatta im Sitzungssaal des Yachtclubs mich selbst an der Wand vorfand:

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Am selben Tag gab es auch in der Stadt viele Veranstaltung zu Ehren des Stadtheiligen Sant’Angelo. Unter anderem zogen auch eine Reihe von Pferdesportlern durch die Stadt und die Marina, was ein sehr schöner Anblick war.

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Dann mussten wir nur noch versuchen, den Beschlag des Spinnakerfalls zu reparieren, der uns auf dem Atlantik gebrochen war (m.E. eine für die Schiffsgröße viel zu schwache Ausführung der Werft).

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Und dann konnte es losgehen und wir fuhren durch die Abendsonne und durch die Nacht Richtung Siracusa.

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Ich war übrigens schon seit einigen Tagen gehandicapt, weil mir meine Brille kaputt gegangen war. Da ich sie aber trotzdem weiter benutzte, um wenigstens auf einem Auge den Sonnenbrillen-Effekt zu haben, sah ich eher wie ein Piratenkapitän als wie ein Segelbootskipper aus.

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In Licata stieg dann mit der neuen Crew auch der Eigner zu, der mit uns die letzte Etappe bis Dubrovnik segelte, dort dann das Schiff übernahm und es weiter nach Split überführte, wo es in der Marina Kastela dann seinen neuen Heimatliegeplatz finden sollte.

Unterwegs sahen wir jede Menge Delphine, deshalb hier endlich mal wieder ein paar Delphinfotos.

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Auf dem großen Schlag von Italien nach Kroatien konnten wir dann wieder den Parasailor setzen, was mit etwas Übung nun schon wesentlich besser ging.

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Und dann stand er:SONY DSC

Schaut Euch mal die Wolken an: Das bedeutet viel Wind!

Dieser Parasailor ist wirklich genial: Man kann das Segel locker noch bei 20 Knoten Wind (das ist Windstärke fünf!) fahren, stellt dazu den Autopiloten an, überlässt das Schiff sich selbst und widmet sich seiner Lektüre.

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Dann kam endlich nach fünf Wochen die letzte Nacht dieser langen Reise:

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Spaß hat’s gemacht, anstrengend war es und eine seglerische Herausforderung – sehr befriedigend, wenn man sie gesund und ohne Schäden gemeistert hat.

Inzwischen bin ich – da hier ja angeblich “Sommer” ist – schon seit einigen Wochen in der Ostsee unterwegs. Doch dazu mehr beim nächsten Mal.

So stay tuned!

Euer Segelwolf

wieder mal auf dem Atlantik

Wie schon angekündigt, habe ich nun die Überführung einer privaten Hanse von Teneriffa bis nach Kroatien hinter mir. Das waren fünf Wochen und fast 2.600 Seemeilen richtig heftigen Meilenfressens. Da ich nur diese fünf Wochen Zeit hatte, musste ich mich wirklich beeilen. Wer sich ein bisschen auskennt, kann ermessen, was es bedeutet, fünf Wochen lang jede Woche mehr als fünfhundert Meilen zu fahren.

Spaß hat’s gemacht, auch wenn es anstrengend war. Und Gottseidank hatte ich dank “Hand gegen Koje” und privater Kontakte jede Woche wirklich gute Mitstreiter, mit denen man solche Gewalttouren prima machen konnte. Nur ein einziges Mal hat das wegen einer Verspätung nicht geklappt, als ich jemanden in Ibiza vorzeitig  aussteigen lassen musste. Dann musste ich halt das Stück Ibiza – Mallorca über Nacht einhand segeln. Ging aber auch. Immer den Wecker stellen, rausschauen, auf dem Radar nachschauen, was sich in 25 Seemeilen Entfernung aufhält, und dann wieder 45 Minuten dösen. Bisschen anstrengend, aber man gewöhnt sich dran. Zum Schluss ist man dann ein halber Zombie Teufel

Wenn man mit neuer Crew so eine Reise startet, fährt mal am besten zuerst einmal einen Eingewöhnungsschlag, wobei der bei uns auch schon über 40 Meilen war. Es ging nach Garachico, dem kleinen Hafen an der Nordseite von Teneriffa, den ich ja schon mehrfach beschrieben habe.

Auf dem Hinweg steht einer der interessantesten Türme, die ich auf meinen Reisen gesehen habe. Recht modern, aber ästhetisch.

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Hier das obligate Liegeplatzfoto. Wer meinen Block regelmäßig liest, erkennt vielleicht, dass ich dort einen Stammplatz habe und mit allen Schiffen seit letztem Jahr immer wieder auf dem gleichen Platz lag.

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Im Hintergrund sieht man die Innenseite der Kaimauer, die den Hafen gegen das Meer verteidigt, das dort mit tausenden von Meilen Anlauf ankommt. Wie die von außen aussieht, habe ich ja im letzten Blog über Garachico gezeigt: Über 1.700 Betonblöcke a jeweils 60 Tonnen!

Auf der Innenseite hat man das Ganze mit einer ca. 12-14 Meter hohen Maier verkleidet, auf der in drei Stockwerken Galerien laufen, auf denen man spazieren gehen konnte.

Ich hatte Euch ja letztes Mal schon erzählt und gezeigt, dass die Einfahrt in den Hafen nicht ganz einfach ist, besonders bei Seegang. Und jetzt schaut Euch mal ohne Worte einfach die Bilder an, die ich diesmal von der mehr als 12 Meter hohen Mauer von innen gemacht habe:

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Krass, nicht? Besonders auf den letzten Bildern kann man gut erkennen, dass die Wucht der Brecher bereits große Teile der Betongeländer an der Galerie weggerissen hat.

Gottseidank war der Spuk am nächsten Tag vorbei, sodass wir wie geplant zum ersten großen Schlag nach Madeira auslaufen konnten.

Wie gewohnt, fuhr ich wieder in die Marina Quinta do Lorde am östlichen Ende der Insel, die ich ja schon diverse Male besucht habe. Leider hatten wir ziemlich mieses Wetter, die Marina war auch schon ziemlich leer, weil keine Saison ist.

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Schaut Euch mal auf diesem Bild den Mast der acht an, die hinter uns lag. Ein geradezu riesiges Teil aus Holland, das nur von zwei Leuten gefahren wurde und auf dem Weg von den Kanaren in die Niederlande war.

Jetzt ist halt die Zeit für die Überführungen von der Wintersaison auf den Kanarischen Inseln zurück nach Mittel-und Nordeuropa. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass ich in allen möglichen Häfen auf der Strecke Kollegen traf, die auch auf diesem Weg waren. Hier zum Beispiel war es die “Pegasus” meines ehemaligen Auftraggebers Hering, für den ich ja bekanntlich nicht mehr fahre und in Cartagena war es die “Spirit” von Schönecke, die auch von einem ehemaligen Hering-Kollegen nach Norden geschippert wurde. Insgesamt sind wir Skipper eine doch relativ kleine Gruppe, die sich in den verschiedensten Häfen halt immer wieder begegnet.

Natürlich habe ich wieder die gewohnte Inselrundfahrt mit dem Kleinbus gemacht und Abends in Funchal im “Almirante” gegessen, wo sie mich auch nun schon seit fünf Jahren kennen. Davon gibt’s aber diesmal keine Bilder, darüber habe ich ja schon mehrfach berichtet. Eine Sache möchte ich aber doch kurz zeigen, weil ich sie einfach schon fand.

Bei einem Zwischenhalt fotografierte ich einen ganz hübschen gelben Busch, der aber so aus der Entfernung nicht gerade beeindruckend aussah.

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Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, dass sich da etwas bewegte. Also ging ich näher ran. Und erst dann sah man, dass dieser Busch randvoll mit hunderten von Bienen war, die sich da fleißig am Nektar bedienten.

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Am nächsten Morgen ging es dann weiter auf die 600 Seemeilen-Strecke ins Mittelmeer. Am Anfang war das Wetter doch ziemlich heftig. Uns erwarteten draußen 30 Knoten Wind und mehr. Da aber die Windrichtung stimmt und es so irgendwo zwischen halbem Wind und raumschots war, beschloss ich, keine Zeit zu verlieren und loszufahren, zumal das Wetter sonst ja gut war. Wie windig das ist, kann man erwahnen, wenn man dieses Boot seht, dass uns am Anfang noch unter der madeirensischen Küste entgegenkam.

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Als wir dann weiter herauskamen, sah das Meer schon ein bisschen heftiger aus. Aber mit Wind schräg von hinten nd einem anständigen Reff was das alles kein Problem:

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Nach zwei Tagen aber wurde der Wind dann deutlich weniger und kam gottseidank immer noch von achtern. Also kam unsere große Stunde: Zum ersten Mal überhaupt hatte ich die Chance, einen Parasailor hochzuhieven. Das ist ein ganz besonderer Spinnaker, der besonders gut fährt, besonders böentolerant und segelbar bis 20 Knoten Wind, was ganz außergewöhnlich ist. Dafür ist er auch besonders teuer Punk

Auf jeden Fall waren Tibor und ich ziemlich stolz, als wir das Ding endlich  zum ersten Mal hochbekommen hatten.

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Hier mal ein paar Aufnahmen, wie so ein Ding während der Fahrt aussieht.

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und noch ein paar:

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Wie man auf dem nächsten Bild besonders gut erkennen kann, ist dieses Segel eng verwandt mit Gleitfallschirmen. Man kann hier deutlich sehen, dass es auf halber Höhe über die gesamte Breite einen großen Schlitz hat und darüber eine orangefarbene nach vorne außen gewölbte Lippe. Dadurch hat es außergewöhnlich gute Eigenschaften, ist aber natürlich besonders teuer in der Herstellung. Es war jedenfalls ein Riesengenuss, dieses Teil zu segeln.

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Umso schneller kam dann auch das Ende der ersten großen Etappe, die uns von Teneriffa und Madeira zunächst nach Gibraltar führte, wo wir natürlich als erste Amtshandlung die britische Gastlandflagge gesetzt haben.

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A propos Flagge: Die untenstehende Version unser Heimatflagge haben wir natürlich vorsichtshalber eingezogen, bevor wir irgendwo eingelaufen sind Flirten - Mann

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Nach Gibraltar und Estepona im Mittelmeer ging es dann noch ziemlich ereignislos bis nach Benalmádena bei Malaga, wo der erste Teil dieser großen Reise zu Ende ging.

Nach einer kurzen Verschnaufpause von nur einem Tag ging es dann frisch gestärkt weiter Richtung Balearen. doch davon später mehr.

So stay tuned!

Ja, wo isser denn?

Inzwischen bin ich ja auf der angekündigten großen Überführung der SY APONIA von Teneriffa nach Kroatien. Darüber später mehr.

Heute nur ein kurzer Hinweis: Das Boot verfügt über einen automatischen GPS-Tracker, der regelmäßig seine Position weitermeldet. Wenn Ihr also wissen wollt, wo ich gerade herumdüse, einfach den GPS-Tracker aufrufen, und sofort seht ihr eine Karte mit meiner Spur und der aktuellen Position. Sehr praktische Sache.

So stay tuned!

Garachico – Kleinod auf Teneriffa

Heute gibt es eine kleine Episode über meinen Lieblingsplatz auf Teneriffa, den ich ja letztes Jahr schon einmal ein wenig beschrieben habe. Heute aber soll es ein klein bisschen ausführlicher zugehen.

Wir starten wie gewohnt auf der Südseite der Insel, wo sich – wie auch auf der Westseite – alle Touristenhochburgen befinden. Von der Marina San Miguel hat man einen schönen Blick über den Golfplatz auf den Teide (zur Erinnerung: Mit 3.700 Metern der höchste Berg Spaniens)

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Nach einem kurzen Stück Südseite biegen wir dann nach rechts bzw. Norden ab und fahren längs der vielen Touristenorte und sind froh dabei, an Bord zu sein und nicht in einer dieser Waben herumhängen zu müssen.

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Nach einigen Stunden wird dann die Bebauung langsam dünner und hört schließlich völlig auf, weil es dann nur noch hohe Felsen gibt, die steil zum Meer hin abfallen. Kommt man dann an die Nordwestspitze der Insel und biegt nach Osten ab, empfängt uns die Wetterseite von Teneriffa. Hier brettern die Nordostwinde und –wellen gegen die Insel und die feuchte Luft regnet sich an den Hängen ab, die deshalb viieel grüner sind. Deshalb wohnten hier eigentlich alle Insulaner vor der Ankunft der Touristen – was sollten die auch auf der Südseite, wo es kein Wasser und nur trockenen Boden gibt.

Wenn Atlantikdünung nach einigen tausend Meilen Anlauf auf eine hohe Felsenküste trifft, geht da ziemlich was ab. Das Schauspiel ist schon beeindruckend. Leider kann ich Euch nicht den Lärm vorführen, den das macht, aber die folgenden Bilder geben schon ein paar Eindrücke von den bis zu 20 Metern hohen Gischttürmen.

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An dieser eher unwirtlichen Küste gründeten die Spanier im 16. Jahrhundert die Stadt Garachico (der Name gehörte ursprünglich zu einem Dorf der Ureinwohner, die ja praktischerweise nach Ankunft der Spanier relativ schnell ausstarben).

Schnell wurde Garachico –man glaubt es heute kaum – der wichtigste Hafen Teneriffas, aus dem im 16. und 17. Jahrhundert jede Menge Frachtschiffe mit dem örtlichen Wein und Zucker nach Amerika und zum europäischen Festland fuhren. Leider gab es auch schon mal heftige Rückschläge wie z.B. 1646, als ein heftiger Erdrutsch einen Teil des Ortes und 40 Schiffe vernichtete und mehr als hundert Menschen das Leben kostete.

Dieses goldene Zeitalter endete abrupt am 5. Mai 1706, als ein Vulkanausbruch des Tevejo den Ort zum größten Teil vernichtete und den alten Hafen komplett mit einem Lavastrom zudeckte. Erstaunlicherweise gab es dabei kein einziges Todesopfer.

Übrig blieb nur ein ganz kleiner Fischerhafen und Garachico verank lange im Dornröschenschlaf.

Der größte Sohn Garachicos ist – zumindest indirekt – der südamerikanische Befreier Simon Bolívar, der zwar schon in Venzuela geboren wurde, dessen Familie aber ursprünglich aus Garachico stammte. Deshalb steht auf dem wichtigsten Platz im Ort natürlich seine Statue und bis heute gibt es enge Bande zwischen Garachico und Venezuela.

Von See sieht man einen kleinen Ort mit ca. 5.000 Einwohnern an der unstreitig malerischsten Küste der Insel, der fast völlig frei von Hochhäusern und Bausünden ist und immer noch den Charakter einer alten spanischen Kleinstadt hat.

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Über die ziemlich enge und schwierige Hafeneinfahrt will ich diesmal nicht schreiben, das könnt Ihr im Beitrag “unverhofft Kanarische Inseln” vom letzten Dezember nachlesen. Heute geht es erst einmal über den Ort selbst.

Die Stadt besteht ausschließlich aus niedrigen ein- bis zweiwstöckigen Häusern im alten spanischen Stil, denen man teilweise den alten Wohlstand noch ansieht. Hier einmal einige Beispiele:

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Zentral liegt ein wunderschöner alter und sehr gepflegter Platz zwischen zwei Kirchen, der gemeinsamer Treffpunkt der Einheimischen und der paar durchreisenden Touristen ist,

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Man sitzt gemütlich an einem runden Pavillon, trinkt sein Bier oder seinen Kaffee und anschließend geht es dann z.B. in mein absolutes Lieblingsrestaurant auf Teneriffa: El Mirador de Garachico. Das Ambiente könnte ein klein wenig gemütlicher sein, aber das Essen ist außergewöhnlich kreativ und lecker und wird von hochprofessionellen und netten Kellnern serviert. Hier mal was zum Appetitanregen, als erstes gleich mein Lieblingsgericht: Das Filet vom Schwarzen Schwein:

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Aber auch Fisch etc. wird lecker zubereitet und ansprechend serviert:

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Dazu werden ganz ausgezeichnete einheimische Weine serviert, und zum Schluss kommt eine erstaunlich preiswerte Rechnung auf den Tisch.

(Hab ich vergessen zu sagen, dass natürlich auch automatisch vorher der “Gruß aus der Küche” und zur Rechnung selbstgemachtes Konfekt kommt?)

Das Wahrzeichen des Ortes ist ein vorgelagerter Felsen namens “Roque de Garachico”, wo irgendwann mal Lava ins Meer geplumpst ist:

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Von diesem Felsen geht seltsamerweise die Sage, dass dort mal vom Nordpol eine Pinguinfamilie hingereist sei. Doppelt seltsam: Was wollten die dort – und außerdem gibt es am Nordpol gar keine Pinguine!Zwinkerndes Smiley

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Wer von Euch ein bisschen Spanisch kann, der kann auf nebenstehender Tafel diese Legende nachlesen. Zumindest ist das ein hübscher kleiner Touch an der Felsenküste.

Wenn man z.B. eine nette kleine Stadtstraße wie die nachfolgende heruntergeht, kommt man zum örtlichen Fußballplatz. Der ist mit einer großen Mauer gegen See gesichert und außerdem noch mit einer Einrichtung gegen Ballverlust im Meer versehen:

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Ich habe, damit das deutlicher wird, mal einen kleinen Ausschnitt rechts oben aus dem Bild herausvergrößert:

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Man sieht hier ein quer gespanntes Drahtseil, an dem ein riesiges Netz herunter hängt, dass bei Spielen zugezogen wird und dem Ball den Luftweg ins Meer verwehrt.

Gleich daneben ist ein wunderschönes altes Nonnenkloster

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und noch ein Stückchen weiter, in der gleichen Straße, die wahrhaft beeindruckende örtliche Kfz.-Werkstatt:

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Zum Schluss aber nochmals zurück zur Marina. Diese wurde mit sehr viel Geld der EU vor wenigen Jahren erbaut und sollte neben dem Tourismus auch als Fischereihafen dienen, deswegen stammte das meiste Geld vom europäischen Fischereifonds. Allein die Mole hat über 34 Millionen Euro gekostet und besteht aus über 1.700 Zementblöcken von je 60 Tonnen. (Inwischen hat man auf den Molenkopf eine Art Skulptur gesetzt, damit ist der Hafen von See aus endlich besser zu sehen)

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Im Vordergrund liegt die allseits bekannte Santa Maria, eines der drei Schiffe, mit denen ich allein im letzten Vierteljahr hier war.

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Ich kann nur immer wieder sagen: Ein zwar altes, aber wunderschönes und extrem seetüchtiges Schiff!

Schaut Euch mal dies Gebäude an: Seit drei Jahren komplett fertiggestellt, bezahlt mit EU-Fördergeldern, und bis heute noch nicht eröffnet:

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Gebaut wurde es für die örtliche Fischereikooperative. Ich weiß aber nicht, ob es überhaupt eine gibt. Jedenfalls liegen kaum Fischerboote im Hafen und das Gebäude steht leer. Dafür muss der arme Hafenmeister schon seit Jahren in einem winzigen Container hausen – und die Duschen für uns sehen auch so aus. Am ärgerlichsten sind die Toiletten in dem Container: Das Kabüffchen ist so schmal, dass man zum aufstehen und Hose zumachen die Tür öffnen muss!Vor Wut kochen

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Für den Bau wurde aber richtig Geld in die Hand genommen und sogar die Kunst am Bau wurde nicht vergessen.Alle großen Betonplatten wurden sozusagen gestempelt:

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Daraus wurde dann die auf den ersten blick geradezu abenteuerlich hohe Molenmauer zusammengesetzt:

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Man sollte es kaum glauben, aber dieses riesige Bauwerk ist immer noch zu klein, wenn die Atlantikbrandung mal so richtig loslegt. Die nachstehenden Bilder zeigen dies in beeindruckender Weise:

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Deutlich ist zu sehen, dass die Gewalt des Wasser große Teile des Geländers der oberen beiden Etagen bereits weggebrochen hat. Kommt der Atlantik so angerauscht, sollte man die Einfahrt in den Hafen besser verschieben…

Wenn man dann Garachico wieder verläßt und sich z.B. auf den Weg nach Madeira macht (inzwischen bin ich ja sogar schon wieder im Mittelmeer, aber davon später mehr), verabschiedet sich die Insel mit einem geradezu majestätisch schönen Ausblick auf den Teide:

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Das war’s auf den Kanaren für diese Saison. Inzwischen bin ich auf der großen Überführungsreise von Teneriffa bis nach Kroatien, aber davon dann im nächsten Blog.

So stay tuned!