Der langen Reise erster Teil

Moin Freunde,

seit Ende September bin ich wieder auf Langfahrt unterwegs. Die Reise führt mich diesmal von Rügen über Kiel, den Nordostseekanal, die Nordsee, den englischen Kanal, die Biskaya,längs der spanischen und portugiesischen Atlantikküste bis Lissabon, dann weiter über Madeira, La Palma, Teneriffa nach Gran Canaria und von dort mit der ARC wie letztes Jahr nach St. Lucia in der Karibik. Wenn alles gut geht, bin ich dann am 23. Dezember wieder  zuhause – wenn nicht, gibt’s Ärger mit meiner besseren Hälfte Flirten - FrauMüdes Smiley.

A propos bessere Hälfte: Die hat mich zum Abschied von Rostock über Kiel bis Brunsbüttel begleitet, ebenso wie meine Tochter, die schon auf Rügen zugestiegen war und mit mir allein dieses große 15m-Schiff unter Segeln die 70 Meilen nach Rostock gefahren hat. Daumen hoch

In Brunsbüttel stieg dann mein Co-Skipper Marcel zu, der mich bis Gran Canaria begleiten wird. Als erstes haben wir einmal die für so eine Reise etwas popelige Nationale durch eine anständigerer Größe ersetzt. Auf der Ostsee kann ein Charterboot sicher damit fahren, aber auf den Atlantik gehört für mich bei einem Boot dieser Größe eben etwas anderes.

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Über die ersten Etappen  bis Kiel gibt’s nicht viel zu berichten. Normales Ostseesegeln eben. Leider war das Wetter nicht allzu toll, aber meine Hoffnung ist ja, das es auf meiner Reise von Woche zu Woche wärmer wird…

Im Kiel Kanal klarte es etwas auf, sodass wir eine halbwegs schöne und ruhige Überfahrt bis zu unserer Übernachtungsstelle in Brunsbüttel hatten.

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Dort stiegen dann Frau und Tochter aus.

Aber dann…

Am nächsten Morgen kamen die ersten Ausläufer der Sturms auf uns zu, der in den nächsten Tagen für Chaos in ganz Nord- und Ostdeutschland sorgen sollte. Ich handelte mir  schon meine erste Planverspätung ein, weil ich natürlich entschied, bei dem dräuenden Sturm mit Orkanböen nicht in die Nordsee zu laufen,sondern nur einmal 17 sm quer über die Elbe nach Cuxhaven, weil wir da besser liegen und die Einkaufsmöglichkeiten besser sind.

Diese kurze Querung mit der neuen Crew von zwei Mann machte ich sicherheitshalber unter Maschine, da am ersten Tag Windstärke 8 für die Leute ja nicht so lustig ist. Um so größer war dann mein Erstaunen, als uns die “Wappen von Bremen”, eine der bekanntesten deutschen Yachten, cool unter Segel überholte und trotz gegenan kreuzens immer an unserem Bug vorbei dennoch schneller in Cuxhaven war als wir.

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Die “Wappen von Bremen IV” ist eine der bekanntesten deutschen Hochseeyachten und eine der drei Yachten der Segelkameradschaft “Das Wappen von Bremen”, die sich seit 1934 um das Hochseesegeln in Deutschland verdient machen. Die Yacht ist aus Aluminium, 16,80 m lang und hat zehn Schlafplätze. Seit Jahrzehnten machen die die Yachten tolle Reisen um die Welt, um die selbst ich als erfahrener Skipper die Kollegen beneide. Letztes Jahr ging’s zum Beispiel zur Olympiade nach Rio.

Die Jungs und Mädels sind ja eine ganze Weile vor mir her gekreuzt. Es war eine absolute Freude, die Seemannschaft an Bord z.B. in der Schleuse zu beobachten und mit welcher Präzision und Schnelligkeit die Crew bei den Wenden funktionierte. Chapeau –  und das alles bei richtig viel Wind.
Nicht dass wir uns falsch verstehen: Auf einer Bavaria mit Rollgroß und einer Dreimanncrew, die am ersten Tag zusammen ist, wollen und können wir uns damit nicht vergleichen. Aber in den nächsten Tagen bekomme ich meine Crew auch noch vernünftig hin.

In Cuxhaven war dann aber erst einmal Endstation. Der Sturm düste heftig über uns hinweg, an ein Rausfahren war nicht zu denken, das wäre lebensgefährlich geworden. Hier mal ein paar Bilder aus dem Yachthafen, als es heftig anfing zu blasen:

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Beachtet mal, wie schräg die Boote am Steg liegen!

Es ging da ziemlich über zu kehr. Im Laufe des Vormittags erschienen alle möglichen Eigner –  teilweise in ihren Büroanzügen – um zusätzliche Leinen auszubringen und alles zu sichern.

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Ich selbst hatte bei uns an Bord fünf (!) Vorleinen und Vorsprings ausgebracht (und eine Achterleine). um das Boot am Steg zu halten. So etwas in einem Hafen hab auch ich noch nicht erlebt.

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Zum Schluss einfach noch ohne Worte einfach mal am Liegeplatz den Windmesser abfotografiert:

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Und das ist der Blick aus unserem Cockpit über die Hafenmauer. Und draußen tobt die Elbe…

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Auf dem nächsten Teilstück hatte ich wieder das Problem, das mich immer trifft, wenn ich mit großem Schiff und kleiner Crew unterwegs bin: Es bleibt einfach keine Zeit zum Fotografieren. Deshalb gibt es vom üblen Wetter, das wir bezwangen, leider keine Fotos. Aber Geduld, ich arbeite an Plänen, das für die Zukunft zu ändern und Euch spannende Bilder zu liefern. Auf dem Segelwolf-Blog stehen nächstes Jahr größere Veränderungen bevor. Seid gespannt!

Am Tag darauf war der Wind soweit abgeflaut, dass ich das Auslaufen verantworten konnte, schließlich fahren wir ja ein großes und mit über 18 Tonnen auch schweres Schiff. Die Hafenmeisterin erklärte uns zwar für leichtsinnig und verrückt, aber das sind wir nicht. Ich bin schon vorsichtig und gehe für Besatzung und Schiff keine unnötigen Risiken ein. Aber mit einem gut vorbereiteten Schiff, einer vernünftigen Crew und einem erfahren Skipper kann man durchaus auch Starkwind abreiten.

Und das haben wir getan! In der deutschen Bucht erwarteten uns Winde zwischen 6 und 8 Beaufort. Schon stärker, aber mit dem großen Schiff kein Problem. Meine Crew fühlte sich zu keinem Zeitpunkt unsicher, wie sie mir bestätigte. Es bestätigte sich aber auch hier wieder der alte Spruch, dass die Schiffe mehr aushalten als die Besatzung: Einem Crewmitglied war so gründlich schlecht, dass er bis den Helder keine große Hilfe war. BlitzTrauriges Smiley

Und nach den Helder mussten wir. Bei solchem Wetter gibt es in den ganzen deutschen und holländischen friesischen Inseln praktisch keine Alternative. Das einzige wäre Borkum gewesen, aber mit viel Welle im Seegatt und ca. 30 Seemeilen Umweg lockte mich da auch nicht gerade viel. also durch.

Und jetzt sind wir schon wieder weiter – bei so einer Überführung habe ich es ja eilig. Also eine Nacht von den Helder in Holland nach Nieuwport in Belgien durchgesegelt, Dort in der zweiten Nacht gegen Mitternacht angekommen. Am nächsten Vormittag weiter nach Boulogne-sur-mer in Frankreich, Ankunft ebenfalls nachts um zwölf. Dort stieg dann unser vierter Mitstreiter Bernd ein, was mich ein wenig entlastet. Und jetzt sind wir schon wieder unterwegs auf einem Nachtschlag nach Le Havre.

Vorhin habe ich mit dem Deutschen Wetterdienst telefoniert. Damit ist meine weitere Routenplanung Makulatur, die vorsah, am kommenden Sonntag von Guernsey aus die Biskaya-Überquerung Richtung La Coruna zu starten. Leider kommt uns da ein heftiges Sturmtief in die Quere, das wohl Wellenhöhen von 7 Metern und Böen bis 11 Beaufort bringen soll. Das warten wir lieber ab. Aber alles hat seine guten Seiten: Dadurch habe ich doch noch Gelegenheit, einige meiner Lieblingsplätze in Frankreich anzulaufen. Wie es uns da erging, lest Ihr dann im nächsten Blog.

So stay tuned.

neues Land–neues Boot

Jetzt also mal einen Katamaran. Und dann in einem Revier, das ich noch nicht kannte.

Aber der Reihe nach:

Vor einiger Zeit lernte ich Ulli Baussmann kennen, der mit seiner PAGOMO (oder genauer gesagt, seinen PAGOMOS) Kroatien unsicher macht. Daraus entstand die Idee, das Katamaransegeln kennen zu lernen und zukünftig bei Törns zu kooperieren. Also machte ich mich am Samstag vor einer Woche auf den Weg nach Split und von dort aus weiter nach Skradin in die ACI Marina

ACI Marina in Skradin

Zu fünft bestiegen wir den 40 Fuß Katamaran PAGOMO II, um auf einem Mitsegeltörn zu erkunden, ob man in diesen Gewässern so früh im Jahr schon Spaß am Segeln haben kann.

Das Fazit vorneweg: Man kann! Es ist zwar noch ein bisschen frisch (so 12-14 Grad meistens), aber das hat man in der Ostsee ja auch schon mal), aber Wind hatten wir reichlich (davon später mehr), die Landschaft ist schön und abwechslungsreich und die Tatsache, dass alles noch mehr oder weniger geschlossen ist, kann man nicht nur als Nachteil, sondern auch als Vorteil sehen. Seglerisch war es jedenfalls ein toller Törn.

Das hier ist die PAGOMO II mit Yours truly:

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Wer genaues über das Schiff und die Törns nachlesen will, geht auf die Pagomo-Webseite, dort findet man auch alle Fotos unseres Törns, wenn man mehr sehen mag, als ich hier zeigen kann.

Skradin liegt am Fluss Krka, den man erst eine Weile hinunter fahren muss, bin man in die Inselwelt der dalmatinischen Adria kommt.

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Man kommt unter beeindruckenden Brücken durch

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bis man dann an die Flussmündung nach Sibenik kommt, wo wir nicht nur noch ein Crewmitglied aufnahmen, sondern uns auch noch mit frischem Fisch versorgten.

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Am Anfang des Törns hatten wir zumindest zeitweise noch so wenig Wind, dass wir den neuen Spinnaker ausprobieren konnten. Für einen alten Monohull-Fahrer (also jemand, der auf Einrumpf-Booten groß geworden ist) ist es ganz erstaunlich, dass man einen symmetrischen Spinnaker einfach so mit vier Leinen (zwei Schoten und zwei Achterholer) fahren kann, ohne einen Spinnaker-Baum zu verwenden. Das kenne ich sonst nur von asymmetrischen Gennakern. Das vereinfacht natürlich das ganze Manöver, sodass sich das Teil mit relativ wenig Arbeit ratzfatz setzen und wieder bergen lässt.

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Leider hatten wir zu wenig Gelegenheit, damit mehr Erfahrung zu sammeln, da es den Rest der Zeit so heftig blies, dass an Spinnakersegeln nicht zu denken war.

 

 

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Es wurde dann von Tag zu Tag mehr Wind. Der große Vorteil war allerdings, dass die kroatische Inselwelt (z.B. die Kornaten) uns so abschottete, dass sich keine große Welle entwickelte und das Segeln mit wenig Welle und viel Wind auf einem Katamaran einfach der Hit war.

Fotomäßig haben wir auf dem Windmesser so ziemlich genau den Moment des stärksten Windes abgepasst. Schaut mal genau hin:

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Ihr habt richtig gesehen: 54,3 Knoten Windgeschwindigkeit, und das fast am Wind auf einem Katamaran! Das ist lt. Beaufort-Skala schwerer Sturm, also am obersten Ende der Windstärke 10!

Ach ja, die Besegelung: Wir fuhren unter zweifach gereffter Genua und konnten erstaunlicher weise sogar noch ein wenig Höhe laufen. Unsicher haben wir uns zu keinem Zeitpunkt gefühlt; und mein Vertrauen in die Katamaran-Segelei im Allgemeinen und dieses Schiff im Besonderen ist mächtig gewachsen.

Auch wenn es keine Schräglage gibt: Alle seemännischen Grundregeln und Vorsichtsmaßnahmen gelten natürlich auch auf einem Kat. Also: Rettungswesten anziehen!

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Ach ja, da das Bimini eines Kats besonders stabil gebaut ist, konnte ich mir endlich mal wieder meine Lieblingshalterung basteln und an Bord stehen wie in der Straßenbahn.

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Es ist schon ein witziges Gefühl, wenn man – abgesehen von ein paar Wellen-Schaukeleien völlig gerade und wie auf Schienen durchs Meer schiebt. Macht aber Spaß!

Was man etwas üben muss ist wenden: Wenn man nicht ausreichend lange die Genua back stehen und mithelfen lässt, kommt man in die Gefahr, in der Wende zu verhungern. Dafür ist das Manövrieren mit zwei Maschinen einfach ein Genuss. Mit ein bisschen Übung kann man den Kahn auf dem Teller drehen und zentimetergenau bugsieren.

Naja, was ich da erzähle, ist ja für Kat-Fahrer nix Neues, aber da ich ja seit frühester Jugend auf Einrümpfern sozialisiert worden bin,war es schon etwa Neues für mich.

Jedes Schiff ist konstruktionsmäßig ein Kompromiss zwischen wider-streitenden  Anforderungen. Bei Katamaranen liegt – neben den sehr guten Raumschots-Segeleigenschaften – das Schwergewicht eindeutig beim Platzangebot. Auf weniger als 12m Länge vier Doppelkabinen, zwei Bäder und einen geradezu riesigen Salon hinzukriegen, geht eben nur im Katamaran. Hinzu kommt natürlich die – auch in dieser Inselwelt sehr nützliche – Flexibilität, bei nur 1,10 Meter Tiefgang Häfen und Buchten anzulaufen, wo man mit einem gleich langen Einrumpf-Schiff kaum hin kommt.

Alles in allem war es eine schöne Woche, die mich für das, was wir vorhaben, bestimmt gut vorbereitet hat – nur ein klein bisschen wärmer hätte es sein können…

Wie schon gesagt, war in der ersten Märzwoche noch viel geschlossen, wir haben auch in der ganzen Woche nur vier andere Yachten gesehen. Aber dann passieren halt tolle Erlebnisse, die man in der Hauptsaison wohl eher nicht erlebt: Wir lagen als einziges Schiff in einem Hafen, als ein  Mann vorbei ging, der das Haus direkt vor unserem Liegeplatz bewohnte. Wir kamen ins Gespräch und Aleksandr lud uns ein, für zwanzig Euro pro Nase uns ein leckeres Essen mit frisch gefangenem Fisch bei ihm zu verzehren. Gesagt, getan: Zwei Stunden später saßen wir bei ihm in einer Art Scheune, wo er in einem riesigen Kamin allerlei frisch gefangenen Fisch grillte und uns mit frischem Mangold servierte. Dazu gab’s lokalen Wein und anschließend zur Verdauung einen grappaähnlichen Traubenschnaps, den er selbst destilliert hatte. Ein hervorragendes Gesöff, wie Euer Chronist gründlich überprüft hat (Die Nacht war schwer…). Hier ein paar Impressionen dieses netten Abends.

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Aleksandr – unser Gastgeber und Koch mit seinem internationalen Gästebuch

Ja, und am Freitag Abend ging dann eine schöne und interessante Segelwoche zu Ende. Kroatien – dies Revier sieht mich mit Sicherheit wieder!

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Ach ja, zum Schluss noch:

Stay Tuned! Im April geht es dann wieder  auf der ORION in Sizilien weiter. Wer zwischen dem 12.4. und 10.6. 2014 Zeit und Lust hat, melde sich bei mir – ich freu mich über jeden Mitsegler.

Bis denn dann!

Euer Segelwolf

War das ein Ritt

KEs fing alles ganz harmlos an. In Las Palmas de Gran Canaria kam de neue Crew an Bord. Nach dem üblichen Großeinkauf für den langen Törn ins Mittelmeer segelten wir am Ostersonntag den ersten Eingewöhnunsschlag nach Santa Cruz auf Teneriffa. Naja, segeln ist gut – Kein Wind und neun Stunden unter Motor.

Am nächsten Tag ging es dann auf den ersten Hochseeschlag nach Madeira über ca. 275 Seemeilen Atlantik-Blauwasser.   Da wir ja nun Tag und Nacht segeln müssen, steht als erstes einmal eine Wacheinteilung an. Unser Schiff ist auf diesem Langstreckentörn absichtlich voll besetzt mit acht Leuten. Das hat den Vorteil, dass der Skipper nicht mit Wache gehen muss, sondern jederzeit gerufen werden kann und trotzdem wenigstens ein Minimum an Schlaf bekommt.  Bei der Segelei hat sich bei mir ein System bewährt, das nachts Wachen von drei Stunden und tagsüber Wachen von vier Stunden vorsieht. Bei drei Wach-Crews sieht das wie folgt aus:

Uhrzeit

1. Tag

2. Tag

3. Tag

21 – 24

A

B

C

00 – 03

B

C

A

03 – 06

C

A

B

06 – 09

A

B

C

09 – 13

B

C

A

13 – 17

C

A

B

17 – 21

A

B

C

 

Wie man hieraus erkennt, verschieben sich die Wachdienste pro Crew jeden Tag um eine Wache, sodass gerechterweise jede einmal angenehme Uhrzeiten und auch jeder einmal die unangenehme “Hundewache” von Mitternacht bis drei Uhr hat.

Los ging es, wie die letzte Etappe aufgehört hatte. Wir legten Mittags um halb zwei in Santa Cruz ab und mussten erst einmal, von wenigen kurzen Intervallen abgesehen, 24 Stunden unter Motor laufen. Zeit genug, mal zwischendurch leckere Snacks zu reichen,

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Aber Dann gings los, und das gleich heftig: Dienstags um eins fingen wir an zu segeln, um vier musste ich schon zwei Reffs ins Großsegeln binden und um acht Uhr abends wurde die Genua gegen die Sturmfock getauscht, die wir vorsichtshalber schon am zweiten Vorstag, dem Kutterstag angeschlagen hatten.  Der Himmel zog sich zu, Schauer gingen durch und die Atlantikwellen erreichten schon mal 3 – 4 Meter Höhe.

Das war ja alles noch normal. Mit der richtigen Kleidung ist so ein Wetter ja  überhaupt keine Sache. Zeitweise hatten wir weit draußen auf dem Atlantik sogar noch einen Passagier, der sich mehrere Stunden bei uns ausruhte, bevor er weiterflog.

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Jedenfalls war die Mannschaft bei Windstärke 5 – 6 besten Mutes.

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Als wir aber dann in die zweite Nacht kamen, wurde es heftig. Der Wind nahm immer mehr zu, bis wir dann gegen Morgen, so um sechs Uhr Böen mit Spitzengeschwindigkeiten von 50 Knoten hatten – das ist ausgewachsener Sturm mit maximal Windstärke 10 !Da hatte sich dann im Laufe der Nacht die sowieso schon recht hohe und lange Atlantikdünung zu strammem Seegang aufgebaut. Es ist schwer zu schätzen, aber eine Wellenhöhe von 8 Metern hatten wir mindestens.

Zum fotografieren hatte ich in dieser Zeit wenig Gelegenheit, außerdem ist so etwas schwer auf Fotos abzubilden. Aber vielleicht geben die paar Bilder, die ich gemacht habe, zumindest eine Ahnung der Naturgewalten, mit denen man es zu tun hat.

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Das alles mag sich vielleicht für den Laien gefährlich anhören, ist es aber keineswegs. Unsere gute ORION ist für solches Wetter gebaut und zugelassen worden. Alle Sicherheitseinrichtungen, die deutsche Behörden fordern, sind an Bord und noch viel mehr. Bei der richtigen Besegelung (in diesem Fall 2. oder 3. Reff und Sturmfock am Kutterstag) läuft das Bott auch bei diesem >Wind wie auf Schienen und man hat in keinem Moment irgendein Gefühl von Unsicherheit oder sogar Angst. Und das sag nicht nur ich, sondern das bestätigen mir auch alle Crewmitglieder, die dabei waren.

Natürlich bedarf es dazu eines gepflegten und gut gewarteten Schiffs wie der ORION. Gleichzeitig mit uns fuhr in Las Palmas ein anderes Boot los, das eigentlich auch Kojencharter fahren sollte. Gottseidank fanden sich aber keine Kunden, die auf diesem Seelenverkäufer unter griechischer Flagge mitfahren wollten. Nachdem schon in Gran Canaria laufend repariert wurde, traute man sich schließlich zu dritt auf die Heimreise ins Mittelmeer. Neben vielen anderen kleineren Dingen funktionierte die Genua nicht richtig, das Sturmvorsegel war nicht am klappernden Kutterstag zu fahren und zu allem Überfluss fiel bei diesem Sturm auch noch die Maschine aus, ganz zu schweigen von kaputt gehenden Lenzpumpen und was weiß ich noch alles. Der arme Skipperkollege von mir musste schließlich einen Dringlichkeitsruf absetzen und sich am Morgen des Sturmtages von der Seenotrettung in den Hafen schleppen lassen. Nie würde ich auf einem solchen Kahn auch nur einen Meter fahren.

So, und nachdem wir uns alle erholt haben, wird dann der nächste Bericht die Fortsetzung meiner letztjährigen Liebeserklärung an die Blumeninsel Madeira

Sturmritt übers Mittelmeer

Ich habe immer noch Probleme mit meinem Laptop. Nach dem großen Virusbefall ist zwar soweit wie möglich alles wieder ok, aber seltsamerweise lassen sich einige Programme trotz Neuinstallation nicht starten. Ich hab noch nicht herausgefunden, warum. Leider ist davon auch mein USB UMTS Stick betroffen, sodass ich immer bis zum nächsten WLAN warten muss, bis ich was übertragen kann.

Als wir am Donnerstag Mittag in Menorca die Leinen loswarfen, um nach Sardinien zu segeln, wußte ich natürlich schon, dass da einiges auf uns zukommt bei diesem Schlag von 200 Meilen über die offene See. Aber was dann kam, war dann doch mehr als gedacht. Wo, bitte, ist die Telefonnummer der Seewettervorhersage? Ich möchte mich beschweren, weil ich das so nicht bestellt hatte.

Zunächst fing alles ganz harmlos an. Beim Auslaufen begegneten wir noch einigen wunderschönen alten Schiffen, die an der Regattaserie für klassische Yachten um den Pokal des spanischen Königs teilnahmen.

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Da hatten wir dann noch Windstärke drei. Kaum waren wir dann draußen auf dem Meer, war es dann schon vier und im Laufe des Nachmittags briste es dann auf auf Windstärke sechs, das heißt etwa 25 Knoten oder 45 km Wingeschwindigkeit. Das ist für ein Segelboot schon ganz anständig, aber kein Problem. Gegen Abend wurde es dann noch mehr und wir hatten Windstärke 7, in Böen teilweise 8.

Wenn man rechtzeitig die Segelfläche entsprechend verkleinert, ist natürlich auch das kein Problem, der Wind hatte dann knapp 30 Knoten und in der Spitze vielleicht 35 Knoten (65 Stundenkilometer) Geschwindigkeit. War nahmen deshalb nachts das (natürlich schon lange vorher anständig gereffte Großsegel ganz herunter. Ich hatte schon vorher in Mahon unsere kleine Arbeits- bzw. Sturmfock anschlagen lassen, die bei Wind viel besser geeignet ist als eine gleich große halb aufgerollte Roll-Genua (dies für die Segler unter Euch).

Die Besegelung bei einem solchen Wetter sieht dann so aus:

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Ganz schön wenig im Vergleich zum Foto davor, nicht? Reicht aber völlig, um bei geeigneter Windrichtung, die zwölf Tonnen schwere ORION mit Rauschefahrt durchs Wasser zu prügeln.

Klar ist, dass der Skipper bei so etwas zu allererst für die Sicherheit der Mannschaft zu sorgen hat. An Deck haben alle ihr Ölzeug an, dazu eine Rettungsweste und einen Lifebelt. Das ist eine geteilte Leine bzw. Gurt mit Karabinerhaken, um sich überall festzuhaken. Es wind dann an Deck und im Cockpit kein Schritt unternommen, ohne gesichert zu sein. Natürlich geht der Skipper  da mit gutem Beispiel voran:

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Auf Fotos sieht der Sturm mit den dazugehörigen Wellen (bei uns waren sie dann am Freitag in der Spitze vielleicht im Schnitt zwei Meter und die höchsten dreieinhalb Meter hoch) nie so beeindruckend aus wie in Wirklichkeit. Ich versuchs trotzdem mal mit ein paar Impressionen.

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Viel besser sieht man so etwas z.B. in folgendem kleinen Film, für den ich meinem Mitsegler Joachim L. herzlich danke:

So, für heute mach ich Schluss. Es ist halb eins nach einem langen Segeltag <ich werde gut schlafen, es ist nicht mehr so heiß und draußen regnet es auf unser Deck.