Lange habe ich nichts von mir hören lassen. Nach sechs Wochen zuhause in Deutschland bin ich jetzt auch schon wieder über vier Wochen hier in Sizilien auf der Orion.
Die Gründe, weshalb ich nichts veröffentlicht habe, sind vielfältig. Der wichtigste: Es gab wenig, was ich für berichtenswert hielt. Neben verschiedenen Törns, über die ich ja schon vielfältig geschrieben habe (Malta, Gozo, Syrakus), lag das Boot einige Zeit im Hafen, weil wir diverse Wartungsarbeiten und Einbauten vornahmen. So hat die ORION zum Beispiel eine neue Webasto-Heizung erhalten, falls es denn doch mal kalt werden sollte.
Mein letzter Törn, von dem ich gerade zurück gekommen bin, hatte allerdings das volle Programm: Es begann auf dem Weg nach Westen mit viel Flaute, aber als wir dann auf der Insel Favignana ankamen, drohte schon Ungemach. Wir haben zwar noch eine schöne sternenklare Nacht vor Anker verbracht, aber gegen vier Uhr morgens fing es bereits heftig an zu blasen. Gottseidank hatte ich mit sehr viel Sorgfalt unseren Anker richtig fest gefahren, sodass trotz des heftigen Windes wir bombenfest lagen. Wir wollten eigentlich danach auf die andere Seite der Insel und uns die Hauptstadt von Favignana anschauen (Der Segelwolf hat ja über deren Sehenswürdigkeiten letztes Jahr ausführlich berichtet), aber als wir morgens den Anker lichteten, hatten wir bereits 30 Knoten Wind, das ist immerhin schon Windstärke 7. Aber das alte Schlachtross ORION hat auf See mit solchem Wetter überhaupt keine Probleme. Großsegel ins dritte Reff, die kleine Sturmfock am Kutterstag aufgezogen – und ab ging die Post! Unterwegs hatten wir dann in den Böen bis zu 40 Knoten Wind, das ist so an der Grenze zwischen 8 und 9 Beaufort. Und das ganze nur zu Dritt. ber wie gesagt, die ORION macht das schon und so kam auch bei meiner Crew zu keiner Zeit Angst auf.
Das einzige Problem war dann das Anlegen in Trapani. Mit 35 Knoten Wind von der Seite eher weniger lustig, wir haben es aber hinbekommen, ohne das alles zu Kleinholz wurde.
Das Ganze war nur der (schneller als vorhergesagt angekommene) Ausläufer des heftigen Sturmtiefs, das Sardinien verwüstet hatte und dort wohl 17 Tote auf dem Gewissen hat.
Nur damit das klargestellt ist: Man segelt bei solchem Wetter nicht freiwillig raus. Es gibt aber Situationen, wo man eben muß, und das war so eine. Wir konnten halt einfach dort nicht bleiben wo wir waren, als das vorzeitige Unwetter losging.
Fotos gibt’s von all dem leider keine. Mit der kleinen Crew war mir nicht nach fotografieren.
So, das war aber jetzt genug Text ohne Bilder. Heute gibt es zur Abwechslung mal einen Bericht über den Segelwolf an Land in unserem Stützpunkthafen Licata. Wir liegen dort in der Marina di Cala del Sole, einer der wenigen sizilianischen Marinas mit Komfort in europäischem Standard (naja, mit einem leichten sizilianischen touch natürlich…). Irgendwann sollen hier mal 1.200 Boote liegen. Na, noch ist es nicht so weit.
Licata ist eine sizilianische Kleinstadt mit ungefähr 38.000 Einwohnern. Die historische Altstadt liegt direkt neben dem Yachthafen und hat für mich einen ganz besonderen Charme, da sie so überhaupt nicht touristisch ist. (Natürlich gibt es hier im Sommer jede Menge Touristen – aber nur Italiener).
Hier einfach mal ein paar Impressionen aus der Altstadt:
Wie überall rund um das Mittelmeer sind die Gassen sehr schmal gebaut, um im Sommer Schatten zu spenden, da es sonst sehr heiß wird.
All dies sieht zunächst recht ärmlich aus. Wenn man aber mal genauer hinschaut oder mit den Leuten spricht, dann merkt man, dass einfach auf das äußere Erscheinungsbild der Häuser in der Altstadt kein Wert gelegt wird. Innen drin sind das teilweise wunderschöne und komfortable Wohnungen. Der Putz mag ja abfallen, aber hinter so einer Haustür verbirgt sich keine ärmliche Behausung.
Wie überall auf Silzilien finden sich hier jede Menge schöne Barockgebäude, aber auch neuere interessante Bauten. Alle sind lebendig und in Benutzung, sei es als Bank, als Rathaus, als Schule oder was auch immer.
Steigt man den Berg ein bisschen höher, erhält man einen schönen Ausblick auf den Fischerhafen und links davon unseren neuen Yachthafen. Insgesamt ist die Licazteser Hafenanlage sehr großzügig gebaut und deshalb außergewöhnlich gut vor Unwettern geschützt.
Das hier ist der Fischereihafen. Hier liegt auch das Boot, auf dem mein Freund Lillo Fischer ist.
Das ist die linke Hälfte des Hafens. Man erkennt die erste Ausbaustufe des Yachthafens. Irgendwann soll dieser Teil mal voll mit Stegen sein.
Links der Yachthafen, rechts davon der Eingang zum Fischereihafen.
Mittlerweile habe ich hier eine Clique von unheimlich netten Italienern gefunden. Nahe gekommen sind wir uns über das Gitarrenspiel. Über einen österreichischen Yachtie habe ich hier eine Kneipe gefunden, wo im Sommer immer Italiener saßen, die Musik machten, hauptsächlich sizilianische Volksmusik und italienische Schlager. Ich hab den Jungs interessehalber auf die Finger geschaut, um zu sehen, welche Akkorde die spielen – und schwupps, drückte mir einer einfach seine Gitarre in die Hand, und was daraus wurde seht ihr hier:
Wie man sieht, spielen wir nicht nur Gitarre und singen, sondern feiern auch zusammen. Das ist meine Methode, italienisch zu lernen – besser als jedes Lehrbuch. Inzwischen bin ich als Gruppenmitglied voll akzeptiert und fühle mich in diesem Kreis pudelwohl.
Neben den abendlichen Sitzungen (inzwischen ob des schlechteren Wetters etwas seltener geworden) treffen wir uns Samstag Nachmittags im historischen Zentrum in einer zum Probenraum umfunktionierten ehemaligen Werkstatt. Da geht es denn musikalisch etwas heftiger zur Sache. Wir schmettern da alles mögliche, von Domenico Modugno bis Creedence Clearwater Revival und Eagles (natürlich auf Italienisch – was denkt Ihr denn!)
Neben mir seht ihr hier Antonio, einen Baumaschinenfahrer, Piero, der eine kleine Werft besitzt, Lillo, gelernter Bäcker und jetzt Fischer, dazu noch einen pensionierten Fischdampferkapitän und einen pensionierten Polizisten. Wir haben, wie man sieht, viel Spaß zusammen.
Diese Woche haben wir hier eine Inspektion der Berufsgenossenschaft Verkehr. Da wir ein gewerbliches Schiff sind, muss es alle zwei Jahre überprüft werden, um das deutsche Schiffssicherheitszeugnis zu erhalten. Danach geht es dann nochmal auf einen Törn und am 8. Dezember fliege ich nach zwei Monaten wieder einmal nach Hause.
So liebe Leser, das war’s für heute. Bald gibt’s wieder was vom Segelwolf. Bis dahin: Bleibt gesund und habt Spaß am Leben!
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